Großjedlersdorf

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Ort
Datum von 1150
Datum bis 1905
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Vrliugestorf
Benannt nach
Bezirk 21
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 28498
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 21.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns

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48° 16' 44.19" N, 16° 24' 26.44" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Großjedlersdorf (21), ehemalige selbständige Ortsgemeinde.

Die erste Erwähnung als „Vrliugestorf" finden wir um 1150. Das alte Straßendorf liegt in der Mulde eines verlandeten Donauarms. Das Gebiet (zwischen Prager und Brünner Straße) war 1280-1782 im Besitz des Frauenklosters Tulln (Schenkung Rudolfs von Habsburg 1280, Aufhebung des Klosters durch Joseph II. 1782). Der Ort wurde 1529, 1683 und 1809 zerstört und 1714 durch eine Feuersbrunst verwüstet. Die ursprünglich durch den Ort führende Brünner Straße geht seit der Straßenregulierung unter Karl VI. (1728) am Ortskern vorbei (Reichsstraße). Unmittelbar nach der Auflassung der Grundherrschaft des Tullner Klosters entstand 1782 als Teil von Jedlersdorf zwischen Prager und Brünner Straße die (seit 1804 selbständige) Gemeinde „Jedlersdorf am Spitz" (auch „Klein-Jedlersdorf oder kurz „Spitz" genannt); der Ortsteil „Spitz" blieb bis 1870 selbständig, dann wurde er mit Floridsdorf vereinigt. 1809 brannten die Franzosen Jedlersdorf nieder, 1830 fielen dem Donauhochwasser 19 Menschen zum Opfer.

Am Beginn und nach der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Jedlersdorf zu einem ansehnlichen Fabriksort („Neujedlersdorf), wobei der Bau der Nordwestbahn (1872) diese Entwicklung förderte. 1869 wurde die Lokomotivfabrik (LOFAG; Betriebseinstellung 1969), 1870 das Gaswerk der „Imperial-Continental-Gas-Association"(Betriebseinstellung 1912; heute Schlingerhof und [seit 1926] -markt), 1871 die „erste Österreichische Jute-Spinnerei und Weberei", 1884 die Schraubenfabrik „Brevillier & Co. unter anderem Urban & Söhne" errichtet.

Am 26. Mai 1894 verlor Großjedlersdorf rund 37 % seiner Fläche mit über zwei Drittel seiner Bevölkerung an die vergrößerte Gemeinde Floridsdorf; der verbliebene Teil bildete die Katastralgemeinde JedlersdorfI (ab 1951 Katastralgemeinde Großjedlersdorf I). Floridsdorf und die Restgemeinde Großjedlersdorf wurden 1905 (mit anderen Orten am linken Donauufer) nach Wien eingemeindet und bildeten den 21. Bezirk (Floridsdorf).

Die Pfarrkirche ist dem heiligen Karl Borromäus geweiht (Großjedlersdorfer Kirche).

Häuser

  • 1258: 28
  • 1590: 44
  • 1715: 37
  • 1751: 48
  • 1783: 56
  • 1795: 78 (samt am Spitz)
  • 1819: 81 (davon 19 am Spitz)
  • 1822: 78
  • 1830: 81
  • 1840: 84
  • 1851: 89
  • 1869: 138
  • 1880: 261
  • 1890: 296
  • 1900: 379

Einwohner

  • 1783: 300
  • 1812: 517
  • 1818: 674 (davon 150 am Spitz)
  • 1830: 535
  • 1840: 544
  • 1846: 647
  • 1851: 646
  • 1857: 1.081
  • 1869: 1.724
  • 1880: 6.367
  • 1890: 7.834
  • 1900: 12.084

Ortsrichter und Bürgermeister

Siehe: Unser schönes Floridsdorf. Blätter des Floridsdorfer Heimatmuseums. Band 14. Wien: Museumsverein Floridsdorf 1980, S. 41.

Quellen

Literatur

  • Raimund Hinkel / Bruno Sykora: Heimat Floridsdorf. Mit erstem Floridsdorfer Straßenverzeichnis. Wien: Eipeldauer 1977, S. 43 ff., 48 ff.
  • Der 21. Wiener Gemeindebezirk. 1926, S. 42ff.
  • Hans Smital: Geschichte der Großgemeinde Floridsdorf. Wien: Verlag der Gemeinde 1903
  • Franz Polly: Floridsdorfer Spaziergänge. 1989, S. 31 ff., 191 ff. (Betriebe), 228f. (Friedhof)
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 96 f.
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 36
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 121
  • Felix Czeike: XXI. Floridsdorf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 21)
  • Zur Jedlersdorfer Ortsgeschichte. In: Bll. Unser schönes Floridsdorf. Band 2. Blätter des Floridsdorfer Heimatmuseums. Wien: Museumsverein Floridsdorf 1968, S. 8 ff.
  • Unser schönes Floridsdorf. Blätter des Floridsdorfer Heimatmuseums. Band 14. Wien: Museumsverein Floridsdorf 1980, S. 41 (Dorfrichter, Bürgermeister)
  • Die Überschwemmung 1830 in Jedlersdorf. In: Unser schönes Floridsdorf. Blätter des Floridsdorfer Heimatmuseums. Band 14. Wien: Museumsverein Floridsdorf 1980, S. 43 ff.
  • Topographie von Niederösterreich. Band 4. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1877-1929, S. 511 ff.
  • Topographie von Niederösterreich. Band 7. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1877-1929, S. 125 ff.
  • Robert Messner: Die Leopoldstadt im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der nordöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1962 (Topographie von Alt-Wien, 1), S. 89, 173
  • Gebiets- und Namensänderungen der Stadtgemeinden Österreichs seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hg. von Wilhelm Rausch. Bearb. durch Hermann Rafetseder. Linz: Landesverlag 1989 (Forschungen zur Geschichte der Städte und Märkte Österreichs, 2), S. 318
  • Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien. Wien: Hollinek 1952 (Österreichische Heimat, 17), S. 97

Bevölkerungsgeschichte