Klosteraufhebungen

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Klosteraufhebungen (unter Joseph II.). Der Prozess der Klosterreduktion begann mit der Entmonopolisierung der Gesellschaft Jesu (Jesuiten) 1752-1762; sie erreichte ihren Höhepunkt 1767 und war mit der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 abgeschlossen. Ab 1762 arbeitete man in der Böhmisch-österreichischen Hofkanzlei an Vorschlägen zur "Verminderung der Mönche", ab 1767 durften die Klöster nur noch Ersatz für verstorbene oder unheilbar kranke Reguläre aufnehmen, 1771 kam es zur Aufhebung der Klosterkerker und deren Umwandlung in staatlich kontrollierte Korrektionszimmer. Joseph II. nahm keine Rücksicht mehr auf "Müßiggänger". Am 12. Jänner 1782 wurde das erste große Klosteraufhebungsdekret erlassen, am 28. Februar 1782 kam es zur Schaffung des Religionsfonds und im selben Jahr zu jener des "Geistlichen Ökonomats" (Zentralstelle für die geistlichen Belange der Monarchie), das später als "Geistliche Hofkommission" bezeichnet wurde. Am 11. September 1782 wurden die Exemtionen aufgehoben und die Orden und Stifte unter bischöfliche Jurisdiktion gestellt, am 27. November 1783 kam es zur Aufhebung der 116 Bruderschaften und Confraternitäten. Bereits am 23. Mai 1783 begann der josephinische "Klostersturm" (zweite große Klosteraufhebungswelle), dem bis 1787 (parallel zur Diözesanregulierung und Pfarrregulierung) rund 700-800 österreichische Klöster und Stifte zum Opfer fielen; gleichzeitig wurden etwa viermal so viele Pfarren beziehungsweise Seelsorgestationen neu geschaffen. Nachdem am 12. Jänner 1782 dekretiert worden war, alle "beschaulichen Klöster" seien aufzuheben (darunter unter den Männerklöstern jene der Kartäuser, Kamaldulenser sowie Eremiten und Waldbrüder, unter den Frauenklöstern jene der Karmelitinnen, Clarissen, Kapuzinerinnen und Franziskanerinnen, von denen einige, wie die Laurenzerinnen, der Aufhebung auch durch rasch eingerichtete Schulen nicht zu entgehen vermochten), wurden in Wien und Niederösterreich Aufhebungskommissionen eingesetzt; das Dekret vom 20. Juli 1783 enthält namentlich eine große Zahl "entbehrlicher Klöster". Zu den in Wien aufgehobenen Klöstern gehören: das Königinkloster der Clarissen (Unserer Lieben Frau und allen Engeln geweiht [22. Jänner 1782]), das Nikolaikloster in der Singerstraße (die zweite Wiener Niederlassung der Clarissen [24. Jänner 1782]), das Siebenbüchnerkloster am Kienmarkt (26. Jänner 1782) und das Kloster der Kamaldulenser auf dem Kahlenberg (4. Februar 1782), 1783 das Trinitarierkloster ("Weißspanier" [25. Februar 1783]), die kleinen Residenzen der Theatiner (auch Kajetaner genannt; 18. Dezember 1782) und der Oratorianer (Oratorium vom heiligen Philipp Neri; 14. Mai 1783), die Niederlassung der Hieronymitaner im Kölnerhof (18. Dezember 1782), das Benediktinerstift Montserrat (Unsere Liebe Frau von Monte Serrato; 16. Juli 1783) sowie die Nonnenklöster St. Laurenz (Laurenzerinnen [18. September 1783]; Laurenzergebäude), St. Agnes zur Himmelpforte (Himmelpförtnerinnen [24. September 1783]) und St. Jakob auf der Hülben (Jakoberinnen [25. September 1783]), 1784 das Paulinerkloster in Hernals und formell am 27. Februar 1786 (nachdem der Propst bereits am 31. August 1782 verstorben war) das Dorotheerkloster. Unter Kaiser Franz II., der mit dem Josephinischen Klostersystem brach, folgten die Paulaner auf der Wieden (16. September 1796), die Beschuhten Karmeliter auf der Laimgrube (12. Juli 1797), das Kapuzinerkloster in St. Ulrich (6. Februar 1811), das Augustinerkloster St. Rochus (27. Februar 1812) und das Karmeliterkloster in der Leopoldstadt (20. November 1838). Auch zahlreiche Häuser und Höfe (Prälatenhöfe), die aufgehobenen Klöstern außerhalb Wiens gehörten (Aggsbach, Gaming, Kleinmariazell, Mauerbach, St. Pölten, Tulln), fielen an den Staat und wurden veräußert.

Literatur

  • Gerhard Winner: Die Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien. WIen: Herold 1967, insbes. S. 96 ff., 167 ff.
  • Gerhard Winner: Die Verbauung der Wiener Klostergärten in josephinischer Zeit. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1939-1989 12, 1955/56, S. 145 ff.