Leopoldau (Ort)

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Leopoldau 1913.
Daten zum Objekt
Art des Objekts Ort
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Alpiltowe, Eipeldau
Benannt nach
Bezirk 21
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 13413
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.12.2022 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname Leopoldau.jpg
Bildunterschrift Leopoldau 1913.

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48° 15' 48.22" N, 16° 26' 27.67" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Leopoldau (21.), Ortsgemeinde am linken Donauufer bei Floridsdorf (linsenförmiges Längsangerdorf, das der Spur eines verlandeten Donauarms folgt), wurde 1904 nach Wien eingemeindet und mit anderen Gemeinden zum 21. Bezirk (Floridsdorf) zusammengeschlossen. Heute ist Leopoldau eine Katastralgemeinde.

In Leopoldau ist eine germanische Siedlung (Germanen) nachgewiesen. Die ersten Erwähnungen von Ansiedlern in der Gegend von Leopoldau stammen aus dem 10. Jahrhundert. Anlässlich einer Schenkung unter Markgraf Leopold III. wird der Ort um 1120 als Alpiltowe erwähnt (Salbuch Stift Klosterneuburg; später Eipeldau; towe = Au). Durch Überschwemmungen im 12. und Hussiteneinfälle im 15. Jahrhundert, durch die Truppen des Matthias Corvinus in den 80er Jahren des 15. Jahrhunderts, das Wüten der Pest (1629), durch die Osmanenbelagerungen 1529 und 1683 sowie durch eine Feuersbrunst 1676 wurde Leopoldau stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Brand äscherte 41 Häuser ein und vernichtete auch das schönste Gebäude Leopoldaus, den stiftlichen Meierhof; dieser spielte bereits im 14. Jahrhundert eine Rolle, wurde 1677 mit einem einstöckigen Mitteltrakt wieder aufgebaut, diente ab 1693 als Pfarrhof und wurde 1717/1720 im Inneren von verschiedenen Künstlern ausgestaltet (Leopoldauer Platz, sub Nummer 12). Die häufigen Überschwemmungen veranlassten die Besitzer ebenerdiger Häuser zur Errichtung sogenannter Wasserzimmer (die sieben bis acht Stufen höher angelegt wurden als die anderen und den Bewohnern Hochwasserschutz boten). Seit 1734 ist für die Ortschaft die Bezeichnung Leopoldau gebräuchlich, (später "Alt-Leopoldau"). Das Hochwasser von 1830 zerstörte 60 von den damals bestehenden 94 Häusern. Das alte Eipeldau war nicht nur wegen seiner Gänsezucht berühmt, sondern erlangte auch durch die von Joseph Richter herausgegebenen "Briefe eines Eipeldauers an seinen Herrn Vettern in Kakran über d'Wienerstadt" einen Platz in der Literaturgeschichte (Eipeldauer-Briefe). 1831 wurde Leopoldau zur Marktgemeinde erhoben. Die Ansiedlung von Industriebetrieben und der Zuzug von Industriearbeitern führte zur Entwicklung von zwei neuen Ortschaften (Neu-Leopoldau und Mühlschüttel), die nach langen Verhandlungen 1881 von Leopoldau getrennt wurden ("Neu-Leopoldau [mit Mühlschüttel]"; Beschluss des niederösterreichischen Landtags vom 9. Juli 1880); dadurch verlor Leopoldau 21% seiner Fläche und rund 84% der Bevölkerung. Die neue Gemeinde nannte sich ab 1886 Donaufeld (Genehmigung mit Verordnung der niederösterreichischen Statthalterei, 1886) und wurde 1894 mit Floridsdorf, Jedlesee und Neu-Jedlersdorf zur Großgemeinde Floridsdorf zusammengeschlossen. 1933/1934 wurden dort die ersten Wiener Stadtrandsiedlungen errichtet. Mit der Großfeldsiedlung entstand in Leopoldau die zu diesem Zeitpunkt größte Wohnhausanlage Österreichs (erbaut 1966-1973, über 21.000 Bewohnerinnen und Bewohner).

Siegel

Der Vorort Leopoldau führte ein Siegel, das einen halbrunden, teils mehr, teils weniger stilisierten, auch rechts und links geschweiften, oben ausgebogenen und unten in eine Spitze auslaufenden Schild zeigt, darin ein aus dem linken Seitenrand ein hervorgehender, bekleideter rechter Arm, der in der nackten Faust fünf grannenlose Ähren an Halmen hält. Umschriften: a) ¤ [Rosette] GMAIN · SIGIL · DORFF : LEOPOLTHAV · b) GEMEIN : SIGIL : DORFF · [LEP]OLTHAV ; c) [GE]MEIN · SIGIL : DORFF • LEPOLT… d) GEMEINDE SIEGEL MARKT LEOPOLDAU.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Floridsdorf.

Häuser

  • 1258: 57
  • 1303/1306: 57
  • 1340: 66
  • 1426: 65
  • 1561: 83
  • 1587: 82
  • 1590: 81
  • 1601: 86
  • 1705: 81
  • 1751: 91
  • 1771: 95
  • 1787: 96
  • 1819: 94
  • 1830: 94
  • 1851: 149
  • 1869: 281 (ab 1869: mit Donaufeld)
  • 1880: 478
  • 1890: 626
  • 1900: 778

Einwohner

  • 1783: 900
  • 1819: 651
  • 1830: 750
  • 1837: 901
  • 1851: 880
  • 1869: 891 (mit Donaufeld: 2.977)
  • 1880: 7.523 (mit Donaufeld)
  • 1890: 12.051 (mit Donaufeld)
  • 1900: 16.926 (mit Donaufeld)

Ortsrichter

  • Sebastian Hofbauer (um 1823)
  • Josef Zeilinger (1836-1845)

Quellen

Literatur

  • Karl Seidl: Leopoldau. 1970
  • Raimund Hinkel / Bruno Sykora: Heimat Floridsdorf. Mit erstem Floridsdorfer Straßenverzeichnis. Wien: Eipeldauer 1977, S. 53 ff., 75 ff.
  • Gebiets- und Namensänderungen der Stadtgemeinden Österreichs seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hg. von Wilhelm Rausch. Bearb. durch Hermann Rafetseder. Linz: Landesverlag 1989 (Forschungen zur Geschichte der Städte und Märkte Österreichs, 2), S. 322 f.
  • Unser schönes Floridsdorf. Blätter des Floridsdorfer Heimatmuseums. Wien: Museumsverein Floridsdorf 1967 - lfd.
  • Der 21. Wiener Gemeindebezirk. 1926, S. 44 f.
  • Topographie von Niederösterreich. Band 5. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1877-1929, S. 793 ff.
  • Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 495 ff.
  • Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Nr. 52: Deie germanischen Siedlungen in Leopoldau und Aspern. Wien 1959-2003, S. 152 f.
  • E. Beninger: Germanische Funde des 5. Jahrhunderts von Wien 21, Leopoldau. In: Mannus 28. 1936, S. 252 ff.
  • Franz Polly: Floridsdorfer Spaziergänge. 1989, S. 230 f.
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 97
  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 434
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 192
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 39
  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 120
  • Stadtrandschule Leopoldau. In: Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Heft 2/1953. Wien: Compress / Jugend & Volk 1953
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 464
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XXI, Taf. N

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