Kommunalsparkassen

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Parteienraum 1900
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Bildunterschrift Parteienraum 1900

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Kommunalsparkasse Währing um 1900
Kommunalsparkasse Floridsdorf um 1900
Kommunalsparkasse Hernals Kassensaal
Kommunalsparkasse Hernals um 1930
Kommunalsparkasse Rudolfsheim um 1930
Kommunalsparkasse Rudolfsheim, Schalterhalle um 1930

Die erste Sparkasse in Wien

Die erste österreichische Sparkasse, die 1819 gegründete Erste österreichische Spar-Casse, war wie alle Sparkassengründungen bis 1860 eine Vereinssparkasse, weil ihr Gründungskapital von einem Verein „wohltätiger Bürger“ aufgebracht wurde und der Verein die Funktion des Eigentümers übernahm (ohne es de jure zu sein). Ab 1860 erhielten auch Gemeinden die Möglichkeit Sparkassen zu gründen, wenn sie das Gründungskapital zur Verfügung stellten und die Haftung für das Institut übernahmen. Sie waren aber ebenfalls nicht Eigentümer der Sparkasse.

Bankzweigstellen in Wien

In Wien richteten die ab den späten 1850er Jahren gegründeten Aktienbanken (Creditanstalt, Wiener Bankverein, Anglo-österreichische Bank, Allgemeine Depositenbank, Österreichische Länderbank und Mercurbank) zwischen 1863 und 1918 84 Wechselstuben und Zweigstellen in allen Innenbezirken und Vororten ein. Für den Mittelstand und die ärmere Bevölkerung gab es aber bis 1880 außer in der Ersten österreichischen Spar-Casse keine Möglichkeit Spargelder anzulegen und - mit Ausnahme des Versatzamtes (Dorotheum) - kleine Darlehen zu erhalten. Die Erste österreichische Spar-Casse richtete erstmals 1863 in vier Gemeindeämtern sowie 1872 an fünf Standorten der Innenbezirke Zweigstellen ein, die sie aber aus unterschiedlichen Gründen nach maximal fünf Jahren wieder schloss.

Gründung von Gemeindesparkassen

Die Wirtschaftskrise 1873 und der Verlust der Spargelder vieler Wiener Bürger bei diversen spekulativ agierenden privaten Sparvereinigungen dämpfte die Spargesinnung der Wiener. Erst ab 1881 konnten in fünf Vororten, meist auf Initiative christlich-sozialer Politiker gegen den Widerstand der Liberalen, Gemeinde-Sparkassen gegründet werden. Die jeweilige Vorort-Gemeinde übernahm die Haftung und brachte das Gründungskapital in Form eines Garantiefonds in Höhe von 20.000 Gulden auf. Die Sparkassen widmeten sich vor allem dem Mittelstand und den „kleinen Leuten“, entwickelten sich durchwegs sehr gut und konnten hohe Zuwächse der Einlagen erzielen. Sie vergaben in ihrem Einzugsgebiet Hypothekardarlehen und unterstützten den Bau kommunaler Infrastruktureinrichtungen. Die Einlagen der Gemeindesparkassen stiegen von 2,9 (1885) auf 85,5 Millionen Gulden (1900) und von 202,3 (1915) und 491,5 Millionen Kronen (1920). Der Einlagenstand der Zentralsparkasse betrug 1920 360,7 Mio. Kr.[1]

Nach der Eingemeindung der Vororte wurden sie 1891 in Kommunal-Sparkassen mit Haftung der Stadt Wien umgewandelt und mussten ihre Geschäftsführung und Konditionen vereinheitlichen. Weitere Gründungen, wie sie in Ottakring und Hietzing angestrebt wurden, erhielten keine Genehmigung der Aufsichtsbehörde. Neben diesen Gemeindesparkassen wurden 1872 die Neue Wiener Sparkasse in der Wipplingerstraße und 1883 das Postsparkassenamt gegründet. Die Initiativen, eine Gemeindesparkasse für ganz Wien zu gründen, gab es seit 1889, doch scheiterten vorerst alle Anträge im Gemeinderat an der liberalen Mehrheit, dann am Widerstand der bestehenden Kommunalsparkassen und der Uneinigkeit im Gemeinderat über die Aufgabenbereiche des neuen Instituts. Diese städtische Sparkasse wurde erst 1905 als Zentralsparkasse der Gemeinde Wien unter Karl Lueger gegründet und 1907 eröffnet. Die Organe der Kommunalsparkassen wehrten sich danach jahrelang gegen eine Fusion mit der Zentralsparkasse und gaben erst nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund ihrer wirtschaftlichen Probleme dazu ihre Zustimmung. Zuvor hatte eine Revision seitens des Haftungsträgers grobe Mängel in der Buchführung und Überschreitungen des erlaubten Aufgabenbereiches festgestellt. So erfolgte am 12. Jänner 1923 bzw. im Mai 1925 (nur Währing) der Zusammenschluss.[2].

Die einzelnen Gemeinde-Sparkassen

1) Döbling: Gegründet 1882 über Anregung des Oberdöblinger Bürgermeisters Franz Kreindl (Gründungsgenehmigung am 24. April 1883, Statutengenehmigung am 24. Oktober 1883) und Eröffnung am 6. Dezember 1883 als „Gemeinde-Sparkasse Ober-Döbling-Nußdorf in Ober-Döbling". Ihr Sitz war vorerst eine Wohnung in der Döblinger Hauptstraße 41, dann im Amtshaus der Gemeinde Oberdöbling, Gatterburggasse (damals Theresiengasse) 14. 1907 wurde das Gebäude Döblinger Hauptstraße 41 erworben und umgebaut. Die Haftung übernahmen (trotz Protests der Bevölkerung vor allem in Nußdorf) die Gemeinden Oberdöbling zu 70% und Nußdorf zu 30%. Angestrebte Haftungsübernahmen durch die anderen Gemeinden Heiligenstadt, Grinzing, Sievering und Unterdöbling scheiterten. 1891 ging die Haftung auf die Gemeinde Wien über, es erfolgte die Umbenennung in „Wiener Kommunal-Sparkasse im Bezirke Döbling“. Die Sparkasse unterstützte u.a. den Realschulbau mit 36.000 fl. (1898) und 40.000 Kr.(1907) und errichtete 1895 eine Vorschußkasse für Weinbautreibende. Im Jahr 1923 kam es zur Fusion mit der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien (Institut).

2) Floridsdorf: Am 16. Dezember 1875 fasste der Gemeinderat Floridsdorf den Beschluss zur Gründung einer Sparkasse, doch wurden die Statuten von der Niederösterreichischen Statthalterei mit der Begründung abgelehnt, dass die Vermehrung von Sparkassen in Niederösterreich nicht notwendig sei. Einem neuerlichen Gründungsbeschluss samt Haftungsübernahme (6. März 1879) folgte die Statutengenehmigung (26. Oktober 1880) und am 2. Jänner 1881 die Eröffnung als „Floridsdorfer Gemeinde-Sparkasse" (Sitz: bis 1887 Gemeindehaus Hauptstraße 22, dann Neues Amtshaus Am Spitz und ab 1895 das daneben liegende neugebaute Haus Konskriptionsnummer 153). Die Haftung übernahm die Gemeinde Floridsdorf, nach deren Eingemeindung 1906 die Gemeinde Wien mit Umbenennung in „Wiener Kommunal-Sparkasse im Bezirke Floridsdorf“. 1923 erfolgte die Fusion mit der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien. Die Sparkasse spendete für wohltätige Zwecke zwischen 1892 und 1905 rund 20.000 fl. und 47.000 Kr.

3) Hernals: Angeregt wurde die Gründung im November 1887 durch den christlich-sozialen Gemeinderat Franz Titz, der auf die erfolgreichen Vorbilder in Währing und Sechshaus verwies. Trotzdem gab es heftigen Widerstand des liberalen „Fortschritts- und Wirthschaftsclubs“. Die Gründung und Haftungsübernahme erfolgte 1889 (Statutengenehmigung 16. Mai 1889), die Eröffnung als „Sparkasse der Gemeinde Hernals" am 19. Mai 1890 (Sitz: Gemeindeamt beziehungsweise Bezirksamt). 1891 Umbenennung in „Wiener Kommunalsparkasse im Bezirke Hernals“, 1894 Übersiedlung in das Haus 17, Hernalser Hauptstraße 64, das 1913 nach Plänen von Josef Grünbeck (Stadtbaumeister Karl Bittmann) umgebaut wurde. Sie war unter den Kommunalsparkassen jene mit den höchsten Einlagen. 1923 Fusion mit der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien.

4) Sechshaus – ab 1891 Rudolfsheim: Die Gründung wurde durch den Sechshauser Bürgermeister Josef Ullmann angeregt und er wurde ihr Vorsitzender bis 1891. Die Gemeinde musste am 10. Juni 1880 die alleinige Haftung übernehmen, weil der Plan, die Gemeinden des Gerichtsbezirks Sechshaus (Fünfhaus, Rudolfsheim, Gaudenzdorf, Ober- und Untermeidling) zur Haftungsteilnahme zu gewinnen, fehlgeschlagen war. Am 5. Dezember 1880 wurden die Statuten genehmigt, und am 1. März 1881 wurde die „Sparkasse der Gemeinde Sechshaus" eröffnet. Ihr Sitz war das Amtshaus, Sparkassaplatz 4, 1. Stock. 1902 erfolgte der Kauf des Hauses von der Gemeinde Wien und am 4. Dezember die Neueröffnung nach komplettem Umbau. Die Sparkasse spendete 1898 90.000 fl. zum 50jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs, wovon 50.000 fl. für den Bau des Kaiserin-Elisabeth-Spitals verwendet wurden. 1890 wurde der Sparkasse eine Pfandleihanstalt angeschlossen. 1891 erfolgte die Umbenennung in „Wiener Kommunalsparkasse im Bezirke Rudolfsheim“ unter Haftung der Stadt Wien und 1923 die Fusion mit der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien.

5) Währing: Gegründet über Initiative von Bürgermeister Anton Klettenhofer mit Beschluss des Gemeinderats Währing von 10. Mai 1882 (Statutengenehmigung 14. Dezember 1883) und am 1. Mai 1884 als „Sparkasse der Gemeinde Währing" eröffnet. Ihr Sitz war zwischen 1884 und 1891 im Gemeindehaus am Gertrudplatz und zwischen 1891 und 1907 im Magistratischen Bezirksamt 18. 1907 Erwerb eines eigenen Gebäudes in der Währinger Straße 109-111, das abgerissen und neu erbaut wurde. 1891 erfolgte die Haftungsübernahme durch die Stadt Wien bei Umbenennung in „Wiener Kommunal-Sparkasse im Bezirke Währing“ und 1925 die Fusion mit der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien (wegen wirtschaftlicher und politischer Probleme zwei Jahre später als die übrigen Kommunal-Sparkasse). Der letzte Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, Albert Kulhanek, war von 1919 bis 1925 auch Präsident des Reichsverbandes der Sparkassen. Die Sparkasse finanzierte u.a. den Bau des Türkenschanzparkes.

Auf heutigem Wiener Stadtgebiet gab es noch zwei weitere Gemeinde- bzw. Kommunalsparkassen, und zwar die Sparkasse Inzersdorf (liquidiert 1926) und die Sparkasse Liesing (1939 mit der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien fusioniert.

Literatur

  • Rudolf Bogensperger: Eine Sparkasse (nicht nur) für die Wiener. Die Geschäftspolitik der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien im Kontext der Entwicklung des österreichischen Sparkassensektors (Enzyklopädie des Wiener Wissens 26), Weitra: Verlag Bibliothek der Provinz 2016.
  • Hauptverband der österreichischen Sparkassen (Hg.): 150 Jahre Sparkassen in Österreich, Band 2, 1970: Lexikon (von Hedwig Fritz), S. 919 f. (Döbling), 921 f. (Floridsdorf), 923 f. (Hernals), 931 f. (Sechshaus), 923 f. (Währing)
  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Währing. Vom Ganserlberg zum Schafberg. Wien: Mohl 1989, S. 57 f.
  • Alfred Paleczny: Von Lueger zu Seitz: Die schwierigen Anfangsjahre der Zentralsparkasse. In: René Alfons Haiden: Die Z – Eine Wiener Erfolgsgeschichte. Von der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien zur Bank Austria 1907 bis 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte 48), Innsbruck/Wien/Bozen: StudienVerlag 2007, S. 15-50.
  • Unser Währing. Vierteljahresschrift des Museumsvereins Währing. Wien: Museumsverein. Band 9, 1974, Heft 3, S. 36 ff.

Einzelnachweise

  1. Alfred Paleczny: Von Lueger zu Seitz: Die schwierigen Anfangsjahre der Zentralsparkasse. In: René Alfons Haiden: Die Z – Eine Wiener Erfolgsgeschichte. Von der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien zur Bank Austria 1907 bis 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte 48), Innsbruck/Wien/Bozen: StudienVerlag 2007, S. 24.
  2. Die Umstände dieser Fusionen beschreibt Rudolf Bogensperger: Eine Sparkasse (nicht nur) für die Wiener. Die Geschäftspolitik der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien im Kontext der Entwicklung des österreichischen Sparkassensektors (Enzyklopädie des Wiener Wissens 26), Weitra: Verlag Bibliothek der Provinz 2016, S. 81-91.