Feuilleton

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zum Begriff
Art des Begriffs Begriffsklärung
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug Zeitung, Quellenkunde
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 13.12.2022 durch WIEN1.lanm08uns

Feuilleton (das heißt „Blättchen"), Bezeichnung für den künstlerischen, wissenschaftlichen und unterhaltenden Teil der Tagespresse, auf der ersten Seite „unter dem Strich" abgedruckt (bei politischem Inhalt als „Leitartikel" bezeichnet, der allerdings häufig auch als Randspalte abgedruckt wurde). Das Feuilleton kam Mitte des 19. Jahrhunderts von Frankreich nach Wien, wurde sehr bald zu einem besonderen Kennzeichen der Wiener Presse und erreichte oft hohen literarischen Rang. Der „Vater" des Wiener Feuilletons ist der Schwabe Ludwig Speidel, der es zu einer österreichischen beziehungsweise wienerischen Spezialität ausbildete. Zu den ersten, die kleine Wiener Genrebilder (verbunden mit oft bissigem Humor) schufen, gehörte Castelli; Stifter wies dem Feuilleton mit seinem Stil neue Wege; sein Nachfolger Gräffer hat in seinen „Dosenstücken" Momentaufnahmen festgehalten. Im Laufe der Entwicklung wurde in den Feuilletons fast jeder denkbare Stoff aus Vergangenheit und Gegenwart aufgegriffen; dieser erweiterte Gesichtskreis wurde zu einem Merkmal des Wiener Feuilletons und machte aus diesem eine eigene Kunstform. Immer mehr Zeitungen begannen, den Spalten „unter dem Strich" Aufmerksamkeit zu widmen (der Neuen Freien Presse erwuchs in der Wiener Zeitung und der Ostdeutschen Post, im Wanderer und im Lloyd sowie in der Presse beachtliche Konkurrenz). Junge Literaten empfanden es als besondere Ehre, wenn sie von angesehenen Zeitungen eingeladen wurden, „unter dem Strich" zu schreiben; für viele bedeutete es den Durchbruch zur Anerkennung. Zu den bedeutendsten Feuilletonisten gehörten (in alphabetischer Reihung) Hermann Bahr, Vinzenz Chiavacci, Egon Friedell, Eugen Guglia, Ludwig Hevesi, Hugo von Hofmannsthal, Ferdinand Kürnberger, Adam Müller-Guttenbrunn, Robert Musil, Alfred Polgar, Eduard Pötzl, Felix Salten, Friedrich Schlögl, Daniel Spitzer, Otto Stoessl, Fritz Stüber-Gunther, Arthur Schnitzler, Friedrich Uhl und Stefan Zweig.

Literatur

  • Das Wiener Feuilleton. In: Karl Wache: Jahrmarkt der Wiener Literatur. Wien: Bergland Verlag 1966 (Österreich-Reihe, 331/333), S. 103 ff.
  • B. Jasper: Das Feuilleton in der Wiener Tagespresse der Gegenwart. Dargestellt am Vergleich mit der liberalen Presse im 19. Jahrhundert. Dissertation. Universität Wien. Wien 1956
  • Gertrude Török: Das Wiener Feuilleton im Vormärz. Dissertation. Universität Wien. Wien 1956
  • Jörg Mauthe [Hg.]: Wiener Meisterfeuilletons. Kürnberger bis Hofmannsthal. Wien: Wiener-Verlag 1946
  • Gottfried Heindl: Wien. Brevier einer Stadt. Wien: Neff 1972, S. 102 f.