Erbfolgekriege um Ladislaus Postumus

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Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Politisches Ereignis
Datum von 1439 JL
Datum bis 1452 JL
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 40202
GND
WikidataID
Objektbezug Mittelalter
Quelle
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Letzte Änderung am 22.11.2022 durch WIEN1.lanm08uns

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Nach dem Tod König Albrechts II. am 27. Oktober 1439 hielten die Stände des Landes ob und unter der Enns in Wien eine Versammlung ab, wenn sie als ihren Fürsten annehmen sollten. Herzog Friedrich eilte nach Wien, wurde allerdings nicht durch die Stadtmauer gelassen. Die Wiener wollten abwarten, ob die schwangere Königin Elisabeth einen Sohn bekommen würde. Auch bei den Herzogen Albrecht VI. und Sigmund von Tirol wurden Ansprüche verortet. Diese Beratungen wurden am 1. Dezember 1439 in Perchtoldsdorf abgehalten und dementsprechend später Perchtoldsdorfer Rezesse genannt.

Am 6. Dezember wurde Friedrich endlich in die Stadt gelassen. Er nahm in der Wiener Burg Aufenthalt und ließ diese ausbauen und seine Devise "liberey, die funff vocalpuchstaben – AEIOU" an mehreren Stellen anbringen.

Am 22. Februar 1440 wurde Ladislaus Postumus in Kamarom, Ungarn geboren. Einstweilen regierte Friedrich in Wien, wo er im Juni 1441 eine Versammlung abhält, in der über das Söldnerwesen verhandelt wird. Die Stände artikulierten ihren Unmut gegen Friedrich, der sich ihrer Meinung nach nicht genug um das Land kümmerte, und kündigten ihm ihren Gehorsam auf. Auch die österreichischen Adeligen zeigten ihren Unmut gegen die Habsburger, im Laufe der Versammlung werden sogar Rufe laut, dass Friedrich gekreuzigt werden sollte. Nur durch das Einschreiten des Erzbischofs Jakob von Trier konnte ein Kompromiss erzielt werden, der allerdings nicht lange hält.

1442 wurde Friedrich in Aachen zum König gekrönt und kehrte am 6. Februar 1443 zunächst nach Perchtoldsdorf zurück. Dort wurde ihm durch den Bischof von Freising, seinem Bruder Albrecht VI. und den österreichischen Ständen ein feierlicher Empfang bereitet. Von diesem Herrscherempfang gibt es eine eindrucksvolle und detailreiche Schilderung: So soll Friedrich von 300 Berittenen noch vor der Stadt begrüßt worden sein, von denen ihm drei Pferde überreicht wurden. Auf Schlitten und Wagen kamen ihm Jungfrauen und Frauen gemeinsam mit Geistlichen entgegen, wobei letztere Reliquienschätze mit sich führten. Der König wurde danach unter einem Baldachin nach St. Stephan geführt, wo ihm eine große Menschenmenge einen Empfang bereitete. Bevor er am 9. Februar nach Wiener Neustadt aufbrach, wurden ihm weitere Geschenke gemacht.

1446: Die Ungarn forderten die Rückstellung einiger ihrer Burgen sowie ihrer Krone, die 1440 von der Wiener Bürgerin Helene Kottanner entwendet worden war, um Ladislaus Postumus als König von Ungarn zu krönen. Ihre Forderungen blieben allerdings vergeblich, weshalb sie gemeinsam mit türkischen und walachischen Truppen – zwischen 10.000 und 20.000 Mann – Gebiete zwischen dem Semmering, über Wiener Neustadt und bis zum Wienerberg und Hainburg verwüsteten und plünderten. Betroffen waren vor allem Dörfer und Märkte (darunter Rodaun), nur Baden und Mödling konnten sich mit Geld loskaufen. Perchtoldsdorf wurde am 12. Dezember bis auf die Hochstraße vernichtet. Ansonsten gelangen den Ungarn keine Eroberungen. Als die Wiener Bürger sich zur Verteidigung rüsteten, zogen sie schließlich ab. In Wien begannen sie mit der Errichtung einer Mauer beim Nonnenkloster St. Niklas, was ihnen allerdings untersagt wurde. Dennoch werden weitere Bauarbeiten vorgenommen, so dass die Befestigung innerhalb eines Vierteljahres fertig wurde.

Am 28. Jänner 1448 versprach Reinprecht von Ebersdorf in der Wiener Burg in der Gegenwart seines Bruders Sigmund Ebersdorf, sich nicht mehr gegen König Friedrich zu erheben. Zur selben Zeit nahmen die Unruhen im Land solche Ausmaße an, dass nicht einmal mehr zu den Weinbergen um die Stadt einen sicheren Zugang gab. König Friedrich leistete keine Hilfe, sondern hielt sich zwei Jahre lang in Wiener Neustadt als der Schutzherr von Ladislaus auf.

1449 entfachten die Wiener Neustädter Bürger einen Handelskrieg mit den Wienern, in dem sie Güter, die über die Königsstraße aus Venedig durch Kärnten und die Steiermark kamen, beschlagnahmten. Als die Wiener Neustädter trotz Protesten die Güter nicht herausgaben, führten die Wiener eine Klage, bei der ein Schaden von 60.000 Gulden angegeben wurde. Schließlich zwingt Friedrich sie dazu, die Beachtung der Privilegien Herzog Friedrich II. des Streitbaren zu beachten.

1450 ging König Friedrich endlich gegen die Unruhestifter vor und zog mit einem Heer unter der Führung des Grafen Ulrich II. von Cilli und zahlreichen Patrioten und Wiener Truppen ins Marchfeld. Am 23. Juni werden 66 oder 69 Gefangene nach Wien gebracht, die hier durch den Strang hingerichtet wurden.

Im Herbst 1451 hielt Friedrich in Wien eine Versammlung ab, bei der er ankündigte, zur Kaiserkrönung nach Rom zu ziehen. Deshalb unterstelle er alle Herren, Ritter, Untertanen, Ständen und Amtsträgern zum Schutz des Landes Gubernatoren. Dieser Ankündigung folgte offener Widerstand und die ständische Opposition forderte Friedrich auf, Ladislaus als Herren des Landes einzusetzen. Friedrich entließ Ladislaus allerdings weiterhin nicht aus der Vormundschaft. Ebenfalls im Herbst rief Friedrich den Bürgermeister Konrad Hölzler und einige Räte zu sich, um sie ebenfalls über die Romfahrt zu informieren. Allerdings waren auch die Bürger mit der Vorgehensweise nicht zufrieden, weshalb sie begannen, sich vom Kaiser abzuwenden.

Zwischen dem 12. und 17. Dezember fand ein Landtag der ständischen Opposition in Wien statt. Sie forderten entweder die Rückgabe König Ladislaus‘ oder die Entbindung vom Eid gegenüber Friedrich. Das Stadtregiment bemühte sich um einen Ausgleich, dennoch kehrt die Stimmung in der städtischen Bevölkerung, besonders unter den Handwerkern. Am 13. Dezember hielt Ulrich von Eitzing eine Rede auf der Kanzel bei den Karmelitern am Hof und forderte das Volk auf, Ladislaus zu befreien und ihm auf den Thron zu helfen. Die Schwester Ladislaus, Elisabeth, wurde ärmlich gekleidet dem Volk präsentiert, um die Vernachlässigung der vormundschaftlichen Verpflichtungen durch Friedrich zu demonstrieren. Daraufhin wurde Eitzinger von den Ständen als Landeshauptmann eingesetzt und das Stadtregiment ausgewechselt. Auch Hölzler wurde als Bürgermeister abgesetzt und durch Oswald Reicholf ausgetauscht. Am 17. Dezember sagt die Stadt dem König die Treue auf.

Am 2. Februar 1452 traf Johann Hunyadi, der Gubernator Ungarns, gemeinsam mit zahlreichen Vertretern der Städte, dem Herren von Rosenberg, Verteretern aus Mähren und aus Österreich, in Wien zusammen. In der Gegenwart des Grafen von Cilli, der in Auftrag und Zustimmung seines Vaters handelte, bekräftigten sie ihren besiegelten Bund, dem auch der Wiener Bürgermeister Reicholf beitrat. Sie forderten die Freilassung Ladislaus‘ , der allerdings von Friedrich nach Rom mitgenommen worden war. Im Juni desselben Jahres wurden päpstliche Notare in Österreich verhaftet. Sie sollten die Androhung des Anathems durch den Papst im Falle der Fortsetzung des Ungehorsams gegenüber Kaiser Friedrich überbringen. Wiener Theologen verfassten allerdings eine Schrift, die gegen die päpstliche Autorität argumentiert und ließen diese Schrift an der Stephanskirche anschlagen.

Im August und September beteiligten sich die Wiener an Kampfhandlungen der Stände gegen kaiserliche Schlösser und Besitzungen. Am 15. August wurde das Schloss Orth gestürmt. Kurzzeitig wirkte es, als würde der kaisertreue Rüdiger von Starhemberg Wien angreifen, wodurch die Stimmung zu kippen drohte. Allerdings konnte Starhemberg auf der Donaubrücke abgeschlagen werden, weshalb die Bevölkerung wieder Mut fasste.

Am 29. August gelangte ein Heer nach Wiener Neustadt, wo von Friedrich, der sich in der Stadt aufhält, die Herausgabe Ladislaus‘ gefordert wurde. Durch die Verwüstung der Vorstädte wurde weiterer Druck aufgebaut, bis bei Verhandlungen am 4. September die Übergabe Ladislaus‘ beschlossen wird. Maßgeblich als Vermittler waren Erzbischof Sigmund von Salzburg sowie die Bischöfe Friedrich von Regensburg und Johann von Freising sowie Markgraf Karl von Baden. Die Übergabe erfolgte bei der Spinnerin am Kreuz zu Wiener Neustadt an Ladislaus‘ Oheim, Graf Ulrich von Cilli, der ihn triumphal von Baden und Perchtoldsdorf nach Wien führt.

Am 6. September bereiteten der Bürgermeister, die Ratsherren, die Geistlichkeit, die Universität und die Wiener Bevölkerung König Ladislaus einen feierlichen Empfang am Wienerberg. Ladislaus zog reich beschenkt nach Wien ein.

Damit waren die Streitereien allerdings noch nicht beendet. Bereits am 28. September 1453 wird Ulrich von Cilli durch den Bürgermeister Eitzinger und 1000 bewaffnete Bürger entmachtet. Eitzinger dringt mit zahlreichen Räten bei Tagesanbruch in den Schlafgemach Ladislaus‘ ein und mit seiner Zustimmung wird von Cilli seiner Ämter enthoben. Er musste daraufhin die Stadt verlassen. Am 25. Dezember erhebt Ladislaus den Gubernator Ungarns, Johann Hunyadi, zum Grafen von Bistritz in Siebenbürgen.

Am 1. September 1454 fand der größte außerordentliche und feierliche Landtag aller Stände seit 100 Jahren in Wien statt. Wolfgang von Walsee wurde zum Hauptmann und Rat bestellt. 1455 wird Ladislaus feierlich begrüßt, als er wieder in die Stadt zurückkehrt.

Im Frühjahr 1455 kommt Erzherzog Albrecht VI. nach Wien, um zwischen seinem kaiserlichen Bruder und dessen Gegnern zu vermitteln, nach Wien. Bei einem Aufenthalt Ladislaus‘ zwischen Mai und Juli desselben Jahres söhnte er sich mit Graf von Cilli aus, der mit ihm zurück nach Wien kam. Daraufhin verließen Bürgermeister Eitzinger und seine Anhänger die Stadt, verbliebene Anhänger – Wolfgang Holzer, Oswald Reicholf und Jakob Starch werden ihrer Besitzes beraubt und gefoltert. Des Weiteren wurde mit dem Gesandten des König Karls VII. von Frankreich die Hochzeit zwischen der Tochter des französischen Königs, Magdalena, und Ladislaus vereinbart.

Nach dem überraschenden Tod Ladislaus 1457 sollte die Frage um die Thronfolge abermals entbrennen.

Literatur

  • Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitgenossen berichten. Wien: Böhlau 1995