Nikolaikloster (3)

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1228
Datum bis 1538 JL
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Santa Maria bei St. Niklas vor dem Stubentor
Benannt nach Nikolaus
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 21131
GND
WikidataID
Objektbezug Mittelalter, Katholische Kirche, Katholiken, Erzdiözese Wien, Nikolauskapelle, Nikolaikloster, Nikolaikirche (3)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 1.10.2023 durch DYN.bl7
Bildname Nikolaikloster-Meldemannplann.jpg
Bildunterschrift Das Nikolaikloster auf dem Meldeman-Plan
  • 3., Siegelgasse 1
  • 3., Rasumofskygasse
  • 3., Salmgasse

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48° 12' 14.45" N, 16° 23' 28.90" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Nikolaikloster (3.; vor dem Stubentor, nordöstlich der Landstraßer Hauptstraße zwischen der heutigen Rasumofsky- und Salmgasse bzw. Siegelgasse 1 gelegen).

Die Anfänge im Mittelalter

Das Nikolaikloster wurde als Zisterzienserinnenkloster vor 1228 durch Herzog Leopold VI. (1198-1230) gegründet und der heiligen Maria geweiht. Nach der nahegelegenen, jedoch nicht zum Kloster gehörenden Nikolaikapelle wurde das Nikolaikloster anfangs "Santa Maria bei St. Niklas vor dem Stubentor" genannt, später ging das Patronat St. Niklas, welches sich von der Lage an der Fernstraße nach Ungarn ableitete (Hl. Nikolaus als Patron der Händler[1]), auf das Kloster über.

Päpstliche Schutzbriefe datieren von 1228 und 1230. 1234 schenkte der Erzbischof von Salzburg ein jährliches Deputat von zwei Kufen Salz. Die geistliche Betreuung der Nonnen, die einer Äbtissin unterstanden (als erste namentlich bekannte ist Menegardis [1276-1282] urkundlich überliefert), oblag dem Zisterzienserkloster Heiligenkreuz (Beichtvater war um 1260/1290 Gutolf von Heiligenkreuz). Durch Schenkungen wurde das Nikolaikloster wohlhabend.

1270 verwüsteten ungarische Truppen während des Konflikts mit König Ottokar II. Přemysl das Frauenkloster. 1272 wurde daraufhin unter Mithilfe des Paltram vor dem Freithof, der ein Haus um 200 Mark Silber ankaufte, ein Filialkloster in der Singerstraße (Nikolaikloster [1]) gegründet[2]. Nach einer weiteren Beschädigung 1276 (Belagerung Wiens durch Rudolf von Habsburg) kam es zur Wiederherstellung in erweiterter Form. 1287 gewährte Albrecht I. dem Nikolaikloster die niedere Gerichtsbarkeit auf seinen Besitzungen. Zwischen 1445 und 1460 wurden die Nikolaivorstadt und das Nikolaikloster in die Vorstadtbefestigung einbezogen und durch Mauer und Graben mit dem St.-Niklas-Torturm verbunden. 1461 nahm Albrecht VI. vor seinem (missglückten) Angriff auf Wien hier Quartier. Am 23. Mai 1485 wurde im Nikolaikloster der Kapitulationsvertrag Wiens mit dem Ungarnkönig Matthias Corvinus abgeschlossen. Von hier begann am 1. Juni 1485 der Einzug des Königs in die Stadt.

Frühe Neuzeit

Zu Beginn der Osmanenbelagerung (1529) ließ Niklas Graf Salm das Nikolaikloster mit einem Holzzaun umgeben und zur Verteidigung einrichten. Von hier aus griff am 23. September Graf Hardegg mit 400 Reitern die türkische Vorhut bei St. Marx an. Als das Hauptheer erschien, wurde das Nikolaikloster niedergebrannt. Die Nonnen waren in die Stadt geflüchtet und im Nikolaikloster in der Singerstraße einquartiert worden. Der Wiederaufbau des Klosters vor dem Stubentor wurde ihnen 1534 untersagt (Abtragung der Ruinen 1538), 1535 übersiedelten sie in das Zisterzienserinnenkloster St. Bernhard bei Horn (Niederösterreich). Die Güter des Nikolaiklosters wies der Landesfürst je zur Hälfte dem Chorherrenstift St. Dorothea (Dorotheerkirche) und der Wiener Universität zu.

Das Aussehen des Klosters ist durch Notizen des Gutolf von Heiligenkreuz festgehalten und, freilich nicht sinngemäß, am Albertinischen und am Meldeman-Plan (1530).

Ursprünglicher Ort des Nikolaiklosters im 3. Bezirk

Im Hof des Hauses Siegelgasse 1 (Spiegelmacherhaus) wurden 1995/1996 mehrere Gräber entdeckt. Die Grundbücher der Stadt Wien vermerkten bei diesem Grundstück, dass sich hier einst der Standort des Niklasklosters befand. Mittels Radiokarbondatierung konnte das Alter zweier Skelette zwischen 1150 und 1275 eingegrenzt werden. Die Gräber dürften daher wohl einem Friedhof des vor 1228 gegründeten Klosters zuzurechnen sein. Die anthropologische Untersuchung ergab, dass auf dem Friedhof Säuglinge, Kleinkinder, Jugendliche, männliche und weibliche Erwachsene sowie alte Menschen begraben wurden.[3] Diese Zusammensetzung deutet darauf hin, dass auf diesem Friedhof bei der Klosterkirche Konversen, ortsansässige Personen und/oder auch Verstorbene einer Krankenstube oder eines Armenhauses zur letzten Ruhe gebettet wurden.

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 227
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 540 ff.
  • Benedikt Kluge: Regesten zur Geschichte des Cistercienserinnenklosters bei St. Niklas vor dem Stubentor, in: Wiener Diözesanblatt. 1888, S. 277 ff.
  • Heike Krause: Die Vorstadt St. Niklas vor dem Stubentor und das Zisterzienserinnenkloster St. Maria. Ausgrabungen in Wien 3, Siegelgasse 1 und Rasumofskygasse 29–31. In: Fundort Wien. Berichte zur Archäologie 22 (2019), S. 138-167.
  • Sylvia Kirchengast / Elisa Praxmarer: Anthropologische Analyse der menschlichen Skelettreste der Ausgrabung in Wien 3, Siegelgasse 1. In: Fundort Wien. Berichte zur Archäologie 22 (2019), S. 168 ff.
  • Helmut Kretschmer: Landstraße. Geschichte des 3. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Heimatkunde, 3), S. 85 ff.
  • Die Landstraße in alter und neuer Zeit. Ein Heimatbuch. Hg. von Landstraßer Lehrern. Wien: Gerlach & Wiedling 1921, S, 69 f., S. 252
  • Sophie Liebenstein: Das älteste Wiener Frauenkloster. Die Zisterzienserinnenabtei St. Niklas vor dem Stubentor, in: Sancta Crux. Jg. 16. 1954, Nr. 3, S. 5 ff.; Nr.4, S. 13 ff.
  • Hans Pemmer: Das Nikolaikloster auf der Landstraße, in: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich. St. Pölten: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1928-1943, 1946 - lfd. Jg. 38. 1967, S. 98 ff.
  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 179 ff.
  • Ferdinand Opll: St. Maria bei St. Niklas vor dem Stubentor, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1939-1989. Jg. 50, 1994, S. 13 ff. (Urkundenregesten: S. 32 ff.; Quellen- und Literaturverzeichnis. S. 65 ff.)
  • Sancta Crux. Jg. 17. 1955, Nr. 1, S. 14 ff.; Nr. 2, S. 16 ff.; Nr. 3/4, S. 16 ff.;
  • Sancta Crux. Jg. 18. 1956, Nr. 1, S. 12 ff.
  • Barbara Schedl: Klosterleben und Stadtkultur im mittelalterlichen Wien. Zur Architektur religiöser Frauenkommunitäten. Innsbruck: Studien Verlag 2009 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 51), S. 95-143
  • Christina Lutter: Geteilte Räume und gemeinsame Zugehörigkeiten: Die Wiener Zisterzienserinnen um 1300. In: Gordon Blennemann, Christine Kleinjung, Thomas Kohl (Hrsg.): Konstanz und Wandel. Religiöse Lebensformen im europäischen Mittelalter (Studien und Texte zur Geistes- und Sozialgeschichte des Mittelalters. Bd. 11). Didymos-Verlag, Affalterbach, 2016, S. 199-216

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