Mödling

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Mödling (1952)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Ort
Datum von 903
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung Medilihha
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 24
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 11540
GND
WikidataID
Objektbezug NS-Zeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 12.01.2024 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Mödling.jpg
Bildunterschrift Mödling (1952)
Hier befindet / befand sich:

Panorama von Mödling (28. September 1912).

Mödling, Stadtgemeinde und Bezirkshauptstadt in Niederösterreich 1938-46/1954 namengebender Hauptort des damaligen 24. Bezirks.

Im 7. Jahrhundert von Awaren (Gräberfeld bei der Goldenen Stiege) und Slawen (Dorf um den heutigen Hyrtlplatz) besiedelt, entstand nach dem Sieg Karls des Großen über die Awaren im frühen 9. Jahrhundert auf dem Hyrtlplatz die Martinskirche als Stützpunkt der Christianisierung. 903 wird Mödling erstmals als „Medilihha" erwähnt (slawisierter älterer Name, dessen Bedeutung umstritten ist), im Oberösterreichischen Urkundenbuch als „Medilichha". Nach Beendigung der ungarischen Herrschaft (10. Jahrhundert) wurde der Raum von Mödling in die Mark Österreich einbezogen. Die von König Konrad II. 1033 dem Bistum Eichstätt geschenkten Gründe (1060 Erwähnung als „castrum Medelekka") gingen 1089 an das Benediktinerstift Melk über, das seine Lehenshoheit über Mödling bis ins 15. Jahrhundert behauptete (Lehensträger waren zunächst die Grafen von Schwarzenburg-Nöstach, ab Anfang des 12. Jahrhunderts die Babenberger [von denen eine Seitenlinie, die „Herzöge von Mödling", 1177-1236 in Mödling residierte] und ab 1282 die Habsburger). Herrschaftssitz war vom 11. Jahrhundert an bis 1177 eine Burganlage um die heutige Othmarkirche, dann die ab 1148 erbaute Burg in der Klausen (von Pflegern verwaltet, wiederholt verpfändet, nach 1556 verödet, ab 1558 Privatbesitz, 1672 bereits Ruine, 1812 von Johann I. Fürst Liechtenstein romantisch ausgestaltet).

Die Pfarre Mödling (das heißt das Patronat und die zugehörigen Güter) wurde 1113 von Markgraf Leopold III. dem Stift Melk geschenkt (diesem 1347 inkorporiert, 1475 dem Wiener Domdechanten überlassen, 1556-1782 der Marktgemeinde Mödling gehörig); ihr Sitz befand sich anfangs bei der Martinskirche (Hyrtlplatz; 1787 abgebrochen, auf dem Areal entstand 1886 die Waisenhauskirche), nach 1475 wurde er nach St. Othmar (ursprünglich Burgkirche des 11. Jahrhunderts, 1252 Marktkirche, 1453-1523 Neubau, 1529 durch die Türken verwüstet, Mitte 17. Jahrhundert Wiederaufbau; Karner St. Pantaleon 1182 und nach 1252) verlegt. Die Siedlung des 11. Jahrhunderts (Elisabethstraße-Hauptplatz) wurde im 12. Jahrhundert nach Osten (Hauptstraße bis Josef-Deutsch-Platz, mit Anger) und Süden (Lauf des Mödlingbachs) erweitert; nach den Zerstörungenen beim Ungarneinfall (1252) kam es im 14. und 15. Jahrhundert zu einer weiteren Ausdehnung nach Osten (Hauptstraße bis Freihofstraße und Jakob-Thoma-Straße) und Süden (Neusiedler Straße bis zum Beginn der Gold. Stiege).

An den Ausfallstraßen standen vier Tore: das Ungartor (bei Hauptstraße 31/35), das Neusiedler Tor (bei Neusiedler Straße 14/15), das Eisentor (bei Eisentorgasse 6) und das Wiener Tor (bei Enzersdorfer Straße 2/3). Ab 1343 ist Mödling als Markt nachweisbar, 1374 wurde die Schranne errichtet (Schrannenplatz, nachmals Rathaus; Veränderungen 1548 und 1688), 1443-1453 die Bürgerspitalkirche St. Ägydius (Ecke Brühler Straße und Elisabethstraße). Ab 1426 zählte Mödling als landesfürstliche Mark zur Kurie der Städte und Märkte im Verband der Landstände Österreichs unter der Enns. Ab Anfang des 16. Jahrhunderts besaß Mödling de facto, ab 1607 de iure ein eigenes Landgericht (Hochgericht). Noch im 16. Jahrhundert war die Bevölkerung sehr wohlhabend (Weinbau); die Bürgerhäuser waren reich ausgestattet. Erst während der Gegenreformation kam es zur wirtschaftlicher Stagnation, teilweise auch zur Abwanderung der Bevölkerung. 1631 wurde das Kapuzinerkloster (Josef-Deutsch-Platz 2) gegründet (1785 aufgehoben, 1889 Besitz der Familie Thonat, seit 1933 Sitz des Bezirksmuseums). Die Folgen der Türkeneinfälle 1529 und 1683 wurden jeweils rasch überwunden. 1780 wurde die Kaserne erbaut (Pfarrgasse 7-9; bis 1873 bestehend). 1785 trat an die Stelle des Marktrichters ein Bürgermeister, 1786 wurde der Friedhof um die Othmarkirche aufgelassen (Verlegung nach St. Martin). Mit der Ansiedlung von Manufakturen begann auch eine Veränderung des Ortsbilds (Abbruch der Tore). 1805 und 1809 war Mödling von den Franzosen besetzt.

Johann II. Fürst Liechtenstein, der 1807 die Herrschaft Burg Mödling-Liechtenstein erwarb, ließ Bauten im Geist der Romantik errichten (1810 Schwarzer Turm u. Amphitheater, 1812 Ausbau der Burgruine, 1813 Husarentempel, 1818 Pfefferbüchse!, Schweizerhaus auf der Meiereiwiese). Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Mödling mit seiner Umgebung ein beliebtes Ausflugs- und Sommerfrischenziel; Ludwig van Beethoven verbrachte mehrere Sommer in Mödling (beispielsweise 1819 Hauptstraße 79 [Gedenktafel]). Da die privaten Verkehrsmittel (etwa Landkutschen) teuer waren, blieb Mödling allerdings zunächst nur für Vermögende erreichbar. Erst der Bau der Wien-Gloggnitzer Eisenbahn (Eröffnung 1841) brachte diesbezüglich Verbesserungen; da der Bahnhof außerhalb des Orts errichtet wurde, gab die Bahn auch hinsichtlich der Siedlungsentwicklung wesentliche Impulse (Verbauung in Richtung Bahnhof, nach der Jahrhundertmitte auch östlich der Bahnlinie). Unter Bürgermeister Josef Schöffel (1873-1882) stieg Mödling zum Kurort auf und wurde von zahlreichen Wienern aufgesucht; eine neu entstandene Vorstadt trug den Namen des Bürgermeisters (Schöffelvorstadt).

1874/1875 entstanden ein Kurpark und ein Sommertheater, 1876 wurde am Fuß des Eichkogels ein neuer Friedhof angelegt; am 18. November 1875 erfolgte die Stadterhebung, am 28. April 1876 die Eingemeindung von Klausen und Vorderbrühl. Auf dem Hyrtlplatz wurden die Josefskirche (1885/1886) und das hauptsächlich von Joseph Hyrtl finanzierte Waisenhaus errichtet (zu dessen Zöglingen Josef Weinheber zählte). Nach der endgültigen Konstituierung der niederösterreichischen Bezirkshauptmannschaften (1868) gehörte Mödling zunächst zum Sprengel Baden, 1897 wurde es selbst Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (Errichtung des Gebäudes der Bezirkshauptmannschaft 1896/1897). 1901-1904 wurde am Fuß des Eichkogels (Technikerstraße 1-5) die Technische Militärakademie errichtet (1919 Technisch-gewerbliche Lehranstalt, 1963 Höhere technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt). Am 1. bzw. 15. Oktober 1938 wurde Mödling nach Wien eingemeindet (Groß-Wien) und namengebender Hauptort des damals geschaffenen 24. Bezirks, seit 1. September 1954 ist es wieder niederösterreichische Bezirkshauptstadt (Randgemeinden), deren Sprengel allerdings kleiner ist als vor 1938; er umfaßt neben Mödling die Gemeinden Achau, Biedermannsdorf, Breitenfurt, Brunn am Gebirge, Gaaden, Gießhübl, Gumpoldskirchen, Guntramsdorf, Hennersdorf, Hinterbrühl, Kaltenleutgeben, Laab im Walde, Laxenburg, Maria Enzersdorf, Münchendorf, Perchtoldsdorf, Vösendorf und Wienerwald (gebildet aus Dornbach, Grub, Sittendorf und Sulz-Stangau).

Die Verkehrsverbindung

Nach Wien besorgten ursprünglich Postkutschen oder Privatunternehmer (Landkutscher), später Stellwagen (die um 1820 zwei bis drei mal, um 1839 zehn mal täglich hin und zurück fuhren); nach der Eröffnung der Südbahn wurde Mödling mittels eines eigenen Bahnhofs an diese angebunden (1838 erhielt der Bankier Georg Freiherr von Sina die definitive Baubewilligung für die Wien-Gloggnitzer Bahn; am 19. Mai 1841 wurde die Strecke Mödling-Baden und am 20. Juni 1841 erstmals durchgehend die Strecke Wien-Wr. Neustadt befahren). Die ab 7. August 1912 bis Mauer verkehrende Straßenbahnlinie 60 wurde am 27. Mai 1921 als Linie 360 von Mauer bis Mödling verlängert (die Linie 260 führte bis Perchtoldsdorf, Brunner Gasse), war jedoch (ebenso wie die Linie 60 vom ehemaligen Linienamtsgebäude Riedelgasse bis Mauer) nicht in den Wiener Tarif einbezogen. Die Strecke Rodaun-Mödling wurde am 30. November 1967 eingestellt. Die elektrische Straßenbahn nach Mödling hatte die Dampftramway ersetzt, deren südliches Streckennetz 1887 bis Mödling erweitert worden war. Von Mödling aus verkehrten Straßenbahnen in die Hinterbrühl (erste elektrische Bahn Europas für Dauerbetrieb; Eröffnung am 18. Oktober 1883 in die Vorderbrühl, am 14. Juli 1885 in die Hinterbrühl; Betriebseinstellung am 31. März 1932) und nach Laxenburg (Flügelbahn mit Kaiserbahnhoff in Laxenburg, Eröffnung am 28. September 1845, Betriebseinstellung ebenfalls 1932).

Literatur

  • Karl Giannoni: Geschichte der Stadt Mödling. Mödling 1905.
  • Stadtgemeinde Mödling (Hg.): Mödling - Landschaft, Kultur und Wirtschaft. Mödling 1975
  • Österreichischer Städteatlas, Stadtmappe Mödling. 1982
  • Ferdinand Opll: Kulturführer Niederösterreich: Mödling. 1983
  • Elisabeth Schuster: Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen. Band 2: Ortsnamen F bis M. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1990 (Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich, Reihe B), S. 570 (weitere Literatur)
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 193 ff., S. 210 f. (Mödlinger Wildbach)
  • Manfred Hohn, Dieter Stanfel, Hellmuth Figlhuber: Mödling-Hinterbrühl. Die erste elektrische Bahn Europas für Dauerbetrieb. 1983