Wein: Unterschied zwischen den Versionen

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Der wirtschaftliche Wohlstand Wiens beruhte bis ins 16. Jahrhundert auf dem Weinbau und dem Transithandel. Kaiser [[Rudolf I.|Rudolf von Habsburg]], der Wien 1276 belagerte, drohte, die Wiener Weingärten zu verwüsten. Die ältesten Weingärten gehen urkundlich auf das 12. Jahrhundert zurück. Die Gärten lagen auf der [[Landstraße]], [[Wieden]], [[Matzleinsdorf]], [[Gumpendorf (Vorstadt)|Gumpendorf]], [[Lerchenfeld]] und in [[Hernals]], [[Währing]] und [[Döbling]]. Auch in der inneren Stadt sollte es welche gegeben haben.
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Der wirtschaftliche Wohlstand Wiens beruhte bis ins 16. Jahrhundert auf dem Weinbau und dem Transithandel. Kaiser [[Rudolf I.|Rudolf von Habsburg]], der Wien 1276 belagerte, drohte, die Wiener Weingärten zu verwüsten. Im Stadtrechtsprivileg [[Albrecht I. (Österreich)|Albrecht I.]] und in der Stadtordnung [[Ferdinand I. (Heiliges Römisches Reich)|Ferdinand I.]] wird die besondere Bedeutung des Weinbaus für Wien hervorgehoben.<ref>Erich Landsteiner: Wien - eine Weinbaustadt? In: Peter Csendes, Ferdinand Opll (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Bd. 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert), hrsgg. v. Karl Vocelka, Anita Traninger, Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2003, S. 141 f.</ref> Während der Belagerung Wiens durch König [[Matthias Corvinus]] im Jahr 1485 erlaubte dieser den Wiener Bürgern sogar das Einbringen der Weinernte. Die ältesten Weingärten gehen urkundlich auf das 12. Jahrhundert zurück. Die Gärten lagen auf der [[Landstraße]], [[Wieden]], [[Matzleinsdorf]], [[Gumpendorf (Vorstadt)|Gumpendorf]], [[Lerchenfeld]] und in [[Hernals]], [[Währing]] und [[Döbling]]. Sie reichten bis zu den mittelalterlichen Stadtmauern. Auch in der inneren Stadt sollte es welche gegeben haben.
  
==Wienbau in der Antike==
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==Weinbau in der Antike==
 
Bereits in der [[Antike]] wurde seit den [[Römer]]n Wein angebaut. Die Überlieferung, Kaiser [[Marcus Aurelius Probus]] habe den Weinbau im heutigen Österreich (damals Teile der Provinzen [[Pannonien]], Noricum, Rätien) eingeführt, hat einen historischen Kern: zum Schutz des Weinbaus in den [[Römer|altrömischen]] Kerngebieten im Mittelmeerraum und zur Förderung der Weinausfuhr von dort war es verboten, in den Provinzen am Rand des Reichs Wein anzupflanzen. Probus, der schon als General viel zur Förderung der Landwirtschaft getan hatte, hob als Kaiser dieses Verbot auf und ließ in den Provinzen Britannien, Gallien, Spanien und Pannonien auf breiter Basis Weingärten anlegen, wofür vor allem Militär eingesetzt wurde; darüber berichtet sein Biograph Flavius Vopiscus.
 
Bereits in der [[Antike]] wurde seit den [[Römer]]n Wein angebaut. Die Überlieferung, Kaiser [[Marcus Aurelius Probus]] habe den Weinbau im heutigen Österreich (damals Teile der Provinzen [[Pannonien]], Noricum, Rätien) eingeführt, hat einen historischen Kern: zum Schutz des Weinbaus in den [[Römer|altrömischen]] Kerngebieten im Mittelmeerraum und zur Förderung der Weinausfuhr von dort war es verboten, in den Provinzen am Rand des Reichs Wein anzupflanzen. Probus, der schon als General viel zur Förderung der Landwirtschaft getan hatte, hob als Kaiser dieses Verbot auf und ließ in den Provinzen Britannien, Gallien, Spanien und Pannonien auf breiter Basis Weingärten anlegen, wofür vor allem Militär eingesetzt wurde; darüber berichtet sein Biograph Flavius Vopiscus.
  
 
==Weinbau im Mittelalter==
 
==Weinbau im Mittelalter==
Bereits für das 13. Jahrhundert sind Berichte, die über schlechte Weinernten im Zusammenhang mit schlechter Witterung (wie beispielsweise frühem Frost, Hagel oder starkem Reif) klagen, so beispielsweise für die Jahre 1253, 1322, 1347, 1405, 1433, 1443, 1457, 1458 und 1484. Aber auch eine gute Weinernte ist beispielsweise für das Jahr 1313 überliefert. Wichtig waren vor allem die wirtschaftlichen - und die damit verbundenen sozialen - Auswirkungen von schwachen Ernten, die für Teile der Bevölkerung existenzbedrohende Auswirkungen annehmen konnten. Dementsprechend ist auch die Einfuhr der Weinsteuer im Jahr 1383 und damit verbundene Regulierungen des Weinmarkts 1386 überliefert. Während der Belagerung durch [[Matthias Corvinus]] 1484 wurde sogar ein mehrwöchiger Waffenstillstand allein zum Einbringen der Weinernte ausgehandelt.
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Im Spätmittelalter war der im Wiener Weingebirge, welches das südliche Niederösterreich bis Baden miteinschloß, produzierte Wein Konsum- und Exportgut. Die Weingärten befanden sich großteils im Besitz Wiener Bürger die das Recht des "leitgebens" in der Stadt besaßen. Die Einfuhr ungarischer Weine war seit dem 13. Jahrhundert verboten. Tatsächlich konnte allerdings die adelige Oberschicht dieses Verbot umgehen. Beispielsweise im Jahr 1445 wurden 140.000 Hektoliter Wein aus Wien exportiert, vornehmlich über die Donau nach Westen, aber auch nach Norden nach Böhmen und Mähren über den Landweg.<ref>Erich Landsteiner: Wien - eine Weinbaustadt? In: Peter Csendes, Ferdinand Opll (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Bd. 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert), hrsgg. v. Karl Vocelka, Anita Traninger, Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2003, S. 146.</ref>. Auf Grund der großen Bedeutung des Weinkonsums - Bier spielte keine nennenswerte Rolle - und Weinexports wurden Mißernten entsprechend registriert. Bereits für das 13. Jahrhundert sind Berichte, die über schlechte Weinernten im Zusammenhang mit schlechter Witterung (wie beispielsweise frühem Frost, Hagel oder starkem Reif) klagen, so beispielsweise für die Jahre 1253, 1322, 1347, 1405, 1433, 1443, 1457, 1458 und 1484. Aber auch eine besonders gute Weinernte ist beispielsweise für das Jahr 1313 überliefert. Wichtig waren vor allem die wirtschaftlichen - und die damit verbundenen sozialen - Auswirkungen von schwachen Ernten, die für Teile der Bevölkerung existenzbedrohende Auswirkungen annehmen konnten. Dementsprechend ist auch die Einführung der Weinsteuer im Jahr 1383 und damit verbundene Regulierungen des Weinmarkts 1386 überliefert.
  
 
1464 war eine der meistgenannten Weinsorten der Gumpendorfer: dessen Riede waren die größten. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts musste Herzog [[Albrecht V. (Österreich)|Albrecht V.]] die Anlage neuer Weingärten verbieten, "damit der Wein nicht zu billig und das Getreide nicht zu teuer wurde". Die Weingartenbesitzer durften ihren eigenen Wein ausschenken. Der Wein bildete zwar eine sehr wichtige Einnahmequelle, sorgte aber laut [[Antonio Bonfini]] auch für negatives Ausschreiten: Schlägereien seien keine Ausnahme gewesen.
 
1464 war eine der meistgenannten Weinsorten der Gumpendorfer: dessen Riede waren die größten. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts musste Herzog [[Albrecht V. (Österreich)|Albrecht V.]] die Anlage neuer Weingärten verbieten, "damit der Wein nicht zu billig und das Getreide nicht zu teuer wurde". Die Weingartenbesitzer durften ihren eigenen Wein ausschenken. Der Wein bildete zwar eine sehr wichtige Einnahmequelle, sorgte aber laut [[Antonio Bonfini]] auch für negatives Ausschreiten: Schlägereien seien keine Ausnahme gewesen.
  
 
==Weinbau in der Neuzeit==
 
==Weinbau in der Neuzeit==
Während letzterer nach 1515 (teilweise Preisgabe des [[Stapelrecht|Stapelrechts]]) zunehmend von den [[Niederleger|Niederlegern]] beherrscht wurde und überdies wegen Verlagerung der Haupthandelswege zurückging, blühte die Weinwirtschaft bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Das Anbaugebiet reichte von den [[Wienerwald]]hängen bis weit in die [[Vorstadt]]zone (beispielsweise [[Landstraße]] und [[Laimgrube (Vorstadt)|Laimgrube]]). Fast jeder Bürger, aber auch viele Klöster und der Landesfürst selbst besaßen Weingärten, entweder als Bergherren (Obereigentümer mit Zinsanspruch) oder als unmittelbare Inhaber. Für die Bewirtschaftung galt ein Sonderrecht, über dessen Einhaltung ein vom jeweils vorherrschenden Bergherrn bestellter Bergmeister wachte, die Hauer waren gewerbsmäßig organisiert. Die vier bis sieben Wochen dauernde Weinlese musste vor dem 11. November abgeschlossen sein. Die Trauben wurden an Ort und Stelle zerstampft, die Maische kam in Bottichen in die Weinkeller, in denen der Wein dann auch in Fässern gelagert wurde.  
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Auch im 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts war Wien eine bedeutende Weinkonsum- und Weinexportstadt. Während letztere nach 1515 (teilweise Preisgabe des [[Stapelrecht|Stapelrechts]]) zunehmend von den [[Niederleger|Niederlegern]] beherrscht wurde und überdies wegen Verlagerung der Haupthandelswege im 17. Jahrhundert zurückging, blühte die Weinwirtschaft bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Das Anbaugebiet reichte von den [[Wienerwald]]hängen bis weit in die [[Vorstadt]]zone (beispielsweise [[Landstraße]] und [[Laimgrube (Vorstadt)|Laimgrube]]). Fast jeder Bürger, aber auch viele Klöster und der Landesfürst selbst besaßen Weingärten, entweder als Bergherren (Obereigentümer mit Zinsanspruch) oder als unmittelbare Inhaber. Für die Bewirtschaftung galt ein Sonderrecht, über dessen Einhaltung ein vom jeweils vorherrschenden Bergherrn bestellter Bergmeister wachte, die Hauer waren gewerbsmäßig organisiert. Die vier bis sieben Wochen dauernde Weinlese musste vor dem 11. November abgeschlossen sein. Die Trauben wurden an Ort und Stelle zerstampft, die Maische kam in Bottichen in die Weinkeller, in denen der Wein dann auch in Fässern gelagert wurde. Noch bis 1563 befanden sich 108 Presshäuser sogar in der Stadt, ehe sie von Kaiser Ferdinand I. verboten wurden.  
  
Der Wein wurde teilweise exportiert (meist auf der [[Donau]] bis Bayern); die Fässer wurden von Fassziehern auf Fuhrwerken zur Donau transportiert und verladen. Der entgeltliche Ausschank in Wien war den bürgerlichen Weingartenbesitzern ohne Einschränkung erlaubt, den nichtbürgerlichen (insbesondere Klöstern) nur in begrenzten Kontingenten. Streng verboten war die Einfuhr landfremder, vor allem ungarischer und südländischer Weine (letztere durften ab 1370 nur zwecks Ausschanks in der städtischen Taverne und ab 1481 nur mit teuren Lizenzen importiert werden).  
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Für den Weinexport (meist auf der [[Donau]] bis Bayern) wurden die Fässer von Fassziehern auf Fuhrwerken zur Donau transportiert und verladen. Der entgeltliche Ausschank in Wien war den bürgerlichen Weingartenbesitzern ohne Einschränkung erlaubt, den nichtbürgerlichen (insbesondere Klöstern) nur in begrenzten Kontingenten. Streng verboten war die Einfuhr landfremder, vor allem ungarischer und südländischer Weine (letztere durften ab 1370 nur zwecks Ausschanks in der städtischen Taverne und ab 1481 nur mit teuren Lizenzen importiert werden).  
  
 
Abgaben, die mit dem Wein zusammenhingen, waren der Weinzehent (Quote der geernteten Menge, ursprünglich an den Landesfürsten und den Bischof zu entrichten), die Weinsteuer (von der Stadt Wien bei der Lese an der Burgfriedensgrenze eingehoben), das [[Ungeld]] und die [[Wagenmaut|Wassermaut]] (auch als Weinmaut bezeichnet; bei Ausfuhr am Donauufer vor dem [[Roter Turm|Roten Turm]] zugunsten des Landesfürsten und der Stadt Wien eingehoben).
 
Abgaben, die mit dem Wein zusammenhingen, waren der Weinzehent (Quote der geernteten Menge, ursprünglich an den Landesfürsten und den Bischof zu entrichten), die Weinsteuer (von der Stadt Wien bei der Lese an der Burgfriedensgrenze eingehoben), das [[Ungeld]] und die [[Wagenmaut|Wassermaut]] (auch als Weinmaut bezeichnet; bei Ausfuhr am Donauufer vor dem [[Roter Turm|Roten Turm]] zugunsten des Landesfürsten und der Stadt Wien eingehoben).
  
Der Rückgang des Wiener Weinbaus im 17. Jahrhundert war vor allem durch das Wachstum der Stadt (Umwandlung von Weingärten in Bau- oder Gartenparzellen) nach der [[Zweite Türkenbelagerung (1683)|Türkenbelagerung]] 1683 bedingt und hatte Liberalisierungsmaßnahmen beim Import zur Folge.
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Der Rückgang des Wiener Weinbaus im 17. Jahrhundert war vor allem durch das Wachstum der Stadt (Umwandlung von Weingärten in Bau- oder Gartenparzellen) nach der [[Zweite Türkenbelagerung (1683)|Türkenbelagerung]] 1683 bedingt und hatte Liberalisierungsmaßnahmen beim Import zur Folge. In den Vorstädten verdrängten adelige Gartenpalais und später auch Bürgerhäuser die Weingärten.<ref>Elisabeth Lichtenberger, Die Wiener Altstadt. Wien: Deuticke 1977, S. 123 f.</ref> Seit Ende des 17. Jahrhunderts konnte auch niederösterreichische Weine außerhalb des Wiener Weingebirges eingeführt werden, ab 1749 auch ungarische Weine, die mit einem Importzoll belegt waren.<ref>Erich Landsteiner: Wien - eine Weinbaustadt? In: Peter Csendes, Ferdinand Opll (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Bd. 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert), hrsgg. v. Karl Vocelka, Anita Traninger, Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2003, S. 146.</ref>.
  
 
==Weinbau heute==
 
==Weinbau heute==
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* Herbert Tschulk: Wein und Weinhandel im Wiener Raum im Hoch- und Spätmittelalter (Prüfungsarbeit IföG, 1983)
 
* Herbert Tschulk: Wein und Weinhandel im Wiener Raum im Hoch- und Spätmittelalter (Prüfungsarbeit IföG, 1983)
 
* Herbert Tschulk: Weinbau im alten Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 37 (1982), Beiheft 7
 
* Herbert Tschulk: Weinbau im alten Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 37 (1982), Beiheft 7
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* Elisabeth Lichtenberger, Die Wiener Altstadt. Wien: Deuticke 1977
 
* Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hg. von Hubert Kaut. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1969 (Wiener Schriften, 29), S. 103 f. (''Weinverfälschung'')
 
* Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hg. von Hubert Kaut. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1969 (Wiener Schriften, 29), S. 103 f. (''Weinverfälschung'')
 
* Helmuth Feigl: Die niederösterreichische Grundherrschaft. In: Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 16 (1964), S. 155 ff., 229 ff., 243 ff.
 
* Helmuth Feigl: Die niederösterreichische Grundherrschaft. In: Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 16 (1964), S. 155 ff., 229 ff., 243 ff.
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* Albert Elmar: Ottakring und der Wein. In: Geschichte der Stadt Wien 4, S. 104 ff.
 
* Albert Elmar: Ottakring und der Wein. In: Geschichte der Stadt Wien 4, S. 104 ff.
 
* Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 1897-1918, Bände 2/2 und 4
 
* Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 1897-1918, Bände 2/2 und 4
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==Einzelnachweise==
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Version vom 18. Juli 2018, 10:22 Uhr

Kaiser Probus unterrichtet die Noriker im Weinbau.
Daten zum Eintrag
Datum von 0275 JL
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 18.07.2018 durch WIEN1.lanm08wei
Bildname Probus Weinbau.jpg
Bildunterschrift Kaiser Probus unterrichtet die Noriker im Weinbau.

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(Weinbau, Weinlese, Weinwirtschaft).

Weißwein und Rotwein

Der wirtschaftliche Wohlstand Wiens beruhte bis ins 16. Jahrhundert auf dem Weinbau und dem Transithandel. Kaiser Rudolf von Habsburg, der Wien 1276 belagerte, drohte, die Wiener Weingärten zu verwüsten. Im Stadtrechtsprivileg Albrecht I. und in der Stadtordnung Ferdinand I. wird die besondere Bedeutung des Weinbaus für Wien hervorgehoben.[1] Während der Belagerung Wiens durch König Matthias Corvinus im Jahr 1485 erlaubte dieser den Wiener Bürgern sogar das Einbringen der Weinernte. Die ältesten Weingärten gehen urkundlich auf das 12. Jahrhundert zurück. Die Gärten lagen auf der Landstraße, Wieden, Matzleinsdorf, Gumpendorf, Lerchenfeld und in Hernals, Währing und Döbling. Sie reichten bis zu den mittelalterlichen Stadtmauern. Auch in der inneren Stadt sollte es welche gegeben haben.

Weinbau in der Antike

Bereits in der Antike wurde seit den Römern Wein angebaut. Die Überlieferung, Kaiser Marcus Aurelius Probus habe den Weinbau im heutigen Österreich (damals Teile der Provinzen Pannonien, Noricum, Rätien) eingeführt, hat einen historischen Kern: zum Schutz des Weinbaus in den altrömischen Kerngebieten im Mittelmeerraum und zur Förderung der Weinausfuhr von dort war es verboten, in den Provinzen am Rand des Reichs Wein anzupflanzen. Probus, der schon als General viel zur Förderung der Landwirtschaft getan hatte, hob als Kaiser dieses Verbot auf und ließ in den Provinzen Britannien, Gallien, Spanien und Pannonien auf breiter Basis Weingärten anlegen, wofür vor allem Militär eingesetzt wurde; darüber berichtet sein Biograph Flavius Vopiscus.

Weinbau im Mittelalter

Im Spätmittelalter war der im Wiener Weingebirge, welches das südliche Niederösterreich bis Baden miteinschloß, produzierte Wein Konsum- und Exportgut. Die Weingärten befanden sich großteils im Besitz Wiener Bürger die das Recht des "leitgebens" in der Stadt besaßen. Die Einfuhr ungarischer Weine war seit dem 13. Jahrhundert verboten. Tatsächlich konnte allerdings die adelige Oberschicht dieses Verbot umgehen. Beispielsweise im Jahr 1445 wurden 140.000 Hektoliter Wein aus Wien exportiert, vornehmlich über die Donau nach Westen, aber auch nach Norden nach Böhmen und Mähren über den Landweg.[2]. Auf Grund der großen Bedeutung des Weinkonsums - Bier spielte keine nennenswerte Rolle - und Weinexports wurden Mißernten entsprechend registriert. Bereits für das 13. Jahrhundert sind Berichte, die über schlechte Weinernten im Zusammenhang mit schlechter Witterung (wie beispielsweise frühem Frost, Hagel oder starkem Reif) klagen, so beispielsweise für die Jahre 1253, 1322, 1347, 1405, 1433, 1443, 1457, 1458 und 1484. Aber auch eine besonders gute Weinernte ist beispielsweise für das Jahr 1313 überliefert. Wichtig waren vor allem die wirtschaftlichen - und die damit verbundenen sozialen - Auswirkungen von schwachen Ernten, die für Teile der Bevölkerung existenzbedrohende Auswirkungen annehmen konnten. Dementsprechend ist auch die Einführung der Weinsteuer im Jahr 1383 und damit verbundene Regulierungen des Weinmarkts 1386 überliefert.

1464 war eine der meistgenannten Weinsorten der Gumpendorfer: dessen Riede waren die größten. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts musste Herzog Albrecht V. die Anlage neuer Weingärten verbieten, "damit der Wein nicht zu billig und das Getreide nicht zu teuer wurde". Die Weingartenbesitzer durften ihren eigenen Wein ausschenken. Der Wein bildete zwar eine sehr wichtige Einnahmequelle, sorgte aber laut Antonio Bonfini auch für negatives Ausschreiten: Schlägereien seien keine Ausnahme gewesen.

Weinbau in der Neuzeit

Auch im 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts war Wien eine bedeutende Weinkonsum- und Weinexportstadt. Während letztere nach 1515 (teilweise Preisgabe des Stapelrechts) zunehmend von den Niederlegern beherrscht wurde und überdies wegen Verlagerung der Haupthandelswege im 17. Jahrhundert zurückging, blühte die Weinwirtschaft bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Das Anbaugebiet reichte von den Wienerwaldhängen bis weit in die Vorstadtzone (beispielsweise Landstraße und Laimgrube). Fast jeder Bürger, aber auch viele Klöster und der Landesfürst selbst besaßen Weingärten, entweder als Bergherren (Obereigentümer mit Zinsanspruch) oder als unmittelbare Inhaber. Für die Bewirtschaftung galt ein Sonderrecht, über dessen Einhaltung ein vom jeweils vorherrschenden Bergherrn bestellter Bergmeister wachte, die Hauer waren gewerbsmäßig organisiert. Die vier bis sieben Wochen dauernde Weinlese musste vor dem 11. November abgeschlossen sein. Die Trauben wurden an Ort und Stelle zerstampft, die Maische kam in Bottichen in die Weinkeller, in denen der Wein dann auch in Fässern gelagert wurde. Noch bis 1563 befanden sich 108 Presshäuser sogar in der Stadt, ehe sie von Kaiser Ferdinand I. verboten wurden.

Für den Weinexport (meist auf der Donau bis Bayern) wurden die Fässer von Fassziehern auf Fuhrwerken zur Donau transportiert und verladen. Der entgeltliche Ausschank in Wien war den bürgerlichen Weingartenbesitzern ohne Einschränkung erlaubt, den nichtbürgerlichen (insbesondere Klöstern) nur in begrenzten Kontingenten. Streng verboten war die Einfuhr landfremder, vor allem ungarischer und südländischer Weine (letztere durften ab 1370 nur zwecks Ausschanks in der städtischen Taverne und ab 1481 nur mit teuren Lizenzen importiert werden).

Abgaben, die mit dem Wein zusammenhingen, waren der Weinzehent (Quote der geernteten Menge, ursprünglich an den Landesfürsten und den Bischof zu entrichten), die Weinsteuer (von der Stadt Wien bei der Lese an der Burgfriedensgrenze eingehoben), das Ungeld und die Wassermaut (auch als Weinmaut bezeichnet; bei Ausfuhr am Donauufer vor dem Roten Turm zugunsten des Landesfürsten und der Stadt Wien eingehoben).

Der Rückgang des Wiener Weinbaus im 17. Jahrhundert war vor allem durch das Wachstum der Stadt (Umwandlung von Weingärten in Bau- oder Gartenparzellen) nach der Türkenbelagerung 1683 bedingt und hatte Liberalisierungsmaßnahmen beim Import zur Folge. In den Vorstädten verdrängten adelige Gartenpalais und später auch Bürgerhäuser die Weingärten.[3] Seit Ende des 17. Jahrhunderts konnte auch niederösterreichische Weine außerhalb des Wiener Weingebirges eingeführt werden, ab 1749 auch ungarische Weine, die mit einem Importzoll belegt waren.[4].

Weinbau heute

Im Jahr 2013 wurde Wien mit dem "Wiener Gemischten Satz DAC" zur 9. DAC-Region Österreich. Die Weinwirtschaft erfuhr damit eine bedeutende Aufwertung. Erlaubt ist das Führen der Bezeichnungen "Wiener Gemischter Satz DAC" sowie "Wiener Gemischter Satz Districtus Austriae Controllatus". Wien ist die einzige Großstadt der Welt mit Weinanbaugebieten innerhalb der Stadtgrenzen.

Quellen

Literatur

  • Wiener Landwirtschaftsbericht 2015 [Stand: 17.11.2017]
  • Erich Landsteiner: Wien - eine Weinbaustadt? In: Peter Csendes, Ferdinand Opll (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Bd. 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert), hrsgg. v. Karl Vocelka, Anita Traninger, Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2003, S. 141-146.
  • Martin Bauer: Weinbau und Urbanisierung im Niederösterreich des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit (ungedr. Dipl.Arb.), Wien 2002
  • Richard Perger, Weinbau und Weinhandel in Wien im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. In: Stadt und Wein. In: Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas (Hg. Ferdinand Opll) 14 (Linz 1996), S. 207 ff.
  • Friedrich Arnold: Wiener Weinwanderwege. Wien: Deuticke 1996
  • Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitgenossen berichten. 1995
  • Karl Holubar, Wolfgang Christian Huber: Von Rebstock und Riesenfaß. Katalog, Klosterneuburg 1994
  • Herbert Tschulk: Weinverfälschung in alter Zeit. In: Wiener Geschichtsblätter 40 (1985), S. 119 ff.
  • Herbert Tschulk: Wein und Weinhandel im Wiener Raum im Hoch- und Spätmittelalter (Prüfungsarbeit IföG, 1983)
  • Herbert Tschulk: Weinbau im alten Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 37 (1982), Beiheft 7
  • Elisabeth Lichtenberger, Die Wiener Altstadt. Wien: Deuticke 1977
  • Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hg. von Hubert Kaut. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1969 (Wiener Schriften, 29), S. 103 f. (Weinverfälschung)
  • Helmuth Feigl: Die niederösterreichische Grundherrschaft. In: Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 16 (1964), S. 155 ff., 229 ff., 243 ff.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 307 f.
  • Leopold Schmidt: Wiener Volkskunde. 1940, S. 56 f. (Weinlese)
  • Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien. Von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2), S. 10, 57 f., 97, 120, 214 ff.
  • Albert Elmar: Ottakring und der Wein. In: Geschichte der Stadt Wien 4, S. 104 ff.
  • Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 1897-1918, Bände 2/2 und 4

Einzelnachweise

  1. Erich Landsteiner: Wien - eine Weinbaustadt? In: Peter Csendes, Ferdinand Opll (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Bd. 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert), hrsgg. v. Karl Vocelka, Anita Traninger, Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2003, S. 141 f.
  2. Erich Landsteiner: Wien - eine Weinbaustadt? In: Peter Csendes, Ferdinand Opll (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Bd. 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert), hrsgg. v. Karl Vocelka, Anita Traninger, Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2003, S. 146.
  3. Elisabeth Lichtenberger, Die Wiener Altstadt. Wien: Deuticke 1977, S. 123 f.
  4. Erich Landsteiner: Wien - eine Weinbaustadt? In: Peter Csendes, Ferdinand Opll (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Bd. 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert), hrsgg. v. Karl Vocelka, Anita Traninger, Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2003, S. 146.