Matzleinsdorf (Vorstadt)

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Die Vorstädte Wieden, Matzleinsdorf, Hundsturm und das Freihaus auf der Wieden mit ihren Siegelbildern (1734)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorstadt
Datum von
Datum bis 1850
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 5, 10
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 28019
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 2.11.2022 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname A-9374 0099.jpg
Bildunterschrift Die Vorstädte Wieden, Matzleinsdorf, Hundsturm und das Freihaus auf der Wieden mit ihren Siegelbildern (1734)

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48° 10' 57.17" N, 16° 21' 34.24" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Dorf und Herrschaft

Der Sprengel der Herrschaft umfasste die nachmaligen Vorstädte Matzleinsdorf (siehe unter sub 2), Hundsturm, Hungelbrunn, Margareten, Nikolsdorf und Reinprechtsdorf; er wurde vom Wiener Burgfried und den Dörfern Gumpendorf, Inzersdorf und Meidling begrenzt. Der Name Matzleinsdorf leitet sich vom männlichen Vornamen Mazo, Mazelin (Kurzform für Marquard?) ab; um 1130/1136 scheint erstmals die Bezeichnung "Mazilinestorf" auf, 1136 ein Otto von Mazilinestorf (Zeuge im Klosterneuburger Salbuch); der ursprüngliche Grundriss des Schmalangerdorfs deutet jedoch auf eine Entstehung im elften Jahrhundert hin. 1305 wurde die kleine Ortschaft, die sich nur langsam entwickelte, Mätzelsdorf genannt. Matzleinsdorf und Umgebung waren Schauplatz der Einfalle des Matthias Corvinus; als dieser 1477 zum erstenmal auf dem Wienerberg erschien, hatte die Ortschaft die ganze Wucht des Angriffs zu ertragen. Die erste Nennung im städtischen Totenbeschauprotokoll fällt erst in das Jahr 1699 ("Mazelstorff"). Sitz der Herrschaft war der "niedere Hof" (5, Margaretenplatz 2-3, Schlossgasse 23; Margaretner Schloss); der "obere Hof" (auf der Höhe des Wienerbergs ) wurde Ende des 15. Jahrhunderts zerstört. Herrschaftsinhaber waren unter anderem Jakob von Eslarn († 1362), die Herren von Tirna (1373-1408) und das Kapitel zu St. Stephan (ab 1408). Die Herrschaft wurde in der Folge neu gegliedert: 1540 verkaufte das (Dom-)Kapitel den Herrschaftskern (Margareten einschließlich des Areals des erst 1566 entstandenen Nikolsdorf) an Paul Pernfuß (Margareten) und 1702 den verbliebenen Rest von Matzleinsdorf samt Reinprechtsdorf an Hans Ehrenreich Freiherr von Oppel (der zu dieser Zeit bereits Margareten und Nikolsdorf besaß). Durch den Bau des Linienwalls (1704) wurden die bis dahin außerhalb des Burgfrieds gelegenen Dörfer mit Wien vereint; die Stadt Wien erwarb 1705 die Herrschaftsrechte von Hungelbrunn und 1727 vom Erben Oppels, Franz Graf Sonnau, jene von Matzleinsdorf (der Laurenzergrund folgte erst 1806, Hundsturm 1842).

Vorstadt

Durch den Bau des Linienwalls wurde Matzleinsdorf als "nichtbürgerliche Vorstadt" mit dem Wiener Burgfried vereint; ab 1727 war die Stadt Wien auch Inhaberin der Grundherrschaft. Für die Seelsorge entstand 1709 eine Kapelle, an deren Stelle 1725 die Kirche "Zum heiligen Florian" trat (alte Matzleinsdorfer Kirche. 1841 ließ Josef Dietrich Freiherr von Dietrichsberg auf seine Kosten eine Wasserleitung vom Wienerberg nach Matzleinsdorf anlegen. 1850 wurde Matzleinsdorf mit anderen Vorstädten zunächst Bestandteil des vierten Bezirks (Wieden), 1861 fiel es an den neugeschaffenen fünften Bezirk (Margareten). Durch den Ausbau der Wiedner Hauptstraße wurden die ursprünglichen städtebaulich-architektonischen Strukturen beseitigt.

Siegel

Die Vorstadt Matzleinsdorf führte ein Grundgerichtssiegel, das den heiligen Florian als ganze Figur auf einem Reden stehend in Rüstung und mit Mantel zeigt, auf einem Abdruck Hermelinmantel, das Haupt mit einem Helm bedeckt, auf dem Helm ein Federbusch, in der Linken eine Fahne haltencl, auf dieser ein Kreuz, mit der Rechten aus einem Kübel Wasser auf ein brennendes Haus schüttend. Auf dem einen Abdruck im obersten Teil des Siegelgrundes rechts von dem Haupt des Heiligen der Buchstabe M, links D. Umschriften: a) * GEMAINDE MATZISTORF BEY S. FLORIAN 1709; b) keine Umschrift.

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Margareten.

Häuser

  • 1766: 82
  • 1778: 94
  • 1783: 96
  • 1790: 101
  • 1796: 108
  • 1830: 131
  • 1840: 131
  • 1851: 135
  • 1857: 136

Einwohner

  • 1783: 2.310
  • 1796: 2.233
  • 1840: 3.036
  • 1857: 4.895

Häusernummerierungen und -schematismen

In der Vorstadt Matzleinsdorf wurden 1770 zum ersten Mal Konskriptionsnummern vergeben, im Jahr 1795 erfolgte eine Neunummerierung (Zur Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser [Konskriptionsnummern] in der Vorstadt siehe: Häusernummerierung). Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Nummerierung 1770

Nummerierung 1795

Ortsrichter

  • Simon Geschal (1833-1834)
  • Joseph Ebert (1837- 1847)

Grenzen

Rechte Wienzeile, Gaudenzdorfer Gürtel, Margaretengürtel, Kliebergasse, Wiedner Hauptstraße, Nikolsdorfer Gasse, Gartengasse, Castelligasse, Spengergasse, Siebenbrunnengasse, Reinprechtsdorfer Straße, Margaretenstraße, Ramperstorffergasse, Rechte Wienzeile.

Literatur

  • Wolfgang Mayer: V. Margareten. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 5), S. 4
  • Elisabeth Schuster: Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1989-1994 (Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich, Reihe B)
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2)
  • Franz Maurer: Die ehemalige Wiener Vorstadt Margareten. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Wien: Gerold 1856-1918, Band 43 (1910), S. 29 ff.; Band 44 (1911), S. 1 ff.
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 206
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1895]). Cosenza: Brenner 1967, Band 3, S. 127 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 133
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. IX, Taf. C
  • Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 29

Bevölkerungsgeschichte

  • Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238
  • Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61
  • Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50
  • Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.
  • Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
  • G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26