Volkstheater: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. Dezember 2022, 13:59 Uhr

Zuschauerraum des Volkstheaters, um 1900
Daten zur Organisation
Art der Organisation Theater
Datum von
Datum bis
Benannt nach Verein des Deutschen Volkstheaters
Prominente Personen Anna Badora, Paul Barnay, Hermann Helmer, Kay Voges, Michael Schottenberg, Emmy Werner, Paul Blaha, Gustav Manker, Leon Epp, Günther Haenel, Ferdinand Fellner der Jüngere
PageID 6125
GND
WikidataID
Objektbezug Theater, Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 22.12.2022 durch WIEN1.lanm08pil
Bildname Volkstheater Wien Museum 186002 1-2.jpg
Bildunterschrift Zuschauerraum des Volkstheaters, um 1900

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Volkstheater (ehemals Deutsches Volkstheater; 7., Arthur-Schnitzler-Platz 1; bis 2016 Adresse Neustiftgasse 1, Burggasse 2, Museumstraße 2A).

Gebäude

Das Volkstheater wurde 1887-1889 von Ferdinand Fellner und Hermann Helmer in Neorenaissanceformen (schräg zur Stadt gerichtete zweigeschoßige Fassade, Kuppel über dem Mittelfoyer) auf einem vom Stadterweiterungsfonds billig überlassenen Grundstück für den (1887 gegründeten) Verein des Deutschen Volkstheaters errichtet. Der Bau wurde nach dem Brand des Stadttheaters (später Ronacher) beschlossen, da ein Wiederaufbau der zerstörten Bühne wegen des neuen Theatergesetzes, wonach die Theater nach allen Seiten freistehen mussten, unmöglich geworden war.

Fellner (Bauleitung) und Helmer schufen mit dem Volkstheater einen neuen Typus, der in zahlreichen Städten der Monarchie Nachahmung gefunden hat. Die Außenskulpturen stammen von Franz Vogl, jene im Inneren von Theodor Friedl, die Malereien (Deckenbilder und Hauptvorhang) stammen von Eduard Veith.

1907/1908 wurde ein Zubau errichtet, 1939 die Fassade vereinfacht. 1980/1981 wurde im Zuge einer Generalinstandsetzung auch die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kuppel neu errichtet, 1981 die Inneneinrichtung in den Originalzustand zurückversetzt. Rechts neben dem Theater, an der Ecke des (restlichen) Weghuberparks, steht das Raimunddenkmal, vor der linken Flanke (Burggasse) das Niesedenkmal; am Gebäude (Burggasse) Gedenktafel für Direktor Rudolf Beer.

Im Herbst 2019 begannen Sanierungsarbeiten. Damit beauftragt wurde die ARGE Volkstheater: FCP, Dietrich Untertrifaller Architekten, Architekt van der Donk. Sie orientierten sich an den Originalplänen der Entstehungszeit. Noch während des Spielbetriebs in der Saison 2019/2020 wurde entsprechend der restauratorischen Befundungen mit den Arbeiten an der vielfältig strukturierten Fassade begonnen. Die Erhaltungsmaßnahmen am Außenbau umfassten neben der Reinigung und Sanierung der Fassade, der Instandsetzung der bauzeitlichen Kastenfenster, der Außentüren und Terrassen auch die bituminöse Abdichtung und Kiesschüttung der Flachdächer. Denn ein massives Problem war das jahrelang in das Gebäude sickernde Regenwasser. Die Kuppeln wurden mit Zementfaserplatten in Anlehnung an die historische Schieferdeckung gedeckt und die aus Zinkblech gefertigten Teile wie Gaupen, Laternen etc. entsprechend dem bauzeitlichen Bestand saniert. Die Erhaltungsmaßnahmen der Innenräume umfassten neben der Reinigung und Neufassung der historischen Oberflächen im Theatersaal, der Roten Bar sowie der Gänge und im Foyer auch notwendige Ergänzungen. Die Beleuchtungen im Zuschauertrakt wurden, so es sich um historische Beleuchtungskörper handelte, saniert beziehungsweise erneuert. Im Foyer zum Beispiel wurden die Elektrokerzenhalter in Anlehnung an den Originalzustand der Entstehungszeit durch Glaskörper im Stil des Historismus ersetzt.

Zugunsten der Barrierefreiheit wurde unter anderem auch der Eingang zur Tageskassa adaptiert, die Türen mit einem motorischen Türöffner ausgestattet und die verschiedenen Ebenen des Hauses mit einem neuen Personenaufzug erschlossen. Die weiteren baulichen Maßnahmen umfassten sowohl den Bühnen- als auch den Zuschauertrakt. Der Bühnenraum Richtung Burggasse wurde erweitert und eine neue Seitenbühne samt neuem Anlieferungsportal errichtet sowie die Bühnentechnik erneuert. Eine Errungenschaft im Bereich des Zuschauertraktes ist wohl die durch entsprechende Maßnahmen eigenständige Bespielbarkeit der Roten Bar sowie die Installierung eines neuen Cafés an der Südfassade. Im Zuge dieser Umbauarbeiten kam es unter anderem zur Neuerrichtung von Lüftungsanlagen, Garderoben, WC-Anlagen, Verwaltungsräumen und der Tageskassa. Wie schon zu seiner Entstehungszeit legte man auch bei dieser Generalsanierung großes Augenmerk auf den Brandschutz. Im Fokus standen sowohl die Errichtung von Brandabschnitten als auch die Ausführung der Brandschutzanforderungen bei den Möblierungen und Verkleidungen. Mit der Fertigstellung der Sanierungsarbeiten 2020 schließt sich der Kreis nach über 130 Jahren. War das Volkstheater zu Baubeginn moderner als das Burgtheater, so kann es dies wohl auch heute wieder für sich beanspruchen.

Institution

Das vom Volkstheater-Verein errichtete Theater wurde am 14. September 1889 mit der Uraufführung von Ludwig Anzengrubers Volksstück "Der Fleck auf der Ehr"' eröffnet. Es wurde mit dem Ziel gegründet, ein Kontrastprogramm zum Burgtheater zu bieten; einem breiten Publikum sollten aktuelle Zeitstücke, Volksstücke, österreichische Dramen und Klassiker zugänglich gemacht werden.

Bis zum Ersten Weltkrieg wurden Uraufführungen und Erstaufführungen zahlreicher Stücke von Hermann Bahr, Karl Schönherr und Henrik Ibsen geboten, unter Direktor Paul Barnay folgten expressionistische Dramen (in Ausstattungen von Oskar Strnad), unter Direktor Rudolf Beer zeitgenössische Dramatik (beispielsweise Bert Brecht und Franz Theodor Csokor [der am Volkstheater auch als Dramaturg wirkte]), unter Direktor Jahn hingegen Boulevardkomödien.

In den ersten Jahrzehnten gehörten zu den Stars Adele Sandrock, Helene Odilon, Rosa Retty, Raoul Aslan, Alexander Girardi, Fritz Kortner, Max Pallenberg und Willy Thaller.

In der nationalsozialistischen Ära (1938-1944 [kriegsbedingte Theatersperre]) war das Volkstheater das Sprechtheater der Deutschen Arbeitsfront. Bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg (Eröffnung am 13. Mai 1945 mit "Die Katakomben") begann die Umgestaltung zu einem echten Ensembletheater, dessen Mitglieder großteils legendären Rang erreichten.

Das Volkstheater wurde eine GmbH, der Österreichische Gewerkschaftsbund gründete die Volkstheater-Gemeinde.

Unter Direktor Leon Epp fanden zahlreiche österreichische Erstaufführungen zeitgenössischer Dramen statt (beispielsweise Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch, Rudolf Hochhuth und [nach der Aufhebung des Boykotts] wieder Bert Brecht), Direktor Gustav Manker förderte Nestroy- und Schnitzler-Aufführungen, brachte aber auch junge österreichische Autoren (Wolfgang Bauer, Peter Turrini), und Direktor Paul Blaha wandte sich verstärkt politisch engagierten Stücken, Volksstücken und Possen zu.

In der Saison 1953/1954 begründete Direktor Epp gemeinsam mit dem damaligen Arbeiterkammerpräsident Karl Mantler und dem Bildungsreferenten des Österreichischen Gewerkschaftsbunds Franz Senghofer das Projekt "Volkstheater in den Außenbezirken" (beginnend mit Shaws "Helden" in Stadlau); derzeit werden (mit der Wiener Arbeiterkammer) fast zwei Dutzend Spielstellen betreut.

1984 wurde eine Schauspielschule eröffnet.

Mit der Saison 2020/2021 beginnt die neue Spielzeit unter der Intendanz von Kay Voges, der seit 2010 sehr erfolgreich das Schauspiel Dortmund leitete. Mit der Übernahme des Volkstheaters gestaltete er es in ein multimediales Theater um, das nicht nur auf klassische Theaterästhetik setzt, sondern auch mit den Mitteln des Digitalen arbeitet. Das Volkstheater erfährt dadurch eine neue Denkrichtung und zeigt sich mehr denn je, als oppositionellen Geist. Das Programm soll nun aus gegenwärtiger und neu gelesener Dramatik bestehen, sich auf Grenzgängen zwischen Darstellender und Bildender Kunst bewegen, zu musikalischen und choreographischen Produktionen einladen und nach diskursiven und partizipativen Formaten Ausschau halten. Die Leitung der Bezirke übernimmt Calle Fuhr.

Seit der Intendanz unter Kay Voges folgt die Benennung aller Spielstätten einem Code. V°T//Volkstheater steht für die Hauptbühne, V°T//Bezirke für die Spielstätten der Bezirke Tournee, V°T//Rote Bar steht für die Veranstaltungen in der Roten Bar, V°T//Weißer Salon bezeichnet den nun als Ausstellungsort genutzen Salon im Haupthaus, V°T//Dunkelkammer bezeichent die experimentelle Spielstätte unter dem Dach, V°T//Volx ersetzt die Bezeichnung Volx/Margareten und der V°T//Fansektor leitet Führungen, Vor- und Nachgespräche, Probenbesuche, Diskussionsveranstaltungen, etc.

Das Teilarchiv befndet in der Wienbibliothek im Rathaus.

Direktionen

Videos

Hinter den Kulissen vom Volkstheater. (wien.at, Erstausstrahlung 19.04.2017)

Quellen

Literatur

Gebäude

  • Therese Backhausen: Das Wiener Volkstheater erstrahlt in neuem Glanz. In: Jahresausgabe Verein Historische Gebäude Österreich (VHGÖ) (2019)
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 291 f.
  • H.-Chr. Hoffmann: Die Theaterbauten von Fellner und Helmer. 1966, S. 117 ff.
  • Peter Pötschner / Eva-Maria Höhle: Das Volkstheater und seine Restaurierung 1980/1981. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. Hg. vom Österreichischen Bundesdenkmalamt. Horn/Wien: Berger / Wien/München: Schroll 36 (1982), S. 39 ff.
  • Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 99 f.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 11. Wiesbaden: Steiner 1981 , S. 194 ff.

Institution

  • Das neue Volkstheater Festschrift, hgerausgegeben aus Anlass der Renovierung 1980/81. Wien: Eigenverlag 1981
  • Festschrift 75 Jahre Volkstheater. Wien: Eigenverlag 1964
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 432 f.
  • Franz Hadamowsky: Wien – Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988
  • Verena Keil-Budischowsky: Die Theater Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1983 (Wiener Geschichtsbücher, 30-32), S. 340 ff.
  • Verena Keil-Budischowsky: 100 Jahre Volkstheater. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 44 (1989), S. 102 ff.
  • Evelyn Schreiner [Hg.]: 100 Jahre Volkstheater Theater. Zeit. Geschichte. Wien: Eigenverlag 1989

Links