Franz Theodor Csokor

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Franz Theodor Csokor (1953)
Daten zur Person
Personenname Csokor, Franz Theodor
Abweichende Namensform
Titel Prof.
Geschlecht männlich
PageID 23329
GND 118522914
Wikidata Q79055
Geburtsdatum 6. September 1885
Geburtsort Wien
Sterbedatum 5. Jänner 1969
Sterbeort Wien
Beruf Dichter, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Zwischenkriegszeit, NS-Zeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 14. September 1969
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32C, Nummer 55
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Franz Theodor Csokor.jpg
Bildunterschrift Franz Theodor Csokor (1953)
  • 3., Rennweg 41 (Wohnadresse)
  • 3., Neulinggasse 11 (Wohnadresse)
  • 10., Kundratstraße 3 (Sterbeadresse)
  • 4., Mayerhofgasse 12 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Burgtheater-Ring
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 1927)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 21. Oktober 1955)
  • Großer österreichischer Staatspreis für Literatur (Verleihung: 1955)
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 1965)
  • Grillparzer-Preis

Franz Theodor Csokor, * 6. September 1885 Wien, † 5. Jänner 1969 Wien 10, Kundratstraße 3 (Franz-Joseph-Spital; ab 1951 wohnhaft 3, Neulinggasse 11, vorher auch Rennweg 41; Zentralfriedhof, Ehrengrab, Gruppe 32C, Nummer 55), Dichter, Schriftsteller, bedeutendster Vertreter des expressionistischen Dramas in Österreich.

Nach Besuch der Schule 3, Kundmanngasse 20-22 und Studium an der Universität Wien (1905/1906; Kunstgeschichte, Germanistik) betätigte sich Csokor ab 1912 als freier Schriftsteller (in diesem Jahr erschien sein lyrischer Band „Die Gewalten"). Während er 1915-1918 als Offizier Kriegsdienst leistete, erschienen seine ersten Dramen („Die Sünde wider den Geist", 1916; „Die rote Straße", 1918). 1920-1938 wohnte Csokor 3, Rennweg 41. 1923-1927 war er Dramaturg am Raimundtheater (unter Direktor Beer; 1927 Literaturpreis der Stadt Wien).

Danach unternahm er ausgedehnte Reisen durch Europa, wobei er sich besonders in Polen aufhielt (Goldener Lorbeer der Warschauer Literaturakademie und Goldenes Verdienstkreuz der Polnischen Republik 1937). 1937 erhielt Csokor den Burgtheaterring, 1938 den Grillparzer-Preis (beide in Würdigung des Schauspiels „3. November 1918", seines erfolgreichsten Werks).

Bereits 1933 hatte Csokor auf dem PEN-Kongress in Dubrovnik seinen Namen unter jenes berühmte Manifest gesetzt, mit dem gegen die Verfolgung der Gewissensfreiheit und die Bücherverbrennungen im nationalsozialistischen Deutschland protestiert wurde. 1938 ging er als unbeugsamer Humanist freiwillig ins Exil: zuerst nach Polen, 1939 nach Jugoslawien und 1944 nach Italien, wo er sich den alliierten Truppen anschloss.

1946 kehrte Csokor nach Österreich zurück (wohnhaft ab 1947 4, Mayerhofgasse 12, ab 1951 3, Neulinggasse 11). Mit Hilfe befreundeter Schriftsteller gelang ihm die Reaktivierung des PEN-Klubs; er wurde (ab 1947) dessen immer wieder gewählter Präsident (1968 wurde er auch Vizepräsident des Internationalen PEN).

Unter Csokors 30 Schauspielen und Tragödien ragen einige besonders hervor, so etwa „Gesellschaft der Menschenrechte" (1936), „Gottes General" und „Kalypso" (1942), „Der verlorene Sohn" (1947; Partisanenkrieg in Dalmatien), „Das Zeichen an der Wand" (1962), „Die Kaiser zwischen den Zeiten" (1965) und das kurz vor seinem Tod vollendete Werk „Der Alexanderzug".

Immer wieder wurden Csokor (neben der Verleihung des Titels Professor) Ehrungen zuteil (1953 Preis der Stadt Wien für Literatur, 1955 Ehrenring der Stadt Wien, 1956 Großer Österreichischer Staatspreis für Dichtkunst, 1960 „Goldene Feder" beziehungsweise 1961 Ehrenmitglied des Presseclubs „Concordia" [dessen Vorstandsmitglied er war]). Gesammelte Gedichte erschienen unter dem Titel „Immer ist Anfang" (1952), einen seiner Novellenbände nannte Csokor „Ein paar Schaufeln Erde" (1965) und seinen Wiedertäuferroman „Der Schlüssel zum Abgrund".

Seine Dramen machte er zum Schauplatz des Kampfs um Freiheit, Recht, Wahrheit und Humanität. Immer stellte er den Menschen in den Mittelpunkt des Geschehens; der Glaube an den Menschen ist überhaupt eines der Hauptmerkmale seines literarischen Schaffens; er besaß den Schlüssel zu den Abgründen der Seele des Menschen, die er mit klarem Geist zu durchleuchten verstand. Csokors Schaffen war immer eng mit der Arbeiterbewegung verbunden, sein Werk behandelt politische und soziale Probleme. Tragödien und Mythen zeigen die Weite seines Horizonts und seiner Gestaltungskraft, als Erzähler ist er von starker Eindringlichkeit.

Csokor trat auch als Herausgeber an die Öffentlichkeit (Bruckner, Horváth, Wildgans, Zuckmayer). Csokorgasse.

Teilnachlass und musikalischer Splitternachlass in der Wienbibliothek im Rathaus.

Quellen

Literatur

  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Lebendige Stadt. Almanach. Band 10. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1963, S. 42 f.
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 19. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1977
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. Band 2. Salzburg: Bergland-Buch 1964, S. 376
  • Milan Dubrovic: Veruntreute Geschichte. Die Wiener Salons und Literatencafés. Wien [u.a.]: Zsolnay 1985, Register
  • Lilly Adler: Die dramatischen Werke von Franz Theodor Csokor. Diss. Univ. Wien. Wien 1950
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 102


Franz Theodor Csokor im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks