Simmeringer Brauerei: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 9. Februar 2024, 10:23 Uhr

Simmeringer Brauerei
Daten zur Organisation
Art der Organisation Brauerei
Datum von 1605
Datum bis 1930
Benannt nach Simmering (Vorort)
Prominente Personen
PageID 20180
GND
WikidataID
Objektbezug Bier, Brauhäuser, Brauhaus (11, Simmering)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 9.02.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Simmeringer Brauerei.jpg
Bildunterschrift Simmeringer Brauerei
  • 11., Mautner-Markhof-Gasse 40-50

Frühere Adressierung
  • Bierbrauerei Th. & G. Meichl (bis: 1913)

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48° 10' 34.26" N, 16° 25' 8.37" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Das Simmeringer Brauhaus am Generalstadtplan von 1904

Simmeringer Brauerei (11., Mautner-Markhof-Gasse 40-50).

Anfänge

Der schon 1405 urkundlich erwähnte Thurnhof stand unter dem Schutz der Herren von Ebersdorf. Aus einem Brief des Freiherrn Stephan von Haimb vom 2. Februar 1605 an den Wiener Bürgermeister Augustin Haffner geht hervor, dass auf diesem Hof bereits vor diesem Jahr ein Brauhaus bestand, welches schon damals "Märzenbier" gebraut haben soll. 1622 lieferte das Brauhaus Bier an das Wiener Bürgerspital. Seit den 1670er Jahren bestand hier auch eine kleine Hoftaverne, also eine herrschaftliche Schankwirtschaft. Im Jahr 1675 wurde erwähnt, dass die Brauerei das Verbot Weizen zu verbrauen, übertreten hat. 1677 erwarb das Himmelpfortkloster die Grundherrschaft über Simmering und damit auch den Thurnhof mit der Brauerei, aus der 48 Eimer Bier und 15 Maß Branntwein vor Beginn der zweiten Belagerung Wiens geborgen werden.[1] Im frühen 18. Jahrhundert wird die Brauerei verpachtet und muss jährlich 50 Eimer Bier und 15 Maß Branntwein an das Kloster liefern. Als das Kloster 1783 aufgehoben wurde, kam die Grundherrschaft an die Staatsgüteradministration.[2]

Portal des Thurnhofs

1801 wurde durch den bekannten Pyrotechniker, k.k. Gubernial- und Bergrat Joseph Lenoble Edler von Edlersberg ein neuer Heizkessel aufgestellt. Lenoble hatte 1797 in Orth bei Gmunden zum ersten Mal in einem österreichischen Brauhaus die Feuerung mit Steinkohle eingeführt, die sich schon bei der Salzproduktion bewährt hatte und seit 1801 auch bei dem Brauen klaglos funktionierte.

Das Brauhaus wurde bis 1802 einigen erfolglosen Brauern in Bestand gegeben und in diesem Jahr von Johann Georg Dittmann erworben. Er verpachtete es 1821 an Georg I. Meichl und verkaufte es ihm ein Jahr später, nachdem in kurzer Zeit seine Gattin und seine drei Töchter an der Tuberkulose erkrankt und gestorben waren. Dittmann starb 1829 und ist - wie die ersten Meichls - am Bergfriedhof Simmering begraben. In der Pfarrkirche gibt es außerdem ein schönes Epitaph für ihn und seine Gattin.

Die Ära Meichl

Georg I. Meichl stammte aus einer alten schwäbischen Brauerfamilie und warder Sohn des Gablitzer Braumeisters Johann Meichl, kam 1810 nach Groß Schwechat und wurde Bestandsbrauer am Öhlmayerschen Brauhaus. In Simmering wurde er als strenger Lehrherr von Anton Dreher bekannt. Nach dem Tod von Georg I. Meichl im Jahr 1834 übernahm sein Sohn Theodor I. Meichl das Brauhaus, aber erst, nachdem er im Jahr 1840 zwanzig Jahre alt geworden war. Er war 1846 der erste Vorsteher des Brauherrenvereines für Wien und Umgebung, war ein anerkannter Brauherr und gehörte zu den ersten, die von Handwerks- auf Fabriksbetrieb umstellten. 1868 wurden zwei Dampfmaschinen mit je 20 PS und ein Locomobil mit 6 PS eingesetzt. Als er 1869 starb, hinterließ er die beiden Söhne Theodor II. und Georg II. Meichl sowie die Tochter Katharina, die im August 1870 den Schwechater Brauherrn und Konkurrenten Anton Dreher den Jüngeren ehelichte.

Panorama gegen die Simmeringer Brauerei mit Dorfgasse.

Unter diesen beiden Brüdern hatte das Brauhaus die erfolgreichste Zeit. 1898 stieg die Bierproduktion auf den höchsten jemals erreichten Wert von 180.155 Hektoliter, wobei es Dampfmaschinen mit insgesamt auf 550 PS und zur Auslieferung des Bieres 90 Pferde und 16 Ochsen gab. Im Sudhaus standen zwei Doppelsudwerke für je 165 Hektoliter, eine der Braupfannen wurde für Dampfkochung eingerichtet und war die erste dieser Art in Wiens Brauereien. In den beiden Gärkellern befinden sich 152 Gärbottiche und die 29 Lagerkeller-Abteilungen fassen ca. 40.000 hl Bier. Die künstliche Kühlung der Würze und der Gär- und Lagerkeller werden ausschließlich von Linde-Kältemaschinen besorgt. Es war aber nur das siebentgrößte Brauhaus in Wien.

Im Simmeringer Brauhaus widmete man sich auch sehr intensiv der Hefe-Reinzucht. Die Anlage umfasste vier große Propagierungsapparate und zwei Sterilisatoren. Die Simmeringer Samenhefe wurde an alle Brauereien weit und breit geliefert und war ein sehr gutes Geschäft. Außerdem gehörte Georg II. zu den Gründern der Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei, die nach 1945 in die Hochschule für Bodenkultur integriert wurde. Er war damit auch ein führender Brau-Wissenschafter.

Zur Brauerei gehörte eine große Restauration in der Simmeringer Hauptstraße 99 mit einem großen Garten, die 1895 erbaut wurde. Diese Restauration wurde von den späteren Schwechater Brauherren übernommen und war bis zum Ende des 20.Jahrhunderts als Schwechater Hof ein beliebter Treffpunkt des 11. Wiener Gemeindebezirks.

Die Simmeringer Brauerei stand in heftiger Konkurrenz nicht nur zur Brauerei der Familie Dreher in Klein-Schwechat am Ende, sondern auch zum Brauhaus St. Marx der Familie Mautner Markhof am Beginn der Simmeringer Hauptstraße. In Schwechat wurde das 1841 erfundene „Wiener Lager“ und in St. Marx das im selben Jahr erstmals gebraute „Abzugsbier“ gebraut, mit denen Simmering auf die Dauer nicht mithalten konnten.

Teil der "Vereinigten Brauereien“

Victor Mautner Ritter von Markhof gab schließlich 1913 die Einwilligung zur Fusionierung mit der Anton Dreher Brauereien AG, welcher in ihrer neuen Form auch die Simmeringer Brauerei der Firma Th. & G. Meichl beitrat („Vereinigte Brauereien Schwechat, St. Marx, Simmering - Dreher, Mautner, Meichl AG"). Georg II. wurde Vizepräsident der neuen Brauerei.

Im Ersten Weltkrieg wurde die Simmeringer Brauerei vorübergehend und nach kurzer Wiederinbetriebnahme zwischen 1927 und 1930 endgültig stillgelegt. In diesen drei Jahren wurde der Braubetrieb der Vereinigten Brauereien von Schwechat nach Simmering verlegt, weil die Schwechater Braustätte generalrenoviert wurde. Die Nachkommen von Georg II. Meichl, sein Sohn Georg III. und sein Enkel Georg IV. waren bis 1978 in der ab 1936 von der Familie Mautner Markhof geführten Schwechater Brauerei als Aufsichtsräte und Direktoren tätig, schieden allerdings als Kleinaktionäre der Brau AG nach sechs Generationen anlässlich der Fusion zur Brau Union aus dem Braugeschäft aus.

Die Simmeringer Betriebsgebäude und Kelleranlagen wurden von der Familie Mautner Markhof noch bis 2004 für andere Zwecke adaptiert bzw. an diverse Firmen vermietet. 2011 waren sie fast gänzlich verschwunden und auf dem Areal entstand der sogenannte „Campus Mautner Markhof“. Erhalten sind heute nur mehr wenige historische Bauwerke, so der „Rosenhof“ als IUVA-Jugendhotel, der „Kastanienhof“ mit dem Torbogen des Thurnhofes, auf dem sich das Klosterwappen der Himmelpförtnerinnen befindet, das sogenannte Adlertor und das Gebäude der ehemaligen Brauhausrestauration.

Literatur

  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk, Wien: Anton Schroll 1996
  • Die Gross-Industrie Oesterreichs. Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Oesterreichs 1898, Bd. 5, Wien: Leopold Weiss 1898, S. 256.
  • Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Wien: Löcker Verlag 2014, S. 133-138
  • Christian Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Böhlau Verlag: Wien-Köln-Weimar 2017, 84-89.
  • Christian Springer: Historische Brauerei-Topographie Wien. Die Brauereien auf dem Gebiet des heutigen Stadtgebietes. Wien 2023, S. 55-60

Referenzen

  1. Christian Springer: Historische Brauerei-Topographie Wien. Die Brauereien auf dem Gebiet des heutigen Stadtgebietes. Wien 2023, S. 55.
  2. Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk, Wien: Anton Schroll 1996, S. 78.