Generalstadtplan

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Ausschnitt aus dem Generalstadtplan von 1904
Daten zur Karte
Art der Karte Stadtplan
Originaltitel Generalstadtplan
Beschreibung Kartenwerk von Wien
Erscheinungsjahr 1888
Ausfertigung Lithographie
Maßstab 1:3500
Ausrichtung Norden
Kartenzeichner Stadtbauamt
Orte
Bezirk
WikidataID
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Karten
Quelle
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Generalstadtplan 1904.jpg
Bildunterschrift Ausschnitt aus dem Generalstadtplan von 1904

Der Generalstadtplan bildete die kartographische Grundlage von Wien zwischen 1888 und seiner Einstellung 1952.

Historischer Hintergrund

Die rasante politische, technische und demografische Entwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bewirkte enorme Veränderungen des Wiener Stadtbildes:

  • Ab den 1830er-Jahren entstanden die großen Bahnlinien.
  • 1850 wurden das Gebiet innerhalb des Linienwalls und die darüber hinausreichenden Teile des Burgfrieds in das Wiener Stadtgebiet einbezogen (Entstehung der heutige Bezirke 1 bis 9 und der innere Teil des 10. Bezirks).
  • 1857 wurde die Niederlegung der Basteien und die Auflassung des Glacis angeordnet. Bau der Ringstraße.
  • 1870 bis 1875 wurde die Donau reguliert.
  • 1890/1892 fand die zweite Stadterweiterung durch Angliederung der Vororte statt (heutige Bezirke 11 bis 19)
  • 1904 wurde der Beschluss zur Eingemeindung Floridsdorfs gefasst.

Die öffentlichen Stellen sahen sich zunehmend vor neue Aufgaben gestellt. Vor allem galt es, den Schritt vom Reagieren auf mehr oder weniger zufällige, von Privatinteressen geprägte Einzelentwicklungen hin zu räumlich übergreifenden, koordinierten Lenkungsmaßnahmen zu tun. Damit sollten die komplizierter werdenden infrastrukturellen Probleme bewältigt werden. Dazu fehlte es jedoch an einheitlichen Planungsunterlagen, insbesondere an einem übergreifenden, großmaßstäblichen Planwerk.

Entstehungsgeschichte

1882 brachte der über Verwaltungsgrenzen hinweg tätige Wienflußregulierungs-Verein eine Petition zur Anlage eines solchen Plans im Maßstab 1:2.880 (Katastermaßstab) ein. Dies bewirkte, dass der Gemeinderat nach langwierigen Verzögerungen Ende 1887 die Schaffung eines Generalstadtplans beschloss. Dieser sollte als Basis für die Erarbeitung eines Generalregulierungsplans (Vorläufer des heutigen Flächenwidmungs- und Bebauungsplans) dienen.

Mit der Arbeit am Generalstadtplan wurde 1888 unter Oberingenieur Pia begonnen. Ab 1894 war das vom Stadtbauamt und Magistrat geschaffene Regulierungsbüro mit der Erstellung und Vervollständigung des Generalstadtplans beauftragt, das auch die 1890/92 eingemeindeten Vororte territorial umfasste. Mit der Durchführung wurde Ingenieur Felkel betraut.

Der Generalstadtplan entstand nicht durch Neuvermessung, sondern durch durch behelfsmäßiges Zusammenzeichnen der in Wien sehr uneinheitlichen Katastermappen Wiens und der Vorortgemeinden (alte Bezirke 1 : 1440, Vororte 1 : 1.250, 1 : 1.440, 1 : 2.880 und 1 : 10.000) der 70 Katastralgemeinden. Er war zunächst auf 83 Blatt angelegt, durch spätere Eingemeindungen vergrößerte sich der Umfang.

Der ursprüngliche Maßstab von 1:2.880 war schon 1882, als er vorgeschlagen wurde, veraltet und nur durch die pragmatische Vorgangsweise zur raschen Erstellung eines übergreifenden Planwerkes erklärbar. Der Inhalt der zugrunde gelegten Katastralmappen entsprach ihrem sehr unterschiedlichen Alter. Daher war man anfänglich sehr um die Aktualisierung der Blätter bemüht, was durch die rasante bauliche Entwicklung der Stadt um 1900 erforderlich war. Später zwangen die verschlechterten wirtschaftlichen Verhältnisse dazu, die Veränderungen in Evidenzblättern festzuhalten. Wenn überhaupt, wurden sie in großen Zeitabständen auf Druckplatten übertragen.

Wegen der unterschiedlichen Aktualisierungsdaten der einzelnen Blätter ist es kaum möglich, eine flächendeckende Darstellung zu einem einheitlichen Stichtag zusammenzustellen. Für den hier vorliegenden Zeitschnitt wurde eine verkleinerte Ausgabe im Maßstab 1:3.500 herangezogen. Diese wurde als "Atlas zum Häuser-Kataster der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien" von Josef Lenobel "nach dem Stande am 30. April 1912" angefertigt.

Inhalt

Aufgenommen wurden die Gemeinde-, Bezirks- und Katastralgemeindegrenzen, Straßen- und Platzbezeichnungen, Hausnummern, genehmigte Baulinien, Parzellengrenzen, vorgeschriebene Niveaukoten, teilweise auch bestehende Höhen. Kirchen und öffentliche Gebäude wurden durch Schraffur hervorgehoben und bezeichnet. Nach Möglichkeit wurde das Baujahr von Gebäuden angegeben. Schienenstränge, Bepflanzungen und andere Details sind ersichtlich.

Jedes Blatt wurde für einen Bereich von 100 x 80 Klaftern angelegt; ursprünglich bestanden 132 Planblätter. Der Koordinatenursprung „St. Stephan" lag in der Mitte des zentralen Blatts. Der Generalstadtplan enthielt Eintragungen aller bereits genehmigten Regulierungen für die verbauten Gebiete beziehungsweise die Angabe aller Konskriptionsnummern, Gemeinde-, Bezirks- und Katastralgemeindegrenzen, die Baujahre der Häuser und anderem. Man begnügte sich mit einer möglichst deutlichen Darstellung der Fluchtlinien, die teilweise die "Situation" (Darstellung der Gegebenheiten in der Natur, wie Baubestand, Böschungen, Wasserläufe und so weiter) vernachlässigten, sowie der "genehmigten Höhenkoten", die man vom militärischen Festungsbau übernahm und die es nur in der Innenstadt gab. An einigen wenigen Stellen wurden auch Höhenaufnahmen eingearbeitet. Nur auf den "Evidenzblättern" (auf Karton aufgezogenen Plandrucken) wurden Veränderungen in der Regulierung (Fluchtlinien, Bebauungsbestimmungen und so weiter), die Parzellierungen und teilweise die Neubauten (nur bei definitiver Baubewilligung, nicht unbedingt dem tatsächlichen Stand entsprechend) eingezeichnet und nur in sehr langen Zeitintervallen auf die Druckplatten (Steindruck) übertragen.

Wirkungsgeschichte

Der Generalstadtplan bildete bis nach dem Zweiten Weltkrieg die Kartengrundlage von Wien.

Die Vervielfältigung war sehr umständlich, und eine Fortführung war deshalb nur mangelhaft geplant. Da am übrigen Planinhalt nichts geändert wurde und somit die Situation dem Katasterstand zur Zeit der Erstherstellung entsprach, war ein Großteil des Generalstadtplans in kurzer Zeit veraltet. 1914 wurden zur Beseitigung dieser Mängel Vermessungsingenieure eingesetzt; das Vorhaben konnte jedoch infolge des Kriegsausbruchs nicht realisiert werden. Die vom Stadtbauamt herausgegebenen Blätter umfassen den Zeitraum 1888-1946; bereits 1938 war die Mehrzahl der Blätter zwischen 20 und 42 Jahre alt.

Quellen

Literatur

  • Wolfgang Mayer: Gebietsänderungen im Raum Wien 1850-1910 und die Debatten um das Entstehen eines Generalregulierungsplans von Wien, Diss. Univ. Wien. Wien 1972, S. 456 f.
  • Tätigkeit des Wiener Stadtbauamtes und der städtischen Unternehmungen technischer Richtung in der Zeit von 1935 bis 1965. Ein Bericht in zwei Bänden. Band 2. Wien: Wiener Stadtbauamt 1974, S. XXI/4 f.

Weblinks