Neues Wiener Tagblatt

Aus Wien Geschichte Wiki
Version vom 12. September 2013, 12:29 Uhr von WIEN1.lanm08w11 (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „{{Sonstiges |Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien }} Neues Wiener Tagblatt, erschien in Nachfolge des „Wiener Journals" (das infolge des Sturzes de…“)

Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zum Eintrag
Datum von 10. März 1867
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 12.09.2013 durch WIEN1.lanm08w11

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Neues Wiener Tagblatt, erschien in Nachfolge des „Wiener Journals" (das infolge des Sturzes des Ministeriums Belcredi eingegangen war) erstmals am 10. März 1867; seine politische Grundhaltung war deutschdemokratisch (Untertitel „Demokratisches Organ"). Am 13. Juli 1867 wurde die Zeitung von Moritz Szeps und seinen Mitarbeitern, die die Morgenpost im Verlauf einer Redaktionsrevolte verlassen hatten, übernommen. Als Ergänzung erschien ab 26. Dezember 1868 das „Neue Wiener Abendblatt", dessen Herausgeber ab 16. Mai 1872 Moritz Szeps war; gleichzeitig wurde die Druckerei Jacobi aufgekauft und als „Zeitungsdruckerei Neues Wiener Tagblatt" weitergeführt. Da das Neue Wiener Tagblatt der Regierung Taaffe unangenehm war, suchte diese es durch ein Verschleißverbot in Trafiken (27. Jänner 1883 bis 2. September 1892) zu vernichten. Als Szeps die Situation durch den Erwerb eines anderen Morgenblatts retten wollte, begann er Verhandlungen mit der „Morgenpost", die fehlschlugen, worauf der Verwaltungsrat ihn absetzte. Daraufhin kaufte Szeps die „Morgenpost" und gab dieser den Titel „Wiener Tagblatt". Das Neue Wiener Tagblatt überholte in der Auflage zwar 1874 die Neue Freie Presse konnte ihr aber ihren Rang als Weltblatt nicht streitig machen. Die Zeitung war deutschliberal, bürgerlich-demokratisch und antimarxistisch eingestellt; den sich bildenden politischen Parteien stand sie verständnislos gegenüber. Die publizistische Kampagne, die die Zeitung ab 25. April 1870 mit Josef Schöffel für die Erhaltung des Wienerwalds führte, war erfolgreich. Sie verfügte über ausgezeichnete Mitarbeiter unter anderem Hermann Bahr, Werner Bergengruen, Ludwig Brügel, Franz Theodor Csokor, Ernst Decsey, Franz Karl Ginzkey, Hugo Glaser, Heinrich Kralik, Emil Kuh, Ernst Mach, Josef Nadler, Eduard Pötzl (Wiener Skizzen und Humoresken) und Erwin Rainalter. In den 30er Jahren begrüßte das Blatt zwar die Ausschaltung des Parlaments, warnte aber vor einer Unterdrückung der Meinungsfreiheit; nach 1934 enthielt es sich jeder Stellungnahme. Obwohl es seine Ablehnung des Nationalsozialismus zum Ausdruck brachte, gelang es ihm doch, als einziges Blatt der Wiener Großpresse zu überleben. Am 1. Februar 1939 wurde es (unter Beibehaltung des Titels) mit dem Neuen Wiener Journal und der Neuen Freien Presse zusammengelegt. Dank dieser Fusionierung blieb das Neue Wiener Tagblatt während des Zweiten Weltkriegs das weitaus eigenständigste Wiener Blatt.

Literatur

  • Kurt Paupié: Kurt Handbuch der Österreichischen Pressegeschichte 1848-1959. Wien: Wilhelm Braumüller. Band 1.1960, S. 150 ff.
  • Gabriele Melischek / Josef Seethaler [Hg.]: Die Wiener Tageszeitungen. Eine Dokumentation, Band 3: 1918-1938. Frankfurt/Main [u.a.]: 1992, S. 151 ff.
  • Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966