Moritz Szeps

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Daten zur Person
Personenname Szeps, Moritz
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 22656
GND 121673928
Wikidata Q1304204
Geburtsdatum 5. November 1835
Geburtsort Busk, Galizien
Sterbedatum 9. August 1902
Sterbeort Wien
Beruf Zeitungsherausgeber, Journalist
Parteizugehörigkeit liberal
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 14.08.2023 durch WIEN1.lanm09p15
Begräbnisdatum
Friedhof Alter Israelitischer Friedhof
Grabstelle Gruppe 19, Reihe 56, Nummer 31
Ehrengrab Ehrengrab
  • 9., Liechtensteinstraße 51 (Wohnadresse)
  • 8., Lange Gasse 83 (Wohnadresse)
  • 19., Grinzinger Straße 19 (Letzte Wohnadresse)
  • 9., Mariannengasse 20 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Szeps Moritz * 5. November 1835 (1834?) ) Busk, Galizien, Ukraine, † 9. August 1902 Wien 9., Mariannengasse 20 (Sanatorium Loew; Zentralfriedhof, Israelitische Abteilung, erstes Tor, Grab 197 56/31; zuletzt wohnhaft 19., Grinzinger Straße 19), Zeitungsherausgeber, Journalist, Gattin (1861) Amalie Schlesinger.

Szeps, der zu den Begründern des modernen österreichischen Journalismus gehört, studierte (als Sohn eines jüdischen Arztes) zunächst in Lemberg Chemie, dann 1854-1858 an der Universität Wien Medizin (Studienabbruch), wandte sich aber (beeinflusst durch die Bekanntschaft mit dem Assistenten Rokitanskys, Dr. Wislocki, der damals Chefredakteur des „Wanderer" war) ab 1855 ausschließlich dem Journalismus zu (nachdem er bereits 1853 erstmals einen populärwissenschaftlichen Artikel im „Wanderer" veröffentlicht hatte). Sein Name stand anfangs in Verbindung mit der Morgenpost, einem extrem liberal ausgerichteten, volkstümlich geschriebenen Wiener Lokalblatt, das wohl bereits ab 1850 erschien, aber erst ab 1854 erhalten ist. Obwohl Dr. Leopold Landsteiner als der eigentliche Begründer der Zeitung zu betrachten ist, scheint Szeps doch die Seele des Blatts gewesen zu sein, das er 1855-1867 als Chefredakteur leitete. Heinrich Reschauer, Friedrich Schlögl, Friedrich Uhl, Emil Kuh und Ludwig Anzengruber waren neben vielen anderen Mitarbeiter der Zeitung, die (trotz sorgfältiger Pflege des Lokalteils) erstmals auch außerhalb Wiens weite Verbreitung fand.

1867 kam es (ähnlich wie zuvor bei der „Presse" von August Zang) zu einer Redaktionsrevolte gegen Landsteiner; unter der Führung von Szeps verließen die meisten Mitarbeiter das Blatt und übernahmen am 13. Juli 1867 das ab 10. März 1867 erscheinende Neue Wiener Tagblatt (Szeps war mit Heinrich Pollak und Siegmund Schlesinger Gründer desselben), das die Nachfolger des von Belcredi begründeten und nach seiner Entlassung herrenlos gewordenen „Wiener Journals" angetreten hatte (ab 26. Dezember 1868 erschien auch ein „Neues Wiener Abendblatt"). Nach Gründung der Steyrermühl Aktiengesellschaft schien Szeps ab 16. Mai 1872 nicht mehr als Eigentümer, sondern nur als Herausgeber auf. Einen Monat später übersiedelten Druckerei und Redaktion in die neuen Räume der Steyrermühl am Fleischmarkt (Steyrerhof). 1886 kaufte Szeps die abgewirtschaftete „Morgenpost" und leitete sie am 24. Oktober in das „Wiener Tagblatt" über (Abendausgabe unter dem Titel „Wiener Abendblatt"), das er bis 1899 leitete.

Szeps begründete 1900 das populärwissenschaftliche „Wissen für alle", das neue naturwissenschafltiche Erkenntnisse vermittelte. Szeps war lange der mächtigste und erfolgreichste Journalist Wiens („Zeitungszar"). Konsequent liberal gesinnt, trat er 1859 als einer der ersten für den Übergang vom Neoabsolutismus zur parlamentarischen Regierungsform ein und unterhielt enge Beziehungen zu französischen Politikern (Gambetta, Clemenceau). Von besonderer Bedeutung war seine Freundschaft mit Kronprinz Rudolf (ab 1881), zu dessen politischer Meinungsbildung er wesentlich beitrug und dem er auch seine Zeitungen für (anonyme) Artikel zur Verfügung stellte. Szeps gehörte zu den Begründern der „Concordia" und war 1865-1872 deren Vorstandsmitglied (1870-1872 Vizepräsident). 1876/1877 ließ er sich von Ludwig Tischler ein Palais erbauen (9., Liechtensteinstraße 51). Um 1887/1888 geriet er vorübergehend in finanzielle Schwierigkeiten. 1885-1897 wohnte er 8., Lange Gasse 53 („Zum Stroblkopf", auch Damianpalais), zuletzt 19, Grinzinger Straße 19.

Literatur

  • Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon, Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Wien: Daberkow 1889-1892
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Band 2: Biographien und Bibliographie der deutschen Künstler und Schriftsteller in Österreich-Ungarn außer Wien. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1906
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Kurt Paupié: Handbuch der Österreichischen Pressegeschichte 1848-1959. Wien: Wilhelm Braumüller. Band 1.1960 , S. 141 f., S. 150 f.
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 287
  • Der Floh, 04.01.1880
  • Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 203
  • K.H. Kossdorff: Die Wiener liberale Lokalpresse im 19. Jahrhundert: Diss. Univ. Wien. Wien 1961, S. 270
  • Gunther Martin: Damals in Döbling... Gestalten und Schauplätze einer Wiener Stadtlandschaft. Wien: J & V, Ed. Wien, Dachs-Verl. 1993, S. 47
  • Moriz Schlesinger: Das verlorene Paradies. Ein improvisiertes Leben in Wien um 1900. Wien: Picus 1993, S. 20 ff.

Quellen