Neues Wiener Tagblatt

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Zeitung
Datum von 10. März 1867
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 17745
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Neues Wiener Tagblatt, erschien in Nachfolge des "Wiener Journals" (das infolge des Sturzes des Ministeriums Belcredi eingegangen war) erstmals am 10. März 1867. Seine politische Grundhaltung war deutschdemokratisch (Untertitel "Demokratisches Organ"). Am 13. Juli 1867 wurde die Zeitung von Moritz Szeps und seinen Mitarbeitern, die die Morgenpost im Verlauf einer Redaktionsrevolte verlassen hatten, übernommen. Als Ergänzung erschien ab 26. Dezember 1868 das "Neue Wiener Abendblatt", dessen Herausgeber ab 16. Mai 1872 Moritz Szeps war, gleichzeitig wurde die Druckerei Jacobi aufgekauft und als "Zeitungsdruckerei Neues Wiener Tagblatt" weitergeführt. Da das Neue Wiener Tagblatt der Regierung Taaffe unangenehm war, suchte diese es durch ein Verschleißverbot in Trafiken (27. Jänner 1883 bis 2. September 1892) zu vernichten. Als Szeps die Situation durch den Erwerb eines anderen Morgenblatts retten wollte, begann er Verhandlungen mit der "Morgenpost", die fehlschlugen, worauf der Verwaltungsrat ihn absetzte. Daraufhin kaufte Szeps die "Morgenpost" und gab dieser den Titel "Wiener Tagblatt". Das Neue Wiener Tagblatt überholte in der Auflage zwar 1874 die Neue Freie Presse konnte ihr aber ihren Rang als Weltblatt nicht streitig machen.

Die Zeitung war deutschliberal, bürgerlich-demokratisch und antimarxistisch eingestellt. Den sich bildenden politischen Parteien stand sie verständnislos gegenüber. Die publizistische Kampagne, die die Zeitung ab 25. April 1870 mit Josef Schöffel für die Erhaltung des Wienerwalds führte, war erfolgreich. Sie verfügte über ausgezeichnete Mitarbeiter unter anderem Hermann Bahr, Werner Bergengruen, Ludwig Brügel, Franz Theodor Csokor, Ernst Decsey, Franz Karl Ginzkey, Hugo Glaser, Heinrich Kralik, Emil Kuh, Ernst Mach, Josef Nadler, Eduard Pötzl (Wiener Skizzen und Humoresken) und Erwin Rainalter.

Die Druckerei war im Gebäude Steyrerhof 3 untergebracht und druckte 1927 27 Millionen Exemplare (die Auflage der Zeitung an einem einzigen Sonntag ergab 7.808.000 Seiten). Hatte die Auflage im Jahr 1867 noch 20.000 Exemplare betragen, so stieg sie bis 1917 auf 142.000. Die Zerstückelung der alten Monarchie hatte eine Senkung der Auflagezahl zur Folge, doch betrug sie 1926 noch 122.000. Über die ganze Erde verbreitet, unterhielt das Neue Wiener Tagblatt auch da noch 1419 Auslieferungsstellen in allen Erdteilen. Das Bedrucken des Papiers besorgten in ungefähr fünf Stunden täglich drei 64-Seiten Rotationsmaschinen.

In den 30er Jahren begrüßte das Blatt zwar die Ausschaltung des Parlaments, warnte aber vor einer Unterdrückung der Meinungsfreiheit, nach 1934 enthielt es sich jeder Stellungnahme. Obwohl es seine Ablehnung des Nationalsozialismus zum Ausdruck brachte, gelang es ihm doch, als einziges Blatt der Wiener Großpresse zu überleben. Am 1. Februar 1939 wurde es (unter Beibehaltung des Titels) mit dem Neuen Wiener Journal und der Neuen Freien Presse zusammengelegt. Dank dieser Fusionierung blieb das Neue Wiener Tagblatt während des Zweiten Weltkriegs das weitaus eigenständigste Wiener Blatt.

Quellen

Literatur

  • Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 1. Teil. Wien ²1954 (Manuskript im WStLA), S. 68
  • Gabriele Melischek / Josef Seethaler [Hg.]: Die Wiener Tageszeitungen. Eine Dokumentation, Band 3: 1918-1938. Frankfurt/Main [u.a.]: Lang 1992, S. 151 ff.
  • Kurt Paupié: Kurt Handbuch der Österreichischen Pressegeschichte 1848-1959. Band 1. Wien: Wilhelm Braumüller 1960, S. 150 ff.