Nationalrat: Unterschied zwischen den Versionen

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Aufgrund des kaiserlichen Manifests vom 16. Oktober 1918, in dem die Mitwirkung an der Umgestaltung der Monarchie durch Nationalräte (gebildet aus den Reichsratsabgeordneten jeder Nation) verkündet wurde, wurden die deutschen Abgeordneten für den 21. Oktober ins Niederösterreichische Landhaus zu einer Vollversammlung eingeladen, die vom Präsidenten des Verbandsausschusses der deutschnational Parteien, Dr. Viktor Waldner, eröffnet wurde und sich zur „Provisorischen Nationalversammlung für Deutsch-Österreich" erklärte. Am 30. Oktober 1918 wurden die grundlegenden Einrichtungen der Staatsgewalt beschlossen.
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Vorgänger: [[Provisorische Nationalversammlung]] (1918/1919), [[Provisorische Nationalversammlung|Konstituierende Nationalversammlung]] (1919/1920)
  
Die Mitglieder des [[Herrenhaus]]es waren von der Teilnahme an der Provisorischen Nationalversammlung ausgeschlossen. In der Provisorischen Nationalversammlung waren neun Parteien vertreten (die stärksten waren die Christlichsozialen mit 67, die deutschen Sozialdemokraten mit 42, die Deutschnationalen mit 35 und die Deutschradikalen mit 23 Mitgliedern). Mit dem Gesetz über die Staats- und Regierungsform (Staatsgesetzblatt Nummer 5) wurde die Wahl der Konstituierenden Nationalversammlung (170 Mandate) für Jänner 1919 festgesetzt. Die Wahlen sollten nach den Grundsätzen der Verhältniswahl und des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Stimmrechts aller Staatsbürger ohne Unterschied des Geschlechts stattfinden; gleichzeitig wurde die Durchführung der Wahlen in die Landes- und Gemeindevertretungen nach denselben Grundsätzen angeordnet (die Wahl für den Wiener Gemeinderat erfolgte am 4. Mai 1919).  
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== Der Nationalrat ==
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Der seit 10. November 1920 (ausgenommen 1934-1945) bestehende Nationalrat ist als Nachfolger des [[Haus der Abgeordneten|Hauses der Abgeordneten]] der Monarchie bzw. der 1918-1920 tätigen Nationalversammlung das wesentliche gesetzgebende Organ Österreichs und hält seine Sitzungen im [[Parlament]]sgebäude, [[1]]., [[Dr.-Karl-Renner-Ring]] 3, ab. Als zweite Kammer ist der [[Bundesrat]] als Vertretung der Bundesländer tätig: Gemeinsam bilden Nationalrat und Bundesrat die Bundesversammlung, die den [[Bundespräsident]]en angelobt und Kriege erklärt. In der Ersten Republik hat die Bundesversammlung den [[Bundespräsident]]en gewählt; diese Kompetenz wurde mit der Verfassungsnovelle von 1929 durch die Volkswahl des Bundespräsidenten ersetzt, die aber erst 1951 zum ersten Mal stattfand.
  
Die mit Staatsgesetzblatt Nummer 115/1919 verlautbarte Wahlordnung sah 38 Kreise vor; zwölf davon entfielen auf Niederösterreich, 7 von diesen auf Wien. Der Nationalrat bildet gemeinsam mit dem [[Bundesrat]] (einer Ländervertretung) die Bundesversammlung, das heißt das [[Parlament]] (als Nachfolger des [[Haus der Abgeordneten|Hauses der Abgeordneten]] der Monarchie; 1, Dr.-Karl-Renner-Ring 3), ist die gesetzgebende Körperschaft des Bundes, hat die letzte Entscheidungsgewalt (der Nationalrat kann jedoch vom Bundespräsidenten aufgelöst werden) und wirkt auch an der Vollziehung (Verwaltungstätigkeit) mit. Die Zahl der Abgeordneten betrug 1920 183 und ab 1923 165; 1945 wurde diese Zahl beibehalten, 1971 jedoch (aufgrund einer Wahlrechtsreform) auf 183 erhöht. Die Legislaturperiode betrug bis 2007 vier Jahre; in jenem Jahr wurde sie auf fünf Jahre verlängert.  
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De facto ist der Nationalrat das entscheidende Organ der Republik. Er kann vom Bundespräsidenten auf Vorschlag der Regierung aufgelöst werden. Die Bundesregierung muss vom Bundespräsidenten entlassen werden, wenn ihr der Nationalrat das Misstrauen ausspricht. Die Zahl der Abgeordneten betrug 1920 183 und ab 1923 165. 1945 wurde diese Zahl beibehalten, 1971 jedoch aufgrund einer Wahlrechtsreform wieder auf 183 erhöht. Die Legislaturperiode betrug bis 2007 vier Jahre; in jenem Jahr wurde sie auf fünf Jahre verlängert.  
  
Der Nationalrat wird seit 1929 vom Bundespräsidenten zu zwei Sessionen (Frühjahrs- und Herbstsession) einberufen. Die Verteilung der Mandate auf die einzelnen Bundesländer wird aufgrund der Volkszählungsergebnisse festgelegt. In der Ersten Republik und 1945 wählte die Bundesversammlung auch den [[Bundespräsident]]en (seit 1950 Volkswahl). Der Nationalrat wählt aus seiner Mitte einen ersten, zweiten und dritten Präsidenten und bestellt aus der Reihe seiner Mitglieder Ausschüsse.
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Der Nationalrat wird seit 1929 vom Bundespräsidenten pro Jahr zu zwei Sessionen (Frühjahrs- und Herbstsession) einberufen. Die Verteilung der Mandate auf die einzelnen Bundesländer wird aufgrund der Volkszählungsergebnisse festgelegt. Der Nationalrat wählt aus seiner Mitte seinen Präsidenten sowie den zweiten und dritten Präsidenten und bestellt aus der Reihe seiner Mitglieder Ausschüsse. Zu wichtigen Themen bestehen ständige Ausschüsse.  
  
 
==Wahlergebnisse (Mandate)==
 
==Wahlergebnisse (Mandate)==
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* 1990: 80 SPÖ, 60 ÖVP, 33 FPÖ (ab 1993: 28 FPÖ, 5 LIF), 10 Grüne  
 
* 1990: 80 SPÖ, 60 ÖVP, 33 FPÖ (ab 1993: 28 FPÖ, 5 LIF), 10 Grüne  
 
* 1994: 65 SPÖ, 52 ÖVP, 42 FPÖ, 13 Grüne, 11 LIF
 
* 1994: 65 SPÖ, 52 ÖVP, 42 FPÖ, 13 Grüne, 11 LIF
* 1995: 71 SPÖ, 53 ÖVP, 40 FPÖ, 10 LIF, 9 Grüne; aufgrund von Einsprüchen der FPÖ kam es 1996 zu Wahlwiederholungen in Reutte/Tirol und Donnerskirchen/Burgenland (danach: 52 ÖVP, 41 FPÖ)  
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* 1995: 71 SPÖ, 53 ÖVP, 40 FPÖ, 10 LIF, 9 Grüne; aufgrund von Einsprüchen der FPÖ kam es 1996 zur Wahlwiederholung in Reutte/Tirol und Donnerskirchen/Burgenland (danach: 52 ÖVP, 41 FPÖ)  
 
* 1999: 65 SPÖ, 52 FPÖ (einige hundert Stimmen Vorsprung), 52 ÖVP, Grüne 14  
 
* 1999: 65 SPÖ, 52 FPÖ (einige hundert Stimmen Vorsprung), 52 ÖVP, Grüne 14  
 
* 2002: 79 ÖVP, 69 SPÖ, 18 FPÖ (2005 Abspaltung der meisten Mandatare zum neu gegründeten BZÖ), 17 Grüne
 
* 2002: 79 ÖVP, 69 SPÖ, 18 FPÖ (2005 Abspaltung der meisten Mandatare zum neu gegründeten BZÖ), 17 Grüne
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* 2008: 57 SPÖ, 51 ÖVP, 34 FPÖ, 21 BZÖ, 20 Grüne
 
* 2008: 57 SPÖ, 51 ÖVP, 34 FPÖ, 21 BZÖ, 20 Grüne
 
* 2013: 52 SPÖ, 47 ÖVP, 40 FPÖ, 24 Grüne, 11 Team Stronach, 9 NEOS (nach diversen Fraktionsaus- und -übertritten 2016: 52 SPÖ, 50 ÖVP, 38 FPÖ, 24 Grüne, 9 NEOS, 6 Team Stronach, 4 fraktionslos)
 
* 2013: 52 SPÖ, 47 ÖVP, 40 FPÖ, 24 Grüne, 11 Team Stronach, 9 NEOS (nach diversen Fraktionsaus- und -übertritten 2016: 52 SPÖ, 50 ÖVP, 38 FPÖ, 24 Grüne, 9 NEOS, 6 Team Stronach, 4 fraktionslos)
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* 2017: 62 ÖVP, 52 SPÖ, 51 FPÖ, 10 NEOS, 8 Liste Pilz
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* 2019: 71 ÖVP, 40 SPÖ, 31 FPÖ, 26 Grüne, 15 NEOS
  
 
==Zahl der Wiener Mandate und der auf Parteien entfallenden Direktmandate==
 
==Zahl der Wiener Mandate und der auf Parteien entfallenden Direktmandate==
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* 2008: 33 (11 SPÖ, 6 FPÖ, 5 ÖVP, 5 Grüne, 1 BZÖ)
 
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* 2013: 33 (10 SPÖ, 6 FPÖ, 5 Grüne, 4 ÖVP, 2 NEOS, 1 Team Stronach)
 
* 2013: 33 (10 SPÖ, 6 FPÖ, 5 Grüne, 4 ÖVP, 2 NEOS, 1 Team Stronach)
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* 2017: 33 (11 SPÖ, 7 ÖVP, 7 FPÖ, 2 NEOS, 2 Liste Pilz)
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==Regierungen==
 
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* 1986-2000: Koalitionsregierungen SPÖ-ÖVP
 
* 1986-2000: Koalitionsregierungen SPÖ-ÖVP
 
* 2000-2006: Koalitionsregierungen ÖVP-FPÖ (ab 2005: ÖVP-BZÖ)
 
* 2000-2006: Koalitionsregierungen ÖVP-FPÖ (ab 2005: ÖVP-BZÖ)
* 2006-: Koalitionsregierungen SPÖ-ÖVP
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* 2006-2017: Koalitionsregierungen SPÖ-ÖVP
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* 2017-2019: Koalitionsregierung ÖVP-FPÖ
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* 2019-2020: Beamtenregierung
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* 2020-: Koalitionsregierung ÖVP-Grüne
  
 
==Abkürzungen==
 
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* WdU: Wahlpartei der Unabhängigen
 
* WdU: Wahlpartei der Unabhängigen
  
==Erste Präsidenten==
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==(Erste) Präsidenten==
* [[Karl Seitz]] (Präsident der Nationalversammlung 1918-1920)
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In der Bundesverfassung wird der Begriff Erster nicht verwendet.
* [[Richard Weiskirchner]]
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* [[Karl Seitz]] (Präsident der Nationalversammlung 1919-1920, gleichzeitig Staatsoberhaupt)
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* [[Richard Weiskirchner]] (1920-1923)
 
* [[Wilhelm Miklas]] (1923-1928)
 
* [[Wilhelm Miklas]] (1923-1928)
 
* Alfred Gürtler (1928-1930)
 
* Alfred Gürtler (1928-1930)
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* [[Andreas Khol]] (2002-2006)
 
* [[Andreas Khol]] (2002-2006)
 
* [[Barbara Prammer]] (2006-2014)
 
* [[Barbara Prammer]] (2006-2014)
* [[Doris Bures]] (2014-)  
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* [[Doris Bures]] (2014-2017)  
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* Elisabeth Köstinger (2017)
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* Wolfgang Sobotka (seit 2017)
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== Sprachgebrauch ==
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In der Zweiten Republik wurde bis in die 1970er Jahre auch der einzelne Nationalratsabgeordnete als Nationalrat bezeichnet, so wie Mitglieder des Wiener Gemeinderats bis heute als Gemeinderat tituliert werden.
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
 
* Friedrich Brunner: Bezirksvertretungen in Wien. Historische Entwicklung, Rechtsgrundlagen, Aufgaben, Dezentralisierung, Wahlergebnisse, Personenindex, Rückblick und Zukunft. Hg. von Josef Rauchenberger. Wien: PR-Verlag 1990
 
* Friedrich Brunner: Bezirksvertretungen in Wien. Historische Entwicklung, Rechtsgrundlagen, Aufgaben, Dezentralisierung, Wahlergebnisse, Personenindex, Rückblick und Zukunft. Hg. von Josef Rauchenberger. Wien: PR-Verlag 1990
  
==Links==
+
==Weblinks==
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalrat_(%C3%96sterreich)#Konstituierende_Nationalversammlung Wikipedia: Nationalrat (Österreich)]
 
 
* [https://www.parlament.gv.at/PERK/NRBRBV/NR/ Parlament: Nationalrat]
 
* [https://www.parlament.gv.at/PERK/NRBRBV/NR/ Parlament: Nationalrat]
* [https://www.wien.gv.at/statistik/wahlen/bund/index.html Stadt Wien: Bundeswahlen - Wiener Wahlergebnisse]
+
* [https://www.wien.gv.at/politik/wahlen/nr/ Stadt Wien: Nationalratswahlen - Wiener Wahlergebnisse]
 
* [https://www.parlament.gv.at/WWER/NR/MandateNR/ Parlament: Zusammensetzung des Nationalrates von 1920 (1919) bis 1934 (aufgrund des jeweiligen Wahlergebnisses)]
 
* [https://www.parlament.gv.at/WWER/NR/MandateNR/ Parlament: Zusammensetzung des Nationalrates von 1920 (1919) bis 1934 (aufgrund des jeweiligen Wahlergebnisses)]
 
* [https://www.parlament.gv.at/WWER/NR/MandateNr1945/ Parlament: Zusammensetzung des Nationalrates seit 1945 (aufgrund des jeweiligen Wahlergebnisses)]
 
* [https://www.parlament.gv.at/WWER/NR/MandateNr1945/ Parlament: Zusammensetzung des Nationalrates seit 1945 (aufgrund des jeweiligen Wahlergebnisses)]
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==Einzelnachweise==
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<references/>

Aktuelle Version vom 3. November 2023, 15:59 Uhr

Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1918
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Karl Seitz, Richard Weiskirchner, Wilhelm Miklas, Matthias Eldersch, Karl Renner, Leopold Kunschak, Felix Hurdes, Leopold Figl, Alfred Maleta, Anton Benya, Rudolf Pöder, Heinz Fischer, Andreas Khol, Barbara Prammer
PageID 15301
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Quelle
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
  • 1., Dr.-Karl-Renner-Ring 3

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

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48° 12' 28.76" N, 16° 21' 33.00" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Vorgänger: Provisorische Nationalversammlung (1918/1919), Konstituierende Nationalversammlung (1919/1920)

Der Nationalrat

Der seit 10. November 1920 (ausgenommen 1934-1945) bestehende Nationalrat ist als Nachfolger des Hauses der Abgeordneten der Monarchie bzw. der 1918-1920 tätigen Nationalversammlung das wesentliche gesetzgebende Organ Österreichs und hält seine Sitzungen im Parlamentsgebäude, 1., Dr.-Karl-Renner-Ring 3, ab. Als zweite Kammer ist der Bundesrat als Vertretung der Bundesländer tätig: Gemeinsam bilden Nationalrat und Bundesrat die Bundesversammlung, die den Bundespräsidenten angelobt und Kriege erklärt. In der Ersten Republik hat die Bundesversammlung den Bundespräsidenten gewählt; diese Kompetenz wurde mit der Verfassungsnovelle von 1929 durch die Volkswahl des Bundespräsidenten ersetzt, die aber erst 1951 zum ersten Mal stattfand.

De facto ist der Nationalrat das entscheidende Organ der Republik. Er kann vom Bundespräsidenten auf Vorschlag der Regierung aufgelöst werden. Die Bundesregierung muss vom Bundespräsidenten entlassen werden, wenn ihr der Nationalrat das Misstrauen ausspricht. Die Zahl der Abgeordneten betrug 1920 183 und ab 1923 165. 1945 wurde diese Zahl beibehalten, 1971 jedoch aufgrund einer Wahlrechtsreform wieder auf 183 erhöht. Die Legislaturperiode betrug bis 2007 vier Jahre; in jenem Jahr wurde sie auf fünf Jahre verlängert.

Der Nationalrat wird seit 1929 vom Bundespräsidenten pro Jahr zu zwei Sessionen (Frühjahrs- und Herbstsession) einberufen. Die Verteilung der Mandate auf die einzelnen Bundesländer wird aufgrund der Volkszählungsergebnisse festgelegt. Der Nationalrat wählt aus seiner Mitte seinen Präsidenten sowie den zweiten und dritten Präsidenten und bestellt aus der Reihe seiner Mitglieder Ausschüsse. Zu wichtigen Themen bestehen ständige Ausschüsse.

Wahlergebnisse (Mandate)

  • 1919: 72 SDAP, 69 CSP, 27 Deutschnationale, 1 Jüdisch Nationale Partei, 1 Sonstige
  • 1920: 85 CSP, 69 SDAP, 28 Deutschnationale, 1 Sonstige
  • 1923: 82 CSP, 68 SDAP, 10 GDVP, 5 Landbund
  • 1927: 73 CSP, 71 SDAP, 12 GDVP, 9 Landbund
  • 1930: 72 SDAP, 66 CSP, 19 GDVP/Landbund, 8 Heimatblock
  • 1945: 85 ÖVP, 76 SPÖ, 4 KPÖ
  • 1949: 77 ÖVP, 67 SPÖ, 16 WdU, 5 KPÖ
  • 1953: 74 ÖVP, 73 SPÖ, 14 WdU, 4 KPÖ
  • 1956: 82 ÖVP, 74 SPÖ, 6 FPÖ, 3 KPÖ
  • 1959: 79 ÖVP, 78 SPÖ, 8 FPÖ
  • 1962: 81 ÖVP, 76 SPÖ, 8 FPÖ
  • 1966: 85 ÖVP, 74 SPÖ, 6 FPÖ
  • 1970: 81 SPÖ, 78 ÖVP, 6 FPÖ
  • 1971 (183 Abgeordnete): 93 SPÖ, 80 ÖVP, 10 FPÖ
  • 1975; 93 SPÖ, 80 ÖVP, 10 FPÖ
  • 1979: 95 SPÖ, 77 ÖVP, 11 FPÖ
  • 1983: 90 SPÖ, 81 ÖVP, 12 FPÖ
  • 1986: 80 SPÖ, 77 ÖVP, 18 FPÖ, 8 Grüne
  • 1990: 80 SPÖ, 60 ÖVP, 33 FPÖ (ab 1993: 28 FPÖ, 5 LIF), 10 Grüne
  • 1994: 65 SPÖ, 52 ÖVP, 42 FPÖ, 13 Grüne, 11 LIF
  • 1995: 71 SPÖ, 53 ÖVP, 40 FPÖ, 10 LIF, 9 Grüne; aufgrund von Einsprüchen der FPÖ kam es 1996 zur Wahlwiederholung in Reutte/Tirol und Donnerskirchen/Burgenland (danach: 52 ÖVP, 41 FPÖ)
  • 1999: 65 SPÖ, 52 FPÖ (einige hundert Stimmen Vorsprung), 52 ÖVP, Grüne 14
  • 2002: 79 ÖVP, 69 SPÖ, 18 FPÖ (2005 Abspaltung der meisten Mandatare zum neu gegründeten BZÖ), 17 Grüne
  • 2006: 68 SPÖ, 66 ÖVP, 21 Grüne, 21 FPÖ, 7 BZÖ
  • 2008: 57 SPÖ, 51 ÖVP, 34 FPÖ, 21 BZÖ, 20 Grüne
  • 2013: 52 SPÖ, 47 ÖVP, 40 FPÖ, 24 Grüne, 11 Team Stronach, 9 NEOS (nach diversen Fraktionsaus- und -übertritten 2016: 52 SPÖ, 50 ÖVP, 38 FPÖ, 24 Grüne, 9 NEOS, 6 Team Stronach, 4 fraktionslos)
  • 2017: 62 ÖVP, 52 SPÖ, 51 FPÖ, 10 NEOS, 8 Liste Pilz
  • 2019: 71 ÖVP, 40 SPÖ, 31 FPÖ, 26 Grüne, 15 NEOS

Zahl der Wiener Mandate und der auf Parteien entfallenden Direktmandate

  • 1945: 46 (28 SPÖ, 16 ÖVP, 2 KPÖ)
  • 1949: 40 (24 SPÖ, 17 ÖVP, 3 KPÖ, 2 WdU)
  • 1953-1959: 40
  • 1962-1970: 38
  • 1971: 42
  • 1975-1979: 39
  • 1983-1994: 36
  • 1995: 34 (14 SPÖ, 6 ÖVP, 6 FPÖ, 2 Grüne, 2 LIF)
  • 1999: 34 (12 SPÖ, 8 FPÖ, 5 ÖVP, 3 Grüne)
  • 2002: 33 (14 SPÖ, 10 ÖVP, 4 Grüne, 2 FPÖ)
  • 2006: 33 (13 SPÖ, 7 ÖVP, 5 Grüne, 4 FPÖ)
  • 2008: 33 (11 SPÖ, 6 FPÖ, 5 ÖVP, 5 Grüne, 1 BZÖ)
  • 2013: 33 (10 SPÖ, 6 FPÖ, 5 Grüne, 4 ÖVP, 2 NEOS, 1 Team Stronach)
  • 2017: 33 (11 SPÖ, 7 ÖVP, 7 FPÖ, 2 NEOS, 2 Liste Pilz)
  • 2019: 33 (8 SPÖ, 8 ÖVP, 6 Grüne, 4 FPÖ, 3 NEOS)

Regierungen

  • 1945-1947: Allparteienregierung
  • 1947-1966: Koalitionsregierungen ÖVP-SPÖ
  • 1966-1970: Alleinregierung ÖVP
  • 1970-1971: Minderheitsregierung SPÖ
  • 1971-1983: Alleinregierung SPÖ
  • 1983-1986: Koalitionsregierung SPÖ-FPÖ
  • 1986-2000: Koalitionsregierungen SPÖ-ÖVP
  • 2000-2006: Koalitionsregierungen ÖVP-FPÖ (ab 2005: ÖVP-BZÖ)
  • 2006-2017: Koalitionsregierungen SPÖ-ÖVP
  • 2017-2019: Koalitionsregierung ÖVP-FPÖ
  • 2019-2020: Beamtenregierung
  • 2020-: Koalitionsregierung ÖVP-Grüne

Abkürzungen

  • BZÖ: Bündnis Zukunft Österreich
  • CSP: Christlichsoziale Partei
  • FPÖ: Freiheitliche Partei Österreichs
  • GDVP: Großdeutsche Volkspartei
  • KPÖ: Kommunistische Partei Österreichs
  • LIF: Liberales Forum
  • NEOS: Das Neue Österreich und Liberales Forum
  • ÖVP: Österreichische Volkspartei
  • SDAP: Sozialdemokratische Arbeiterpartei
  • SPÖ: Sozialistische Partei (ab 1991: Sozialdemokratische Partei)
  • WdU: Wahlpartei der Unabhängigen

(Erste) Präsidenten

In der Bundesverfassung wird der Begriff Erster nicht verwendet.

Sprachgebrauch

In der Zweiten Republik wurde bis in die 1970er Jahre auch der einzelne Nationalratsabgeordnete als Nationalrat bezeichnet, so wie Mitglieder des Wiener Gemeinderats bis heute als Gemeinderat tituliert werden.

Literatur

  • Friedrich Brunner: Bezirksvertretungen in Wien. Historische Entwicklung, Rechtsgrundlagen, Aufgaben, Dezentralisierung, Wahlergebnisse, Personenindex, Rückblick und Zukunft. Hg. von Josef Rauchenberger. Wien: PR-Verlag 1990

Weblinks

Einzelnachweise