Anton Benya

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Daten zur Person
Personenname Benya, Anton
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 30212
GND 119083906
Wikidata Q114987
Geburtsdatum 8. Oktober 1912
Geburtsort Wien
Sterbedatum 5. Dezember 2001
Sterbeort Wien
Beruf Gewerkschafter, Politiker
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Partei Österreichs
Ereignis
Nachlass/Vorlass Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32C, Nummer 58A
Ehrengrab Ehrengrab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Abgeordneter zum Nationalrat (08.06.1956 bis 17.12.1986)
  • Präsident des Nationalrates (04.11.1971 bis 17.12.1986)
  • Vorsitzender der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie (1962 bis 1977)
  • Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (1963 bis 09.10.1987)

  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 29. Juni 1977, Übernahme: 28. Oktober 1977)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 28. September 1972, Übernahme: 6. Oktober 1972)
  • Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs (Verleihung: 1977)
  • Komturkreuz mit dem Stern des Landes Burgenland (Verleihung: 1972)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um das Land Wien (Übernahme: 23. Oktober 1972)
  • Medaille des Bürgermeisters der Stadt Wien
  • Ehrenmedaille der Wirtschaftsuniversität Wien

Benya Anton, * 8. Dezember 1912 Wien, † 5. Dezember 2001 Wien, sozialdemokratischer Gewerkschafter und Politiker.

Biographie

Anton Benya wurde als drittes von vier Kindern des sozialdemokratisch gesinnten Bäckers Stefan Benya und dessen Gattin Rosina in Wien-Penzing geboren. Er besuchte ab 1918 die Volks- und ab 1923 die Bürgerschule in Wien und absolvierte ab 1927 eine Lehre zum Elektromechaniker bei der Firma Scheiber und Kwaysser in Wien. 1927 bis 1930 besuchte er die gewerbliche Fortbildungsschule. Im Mai 1935 heiratete er Hildegard Bierbaumer aus Niederösterreich; die Ehe blieb kinderlos. Benya lebte zeit seines Lebens in bescheidenen Verhältnissen; neben einer Wohnung im 17. Wiener Gemeindebezirk (Hernals) besaß er noch ein kleines Ferienhaus in Bad Kleinkirchheim. Privat pflegte er eine große Leidenschaft für den SK Rapid Wien; 1990 bis 1993 war er Präsident des Vereins, ab 1993 dessen Ehrenpräsident.


Bereits frühzeitig schloss sich Benya der Gewerkschaftsbewegung und der österreichischen Sozialdemokratie an. Noch während seiner Lehre wurde er zum Jugendvertrauensmann gewählt, auch bekleidete er die Funktion des Schriftführers in der Lehrlingssektion der Metallarbeiter-Gewerkschaft. Im Jahr 1929 trat Benya in die Sozialdemokratische Partei ein, 1931 auch dem Republikanischen Schutzbund bei. Ab 1933 fungierte er als Betriebsrat bei der Firma Ingelen, bei der er von 1930 bis 1948 beschäftigt war. Zwischen 1934 und 1945 wurde er aufgrund seiner illegalisierten Tätigkeit für die Freien Gewerkschaften zwei Mal inhaftiert (1934 und 1937). Aufgrund seiner Tätigkeit in einem kriegswichtigen Produktionsbetrieb wurde er im Zweiten Weltkrieg als "unabkömmlicher Facharbeiter" eingestuft und nicht zur Wehrmacht einberufen.


Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Benya bei der Firma Ingelen zum Betriebsratsobmann gewählt, 1947 wurde er Mitglied im Zentralvorstand der Gewerkschaft der Metall- und Bergarbeiter. Ab 1948 war er hauptberuflich als Gewerkschaftssekretär des ÖGB in der Abteilung Organisation tätig, 1956 wurde er Bundessekretär der sozialistischen Gewerkschafter im ÖGB (bis 1962) und gleichzeitig stellvertretender Generalsekretär des ÖGB (bis 1959). 1959 bis 1962 bekleidete er das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden der Gewerkschaft der Metall- und Bergarbeiter, 1962 bis 1977 jenes des Vorsitzenden. 1959 wurde Benya zum Vizepräsidenten des ÖGB gewählt, nach der Affäre Olah übernahm er von diesem 1963 das Präsidentenamt des ÖGB. Von 1963 bis 1987 stand er dem ÖGB als Präsident vor, ehe 1987 Fritz Verzetnitsch als sein erklärter Wunschkandidat zu seinem Nachfolger gewählt wurde. Neben seinem gewerkschaftlichen Engagement machte Benya auch in der Parteipolitik Karriere. 1956 wurde er erstmals für die SPÖ in den Nationalrat gewählt, dem er bis 1986 durchgehend angehörte. Zwischen 1971 und 1986 fungierte er als Nationalratspräsident, wodurch er der bis heute am längsten dienende Nationalratspräsident der Republik Österreich wurde. In der Ära Bruno Kreisky (1970-1983) gehörte er zu den einflussreichsten Politikern Österreichs; gemeinsam mit dem Präsidenten der Bundeswirtschaftskammer, Rudolf Sallinger, vertiefte er die institutionellen und politischen Grundlagen der österreichischen Sozialpartnerschaft. Ab den 1960er Jahren prägte er die Lohnpolitik der Gewerkschaften und der österreichischen Sozialdemokratie entscheidend mit. Grundlage der Lohnverhandlungen bildete dabei nicht zuletzt die so genannte "Benya-Formel": "Lohnerhöhung = Abgeltung der Inflation + Anteil am Produktivitätszuwachs". Die Höhe des Lohnabschlusses sollte sich nach Abgeltung der Inflation an der gesamtwirtschaftlichen Produktivitätssteigerung orientieren. Ein bedeutender Erfolg Anton Benyas war nicht zuletzt auch die 1969 erreichte schrittweise Einführung der 40-Stunden-Woche. Gemeinsam mit Bruno Kreisky und dem Wiener Erzbischof, Kardinal Franz König, setzte er sich zudem entscheidend für die Aussöhnung der SPÖ mit der katholischen Kirche ein. Benya erfreute sich in großen Teilen der österreichischen Bevölkerung großer Popularität und galt als konsensualer Politiker. Als mit der friedlichen Nutzung der Kernkraft eine "saubere" und "günstige" Form der Energiegewinnung in Aussicht stand, sprach sich Benya massiv für die Errichtung des AKW Zwentendorf aus. Aufgrund seiner zahlreichen Präsidentschaften (ÖGB, Nationalrat, Rapid Wien) wurde Benya mit dem Epitethon "der Präsident" versehen.

Ehrungen

Ehrenbürger der Stadt Wien (29. Juni 1977), Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande der Republik Österreich, Ehrenzeichen für die Befreiung Österreichs und zahlreiche weitere in- und ausländische Auszeichnungen. Im 4. Wiener Gemeindebezirk (Wieden) wurde der Anton-Benya-Park nach ihm benannt. Gedenktafel Anton Benya - Parlament. 2017 wurde im 12. Bezirk hinter dem Südwestfriedhof die zuvor unbenannte Benyastraße benannt.

Werke

  • Vor neuen Aufgaben. Wien: Verlag des ÖGB 1964
  • Die Gewerkschaften in Gesellschaft und Wirtschaft. Wien: Verlag des ÖGB 1967
  • Gewerkschaften in der Gesellschaft von heute. Wien: Verlag des ÖGB 1975 (Theorie und Praxis der Gewerkschaften, 6)
  • Mein Weg. Lebenserinnerungen des langjährigen ÖGB-Präsidenten. Wien: Verlag des ÖGB 1992
  • Mein Weg. Lebenserinnerungen eines Gewerkschafters und Demokraten. Ergänzt um Aussagen aus seinem letzten Lebensjahrzehnt. Wien: Verlag des ÖGB 2002

Literatur

  • Liselotte Douschan: Anton Benya: österreichischer Gewerkschafts- und Nationalratspräsident. Wien [u.a.]: Böhlau 2011
  • Nani Kauer [Hg.]: Anton Benya – „Der Vertrauensmann“. Neuausgabe. Wien: Verlag des ÖGB Wien 2012
  • Heinz Kienzl [Hg.]: Die Zeit des Anton Benya. Wien: Arbeitsgemeinschaft für Informations- und Medienforschung 2007 (Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft für Informations- und Medienforschung)
  • Heinz Kienzl / Herbert Starke [Hg.]: Anton Benya und der Austrosozialismus. Erinnerungen und Gedanken. Wien: Verlag des ÖGB 2012
  • Annemarie Kramser [Red.]: Anton Benya – „Der Vertrauensmann“. Wien: Verlag des ÖGB 2003
  • Johannes Kunz [Hg.]: Anton Benya. Ansichten des Nationalrats- und ÖGB-Präsidenten. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1992
  • Österreichischer Gewerkschaftsbund [Hg.]: Die Herausforderung. Anton Benya zum 65. Geburtstag. Wien: Verlag des ÖGB 1977
  • Friederike Scherr: Sein Weg. 100 Jahre Anton Benya. 2., überarbeitete Auflage. Wien: Verlag des ÖGB 2014 (Reihe Zeitgeschichte und Politik, Nr. 7)

Weblinks