Kirche am Hof: Unterschied zwischen den Versionen

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Dreischiffige gotische Halle mit drei schlanken Pfeilerpaaren und kassettiertem Tonnengewölbe im einschiffigen langen Chor (von Johann Amann, 1798). In der Vorhalle ('''A''') hölzerne Kreuzigungsgruppe (18. Jahrhundert); links Zugang zur Leopoldskapelle ('''1'''), gestiftet 1662 von Leopold Wilhelm). Die Immaculata-Kapelle ('''2''') ist profaniert. Das Innentor ('''3''') weist hübsche Schneckenornamente auf; in Nischen Holzstatuen der Pestpatrone (heiliger Rochus, heiliger Sebastian). Unter dem Orgelchor an Pfeilern zwei Steinstatuen (Maria Immaculata, heiliger Johannes Nepomuk; 18. Jahrhundert).  
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Dreischiffige gotische Halle mit drei schlanken Pfeilerpaaren und kassettiertem Tonnengewölbe im einschiffigen langen Chor (von Johann Amann, 1798). In der Vorhalle hölzerne Kreuzigungsgruppe (18. Jahrhundert); links Zugang zur Leopoldskapelle, gestiftet 1662 von Leopold Wilhelm). Die Immaculata-Kapelle ist profaniert. Das Innentor weist hübsche Schneckenornamente auf; in Nischen Holzstatuen der Pestpatrone (heiliger Rochus, heiliger Sebastian). Unter dem Orgelchor an Pfeilern zwei Steinstatuen (Maria Immaculata, heiliger Johannes Nepomuk; 18. Jahrhundert).  
  
 
In den Seitenkapellen befinden sich bedeutende Kunstwerke.  
 
In den Seitenkapellen befinden sich bedeutende Kunstwerke.  
 
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* Judas-Thaddäus-Altar ('''4''') mit drei Engelfiguren (drittes Viertel des 18. Jahrhunderts); hinter Gittertür Gnadenbild der heiligen Anna (bemerkenswerte Wachsarbeit).  
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* Judas-Thaddäus-Altar mit drei Engelfiguren (drittes Viertel des 18. Jahrhunderts); hinter Gittertür Gnadenbild der heiligen Anna (bemerkenswerte Wachsarbeit).  
* Franziskus-Regis-Altar ('''5''') mit Deckenfresken "Verherrlichung des heiligen Franz de Regis" von [[Franz Anton Maulbertsch]] (1752/1753).
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* Franziskus-Regis-Altar mit Deckenfresken "Verherrlichung des heiligen Franz de Regis" von [[Franz Anton Maulbertsch]] (1752/1753).
* Linorius-Kapelle ('''6''') (gestiftet von Kaiserin Eleonore); links "Heiliger Bonifatius" von [[Johann Georg Schmidt]] (1719).
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* Linorius-Kapelle (gestiftet von Kaiserin Eleonore); links "Heiliger Bonifatius" von [[Johann Georg Schmidt]] (1719).
* Altar mit Bild des heiligen Franz Xaver ('''7'''); links bedeutende Darstellung aus der Gründungszeit der Societas Jesu. An der rechten Seitenwand Altar mit Bild „Johannes Nepomuk" von [[Martin Johann Schmidt]] (um 1780).  
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* Altar mit Bild des heiligen Franz Xaver; links bedeutende Darstellung aus der Gründungszeit der Societas Jesu. An der rechten Seitenwand Altar mit Bild „Johannes Nepomuk" von [[Martin Johann Schmidt]] (um 1780).  
* Marien-Altar ('''8''') (1764) mit altem Gnadenbild der Kirche (Kopie des römischen Gnadenbilds „Mater pietatis").  
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* Marien-Altar (1764) mit altem Gnadenbild der Kirche (Kopie des römischen Gnadenbilds „Mater pietatis").  
  
 
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* Hochaltar (9) mit Bild „Maria und die neuen Chöre der Engel" von Johann Georg Däringer (1798); an der rechten Chorseite Fragment des ehemaligen Hochaltarbilds „Himmelfahrt Mariens" von Andrea Pozzo (1709).  
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* Hochaltar mit Bild „Maria und die neuen Chöre der Engel" von Johann Georg Däringer (1798); an der rechten Chorseite Fragment des ehemaligen Hochaltarbilds „Himmelfahrt Mariens" von Andrea Pozzo (1709).  
  
 
==== Rechte Seitenkapellen: ====
 
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* Altar mit Kreuzigungsgruppe ('''10''') von [[Josef Kässmann|Joseph Käßmann]] (1816).  
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* Altar mit Kreuzigungsgruppe von [[Josef Kässmann|Joseph Käßmann]] (1816).  
* Ignatius-Kapelle ('''11''') mit Deckenerweiterung 1607/1610 und 1662 Fresken von Andrea Pozzo (Szenen aus dem Leben des Ordensgründers, des heiligen [[Ignatius von Loyola]]) und Jesuitenheiligen an den Seitenwänden.  
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* Ignatius-Kapelle mit Deckenerweiterung 1607/1610 und 1662 Fresken von Andrea Pozzo (Szenen aus dem Leben des Ordensgründers, des heiligen [[Ignatius von Loyola]]) und Jesuitenheiligen an den Seitenwänden.  
* Pius-X.-Kapelle ('''12'''), an den Seitenwänden Gemälde von [[Joachim von Sandrart]].  
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* Pius-X.-Kapelle, an den Seitenwänden Gemälde von [[Joachim von Sandrart]].  
* Josef-Kapelle ('''13'''); das Altarbild ist eine Kopie des ältesten römischen Herz-Jesu-Bilds (17. Jahrhundert).  
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* Josef-Kapelle; das Altarbild ist eine Kopie des ältesten römischen Herz-Jesu-Bilds (17. Jahrhundert).  
* Petrus-Canisius-Kapelle ('''14''') mit Altarbild „Maria als Beschützerin der Witwen".  
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* Petrus-Canisius-Kapelle mit Altarbild „Maria als Beschützerin der Witwen".  
* Die Kanzel ('''15''') trägt klassizistische Reliefs (Anfang 19. Jahrhundert); die bedeutendsten Prediger Wiens (unter ihnen [[Clemens Maria Hofbauer]]) haben hier gepredigt.  
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* Die Kanzel trägt klassizistische Reliefs (Anfang 19. Jahrhundert); die bedeutendsten Prediger Wiens (unter ihnen [[Clemens Maria Hofbauer]]) haben hier gepredigt.  
  
 
Von der Altane erteilte Papst Pius VI. ([[Papstbesuch|Papstbesuche]]) am 31. März 1782 den Segen „Urbi et orbi" und einen allgemeinen Ablass. Am 6. August 1806 verkündeten kaiserliche Hofkommissäre von hier die Niederlegung der Reichskrone durch Franz II. und damit das Ende des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]].  
 
Von der Altane erteilte Papst Pius VI. ([[Papstbesuch|Papstbesuche]]) am 31. März 1782 den Segen „Urbi et orbi" und einen allgemeinen Ablass. Am 6. August 1806 verkündeten kaiserliche Hofkommissäre von hier die Niederlegung der Reichskrone durch Franz II. und damit das Ende des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]].  

Version vom 13. August 2014, 08:36 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sakralbau
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Alte Jesuitenkirche, Neue Jesuitenkirche
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Jesuiten
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 19325
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 13.08.2014 durch WIEN1.lanm08son
  • 1., Am Hof 1

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48° 12' 39.36" N, 16° 22' 6.78" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Jesuitenkirche

Alte Jesuitenkirche (Obere Jesuitenkirche)

Karmeliterkirche (1, Am Hof bei 13); 1386 schenkte Herzog Albrecht III. dem Karmelitenorden das Gebäude, das ab 1156 den babenbergischen Herzögen von Österreich als Residenz und ab etwa 1280 den Habsburgern als Münzstätte gedient hatte; es schloss eine dem heiligen Johannes dem Täufer geweihte Kapelle sowie eine Reihe angrenzender Häuser mit ein. Auf dem Areal entstand nun der Neubau des Karmelitenklosters, der 1418 geweiht wurde; die zugehörige Kirche „Unserer lieben Frau", die an den Standort der einstigen Johanneskapelle anknüpfte, war 1403 so weit gediehen, dass einige Altäre aufgestellt werden konnten, doch zog sich die Fertigstellung bis um 1420 hin. Die Bauaufsicht oblag Beamten und Vertrauensleuten von Herzog Albrecht V. von Österreich (regierte 1411-1439, 1438/1439 auch römisch-deutscher König [Albrecht II.]), wie 1415 dem Kellermeister Andre Schuestl (der den Chorbau aus eigenen Mitteln finanzierte) und 1422 dem herzoglichen Leibarzt Magister Berthold Stark. Als Baumeister ist der Steinmetz Simon bezeugt, Glasgemälde lieferte 1436 Jakob Kaschauer. Die Kirche, in wesentlichen Teilen noch erhalten, bestand aus einem weiträumigen, rechteckigen, vierjochigen Langhaus und einem schmäleren dreijochigen Chor mit 5/8-Schluss. Der Hochaltar, um 1440 vollendet (nach der Darstellung König Albrechts auf einem der erhaltenen Flügel Albrechtsaltar genannt), wurde zumindest teilweise vom herzoglichen Hubmeister (1436/1437) Oswald Oberndorfer gestiftet, daneben gab es weitere elf Altäre und zwei Kapellen.

Nach der Feuersbrunst am 22. April 1607 wurde das Kircheninnere behutsam barockisiert, der Fußboden auf ein höheres Niveau gebracht; außerdem entstanden je vier Seitenkapellen. Die Vorhalle stammt aus dem Jahr 1625. Als Stiftung der Kaiserin-Witwe Eleonore entstand 1662 die prachtvolle, eine Altane einschließende Fassade, ein Werk von Carlo Antonio Carlone. In den folgenden Jahrzehnten erneuerte man sämtliche Altäre, zuletzt (1709) den Hochaltar, ein Werk des Andrea Pozzo; spätestens damals wurde der Albrechtsaltar aus der Kirche entfernt (seine Flügel bewahrte man im angrenzenden Kollegsgebäude auf, von wo sie 1774 durch Kauf ins Stift Klostemeuburg kamen). Bis 1773 führte die Kirche den Namen „Obere Jesuitenkirche" (im Gegensatz zur „Unteren Jesuitenkirche" [ Universitätskirche ]). Das Professhaus wurde 1774-1776 gründlich umgestaltet und am 23. November 1776 zum Hofkriegsratsgebäude deklariert.

1814-1852 wurde das Gotteshaus wieder von Jesuiten betreut, dann der Erzdiözese Wien übergeben. Die wichtigsten Veränderungen seit 1773 sind die Beseitigung des kleinen Friedhofs (1786) und die Errichtung eines neuen Hochaltars (1798), verbunden mit einer Umgestaltung des Chors (Einziehen eines kassettierten Tonnengewölbes). Die monumentale Westfassade beherrscht den Platz Am Hof; sie ist durch die Pilasterordnung, die verkröpften Gesimse, den gesprengten Segmentgiebel und den Dreieckgiebel geprägt, den Maria als Königin der neun Chöre der Engel ziert. Über der Terrasse vier Statuen (Heilige des Jesuitenordens). Der Chor wurde 1798 von Johann Amann klassizistisch umgestaltet.

Inneres:

Dreischiffige gotische Halle mit drei schlanken Pfeilerpaaren und kassettiertem Tonnengewölbe im einschiffigen langen Chor (von Johann Amann, 1798). In der Vorhalle hölzerne Kreuzigungsgruppe (18. Jahrhundert); links Zugang zur Leopoldskapelle, gestiftet 1662 von Leopold Wilhelm). Die Immaculata-Kapelle ist profaniert. Das Innentor weist hübsche Schneckenornamente auf; in Nischen Holzstatuen der Pestpatrone (heiliger Rochus, heiliger Sebastian). Unter dem Orgelchor an Pfeilern zwei Steinstatuen (Maria Immaculata, heiliger Johannes Nepomuk; 18. Jahrhundert).

In den Seitenkapellen befinden sich bedeutende Kunstwerke.

Linke Seitenkapellen:

  • Judas-Thaddäus-Altar mit drei Engelfiguren (drittes Viertel des 18. Jahrhunderts); hinter Gittertür Gnadenbild der heiligen Anna (bemerkenswerte Wachsarbeit).
  • Franziskus-Regis-Altar mit Deckenfresken "Verherrlichung des heiligen Franz de Regis" von Franz Anton Maulbertsch (1752/1753).
  • Linorius-Kapelle (gestiftet von Kaiserin Eleonore); links "Heiliger Bonifatius" von Johann Georg Schmidt (1719).
  • Altar mit Bild des heiligen Franz Xaver; links bedeutende Darstellung aus der Gründungszeit der Societas Jesu. An der rechten Seitenwand Altar mit Bild „Johannes Nepomuk" von Martin Johann Schmidt (um 1780).
  • Marien-Altar (1764) mit altem Gnadenbild der Kirche (Kopie des römischen Gnadenbilds „Mater pietatis").

Hauptschiff:

  • Hochaltar mit Bild „Maria und die neuen Chöre der Engel" von Johann Georg Däringer (1798); an der rechten Chorseite Fragment des ehemaligen Hochaltarbilds „Himmelfahrt Mariens" von Andrea Pozzo (1709).

Rechte Seitenkapellen:

  • Altar mit Kreuzigungsgruppe von Joseph Käßmann (1816).
  • Ignatius-Kapelle mit Deckenerweiterung 1607/1610 und 1662 Fresken von Andrea Pozzo (Szenen aus dem Leben des Ordensgründers, des heiligen Ignatius von Loyola) und Jesuitenheiligen an den Seitenwänden.
  • Pius-X.-Kapelle, an den Seitenwänden Gemälde von Joachim von Sandrart.
  • Josef-Kapelle; das Altarbild ist eine Kopie des ältesten römischen Herz-Jesu-Bilds (17. Jahrhundert).
  • Petrus-Canisius-Kapelle mit Altarbild „Maria als Beschützerin der Witwen".
  • Die Kanzel trägt klassizistische Reliefs (Anfang 19. Jahrhundert); die bedeutendsten Prediger Wiens (unter ihnen Clemens Maria Hofbauer) haben hier gepredigt.

Von der Altane erteilte Papst Pius VI. (Papstbesuche) am 31. März 1782 den Segen „Urbi et orbi" und einen allgemeinen Ablass. Am 6. August 1806 verkündeten kaiserliche Hofkommissäre von hier die Niederlegung der Reichskrone durch Franz II. und damit das Ende des Heiligen Römischen Reichs.

Bedeutung:

Die Kirche ist die älteste Jesuitenkirche Wiens, die einzige Wiener Kirche im Stil römischer Jesuitenkirchen und der Höhepunkt der kirchlichen Architektur des 17. Jahrhunderts. Im ehemaligen Pfarrhof der Jesuitenkirche (1, Kurrentgasse 2) befindet sich im ersten Stock die Stanislaus-Kostka-Kapelle (Zur goldenen Schlange). Zum angrenzenden ehemaligen Klostergebäude (Jesuitengebäude): Karmelitenkloster, Hofkriegsrat (1, Am Hof 2).


Neue Jesuitenkirche (Untere Jesuitenkirche)

Universitätskirche (1, Dr.-Ignaz-Seipel-Platz)