Kirche am Hof

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Kirche am Hof (1773)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Katholische Kirche
Datum von 1386
Datum bis
Andere Bezeichnung Alte Jesuitenkirche, Zu den neun Chören der Engel
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Jesuiten
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 19325
GND
WikidataID
Objektbezug Mittelalter, Frühe Neuzeit, Kirche, Sakralbau, Erzdiözese Wien, Karmeliterfriedhof, Kirchenmappe
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 11.04.2024 durch DYN.kuhni74
Bildname Jesuitenkirche.jpg
Bildunterschrift Kirche am Hof (1773)
  • 1., Am Hof 1

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48° 12' 39.36" N, 16° 22' 6.78" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Kirche Am Hof, Zu den neun Chören der Engel, Jesuitenkirche (1., Am Hof 1)

Bau- und Funktionsgeschichte

Die Baugeschichte der Kirche und des angrenzenden Klosters lässt sich in dem erhaltenen spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bestand erkennen. Zudem geben mehrere Pläne über die Veränderungen an den mittelalterlichen Gebäuden durch mehrere Baukampagnen im 17. und 18. Jahrhundert Aufschluss. Dazu gehören Pläne der Gesamtanlage von 1607 und vor 1624, die in der Bibliothèque Nationale de France in Paris aufbewahrt werden,[1] der Stadtplan des Werner Arnold von Steinhausen von 1710 und ein Plan des Erdgeschoßes der Gesamtanlage von 1802, der sich im Kriegsarchiv des Österreichischen Staatsarchivs befindet.

Pfalzkapelle und Münzhof

Laut Perger/Brauneis, geht die Kirche Am Hof auf die Johanneskapelle der Babenbergerpfalz Am Hof zurück. Die Kapelle wird zwar erst 1344 erwähnt, doch gibt es plausible Indizien für eine Gründung in der Zeit von 1227 bis 1237. Nach der Fertigstellung der Hofburg, aber zu einem nicht genau bekannten Zeitpunkt, wurde die Kapelle gemeinsam mit anderen Gebäuden der Pfalz Teil der landesherrlichen Münzstätte. Bereits 1294 ist auch die Schlagstube in der Landskrongasse belegt, doch blieb der hier gelegene Münzhof noch fast ein Jahrhundert lang in Verwendung. Die Kapelle war im 14. Jahrhundert als „Johanneskapelle im Münzhof“ bekannt.[2]

1964 fand anlässlich einer Sanierung des Fußbodens eine Ausgrabung innerhalb des Kirchenraums statt. Im nördlichen Seitenschiff wurde über eine Länge von 12 m eine Ost-West verlaufende, spätromanische Mauer freigelegt. Im südlichen Seitenschiff wurde sogar eine Mauer aus Quadern gefunden, die möglicherweise auf das 12. Jahrhundert zurückging. Beide Mauern gehörten zur Pfalz oder gar zur Johanneskapelle.[3]

Karmeliterkirche (Neubau spätestens ab 1386)

Laut Perger/Brauneis diente der Münzhof bereits ab 1365 als provisorische Unterkunft der Wiener Karmeliter.[4] Schon in einer Urkunde vom 26. März 1375, also elf Jahre vor der urkundlichen Schenkung, wird von einem Prior des Klosters im Münzhof gesprochen. Auch am 14. März 1384 wird bei einem Am Hof gelegenen Haus in einer Verkaufsurkunde erwähnt, dass es sich neben dem Kloster der Karmeliten befand. Der genaue Baubeginn des neuen Kirchengebäudes ist unbekannt, doch Bruchsteinmauerwerk des 14. Jahrhunderts in der westlichen Giebelwand des Langhauses spricht für einen Zeitpunkt vor oder nicht wesentlich nach 1380. Am 4. Februar 1386 vollzog Herzog Albrecht III. die Schenkung des Gebäudes an den Karmelitenorden.

Auf dem Areal des Münzhofs entstand nun der Neubau des Karmelitenklosters, der 1418 geweiht wurde. Die Kirche "Unserer lieben Frau", war 1403 so weit gediehen, dass einige Altäre aufgestellt werden konnten, doch zog sich die Fertigstellung bis um 1420 hin. Die Bauaufsicht oblag Beamten und Vertrauensleuten von Herzog Albrecht V. von Österreich (regierte 1411-1439, 1438/1439 auch römisch-deutscher König Albrecht II.) wie 1415 dem Kellermeister Andre Schuestl (der den Chorbau aus eigenen Mitteln finanzierte) und 1422 dem herzoglichen Leibarzt Magister Berthold Stark. Als Baumeister ist der Steinmetz Simon bezeugt, Glasgemälde lieferte 1436 Jakob Kaschauer.

Die spätmittelalterliche Kirche ist in wesentlichen Teilen erhalten.[5] Sie besteht aus einem weiträumigen, dreischiffigen, vierjochigen Langhaus und einem dreijochigen Langchor mit 5/8-Schluss, die durch einen mächtigen spitzbogigen Triumphbogen verbunden sind. An der nördlichen Außenwand in der Ecke zwischen Chor und Langhaus befindet sich heute noch ein spätmittelalterlicher, polygonaler Wendeltreppenturm. Der schmale hohe Turm, der in der Stadtansicht von Jakob Hoefnagel (1609) zwischen Chor und Langhaus abgebildet ist, war ein Dachreiter, dessen Unterbau noch im Dachraum erhalten ist. Der um 1440 vollendete Hochaltar wird wegen der Darstellung König Albrechts auf einem der Altarflügel Albrechtsaltar genannt. Einer der Stifter, der herzogliche Hubmeister (1436/1437) Oswald Oberndorfer, konnte durch sein wiedergegebenes Wappen namhaft gemacht werden. Daneben gab es weitere elf Altäre und zwei Kapellen. Der Kirchenbau wurde von zahlreichen Wiener Bürgern gefördert.

Die Ausgrabung im Jahr 1964 brachte einen älteren Fliesenboden der Kirche sowie mittelalterliche Grabplatten ans Licht.[6] Im Bereich des südwestlichen Langhauspfeilers wurde einen Teil eines Fliesenbodens in einem „Sichtfenster“ offen gelassen.

Nutzung im 16. Jahrhundert

Im Zuge der Reformation verlor der Karmelitenorden in Wien Mitglieder, bis es nur noch einen einzigen Mönch gab. Dieser war angeblich vorher ein Weltpriester gewesen und nur in den Orden eingetreten, um das Kloster und dessen Besitz zu retten. Trotzdem wurde bald darauf das Kloster in ein Wohnhaus und die Kirche in einen Speicher umgestaltet. Alle Kirchengeräte verschwanden, darunter goldene und silberne Gefäße, reich gestickte Ornate und andere Kleinodien sowie der Großteil der Klostereinrichtung.

Obere Jesuitenkirche (Neubau ab 1607)

Im Jahr 1554 übergab Kaiser Ferdinand I. das Kloster den Jesuiten, welche die Kirche, die bereits stark gelitten hatte, wiederherstellten. Am 22. April 1607 wurde die Kirche durch Brand schwer beschädigt. Daraufhin wurde das Kircheninnere behutsam barockisiert, laut Dehio möglicherweise durch Giovanni Battista Carlone,[7] und der Fußboden auf ein höheres Niveau gebracht. Außerdem entstanden je vier Seitenkapellen. Zwei weitere Räume befanden sich links und rechts der Eingangsvorhalle die ab 1625 errichtet wurde. Der Chor erhielt Kunstmarmorwände. Auf die Pfeiler, die in sechseckige Säulen umgewandelt wurden, setzte man römische Kapitelle. Die Wände des Presbyteriums wurden mit reichlich Stuck verziert. Die Fenster im Chorabschluss und der Nordseite wurden zur Hälfte vermauert, sodass das Licht nur mehr durch das große, modernisierte Fenster an der Fassade ins Langhaus fällt. Als Stiftung der Kaiserin-Witwe Eleonore entstand 1657-1662 die prachtvolle, eine Altane einschließende Fassade, laut Dehio ein Werk von Philiberto Lucchese.[8] In den folgenden Jahrzehnten erneuerte man sämtliche Altäre, zuletzt (1709) den Hochaltar, ein Werk des Andrea Pozzo. Spätestens damals wurde der Albrechtsaltar aus der Kirche entfernt (seine Flügel bewahrte man im angrenzenden Kollegsgebäude auf, von wo sie 1774 durch Kauf ins Stift Klosterneuburg kamen). Bis 1773 führte die Kirche den Namen "Obere Jesuitenkirche" (im Gegensatz zur "Unteren Jesuitenkirche" Universitätskirche).

Während der Grabungen von 1964 wurden Gräber und Grüfte aus der Barockzeit freigelegt.[9]

Die Kirche ist die älteste Jesuitenkirche und zudem die einige im Stil römischer Jesuitenkirchen in Wien. Sie stellt den Höhepunkt der Sakralarchitektur des 17. Jahrhunderts dar.

Garnisonkirche

Segenspendung von Pius VI. am Ostertag 1782 in der Kirche am Hof. Siehe: Papstbesuch

1773 wurde der Jesuitenorden aufgehoben, die Kirche von Franz Anton Hillebrand adaptiert[10] und nachher als Garnisonkirche für Militärgottesdienste genutzt. Das Professhaus wurde von 1774 bis 1776 gründlich umgestaltet und diente seit dem 23. November 1776 als Hofkriegsratsgebäude Am Hof 2. In dieses wurden auch die frühere kleine Sakristei und die Silberkammer der Kirche einbezogen. 1777 wurde die Kirche abermals verkleinert, als man die sogenannte Herren- und Junggesellenkapelle von der Kirche abtrennte und die Leopoldskapelle um ein Stockwerk reduzierte.

Am Karfreitag des Jahres 1782 (29. März) besuchte Papst Pius VI. auch in dieser Kirche das Heilige Grab. Auf dem Platz Am Hof versammelten sich unter anderem die päpstliche und kaiserliche Dienerschaft, die k. k. Kämmerer und Truchsessen sowie sämtliche Leibgarden und stand das Militär Spalier, als der Papst am Ostersonntag (31. März) nach dem Gottesdienst im Stephansdom nochmals in die Garnisonkirche kam, um von der Altane aus (siehe Obere Jesuitenkirche) den apostolischen Segen zu spenden. Dabei wurde der Papst von mehreren kirchlichen Würdenträgern begleitet, darunter die Kardinäle Christoph Anton Migazzi (Erzbischof von Wien) und József Batthyány (Erzbischof von Gran und Primas von Ungarn). Da der Platz die Menschenmassen nicht fassen konnte, kletterten Menschen sogar auf die Säule in der Mitte des Platzes und auf die Dächer der angrenzenden Häuser. Außerdem verkündeten kaiserliche Hofkommissäre am 6. August 1806 ebenfalls von der Altane die Niederlegung der Reichskrone durch Franz II. (I.)und damit das Ende des Heiligen Römischen Reichs.

Pfarrkirche

1783 wurde die Kirche infolge der neuen Pfarreinteilung Wiens zur Pfarrkirche erhoben und die Schwarzspanierkirche zur neuen Garnisonkirche bestimmt. Im Jahr 1786 wurde der kleine Friedhof nördlich des Chors am heutigen Schulhof, der bereits seit der ersten Klosteranlage bestand und nach 1422 immer wieder genannt wurde, auf kaiserliche Anordnung hin aufgelassen. Etwa zur gleichen Zeit wurden die außen angebrachten Kreuzwegstationen entfernt. An ihre Stelle traten drei Monate später Verkaufshütten, für welche der Magistrat Zins einhob und die heute noch erhalten sind. 1798 erfolgte die klassizistische Umgestaltung des Chors (Einziehen eines kassettierten Tonnengewölbes) durch Johann Aman und die Errichtung eines neuen Hochaltars.

Im Jahr 1816 wurde ein neuer Kreuzaltar errichtet. 1832 restaurierte man die Kirche (vor allem die Freskos) und 1834 den Johann Nepumuk- und den Leopoldsaltar sowie die Kanzel. Durch eine Stiftung konnte im Jahr 1849 eine dritte Glocke erworben werden. Noch im selben Jahr wurde auch die Orgel restauriert. In den Jahren 1867 und 1880 wurde das Äußere der Kirche renoviert und 1867 eine Gasbeleuchtung installiert. Mehrere bedeutende Chorleiter waren hier tätig, darunter der Kapellmeister Joseph Böhm, der hier von 1877 bis 1893 wirkte. Nachdem 1908 die Pfarre Am Hof aufgehoben wurde, kam die Kirche bis 1952 in die Obhut des Jesuitenordens.

Heute ist die Kirche Rektoratskirche der Erzdiözese Wien und seit 1971 Sitz der Kroatischen Katholischen Mission. Die Päpste Johannes Paul II. (1983) und Benedikt XVI. (2007) zelebrierten wie vorher Pius VI. von der Terrasse der Westfassade aus die Messe.

Gebäudebeschreibung und Kunstwerke

Äußeres

Die monumentale Westfassade beherrscht den Platz Am Hof. Sie ist durch die Pilasterordnung, die verkröpften Gesimse, den gesprengten Segmentgiebel und den Dreieckgiebel geprägt, den Maria als Königin der neun Chöre der Engel ziert. Über der Terrasse, die möglicherweise als Benediktionsloggia und Musiktribüne für das am Platz stattfindende Jesuitentheater fungierte,[11] befinden sich vier Statuen (Heilige des Jesuitenordens). Das mittelalterliche Langhaus und der Chor sind an den Nord- und Ostseite gut sichtbar. Nördlich des Chors befindet sich das zweigeschoßige barocke Pfarrhaus.

Inneres

Das Innere besteht aus einer dreischiffigen gotischen Halle mit drei schlanken Pfeilerpaaren und kassettiertem Tonnengewölbe (von Johann Amann, 1798) im einschiffigen langen Chor. In der Vorhalle befindet sich eine hölzerne Kreuzigungsgruppe (18. Jahrhundert); links liegt der Zugang zur Leopoldskapelle, 1662 gestiftet von Leopold Wilhelm. Das Innentor weist hübsche Schneckenornamente auf; in Nischen stehen Holzstatuen der Pestpatrone (heiliger Rochus, heiliger Sebastian). Unter dem Orgelchor an Pfeilern gibt es zwei Steinstatuen (Maria Immaculata, heiliger Johannes Nepomuk; 18. Jahrhundert).

In den Seitenkapellen befinden sich bedeutende Kunstwerke.

Linke Seitenkapellen:

  • Von der Vorhalle abgehend befindet sich die Kongregationskapelle, auch Leopoldskapelle genannt: Sie wurde am 15. November 1662 geweiht. Ursprünglich war sie höher und erhielt ihre derzeitige Form erst im Jahr 1777. Als die Osmanen Wien belagerten (Zweite Türkenbelagerung (1683)), wurde der Pulvervorrat an mehreren Orten verteilt aufbewahrt. Auch in dieser Kapelle wurde das Pulver gelagert. Danach wurde sie wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zurückgegeben. Im 19. Jahrhundert diente sie lange Zeit als Abstellkammer, wurde jedoch vom Pfarradministrator Dr. Karl Weczerzik Edler von Planheim restauriert, neu ausgeschmückt und seit dem Stanislaus- und Leopoldifest des Jahres 1905 wieder als Kapelle genutzt. Später wurde sie von Franz Tomaschu ausgeschmückt. Unter anderem malte er links und rechts des Kongregationsaltars eine Austria Sancta, auf der neben einer Anzahl von Heiligen auch berühmte Persönlichkeiten, die mit der Kirche in Verbindung standen, dargestellt werden, unter anderem Eleonore von Mantua, ihr Gemahl Kaiser Ferdinand II. und der Ordensgründer der Jesuiten, Ignatius von Loyola.
  • Judas-Thaddäus-Kapelle: Diese Kapelle war früher den Schutzengeln geweiht. Das Altarbild zeigt den heiligen Judas Thaddäus mit drei Engelfiguren (drittes Viertel des 18. Jahrhunderts). Dieser Heilige gilt als "Helfer in verzweifelten Angelegenheiten" und wurde so stark verehrt, dass die Votivtafeln auch außerhalb der Kapelle angebracht werden mussten (seit 1910 über 700 Tafeln). Hinter einer Gittertür befindet sich das Gnadenbild der heiligen Anna, eine bemerkenswerte Wachsarbeit.
  • Franziskus-Regis-Kapelle, auch Katharinenkapelle, ehemalige Barbarakapelle: Diese Kapelle war der Ausgangspunkt der großen Kinderbewegung des 17. und 18. Jahrhunderts (Katechismusbruderschaft zu Wien), der jeweils mehrere tausend Kinder angehörten. Hier wirkte und predigte auch der als "Wiener Kindergeneral" bekannt gewordene Pater Ignaz Parhamer. In der Kapelle mit den Deckenfresken "Verherrlichung des heiligen Franz de Regis" von Franz Anton Maulbertsch (1752/1753) steht der Franziskus-Regis-Altar. Unter dem Altar befindet sich ein nicht mehr benützter Eingang zur Gruft von Feldmarschall Raimund von Montecuccoli. Er gilt neben dem Prinzen Eugen und dem Erzherzog Karl als einer der bedeutendsten Feldherren Österreichs. Der Abgang zur Gruft befindet sich hinter einer schlichten Marmorplatte mit der Inschrift: „Feldmarschall Graf Montecuccoli 1609-80“.
  • Antoniuskapelle, ehemals Liboriuskapelle (gestiftet von Kaiserin Eleonore): Links befindet sich der "Heiliger Bonifatius" von Johann Georg Schmidt (1719). Das Deckenfresko schuf Franz Anton Maulbertsch, es wurde im Jahr 1929 als "halbzerstört und kaum sichtbar" beschrieben und später durch ein neues Fresko ersetzt. Das Altarbild stammt von Ludwig Caracci. In der Gruft unter dem Altar liegt der Beichtvater Ferdinands II., Wilhelm Lamormaini, begraben.
  • Aloysiuskapelle. Hier befinden sich zwei Altäre. An der linken Seitenwand steht der Altar mit dem Bild des heiligen Franz Xaver. Links davon findet man eine bedeutende Darstellung aus der Gründungszeit der Societas Jesu. An der rechten Seitenwand steht der Altar mit dem Bild "Johannes Nepomuk" von Martin Johann Schmidt (um 1780).

An der linken Langhausstirnwand steht ein Marien-Altar (1764) mit altem Gnadenbild der Kirche (Kopie des römischen Gnadenbilds "Mater pietatis"), früher Apostelaltar.

Hauptschiff

  • Hochaltar mit dem Bild "Maria, umgeben von den neun Chören der Engel" von Johann Georg Däringer (1798) nach einem Entwurf von Hubert Maurer. An der rechten Chorseite hängt ein Fragment des ehemaligen Hochaltarbilds "Himmelfahrt Mariens" von Andrea Pozzo (1709).
  • An der Westwand des Langhauses zweigeschoßige Orgelempore und Orgelgehäuse, 1763.[12]

Rechte Seitenkapellen

  • An der Langhausstirnwand Altar mit Kreuzigungsgruppe von Joseph Käßmann (1816).
  • Ignatiuskapelle mit Deckenfresken von Andrea Pozzo (Szenen aus dem Leben des Ordensgründers, des heiligen Ignatius von Loyola) und Jesuitenheiligen an den Seitenwänden. Unter der Kapelle ruhen Angehörige des katholischen Zweiges der Familie Jörger.
  • Pius-X.-Kapelle: Die Seitenwände zieren Gemälde von Joachim von Sandrart. In der Kapelle steht der Barbaraaltar. An der rechten Seitenwand befand sich ein kleiner gotischer Flügelaltar, der später ins Erzbischöfliche Dom- und Diözesanmuseum kam.
  • Herz-Jesu-Kapelle, ehemals Josefkapelle: Das Altarbild ist eine Kopie des ältesten römischen Herz-Jesu-Bilds (17. Jahrhundert).
  • Petrus-Canisius-Kapelle mit dem Altarbild "Maria als Beschützerin der Witwen": Der Canisiusaltar wurde anlässlich der Heiligsprechung von Petrus Canisius im Jahr 1926 errichtet. Hier auch das Basrelief "Anna unterrichtet ihr Kind Maria“.

Die Kanzel trägt klassizistische Reliefs (um 1800). Von hier aus sprachen die bedeutendsten Prediger Wiens (unter ihnen Clemens Maria Hofbauer).

Zerstörte Kapelle

Rochus- oder Wällsche Kapelle: In dieser rechts der Vorhalle gelegenen Kapelle wurden ab 1746 Reliquien des heiligen Julius verwahrt, die ein Geschenk des Papstes an Maria Theresia waren und besonders in theresianischer Zeit verehrt wurden. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens (1774) übergab Maria Theresia die Reliquien der Michaelerkirche. 1960 kam dieser Raum in den Besitz der benachbarten "Österreichischen Länderbank" (1., Am Hof 2), die ihn zur Autogarage umbauen ließ.

Vorsakristei und Sakristei

Wie der Vergleich mit dem ältesten Plan der Kirche (1607) zeigt, gehen diese beiden Räume in ihren Ausmaßen (Mauersubstanz) auf das mittelalterliche Kloster zurück. Sie sind heute noch mit Kreuzrippengewölben überspannt.

Gruft

Unterhalb der Kirche befand sich eine Gruftanlage, die allmählich in Vergessenheit geriet. Die Gruft unter dem Chor ist ein vierjochiger kreuzgratgewölbter Wandpfeilersaal mit eingezogener Altarnische und wurde 1662 fertiggestellt. Erst in den 1930er Jahren wurde die Gruft wieder geöffnet. Darin fand man neben einigen Steinplatten, die wahllos durcheinander lagen, einen einfachen, aber mehrfach versiegelten Holzsarg und eine Pietà. Der Steinaltar trägt dunkle Ornamente, wobei düstere Totenköpfe das hervorstechende Motiv sind. In der Mitte des Raumes stieß man auf eine mit einer Steinplatte eingefasste Grube, die mit Knochen gefüllt war. Dieser Schacht wurde in der Folge zugemauert, elektrisches Licht installiert und die Gruft nach einer Renovierung zugänglich gemacht. Neben farbenprächtigen Fresken rings um den Altar befinden sich an den Wänden etwa 150 mit schwarzer Farbe aufgemalte Vierecke (keines größer als vier mal sechs Dezimeter), welche die Grabnischen markieren. Auffällig ist, dass eines die Aufschrift "Mehrmals geöffnet" trägt. Hierbei handelt es sich um die Nische von Peter Khabes, welcher der Beichtvater Maria Theresias war. Der bereits erwähnte, mehrfach versiegelte Holzsarg enthielt den Leichnam des Märtyrers Karl de Boranga († 1684). Da als jüngste Jahreszahl 1786 zu finden ist, kann davon ausgegangen werden, dass die Gruft bald danach verschlossen wurde.

Unter dem Langhaus besteht eine weitere, heute noch vermauerte Gruftanlage.

Kriegsschäden

In den Jahren 1944 und 1945 wurde die Kirche mehrfach beschädigt. Am 10. September 1944 und am 12. März 1945 schlug je eine Bombe zwischen der Kirche und der Mariensäule ein, wobei das Kirchenportal schwer und die Fassade durch deren Druckwelle und Splitter beschädigt wurden. Ebenfalls am 12. März 1945 durchschlug eine schräg einfallende Bombe das Kirchengewölbe an der Südwand, sie flog jedoch über den Durchgang Am Hof/Seitzergasse weiter und schlug in den zweiten Stock des Länderbankgebäudes ein, wo sie den größten Schaden verursachte. Am 8. April 1945 traf eine Bombe die Liboriuskapelle, durchschlug deren Gewölbe und beschädigte das von Maulbertsch geschaffene Fresko stark. Noch am selben Tag durchschlug ein Artillerietreffer die Gewölbedecke des Marienaltars. Alle Altäre der Epistelseite wurden beschädigt und beide Reliefs am Kreuzaltar zersplitterten. Als Folge dieser Schäden ergaben sich einige Umgestaltungen.

Die barocken Dachstühle von Chor und Langhaus sind aber heute noch erhalten.

Im ehemaligen Pfarrhof der Jesuitenkirche (1., Kurrentgasse 2) befindet sich im ersten Stock die Stanislaus-Kostka-Kapelle (Zur goldenen Schlange).

Zum angrenzenden ehemaligen Klostergebäude: Am Hof 2.

Quellen

Literatur

  • Larissa Cerny: Studien zur Baugeschichte der ehemaligen Karmeliterkirche Am Hof in Wien. Dipl. Univ. Wien. Wien 2012
  • Dehio-Handbuch Wien. 1. Bezirk – Innere Stadt. Hg. von Bundesdenkmalamt. Horn-Wien: Berger 2003, S. 3-13
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 225-239
  • Gustav Melzer / Gertrud Moßler: Wien I., Am Hof. In: Fundberichte aus Österreich 8, 1961-1965 (1974), S. 207 f.
  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 122-133

Einzelnachweise

  1. Larissa Cerny: Studien zur Baugeschichte der ehemaligen Karmeliterkirche Am Hof in Wien. Dipl. Univ. Wien. Wien 2012, S. 123 f.
  2. Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 122-133, hier S. 126.
  3. Gustav Melzer / Gertrud Moßler: Wien I., Am Hof. In: Fundberichte aus Österreich 8, 1961-1965 (1974).
  4. Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 122-133, hier S. 126.
  5. Larissa Cerny: Studien zur Baugeschichte der ehemaligen Karmeliterkirche Am Hof in Wien. Dipl. Univ. Wien. Wien 2012.
  6. Gustav Melzer / Gertrud Moßler: Wien I., Am Hof. In: Fundberichte aus Österreich 8, 1961-1965 (1974).
  7. Dehio-Handbuch Wien. 1. Bezirk – Innere Stadt. Hg. von Bundesdenkmalamt. Horn-Wien: Berger 2003, S. 3-13, hier S. 4.
  8. Dehio-Handbuch Wien. 1. Bezirk – Innere Stadt. Hg. von Bundesdenkmalamt. Horn-Wien: Berger 2003, S. 3-13, hier S. 4.
  9. Gustav Melzer / Gertrud Moßler: Wien I., Am Hof. In: Fundberichte aus Österreich 8, 1961-1965 (1974).
  10. Dehio-Handbuch Wien. 1. Bezirk – Innere Stadt. Hg. von Bundesdenkmalamt. Horn-Wien: Berger 2003, S. 3-13, hier S. 4 f.
  11. Dehio-Handbuch Wien. 1. Bezirk – Innere Stadt. Hg. von Bundesdenkmalamt. Horn-Wien: Berger 2003, S. 3-13, hier S. 5.
  12. Dehio-Handbuch Wien. 1. Bezirk – Innere Stadt. Hg. von Bundesdenkmalamt. Horn-Wien: Berger 2003, S. 3-13, hier S. 7.