Jesuitengebäude

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Universitätskirche, 1823
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug Jesuiten, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 23.01.2024 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Universitätskirche Tranquillo Mollo.jpg
Bildunterschrift Universitätskirche, 1823

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Jesuitengebäude (in Wien).

1) ehemaliges Karmeliterkloster samt Kirche (1., Am Hof 1-2, Bognergasse 4-6, Seitzergasse 1-3, Schulhof 1): Kloster und Kirche wurden ihnen 1554 von König Ferdinand I. übergeben (zunächst Kollegium und Schule, ab 1625 Profeßhaus [ausschließlich von Spenden erhalten]). Die Kirche (alte Jesuitenkirche) erhielt das Patrozinium „Zu den neun Chören der Engel". Im Volksmund wurde der Komplex nach 1625 „Obere Jesuiter" genannt (zum Unterschied von den „Unteren Jesuitern" bei der Alten Universität. Nach der Ordensaufhebung (1773) wurde das einstige Profeßhaus Sitz des Hofkriegsrats (ab 1848 des Kriegsministeriums; Abbruch 1912 und Bau eines Bankgebäudes).

Kirche am Hof (1773)

2) ehemaliges Pilgramhaus (dann Clarissenkloster [ Annakloster ]; 1., Annagasse 3, 3a, 3b, Johannesgasse 4,4a, 4b): Wurde den Jesuiten 1573 vom Landesfürsten provisorisch, 1582 als Eigentum überlassen und zunächst wirtschaftlich genutzt (Vermietung). Ab 1628 unter Einbeziehung dreier angrenzender Häuser Neubau des Probhauses (Probationshaus; Noviziatshaus) für die österreichische Jesuiten-Provinz. Nach der Ordensaufhebung (1773) im Besitz des Staats (Verwendung für Schulzwecke). Vom Abbruch (1887 blieb nur die Kirche verschont (Annakirche, Annakloster).

Hof des Annaklosters vor Abbruch 1886

3) 1., Am Hof 3-4 (Konskriptionsnummer 321; Teil des heutigen Areals): Das anstelle der einstigen Pankrazkapelle erbaute Haus gehörte den Jesuiten 1610-1626 und wurde als Konvikt (Studentenheim) verwendet.

4) 1., Freyung 3 (Hauptteil des heutigen Harrachpalais): Das Gebäude gehörte den Jesuiten 1616-1626 und diente als Zweigstelle des Konvikts St. Pankraz (sub 3).

5) Universitätsviertel (1., Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 1, Bäckerstraße 13, 20, Postgasse 5-9): Nach der von Ferdinand II. 1623 veranlassten Fusion des Wiener Jesuitenkollegs mit der Universität (Alte Universität) ließen die Jesuiten das Collegium ducale, die „Nova structura", die Universitätsbibliothek, die Lammburse, die Bruckburse, die Burse Heidenheim sowie fünf erst 1623 angekaufte Bürgerhäuser abbrechen. Auf dem Areal entstand ein neuer Komplex, der ab 1625 das Jesuiten-Kollegium (Collegium academicum), die Universität und das Jesuiten-Gymnasium beherbergte; außerdem entstanden die 1627-1631 erbaute Jesuitenkirche „Maria Himmelfahrt" (Universitätskirche) und ein neuer Platz (anfangs Jesuitenplatz, dann Universitätsplatz, seit 1949 Dr.-Ignaz-Seipel-Platz). Im Volksmund hieß diese Niederlassung fortan „Untere Jesuiter" (vergleiche oben sub 1). Nach der Ordensaufhebung (1773) fiel die Universität an den Staat.

6) 1., Postgasse 8, Barbaragasse 1: Die vormalige Rosenburse gehörte ab 1623 den Jesuiten und wurde als Konvikt (Studentenheim) verwendet. 1652-1654 entstand unter Einbeziehung eines Nachbarhauses ein Neubau mit der Kapelle St. Barbara (Barbarastift). Nach der Ordensaufhebung (1773) der griechisch-unierten Kirche übergeben.

7) 1., Postgasse 11-15: Die von den Jesuiten 1623 übernommene Lilienburse (Nummer 11) wurde 1625 dem Erzbischof von Gran, Peter Pazmány (Pazmaneum), für dessen Konviktsstiftung überlassen. 1627 beziehungsweise 1646 kamen zwei angrenzende Bürgerhäuser dazu; auch die von den Jesuiten 1623 übernommene KoderieGoldberg" (1, Fleischmarkt 28, Teil) wurde einbezogen. Dieses Konvikt (Pazmaneum) war für Studenten aus Ungarn bestimmt. Nach der Ordensaufhebung (1773) von Joseph II. dem Generalseminar einverleibt, wurde das Konvikt nach der Reaktivierung des Pazmaneums (1814) diesem wieder überlassen (später 9, Boltzmanngasse 14).

8) 1., Wollzeile 25-27: Von Wilhelm Lamormaini 1644 angekauft und für das neugestiftete Konvikt St. Ignatius bestimmt, wurden die Gebäude nach der Ordensaufhebung (1773) an Private verkauft.

9) 13., Lainz: Jesuiten-Exerzitienhaus.

10) Gärten: Der Erholung der Ordensangehörigen dienten mehrere Gärten: 6., Getreidemarkt 9 (erworben 1625); 3., Beatrixgasse 17, Linke Bahngasse 11 (erworben um 1625); 9, Liechtensteinstraße 45-49 (Dietrichsteingarten; erworben 1628). Die Finanzierung einzelner Ausbildungshäuser in Wien erfolgte teilweise aus den Erträgnissen der Herrschaft Mauer (23; erworben 1609), des Würffelhofs in Nußdorf (19., Hackhofergasse 9-11; erworben 1665), des Steinhofs bei Inzersdorf (23., Nauheimergasse 68-80, Brändströmgasse 1-5, Terramaregasse 1-17; erworben 1717), der Jesuitenwiese im Prater (2) und anderer Güter. Sie verblieben dem Orden bis zu seiner Aufhebung. Nach der Wiederherstellung des Jesuiten-Ordens (1814) predigten erstmals einige Jesuiten mit so großem Erfolg, das Kaiser Franz Joseph I. den Orden wieder nach Wien rief und ihm die Kirche auf dem Dr.-Ignaz-Seipel-Platz sowie Räumlichkeiten im Komplex der alten Universität zur Verfügung stellen ließ.

Palais Dietrichstein, um 1830

Vergleiche auch: