Franz Anton Maulbertsch

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Daten zur Person
Personenname Maulbertsch, Franz Anton
Abweichende Namensform Maulpertsch, Franz Anton
Titel
Geschlecht männlich
PageID 28136
GND 118579185
Wikidata Q689388
Geburtsdatum 7. Juni 1724
Geburtsort Langenargen am Bodensee
Sterbedatum 8. August 1796
Sterbeort Wien
Beruf Maler
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 7.06.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Begräbnisdatum
Friedhof Neulerchenfelder Friedhof
Grabstelle
  • 8., Piaristengasse 11 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Maulbertsch (auch Maulpertsch) Franz Anton, getauft 7.(!) Juni 1724 Langenargen am Bodensee (Württemberg, damals Vorderösterreich), † 8. August 1796 Wien 8., Piaristengasse 11 ("Zur ungarischen Krone"; Neulerchenfelder Friedhof), Maler, erste Gattin Barbara († 3. November 1779), zweite Gattin Katharina Helena (getauft 26. Juli 1721 Langenargen, † 9. Dezember 1811 Wien 9, AKH; nach Maulbertschs Tod verheiratet mit Johann Marherr).

Biografie

Als Sohn des Malers Anton Maulbertsch lernte er schon bei seinem Vater die Grundbegriffe der Malerei, bis er 1739 nach Wien kam, um an der Akademie der bildenden Künste zu studieren. Er dürfte bei L. van Roy und ab 1741 bei Johann Jakob van Schuppen gelernt haben. Für den charakteristischen Freskenstil war ihm aber zweifellos Paul Troger ein Vorbild.

Das erste große Werk schuf Maulbertsch um 1750 für Kirchstetten. Wenig später entstand sein Hauptwerk in Wien: die Ausgestaltung der um diese Zeit (1751-1753) nach Plänen von Kilian Ignaz Dietzenhofer durch Matthias Gerl umgebaute Piaristenkirche Maria Treu. Maulbertsch malte 1752/1753 einen "Engelsturz" über der Orgel, schuf die Decke der Mittelkuppel und schmückte das Chorgewölbe mit einem Fresko "Himmelfahrt Maria und Evangelisten". In der linken Seitenkapelle befindet sich das Fresko "Jakob wälzt den Stein vom Brunnen", in der rechten Seitenkapelle ein "Guter Hirte".

Maulbertschs Schaffen lässt sich in drei Phasen einteilen: Die erste (bis etwa 1770) ist charakterisiert durch übermäßig bewegten Bildbau, gebrechliche Gestalten mit leidenschaftlicher Gebärdensprache und mit heller Palette; die zweite Phase (1770-1780) rückt dem Klassizismus näher (klarer ausgewogener Bildbau), die dritte Phase schließlich ist gekennzeichnet durch schwierigeren Bildaufbau, bedeutsamer werdende Lichtwirkung und Einflüsse Rembrandts (ab 1780).

Um 1760 entstanden die kontrastreichsten Werke Maulbertschs, darunter 1759 das (gemeinsam mit Kaspar Franz Sambach geschaffene) Deckenbild "Allegorie der bildenden Künste" im ehemaligen Ratssaal der alten Universität, ein Altarbild "Martyrium des heiligen Andreas" (heute im Barockmuseum). Bereits um 1756 entstand das Deckenbild im Theologiesaal der alten Universität ("Taufe Christi"), vielleicht auch die Gewölbemalerei der zweiten Kapelle der ehemaligen Jesuitenkirche Am Hof ("Verherrlichung des heiligen Franz de Regis") und das Kreuzigungsbild in der Penzinger Pfarrkirche (zuvor in der Burgkapelle, heute im Dom- und Diözesanmuseum).

Weiters schuf Maulbertsch 1761 Genredarstellungen in der Stuckdecke des Refektoriums des Piaristenklosters, 1764 Fresken in der Pfarrkirche Schwechat (im Zweiten Weltkrieg zerstört), 1766-1769 das Deckenfresko "Stiftung des Stephansordens durch Maria Theresia" im Ratssaal der Ungarischen Botschaft (1., Bankgasse 4-6) sowie 1772 Wandgrisaillen (Apostel) in der Kammerkapelle des Leopoldinischen Trakts der Hofburg und ein Altarbild ("Christus am Kreuz") in der Piaristenkirche. Das Deckenbild im Festsaal des Löwenburgkonvikts wird Maulbertsch zugeschrieben.

Den größten Teil seiner Schaffenszeit verbrachte Maulbertsch außerhalb seines ständigen Wohnsitzes Wien (vor allem in Mähren und Ungarn). Um 1788 malte er für die (damals neue) Reindorfer Pfarrkirche das Altarblatt "Heilige Dreifaltigkeit" und (zwischen zwei großen auswärtigen Aufträgen) 1795 für den Hochaltar der Gumpendorfer Pfarrkirche das Altarfresko "Ägydius und König Wamba", das allerdings bereits 1800 (weil es als zu weltlich galt) durch ein Altarbild von Josef Abel ersetzt wurde.

Viele von Maulbertschs Werken sind undatierbar. Für Wien sind zu nennen: ein (nicht erhaltenes) Altarfresko "Heiliger Augustinus und Dreifaltigkeit" in der Augustinerkirche, eine "Anbetung des Kindes" in der Michaelerkirche (Mitte 18. Jahrhundert), ein Altarbild "Heiliger Joseph" in der Laimgrubener Pfarrkirche, zwei Altarbilder in der Lichtentaler Pfarrkirche (die 1832 beziehungsweise 1841 durch neue von Leopold Kupelwieser ersetzt wurden). Zugeschrieben werden Maulbertsch ein am Kredenztisch des Hochaltars der Ulrichskirche (7) befindliches Gemälde "Darbringung im Tempel" (Mitte 18. Jahrhundert), zwei Seitenaltarbilder (heiliger Peregrin, heiliger Patricius) in der Jedleseer Pfarrkirche und ein Bild in der Mechitaristenkirche.

Ab 1759 war Maulbertsch Mitglied der Akademie der bildenden Künste; er nahm den üblichen Aufstieg, wurde akademischer Rat und 1770 Professor; Maulbertsch war auch Hofkabinettsmaler und Mitglied der königlich-preußischen Akademie. Im März 1777 erwarb er das 1772/1773 von Johann und Agnes Mandl erbaute Haus "Zur ungarischen Krone" in St. Ulrich (8, Piaristengasse 11), ein zweistöckiges Wohnhaus mit typisch josephinischem Plattendekor (1906 abgetragen). Mitbegründer der Pensionsgesellschaft bildender Künstler in Wien (1788).

Maulbertschgasse.

Literatur

  • Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907-1950
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 1: Von den Babenbergern bis zum Wiener Kongreß. Wien / München: Jugend & Volk 1973, S. 333 ff.
  • Klára Garas: Franz Anton Maulbertsch. 1724-1796. Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt 1960
  • Klára Garas: Franz Anton Maulbertsch. Leben und Werk. Salzburg: Verlag Galerie Welz 1974
  • Franz Martin Haberditzl: Franz Anton Maulbertsch. In: Mitteilungen der Österreichischen Galerie, Sonderheft 1977
  • Franz Anton Maulbertsch. Ausstellung anläßlich seines 250. Geburtstages. Wien, Halbturn, Heiligenkreuz-Gutenbrunn. Hg.: Kunstverein Wien. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1974
  • Cyriak Bodenstein: Hundert Jahre Kunstgeschichte Wiens 1788-1888. Eine Festgabe anläßlich der Säcular-Feier der Pensions-Gesellschaft bildender Künstler Wiens. Wien: Gerold 1888, S. 120 ff. (Werkverzeichnis)
  • Karl Möseneder: Franz Anton Maulbertsch. Aufklärung in der barocken Deckenmalerei. Wien [u.a.]: Böhlau 1993 (Ars viva, 2)
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Kleine Ergänzungen zur Maulbertsch-Biographie. In: Mitteilungen der Österreichischen Galerie 18 (1974), Nummer 62, S. 65 ff.
  • Heinz Schöny: Lebensdaten. In: Wiener Geschichtsblätter 44 (1989), S. 90 (Richtigstellung des Geburtstags)
  • Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Band 2: Geschichte der Malerei in Wien. Wien [u.a.]: Selbstverlag des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 1955 (Geschichte der Stadt Wien / Neue Reihe, 7/2), S. 94 ff. und Register
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), Register
  • Walter Wagner: Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien. Wien: Rosenbaum 1967 (Veröffentlichungen der Akademie der Bildenden Künste in Wien, Neue Folge 1), S. 44, 354, 420, 422
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 116
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 384, 397
  • Josef Zykan: Die Maulbertsch-Fresken von Maria Treu. In: Das Josefstädter Heimatmuseum 17 (1961), S. 3 ff.
  • Franz Anton Maulbertsch und der Österreichische Spätbarock. In: Marietheres Waldbott: Halbturn. Eisenstadt: Roetzer [ca. 1975] (Roetzers Reiseführer), S. 10 ff.
  • Arthur Saliger: Erzbischöfliches Dom und Diözesanmuseum. Wien: Erzbischöfliches Ordinariat 1973 (Katalog / Erzbischöfliches Dom- und Diözesanmuseum, Neue Folge, 1), S. 120 f.
  • Gabriele Praschl-Bichler: Wien speziell. Architektur des Barock. Wo finde ich Schlösser, Palais, Öffentliche Profanbauten, Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Denkmäler, Brunnen, Museen, Sammlungen in Wien. Wien: Christian Brandstätter Verlag 1990, S. 148 f.
  • Felix Czeike: VIII. Josefstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 8), S. 58 f. (Wohnhaus)
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 43
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 06.12.1968
  • Niederösterreichische Kulturberichte 5/1981
  • Rendezvous Wien. Vierteljahreszeitschrift für Freunde Wiens in aller Welt 51-52/1973, S. 27