Heinrich-Jasomirgott-Brunnen
48° 12' 45.64" N, 16° 21' 51.48" E zur Karte im Wien Kulturgut
Heinrich-Jasomirgott-Brunnen (1., Freyung, erster Hof des Schottenstifts).
Im Jahr 1651 wurde ein Vertrag geschlossen, demzufolge Abt Peter von den Schotten gestattete, dass das Wasser aus der Quelle in dem zur Grundherrschaft des Schottenstifts gehörenden Pfarrhof zu St. Ulrich in die Hofburg geleitet werden durfte. Bedingung war, das der Bedarf des Pfarrhofes gedeckt sei, somit ein Drittel des Wassers im Wasserbehälter bei der Hofburg auf ewige Zeiten in den Schottenhof abgegeben werde[1].
Dieser in der Mitte des Schottenhofs befindliche Brunnen mit einer Steinfigur, die den Herzog Heinrich II. Jasomirgott in Rüstung darstellt, der ein Modell der Schottenkirche und einen Schild mit dem Babenberger Wappen, einem einköpfigen Adler, hält, wurde 1652 vom Abt Petrus Heister (Abt des Schottenstiftes von 1649–1662) anlässlich der Entdeckung der Quelle auf dem Pfarrgrund von St. Ulrich gestiftet.
Die Figur steht über einem achteckigen Becken mit geschwungenem Rand und wurde vom Bildhauer Johann Sebastian Wagner geschaffen. Wagner bekam für diese Arbeit 130 bzw. 50 Gulden. Er starb am 30. Oktober 1664 im Alter von nur 33 Jahren als Bürger der Stadt Wien in seinem Stadthaus am Tiefen Graben (Haus Stadt 166; Tiefer Graben 11). Der Rest des Brunnens wurde vom Steinmetz Hans Paal errichtet, der dafür 450 Gulden und sechs Taler Leihkauf erhielt. Die Restaurierung des Brunnens erfolgte 1770 unter Abt Benno Pointner. Laut Josef Donner war diese Figur früher gänzlich vergoldet[2].
Wegen der ikonographischen Übereinstimmung der Stifterfigur Heinrichs II. mit seinem Vater Leopold III. wurde der Brunnen fälschlicherweise gelegentlich als Leopoldsbrunnen bezeichnet und mit dem Leopoldsbrunnen am Graben verwechselt.
Siehe auch:
- Schottenfelder Hofwasserleitung
- Schottenstift
- Schottenkirche
- Schottenstift (Grundherrschaft)
- St. Ulrich (Vorstadt)
- Ulrichsbrunnen
Heinrich-Jasomirgott-Brunnen mit Blick auf Schottenhof
Literatur
- Josef Donner, Auf springt der Quell. Wasser im Stadtbild - ein Wiener Brunnenlexikon. 1. Bezirk, Bd. 1, Wien 1998, S. 41
- Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 461 f.
- Wiener Neujahrs-Almanach (1898), S. 77 ff.
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 120
- Ruth Koblizek, Nicole Süssenbek, Die Trinkwasserversorgung der Stadt Wien von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Teil 3 (ungedruckte Dissertation Wien). Wien. 1999/2000, S. 427
- Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 131