Fürsttheater: Unterschied zwischen den Versionen

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Fürsttheater, Jantschtheater, Lustspieltheater, Kino-Lustspieltheater ([[2]]., [[Prater]] 1; [[Volksprater]]). [[Praterhütten|Praterhütte]] 45, vor 1871 Nr. 78.
 
Fürsttheater, Jantschtheater, Lustspieltheater, Kino-Lustspieltheater ([[2]]., [[Prater]] 1; [[Volksprater]]). [[Praterhütten|Praterhütte]] 45, vor 1871 Nr. 78.
1808 stand an dieser Stelle, der Praterhütte Nr. 45, ein kleines mechanisches [[Theater]]. 1845 kaufte der Menageriebesitzer Heinrich Schreyer die Hütte - von nun an konnte man dort das Schreyersche [[Affentheater]] besuchen, in dem unter anderen ein Ameisenbär auftrat und seine Kunststücke zeigte. Nach Schreyers Tod führte dessen Frau den Betrieb noch einige Zeit weiter, ehe sie ihn 1861 an den Volkssänger [[Johann Fürst]] verkaufte. Das erste Ansuchen zur Errichtung eines Volkstheaters noch in diesem Jahr wurde abgelehnt, doch schon im Jahr darauf suchte Fürst erneut um Erteilung der Theaterkonzession an, dieses Mal mit Erfolg.
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1808 stand an dieser Stelle, der Praterhütte Nr. 45, ein kleines mechanisches [[Theater]]. 1845 kaufte der Menageriebesitzer Heinrich Schreyer die Hütte - von nun an konnte man dort das Schreyer'sche [[Affentheater]] besuchen, in dem unter anderen ein Ameisenbär auftrat und seine Kunststücke zeigte. Nach Schreyers Tod führte dessen Frau den Betrieb noch einige Zeit weiter, ehe sie ihn 1861 an den Volkssänger [[Johann Fürst]] verkaufte. Das erste Ansuchen zur Errichtung eines Volkstheaters noch in diesem Jahr wurde abgelehnt, doch schon im Jahr darauf suchte Fürst erneut um Erteilung der Theaterkonzession an, dieses Mal mit Erfolg.
Johann Fürst eröffnete den Holzbau am 21. April 1862 als Singspielhalle, einer, so Franz Hadamowsky, "Art Oper des kleinen Mannes, Mittelding zwischen Theater und Volkssängervorführung". 1865 übernahm Fürst zusätzlich das Josefstädter Theater, das er am - nach der Sommerspielzeit im Prater - am 7. Oktober 1965 eröffnete. Doch das Josefstädter Unternehmen hatte keinen Erfolg, und bereits 1866 führte Fürst erneut nur noch sein "Fürsttheater" im Prater, machte jedoch in den folgenden Jahren immer wieder Abstecher an andere Orte, ehe er zwischen 1874 und 1877 erneut das Josefstädter Theater pachtete und parallel zu seinem Prater Unternehmen bespielte.
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Johann Fürst eröffnete den Holzbau am 21. April 1862 als Singspielhalle, einer, so Franz Hadamowsky, "Art Oper des kleinen Mannes, Mittelding zwischen Theater und Volkssängervorführung". 1865 übernahm Fürst zusätzlich das [[Josefstädter Theater]], das er - nach der Sommerspielzeit im Prater - am 7. Oktober 1865 eröffnete. Doch das Josefstädter Unternehmen hatte keinen Erfolg, und bereits 1866 führte Fürst erneut nur noch sein "Fürsttheater" im Prater, machte jedoch in den folgenden Jahren immer wieder Abstecher an andere Orte, ehe er zwischen 1874 und 1877 erneut das Josefstädter Theater pachtete und parallel zu seinem Prater Unternehmen bespielte.
1872 wurde das Objekt im Vorfeld der Weltausstellung 1873 und im Zuge der diese begleitenden Praterregulierung nach Plänen des Architekten [[Lothar Abel]] als Riegelwandbau neu erbaut und  zu einem gegen die Feuerwerkshalle vorgerückten, wesentlich größeren Theater umgestaltet. das sich ab dem Ostermontag 1873 auch offiziell "Fürsts Volkstheater im k. k. Prater" nennen durfte. Gegenüber dem Fürsttheater entstand 1873 der [[Oscar Carré|Circus Carré]].  
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1872 wurde das Objekt im Vorfeld der [[Weltausstellung]] 1873 und im Zuge der diese begleitenden Praterregulierung nach Plänen des Architekten [[Lothar Abel]] als Riegelwandbau neu erbaut und  zu einem gegen die Feuerwerkshalle vorgerückten, wesentlich größeren Theater umgestaltet. das sich ab dem Ostermontag 1873 auch offiziell "Fürsts Volkstheater im k. k. Prater" nennen durfte. Gegenüber dem Fürsttheater entstand 1873 der [[Oscar Carré|Circus Carré]].  
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1877 stieß der Komiker [[Ludwig Gottsleben]] zu Fürst.  
 
1877 stieß der Komiker [[Ludwig Gottsleben]] zu Fürst.  
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Johann Fürst erhielt vorerst eine Spielgenehmigung für fünf Jahre.  Ab 1879 wurden die Praterhüttengenehmigung jedoch nur noch jährlich vergeben, und Fürst musste bis zu seinem Tod im Jahr 1882 jährlich um eine Konzessionsverlängerung einreichen.
 
Johann Fürst erhielt vorerst eine Spielgenehmigung für fünf Jahre.  Ab 1879 wurden die Praterhüttengenehmigung jedoch nur noch jährlich vergeben, und Fürst musste bis zu seinem Tod im Jahr 1882 jährlich um eine Konzessionsverlängerung einreichen.
Nach Fürsts Tod wurde die Bühne, die nun von seinen beiden minderjährigen Kindern, Barbara und Bertha, bzw. deren Vormund geleitet wurde, noch weitere vier Jahre mit gutem Erfolg geführt, ehe die Mutter der beiden Erbinnen, die Tänzerin Betty Nippicher, heiratete, mit den Töchtern nach Brüssel zog - und das Theater 1886 an den Kapellmeister Paul Mestozzi verkaufte. Mestozzi konnte das Theater jedoch aufgrund seiner "unseriösen Lebenshaltung" nicht betreiben, auf Druck der Behörden wurde er dazu verpflichtet, einen künstlerischen Leiter an seine Seite zu holen, um so die Bühne nicht zu verlieren. Das Theater konnte sich so noch weitere sechs Jahre halten, Anfang 1892 zwang jedoch Mestozzis Hauptgläubiger diesen, den Betrieb zur Bezahlung der Ausstehenden Schulden an den bekannten Wiener Theaterdirektor und Dichter [[Heinrich Jantsch]] zu verkaufen.
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Unter Jantschs Leitung wurde das Theater adaptiert und als „Wiener Volkstheater im k. k. Prater“ wiedereröffnet und in den folgenden sechs Jahren als reines Sommertheater geführt. Da der Name zu Irritationen führte, änderte Jantsch ihn bald schon zuerst in "Jantsch Wiener Volkstheater im k. k. Prater" und schließlich 1893 in "Jantsch-Theater". Nach sechs Jahren, in denen er nur im Sommer im Prater konnte und im Winter an immer wieder anderen "winterfesten" Orten spielen musste, entschloss sich Jantsch, den Betrieb im Prater winterfest zu machen.
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Nach Fürsts Tod wurde die Bühne, die nun von seinen beiden minderjährigen Kindern, Barbara und Bertha, beziehungsweise deren Vormund geleitet wurde, noch weitere vier Jahre mit gutem Erfolg geführt, ehe die Mutter der beiden Erbinnen, die Tänzerin Betty Nippicher, heiratete, mit den Töchtern nach Brüssel zog - und das Theater 1886 an den Kapellmeister Paul Mestozzi verkaufte. Mestozzi konnte das Theater jedoch aufgrund seiner "unseriösen Lebenshaltung" nicht betreiben, auf Druck der Behörden wurde er dazu verpflichtet, einen künstlerischen Leiter an seine Seite zu holen, um so die Bühne nicht zu verlieren. Das Theater konnte sich so noch weitere sechs Jahre halten, Anfang 1892 zwang jedoch Mestozzis Hauptgläubiger diesen, den Betrieb zur Bezahlung der Ausstehenden Schulden an den bekannten Wiener Theaterdirektor und Dichter [[Heinrich Jantsch]] zu verkaufen.
1898 wurde das Etablissement nach Plänen von Alfred Bayer neu errichtet und am 3. September mit dem Stück "Julius Cäsar" eröffnet. Von nun an sollten im Winter Klassiker und ernste Stücke und im Sommer Komödien und Ausstattungsstücke hier gezeigt werden. Doch Jantsch starb völlig unerwartet am 2. Februar 1899, seine beiden Kinder Heinz und Margaretha erbten das Theater, der Betrieb wurde von Jantschs langjährigem Sekretär und Stellvertreter August Lischke weitergeführt, doch die Konkurrenz durch Gabor Steiners "Venedig in Wien" war zu groß: Der Betrieb konnte sich in dieser Form nicht weiter tragen und die Erben entschlossen sich, ihr Theater vorerst zu verpachten. Das Konzessionsansuchen des Wiener Theateragenten Karl Weiß wie auch jenes von [[Josef Jarno]] wurden jedoch vorerst abgewiesen, am 1. Juni 1900 erhielt der Innsbrucker Theaterdirektor Adolf Ranzenhofer die Konzession auf sechs Jahre - doch bereits 1904 wurde diese obsolet, da Jantschs Erben das Theater nun doch zur Gänze verkauften. Der neue Eigentümer, Josef Jarno, ließ das Theater neuerlich adaptieren und eröffnete es am 23. April 1905 unter dem Namen "Lustspieltheater" mit einem französischen Lustspiel. "Da Jarno zwei Theater zu betreuen hatte, bestimmte er für das Lustspieltheater Stellvertreter: 1905 J. H. Grohs, 1908 Wolfgang Geier, 1911 Josef Bürger, 1912 Dr. Rudolf Beer. Der Spielplan Jarnos im Lustspieltheater glich in den folgenden Jahren sehr dem des Josefstädter Theaters, da sein Ensemble abwechselnd in beiden Theatern spielte; in Serienaufführungen französischer Schwänke waren literarische Abende eingestreut; das Volksstück war im Spielplan des Lustspieltheaters stärker vertreten als in dem der Josefstadt; im Prater spielte er auch Operetten, die im 8. Bezirk gänzlich fehlten." (Hadamowsky, S. 658 f.)
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1906 verpachtete Jarno das Theater an Kurt von Lessen (Siegfried von Lützow), doch bereits 1907 legte Lessen die Konzession erneut zurück, Jarno führte den zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sehr erfolgreichen Praterbetrieb erneut allein weiter. Während des Ersten Weltkrieges blieb das Theater monatelang geschlossen, danach wurde es von Jarno an die Brüder Schwarz verpachtet - deren Eröffnungsproduktion "Prinzessin Revue" über 400 Vorstellungen in Serie erlebte. 1921 ging die erfolgreiche Pacht zu Ende, Jarno verpachtete nun an andere Personen, ehe er, nachdem er das Theater in der Josefstadt aufgeben musste, ab 1923 und bis zum Ende des Theaterbetriebs an diesem Standort wieder alleinverantwortlich im Prater tätig war.  
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Unter Jantschs Leitung wurde das Theater adaptiert und als "Wiener Volkstheater im k. k. Prater" wiedereröffnet und in den folgenden sechs Jahren als reines Sommertheater geführt. Da der Name zu Irritationen führte, änderte Jantsch ihn bald schon zuerst in "Jantsch Wiener Volkstheater im k. k. Prater" und schließlich 1893 in "Jantsch-Theater". Nach sechs Jahren, in denen er nur im Sommer im Prater spielen konnte und im Winter an immer wieder anderen "winterfesten" Orten spielen musste, entschloss sich Jantsch, den Betrieb im Prater winterfest zu machen.
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1898 wurde das Etablissement nach Plänen von Alfred Bayer neu errichtet und am 3. September mit dem Stück "Julius Cäsar" eröffnet. Von nun an sollten hier im Winter Klassiker und ernste Stücke und im Sommer Komödien und Ausstattungsstücke gezeigt werden. Doch Jantsch starb völlig unerwartet am 2. Februar 1899, seine beiden Kinder Heinz und Margaretha erbten das Theater, der Betrieb wurde von Jantschs langjährigem Sekretär und Stellvertreter August Lischke weitergeführt, doch die Konkurrenz durch Gabor Steiners "Venedig in Wien" war zu groß: Der Betrieb konnte sich in dieser Form nicht weiter tragen und die Erben entschlossen sich, ihr Theater vorerst zu verpachten. Das Konzessionsansuchen des Wiener Theateragenten Karl Weiß wie auch jenes von [[Josef Jarno]] wurden jedoch vorerst abgewiesen, und am 1. Juni 1900 erhielt der Innsbrucker Theaterdirektor Adolf Ranzenhofer die Konzession auf sechs Jahre - doch bereits 1904 wurde diese obsolet, da Jantschs Erben das Theater nun doch zur Gänze verkauften. Der neue Eigentümer, Josef Jarno, ließ das Theater neuerlich adaptieren und eröffnete es am 23. April 1905 unter dem Namen "Lustspieltheater" mit einem französischen Lustspiel. "Da Jarno zwei Theater zu betreuen hatte, bestimmte er für das Lustspieltheater Stellvertreter: 1905 J. H. Grohs, 1908 Wolfgang Geier, 1911 Josef Bürger, 1912 Dr. Rudolf Beer. Der Spielplan Jarnos im Lustspieltheater glich in den folgenden Jahren sehr dem des Josefstädter Theaters, da sein Ensemble abwechselnd in beiden Theatern spielte; in Serienaufführungen französischer Schwänke waren literarische Abende eingestreut; das Volksstück war im Spielplan des Lustspieltheaters stärker vertreten als in dem der Josefstadt; im Prater spielte er auch [[Operette]]n, die im [[8]]. [[Bezirk]] gänzlich fehlten."<ref>Franz Hadamowsky: Wien – Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 658 f.</ref>
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1906 verpachtete Jarno das Theater an Kurt von Lessen (Siegfried von Lützow), doch bereits 1907 legte Lessen die Konzession erneut zurück, Jarno führte den zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sehr erfolgreichen Praterbetrieb erneut allein weiter. Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] blieb das Theater monatelang geschlossen, danach wurde es von Jarno an die Brüder Schwarz verpachtet - deren Eröffnungsproduktion "Prinzessin Revue" über 400 Vorstellungen in Serie erlebte. 1921 ging die erfolgreiche Pacht zu Ende, Jarno verpachtete nun an andere Personen, ehe er, nachdem er das Theater in der Josefstadt aufgeben musste, ab 1923 und bis zum Ende des Theaterbetriebs an diesem Standort wieder alleinverantwortlich im Prater tätig war.  
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Mit einer Aufführung des Schwanks "Die Keuschheitskommission" von Richard Manz schloss das Theater am 31. August 1927 für immer seine Pforten und wurde daraufhin zu einem [[Kino]] mit 1.065 Sitzplätzen auf drei Etagen umgestaltet.  
 
Mit einer Aufführung des Schwanks "Die Keuschheitskommission" von Richard Manz schloss das Theater am 31. August 1927 für immer seine Pforten und wurde daraufhin zu einem [[Kino]] mit 1.065 Sitzplätzen auf drei Etagen umgestaltet.  
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Am 1. Dezember 1927 wurde das Lustspieltheater als Kino wieder eröffnet. Das nunmehrige [[Prater Lustspielkino]] (auch "Lustspiel-Kino") erfreute sich rasch großer Beliebtheit. Ab 1929 wurden auch Tonfilme gespielt. 1938-1945 trug es den Namen "Filmpalast". Als einziges [[Praterkinos|Praterkino]] und überhaupt als eines von wenigen Betrieben im Prater wurde es im April 1945 nicht zerstört und konnte am 11. November 1949 den Spielbetrieb wieder aufnehmen. 1981 brannte das Kino aus und wurde für immer geschlossen.
 
Am 1. Dezember 1927 wurde das Lustspieltheater als Kino wieder eröffnet. Das nunmehrige [[Prater Lustspielkino]] (auch "Lustspiel-Kino") erfreute sich rasch großer Beliebtheit. Ab 1929 wurden auch Tonfilme gespielt. 1938-1945 trug es den Namen "Filmpalast". Als einziges [[Praterkinos|Praterkino]] und überhaupt als eines von wenigen Betrieben im Prater wurde es im April 1945 nicht zerstört und konnte am 11. November 1949 den Spielbetrieb wieder aufnehmen. 1981 brannte das Kino aus und wurde für immer geschlossen.
 
[[Datei: WStLA Pläne der Plan und Schriftenkammer P17 110974 12 2G.jpg|390px|thumb|right|Grundriss des Lustspieltheaters (Parterre) von 1912]]
 
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== Literatur ==
 
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*Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 166, 184, 202
 
*Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 166, 184, 202
*Christian Dewald / Werner Michael Schwarz: Kino des Übergangs. Zur Archäologie des frühen Kinos im Wiener Prater. In: Christian Dewald / Werner Michael Schwarz (Hg.): Prater Kino Welt. Der Wiener Prater und die Geschichte des Kinos. Wien 2005, S. 11-85
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*Christian Dewald / Werner Michael Schwarz: Kino des Übergangs. Zur Archäologie des frühen Kinos im Wiener Prater. In: Christian Dewald / Werner Michael  
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*Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 420
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*Franz Hadamowsky: Wien – Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 651 ff.
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Schwarz (Hg.): Prater Kino Welt. Der Wiener Prater und die Geschichte des Kinos. Wien 2005, S. 11-85
 
*Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien, München: Jugend & Volk 1974 (Wiener Heimatkunde), S. 140 ff.
 
*Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien, München: Jugend & Volk 1974 (Wiener Heimatkunde), S. 140 ff.
 
*Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater einst und jetzt. Leipzig / Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1935
 
*Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater einst und jetzt. Leipzig / Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1935
*Theaterzettel 1862-1927
 
*Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 420
 
*Franz Hadamowsky: Wien – Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 651 ff.
 
 
*Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 198
 
*Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 198
 
*Ursula Storch: Das Pratermuseum. 62 Stichwörter zur Geschichte des Praters. Wien 1993
 
*Ursula Storch: Das Pratermuseum. 62 Stichwörter zur Geschichte des Praters. Wien 1993
 
*Ursula Storch: Vom Wurstelprater zum Volksprater. Die Praterregulierung anlässlich der Weltausstellung. In: Wolfgang Kos / Ralph Gleis: Experiment Metropole. 1873: Wien und die Weltausstellung. Ausstellungskatalog Wien Museum. Wien 2014
 
*Ursula Storch: Vom Wurstelprater zum Volksprater. Die Praterregulierung anlässlich der Weltausstellung. In: Wolfgang Kos / Ralph Gleis: Experiment Metropole. 1873: Wien und die Weltausstellung. Ausstellungskatalog Wien Museum. Wien 2014
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*Theaterzettel 1862-1927

Version vom 20. Oktober 2021, 11:44 Uhr

Grundriss des Fürsttheaters (Parterre) von 1891
Daten zur Organisation
Art der Organisation Kino
Datum von 1808
Datum bis 1927
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 870
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 20.10.2021 durch WIEN1.lanm08pil
Bildname WStLA Pläne der Plan und Schriftenkammer P17 110974 12 1G.jpg
Bildunterschrift Grundriss des Fürsttheaters (Parterre) von 1891
  • 2., Prater 1
  • Fürsthteater; Jantschtheater

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48° 13' 2.76" N, 16° 23' 46.94" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Lustspieltheater (Praterhütte Nummer 45). Ausschnitt aus dem Generalstadtplan 1912.

Fürsttheater, Jantschtheater, Lustspieltheater, Kino-Lustspieltheater (2., Prater 1; Volksprater). Praterhütte 45, vor 1871 Nr. 78. 1808 stand an dieser Stelle, der Praterhütte Nr. 45, ein kleines mechanisches Theater. 1845 kaufte der Menageriebesitzer Heinrich Schreyer die Hütte - von nun an konnte man dort das Schreyer'sche Affentheater besuchen, in dem unter anderen ein Ameisenbär auftrat und seine Kunststücke zeigte. Nach Schreyers Tod führte dessen Frau den Betrieb noch einige Zeit weiter, ehe sie ihn 1861 an den Volkssänger Johann Fürst verkaufte. Das erste Ansuchen zur Errichtung eines Volkstheaters noch in diesem Jahr wurde abgelehnt, doch schon im Jahr darauf suchte Fürst erneut um Erteilung der Theaterkonzession an, dieses Mal mit Erfolg. Johann Fürst eröffnete den Holzbau am 21. April 1862 als Singspielhalle, einer, so Franz Hadamowsky, "Art Oper des kleinen Mannes, Mittelding zwischen Theater und Volkssängervorführung". 1865 übernahm Fürst zusätzlich das Josefstädter Theater, das er - nach der Sommerspielzeit im Prater - am 7. Oktober 1865 eröffnete. Doch das Josefstädter Unternehmen hatte keinen Erfolg, und bereits 1866 führte Fürst erneut nur noch sein "Fürsttheater" im Prater, machte jedoch in den folgenden Jahren immer wieder Abstecher an andere Orte, ehe er zwischen 1874 und 1877 erneut das Josefstädter Theater pachtete und parallel zu seinem Prater Unternehmen bespielte.

1872 wurde das Objekt im Vorfeld der Weltausstellung 1873 und im Zuge der diese begleitenden Praterregulierung nach Plänen des Architekten Lothar Abel als Riegelwandbau neu erbaut und zu einem gegen die Feuerwerkshalle vorgerückten, wesentlich größeren Theater umgestaltet. das sich ab dem Ostermontag 1873 auch offiziell "Fürsts Volkstheater im k. k. Prater" nennen durfte. Gegenüber dem Fürsttheater entstand 1873 der Circus Carré.

1877 stieß der Komiker Ludwig Gottsleben zu Fürst.

Johann Fürst erhielt vorerst eine Spielgenehmigung für fünf Jahre. Ab 1879 wurden die Praterhüttengenehmigung jedoch nur noch jährlich vergeben, und Fürst musste bis zu seinem Tod im Jahr 1882 jährlich um eine Konzessionsverlängerung einreichen.

Nach Fürsts Tod wurde die Bühne, die nun von seinen beiden minderjährigen Kindern, Barbara und Bertha, beziehungsweise deren Vormund geleitet wurde, noch weitere vier Jahre mit gutem Erfolg geführt, ehe die Mutter der beiden Erbinnen, die Tänzerin Betty Nippicher, heiratete, mit den Töchtern nach Brüssel zog - und das Theater 1886 an den Kapellmeister Paul Mestozzi verkaufte. Mestozzi konnte das Theater jedoch aufgrund seiner "unseriösen Lebenshaltung" nicht betreiben, auf Druck der Behörden wurde er dazu verpflichtet, einen künstlerischen Leiter an seine Seite zu holen, um so die Bühne nicht zu verlieren. Das Theater konnte sich so noch weitere sechs Jahre halten, Anfang 1892 zwang jedoch Mestozzis Hauptgläubiger diesen, den Betrieb zur Bezahlung der Ausstehenden Schulden an den bekannten Wiener Theaterdirektor und Dichter Heinrich Jantsch zu verkaufen.

Unter Jantschs Leitung wurde das Theater adaptiert und als "Wiener Volkstheater im k. k. Prater" wiedereröffnet und in den folgenden sechs Jahren als reines Sommertheater geführt. Da der Name zu Irritationen führte, änderte Jantsch ihn bald schon zuerst in "Jantsch Wiener Volkstheater im k. k. Prater" und schließlich 1893 in "Jantsch-Theater". Nach sechs Jahren, in denen er nur im Sommer im Prater spielen konnte und im Winter an immer wieder anderen "winterfesten" Orten spielen musste, entschloss sich Jantsch, den Betrieb im Prater winterfest zu machen.

1898 wurde das Etablissement nach Plänen von Alfred Bayer neu errichtet und am 3. September mit dem Stück "Julius Cäsar" eröffnet. Von nun an sollten hier im Winter Klassiker und ernste Stücke und im Sommer Komödien und Ausstattungsstücke gezeigt werden. Doch Jantsch starb völlig unerwartet am 2. Februar 1899, seine beiden Kinder Heinz und Margaretha erbten das Theater, der Betrieb wurde von Jantschs langjährigem Sekretär und Stellvertreter August Lischke weitergeführt, doch die Konkurrenz durch Gabor Steiners "Venedig in Wien" war zu groß: Der Betrieb konnte sich in dieser Form nicht weiter tragen und die Erben entschlossen sich, ihr Theater vorerst zu verpachten. Das Konzessionsansuchen des Wiener Theateragenten Karl Weiß wie auch jenes von Josef Jarno wurden jedoch vorerst abgewiesen, und am 1. Juni 1900 erhielt der Innsbrucker Theaterdirektor Adolf Ranzenhofer die Konzession auf sechs Jahre - doch bereits 1904 wurde diese obsolet, da Jantschs Erben das Theater nun doch zur Gänze verkauften. Der neue Eigentümer, Josef Jarno, ließ das Theater neuerlich adaptieren und eröffnete es am 23. April 1905 unter dem Namen "Lustspieltheater" mit einem französischen Lustspiel. "Da Jarno zwei Theater zu betreuen hatte, bestimmte er für das Lustspieltheater Stellvertreter: 1905 J. H. Grohs, 1908 Wolfgang Geier, 1911 Josef Bürger, 1912 Dr. Rudolf Beer. Der Spielplan Jarnos im Lustspieltheater glich in den folgenden Jahren sehr dem des Josefstädter Theaters, da sein Ensemble abwechselnd in beiden Theatern spielte; in Serienaufführungen französischer Schwänke waren literarische Abende eingestreut; das Volksstück war im Spielplan des Lustspieltheaters stärker vertreten als in dem der Josefstadt; im Prater spielte er auch Operetten, die im 8. Bezirk gänzlich fehlten."[1]

1906 verpachtete Jarno das Theater an Kurt von Lessen (Siegfried von Lützow), doch bereits 1907 legte Lessen die Konzession erneut zurück, Jarno führte den zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sehr erfolgreichen Praterbetrieb erneut allein weiter. Während des Ersten Weltkriegs blieb das Theater monatelang geschlossen, danach wurde es von Jarno an die Brüder Schwarz verpachtet - deren Eröffnungsproduktion "Prinzessin Revue" über 400 Vorstellungen in Serie erlebte. 1921 ging die erfolgreiche Pacht zu Ende, Jarno verpachtete nun an andere Personen, ehe er, nachdem er das Theater in der Josefstadt aufgeben musste, ab 1923 und bis zum Ende des Theaterbetriebs an diesem Standort wieder alleinverantwortlich im Prater tätig war.

Mit einer Aufführung des Schwanks "Die Keuschheitskommission" von Richard Manz schloss das Theater am 31. August 1927 für immer seine Pforten und wurde daraufhin zu einem Kino mit 1.065 Sitzplätzen auf drei Etagen umgestaltet.

Am 1. Dezember 1927 wurde das Lustspieltheater als Kino wieder eröffnet. Das nunmehrige Prater Lustspielkino (auch "Lustspiel-Kino") erfreute sich rasch großer Beliebtheit. Ab 1929 wurden auch Tonfilme gespielt. 1938-1945 trug es den Namen "Filmpalast". Als einziges Praterkino und überhaupt als eines von wenigen Betrieben im Prater wurde es im April 1945 nicht zerstört und konnte am 11. November 1949 den Spielbetrieb wieder aufnehmen. 1981 brannte das Kino aus und wurde für immer geschlossen.

Grundriss des Lustspieltheaters (Parterre) von 1912

Siehe auch: Kino

Quellen

Literatur

  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 166, 184, 202
  • Christian Dewald / Werner Michael Schwarz: Kino des Übergangs. Zur Archäologie des frühen Kinos im Wiener Prater. In: Christian Dewald / Werner Michael
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 420
  • Franz Hadamowsky: Wien – Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 651 ff.

Schwarz (Hg.): Prater Kino Welt. Der Wiener Prater und die Geschichte des Kinos. Wien 2005, S. 11-85

  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien, München: Jugend & Volk 1974 (Wiener Heimatkunde), S. 140 ff.
  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater einst und jetzt. Leipzig / Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1935
  • Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 198
  • Ursula Storch: Das Pratermuseum. 62 Stichwörter zur Geschichte des Praters. Wien 1993
  • Ursula Storch: Vom Wurstelprater zum Volksprater. Die Praterregulierung anlässlich der Weltausstellung. In: Wolfgang Kos / Ralph Gleis: Experiment Metropole. 1873: Wien und die Weltausstellung. Ausstellungskatalog Wien Museum. Wien 2014
  • Theaterzettel 1862-1927
  1. Franz Hadamowsky: Wien – Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 658 f.