Die Hölle: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Zeile 21: Zeile 21:
 
|von Objekt=Organisation
 
|von Objekt=Organisation
 
}}
 
}}
Die Hölle (6, Magdalenenstraße 8 [Linke Wienzeile 6, Keller unter dem Theater an der Wien]), war ein Wiener Kabarett.  
+
Die Hölle ([[6]]., [[Magdalenenstraße]] 8, später offiziell [[Linke Wienzeile]] 6, Keller unter dem [[Theater an der Wien]), war ein Wiener [[Kabarett]].  
  
1906 erhielten Leopold Natzler und Sigmund Natzler, [[4.]], [[Große Neugasse]] 33, die Bewilligung zur Errichtung sowie die Singspielhallenkonzession zur Führung eines neuen Wiener Unterhaltungsetablissements: die Hölle. Sie befand sich im Souterrain des Wohnhauses, in dem sich auch das Theater an der Wien befand. Die Planungs- und Adaptierungsarbeiten lagen beim Wiener Stadtbaumeister Architekt Karl S. Schmidt sowie bei Architekt Arnold Goldberger und bei Stadtbaumeister Felix Sauer. Die offizielle Adresse des neuen Wiener Etablissements war [[6.]], [[Magdalenengasse 8]]. Die Adresse änderte sich in den folgenden Jahren auf [[6.]], [[Linke Wienzeile 6]].
+
==Gründung und Eröffnung==
 +
1906 erhielten [[Leopold Natzler]] und [[Siegmund Natzler]] ([[4]]., [[Große Neugasse]] 33) die Bewilligung zur Errichtung sowie die [[Singspielhalle]]nkonzession zur Führung eines neuen Wiener Unterhaltungsetablissements: die Hölle. Sie befand sich im Souterrain des Wohnhauses, in dem sich auch das Theater an der Wien befand. Die Planungs- und Adaptierungsarbeiten lagen beim Wiener Stadtbaumeister Architekt Karl S. Schmidt sowie bei Architekt Arnold Goldberger und bei Stadtbaumeister Felix Sauer. Die offizielle Adresse des neuen Wiener Etablissements war 6., Magdalenengasse 8. Die Adresse änderte sich in den folgenden Jahren auf 6., Linke Wienzeile 6.
  
Am 7. Oktober 1906, wenige Jahre nach dem Neubau des Vorderhauses des Theaters, eröffneten die Brüder [[Siegmund Natzler|Siegmund]] (Angehöriger des Theaters an der Wien) und [[Leopold Natzler]] (aus dem Ensemble des Raimundtheaters) mit [[Edmund Eysler]]s Einakt-Operette „Phryne" (Libretto von Robert Bodansky und [[Fritz Grünbaum]]) ein Kabarett, das [[Heinrich Lefler]], Ludwig Graf und Josef Urban ausgestattet hatten. Der Misserfolg von [[Felix Salten]]s „Jung-Wiener Theater", das 1901 in diesen Räumen gespielt hatte, führte von Anfang an zur bewussten Ausschaltung aller avantgardistischen (das heißt literarischen) Ambitionen.  
+
==Spielplan==
 +
Am 7. Oktober 1906, wenige Jahre nach dem Neubau des Vorderhauses des Theaters, eröffneten die Brüder Siegmund (Angehöriger des Theaters an der Wien) und Leopold Natzler (aus dem Ensemble des [[Raimundtheater]]s) mit [[Edmund Eysler]]s Einaktoperette "Phryne" (Libretto von [[Robert Bodanzky]] und [[Fritz Grünbaum]]) ein Kabarett, das [[Heinrich Lefler]], Ludwig Graf und [[Josef Urban]] ausgestattet hatten. Der Misserfolg von [[Felix Salten]]s "Jung-Wiener Theater", das 1901 in diesen Räumen gespielt hatte, führte von Anfang an zur bewussten Ausschaltung aller avantgardistischen (das heißt literarischen) Ambitionen.  
  
Das monatlich wechselnde Programm war das einer Kammerspielbühne der Operette (Einakt-Operetten, Singspiele); ab 5. Jänner 1907 wurde Franz Lehárs Operetteneinakter „Mytislav der Moderne" gespielt. Der Pianist Bela Laszky mit seiner Gattin Mella Mars (einem Star der „Hölle"; beide traten ab 1910 in der [[Fledermaus]] auf) und bekannte Darsteller (darunter [[Heinrich Eisenbach]], der junge [[Fritz Grünbaum]] und später auch [[Rudolf Oesterreicher]]) sicherten dem Kabarett Erfolg. Im Sommer 1907 wurden die Räumlichkeiten neu gestaltet; es konferierten nun Theo Körner und  [[Egon Friedell]]. 1909 schrieb und komponierte [[Ralph Benatzky]] Chansons für das Kabarett, 1909/1910 war er dessen musikalischer Leiter. 1910 erhielt "Die Hölle" Konkurrenz durch die im Nachbarhaus erfolgte Eröffnung des Kabaretts [[Himmel]]".  
+
Das monatlich wechselnde Programm war das einer Kammerspielbühne der Operette (Einaktoperetten, Singspiele); ab 5. Jänner 1907 wurde Franz Lehárs Operetteneinakter "Mytislav der Moderne" gespielt. Der Pianist [[Bela Laszky]] mit seiner Gattin Mella Mars (einem Star der "Hölle"; beide traten ab 1910 in der [[Fledermaus]] auf) und bekannte Darsteller (darunter [[Heinrich Eisenbach]], ritz Grünbaum und später auch [[Rudolf Oesterreicher]]) sicherten dem Kabarett Erfolg. Im Sommer 1907 wurden die Räumlichkeiten neu gestaltet; es konferierten nun Theo Körner und  [[Egon Friedell]]. 1909 schrieb und komponierte [[Ralph Benatzky]] Chansons für das Kabarett, 1909/1910 war er dessen musikalischer Leiter. 1910 erhielt "Die Hölle" Konkurrenz durch die im Nachbarhaus erfolgte Eröffnung des Kabaretts "[[Himmel]]".  
  
"Die Hölle" wurde am Ende des Ersten Weltkriegs (1918) geschlossen, erstand jedoch in den 1920er Jahren nochmals (zum Ensemble gehörten auch [[Fritz Heller]] und [[Stella Kadmon]]). Für das Jahr 1926 findet sich in den Akten des Wiener Stadt- und Landesarchivs Marie Ludwan als Konzessionärin. 1927 hatte Emil Weiß die Konzession inne. 1930 wird Adold Brett ([[2.]], [[Kleine Sperlgasse]] 1) als Konzessionär des nunmehrigen "Theaters der Komiker" genannt.
+
==Schließung und Neueröffnung==
 +
"Die Hölle" wurde am Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] (1918) geschlossen, erstand jedoch in den 1920er Jahren nochmals (zum Ensemble gehörten auch [[Fritz Heller]] und [[Stella Kadmon]]). Für das Jahr 1926 findet sich in den Akten des [[Wiener Stadt- und Landesarchiv]]s Marie Ludwan als Konzessionärin. 1927 hatte Emil Weiß die Konzession inne. 1930 wird Adold Brett ([[2]]., [[Kleine Sperlgasse]] 1) als Konzessionär des nunmehrigen "Theaters der Komiker" genannt.
  
Nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Operngebäude zerstört und die Staatsoper das Theater an der Wien als Ausweichbühne benützte, verwendete [[Erika Hanka]] die Räumlichkeiten als Probenraum für das Staatsopernballett. Im Zuge der Umgestaltung des Theaters durch die Stadt Wien (1962; Musicalbühne) wurden in den Räumlichkeiten die Pausenräume für die Parterrebesucher installiert (Stuckdekorationen von Hilde Schmidt-Jesser; Bronzebüsten von Lehár, Kalman und Marischka).
+
==Neuerliche Schließung==
 
+
Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]], als das Operngebäude zerstört und die [[Staatsoper]] das Theater an der Wien als Ausweichbühne benützte, verwendete [[Erika Hanka]] die Räumlichkeiten als Probenraum für das Staatsopernballett. Im Zuge der Umgestaltung des Theaters durch die Stadt Wien (1962; Musicalbühne) wurden in den Räumlichkeiten die Pausenräume für die Parterrebesucher installiert (Stuckdekorationen von Hilde Schmidt-Jesser; Bronzebüsten von [[Franz Lehár|Lehár]], [[Emmerich Kálmán|Kálmán]] und [[Hubert Marischka|Marischka]]).
2010 wurde durch die Wiener Armin Berg Gesellschaft rund um Schauspieler und Entertainer Georg Wacks die Hölle wiederbelebt und bis 2021 jährliche Programme hier in Erinnerung an das historische Unterhaltungsetablissement geboten, zuletzt im November und Dezember die Abschiedsrevue ''Hol's der Geyer!''.
 
  
 +
==Wiederbelebung und Schließung==
 +
2010 wurde durch die Wiener Armin Berg Gesellschaft rund um Schauspieler und Entertainer Georg Wacks die Hölle wiederbelebt und bis 2021 jährliche Programme hier in Erinnerung an das historische Unterhaltungsetablissement geboten, zuletzt im November und Dezember die Abschiedsrevue "Hol's der Geyer!".
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
*Marie-Theres Arnbom, Georg Wacks [Hg.]: Das Theater und Kabarett "Die Hölle". Wien: Armin Berg Verlag 2010
+
*Marie-Theres Arnbom / Georg Wacks [Hg.]: Das Theater und Kabarett "Die Hölle". Wien: Armin Berg Verlag 2010
 
*Hans Veigl [Hg.]: Luftmenschen spielen Theater. Jüdisches Kabarett in Wien 1890-1938. Wien: Kremayr & Scheriau 1992  
 
*Hans Veigl [Hg.]: Luftmenschen spielen Theater. Jüdisches Kabarett in Wien 1890-1938. Wien: Kremayr & Scheriau 1992  
 
*Hans Veigl: Lachen im Keller. Von den Budapestern zum Wiener Werkel. Kabarett und Kleinkunst in Wien. Wien: Löcker 1986, S. 36 ff.
 
*Hans Veigl: Lachen im Keller. Von den Budapestern zum Wiener Werkel. Kabarett und Kleinkunst in Wien. Wien: Löcker 1986, S. 36 ff.
*Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963 S. 198
+
*Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 198

Version vom 2. November 2021, 08:47 Uhr

Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1906
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Heinrich Eisenbach, Fritz Grünbaum, Rudolf Oesterreicher, Egon Friedell, Fritz Heller, Stella Kadmon
PageID 2000
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 2.11.2021 durch WIEN1.lanm08pil
  • 6., Magdalenenstraße 8
  • 6., Linke Wienzeile 6

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Die Karte wird geladen …

48° 11' 46.75" N, 16° 21' 16.76" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Hölle (6., Magdalenenstraße 8, später offiziell Linke Wienzeile 6, Keller unter dem [[Theater an der Wien]), war ein Wiener Kabarett.

Gründung und Eröffnung

1906 erhielten Leopold Natzler und Siegmund Natzler (4., Große Neugasse 33) die Bewilligung zur Errichtung sowie die Singspielhallenkonzession zur Führung eines neuen Wiener Unterhaltungsetablissements: die Hölle. Sie befand sich im Souterrain des Wohnhauses, in dem sich auch das Theater an der Wien befand. Die Planungs- und Adaptierungsarbeiten lagen beim Wiener Stadtbaumeister Architekt Karl S. Schmidt sowie bei Architekt Arnold Goldberger und bei Stadtbaumeister Felix Sauer. Die offizielle Adresse des neuen Wiener Etablissements war 6., Magdalenengasse 8. Die Adresse änderte sich in den folgenden Jahren auf 6., Linke Wienzeile 6.

Spielplan

Am 7. Oktober 1906, wenige Jahre nach dem Neubau des Vorderhauses des Theaters, eröffneten die Brüder Siegmund (Angehöriger des Theaters an der Wien) und Leopold Natzler (aus dem Ensemble des Raimundtheaters) mit Edmund Eyslers Einaktoperette "Phryne" (Libretto von Robert Bodanzky und Fritz Grünbaum) ein Kabarett, das Heinrich Lefler, Ludwig Graf und Josef Urban ausgestattet hatten. Der Misserfolg von Felix Saltens "Jung-Wiener Theater", das 1901 in diesen Räumen gespielt hatte, führte von Anfang an zur bewussten Ausschaltung aller avantgardistischen (das heißt literarischen) Ambitionen.

Das monatlich wechselnde Programm war das einer Kammerspielbühne der Operette (Einaktoperetten, Singspiele); ab 5. Jänner 1907 wurde Franz Lehárs Operetteneinakter "Mytislav der Moderne" gespielt. Der Pianist Bela Laszky mit seiner Gattin Mella Mars (einem Star der "Hölle"; beide traten ab 1910 in der Fledermaus auf) und bekannte Darsteller (darunter Heinrich Eisenbach, ritz Grünbaum und später auch Rudolf Oesterreicher) sicherten dem Kabarett Erfolg. Im Sommer 1907 wurden die Räumlichkeiten neu gestaltet; es konferierten nun Theo Körner und Egon Friedell. 1909 schrieb und komponierte Ralph Benatzky Chansons für das Kabarett, 1909/1910 war er dessen musikalischer Leiter. 1910 erhielt "Die Hölle" Konkurrenz durch die im Nachbarhaus erfolgte Eröffnung des Kabaretts "Himmel".

Schließung und Neueröffnung

"Die Hölle" wurde am Ende des Ersten Weltkriegs (1918) geschlossen, erstand jedoch in den 1920er Jahren nochmals (zum Ensemble gehörten auch Fritz Heller und Stella Kadmon). Für das Jahr 1926 findet sich in den Akten des Wiener Stadt- und Landesarchivs Marie Ludwan als Konzessionärin. 1927 hatte Emil Weiß die Konzession inne. 1930 wird Adold Brett (2., Kleine Sperlgasse 1) als Konzessionär des nunmehrigen "Theaters der Komiker" genannt.

Neuerliche Schließung

Nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Operngebäude zerstört und die Staatsoper das Theater an der Wien als Ausweichbühne benützte, verwendete Erika Hanka die Räumlichkeiten als Probenraum für das Staatsopernballett. Im Zuge der Umgestaltung des Theaters durch die Stadt Wien (1962; Musicalbühne) wurden in den Räumlichkeiten die Pausenräume für die Parterrebesucher installiert (Stuckdekorationen von Hilde Schmidt-Jesser; Bronzebüsten von Lehár, Kálmán und Marischka).

Wiederbelebung und Schließung

2010 wurde durch die Wiener Armin Berg Gesellschaft rund um Schauspieler und Entertainer Georg Wacks die Hölle wiederbelebt und bis 2021 jährliche Programme hier in Erinnerung an das historische Unterhaltungsetablissement geboten, zuletzt im November und Dezember die Abschiedsrevue "Hol's der Geyer!".

Literatur

  • Marie-Theres Arnbom / Georg Wacks [Hg.]: Das Theater und Kabarett "Die Hölle". Wien: Armin Berg Verlag 2010
  • Hans Veigl [Hg.]: Luftmenschen spielen Theater. Jüdisches Kabarett in Wien 1890-1938. Wien: Kremayr & Scheriau 1992
  • Hans Veigl: Lachen im Keller. Von den Budapestern zum Wiener Werkel. Kabarett und Kleinkunst in Wien. Wien: Löcker 1986, S. 36 ff.
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 198