Alliierte Besatzung

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Abschlussparade des alliierten Militärs am Stalinplatz (1955)
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Besatzung
Datum von 1945
Datum bis 1955
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 10274
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 25.11.2014 durch DYN.sophie ellensohn
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Bildunterschrift Abschlussparade des alliierten Militärs am Stalinplatz (1955)

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Die Alliierte Besatzung bezeichnet die Zeit ab 1945; sie begann mit dem Einmarsch der alliierten sowjetischen, US-amerikanischen, französischen und britischen Truppen in Österreich und endete 1955 als die alliierten Besatzungsmächte das Land verließen und die Unterzeichnung des Staatsvertrages die Souveränität Österreichs wieder herstellte.

Die Moskauer Deklaration und das Kriegsende in Österreich

Zuvor war nach Verhandlungen zwischen der Sowjetunion, den USA und Großbritannien in der Moskauer Deklaration vom 30. Oktober 1943 noch während des Zweiten Weltkriegs festgelegt worden, wie mit Österreich nach Kriegsende verfahren werden sollte: Das Land sollte unabhängig von Deutschland als eigener Staat bestehen, jedoch bis dies geregelt war von den Alliierten besetzt und verwaltet werden.

Nachdem sowjetische Truppen Wien und Teile Ostösterreichs ab März/April 1945 eingenommen hatten, war ihr Ziel, unter den Marschällen Rodion Jakowlewitsch Malinowski und Fjodor Iwanowitsch Tolbuchin eine Zivilverwaltung in den von ihnen besetzten Regionen des Landes sowie in Wien unter der Mitarbeit von Österreicherinnen und Österreichern einzusetzen. Grundlage dafür war die "Provisorische Verordnung über Kriegskommandanturen auf dem durch sowjetische Truppen eingenommenen Territorium Österreichs". Weiters sollte die Gesetzgebung des Nationalsozialismus außer Kraft gesetzt und eine Normalisierung der Situation wiederhergestellt werden. Wien war in den ersten Monaten nach Kriegsende zur Gänze vom sowjetischen Teil der Alliierten besetzt. Dort wurde eine provisorische Stadtverwaltung unter dem Kommunisten Rudolf Prikryl als Bürgermeister eingesetzt.

Das alliierte Kontrollsystem

Nachdem die US-amerikanischen, britischen und französischen Alliierten von westlicher Seite im April und Mai 1945 nachfolgten, ging die staatliche Kontrolle vollständig auf die alliierten Besatzer über. Ihre Ziele waren die Versorgung der Bevölkerung und die Wiederherstellung von Normalität, Ordnung und der am Ende des Zweiten Weltkriegs zusammengebrochenen Zentralverwaltung Österreichs. Das alliierte Kontrollsystem wurde durch das Erste Kontrollabkommen vom 4. Juli 1945, das Abkommen betreffend die Besatzungszonen und die Verwaltung der Stadt Wien vom 9. Juli 1945, das Memorandum des Alliierten Rates vom 11. September 1945 und das Zweite Kontrollabkommen vom 28. Juni 1946 geregelt.

Laut Erstem Kontrollabkommen wurde die Alliierte Kommission eingerichtet, deren erste Sitzungen in den Hauptquartieren der Alliierten (im Hotel Imperial in der sowjetischen Zone, in der Nationalbank in der US-amerikanischen Zone und in Schönbrunn in der britischen Zone) und später im Haus der Industrie, 3, Schwarzenbergplatz 4 (beziehungsweise von April 1946 bis Juli 1956 Stalinplatz) stattfanden. Sie bestand aus dem Alliierten Rat, dem Exekutivkomitee und verschiedenen Abteilungen, beispielsweise für Militär, Wirtschaft, Finanzen und Politische Angelegenheiten. Ihre Aufgabe lag darin, die Unabhängigkeit Österreichs von Deutschland zu gewährleisten, freie Wahlen zu ermöglichen (diese fanden erstmals wieder im November 1945 statt) und eine Zentralverwaltung zu errichten. Bis dahin fassten die Besatzungsmächte Beschlüsse und übernahmen die Verwaltung Österreichs.

In Wien bestanden zusätzlich eine Interalliierte Kommandantur, die vorerst im Justizpalast (1, Schmerlingplatz 10) und ab 1953 ebenfalls im Haus der Industrie untergebracht war, und die Interalliierte Militärpatrouille mit Angehörigen der US-amerikanischen, britischen, französischen und sowjetischen Besatzungsmacht als ausführendes Organ der Kommandantur.

Gemäß dem Zonenabkommen wurde Österreich in vier Besatzungszonen verwaltet: Die französische Zone erstreckte sich über Vorarlberg und Tirol, die britische über die Steiermark und Kärnten (mit Osttirol), die US-amerikanische über Salzburg und Oberösterreich (ohne das Mühlviertel) und die sowjetische über das Burgenland, das Mühlviertel und Niederösterreich (ohne Wien in den Grenzen von 1937). Im Dezember 1945 waren in Österreich 200.000 Sowjetrussen, 47.000 US-Amerikaner, 65.000 Briten und 25.000 Franzosen stationiert; die Zahlen für Wien schwankten.

Die Verwaltung Wiens erfolgte in vier verschiedenen Zonen. Die Bezirke zwei, vier, zehn, 20, 21 und 22 bildeten den sowjetischen Sektor, die Bezirke sieben, acht, neun, 17, 18 und 19 den US-amerikanischen, die Bezirke sechs, 14, 15 und 16 den französischen und die Bezirke drei, fünf, elf, zwölf und 13 den britischen. Zusätzlich wurde die Innere Stadt als Interalliierte Zone von allen vier Besatzungsmächten verwaltet. Die Übernahme der Sektoren durch die westlichen Alliierten fand am 1. September 1945 statt.

Neben der politischen Verwaltung setzten sich die alliierten Besatzungsmächte weiters mit wirtschaftlichen Aspekten wie der Frage nach Reparationen und der Verwaltung von deutschem Eigentum und der Entnazifizierung Österreichs auseinander. Somit war auch der Alltag der Bevölkerung, der in der Nachkriegszeit durch Wiederaufbau und Probleme bei der Ernährung sowie der gesundheitlichen und sanitären Versorgung der Bevölkerung geprägt war, während der Besatzung maßgeblich durch die Kontrolle der Alliierten bestimmt. Beispielsweise wurden die Rundfunksender erst 1954 in eine österreichische Verwaltung übergeben.

Die Verwaltung der Alliierten wurde durch das Memorandum des Alliierten Rates und das Zweite Kontrollabkommen schrittweise abgebaut und eine österreichische Regierung, die jedoch weiterhin unter der Kontrolle der Besatzung stand, eingesetzt. Somit setzte ab 1947 auf Grundlage des Zweiten Kontrollabkommens eine gewisse Normalisierung der Situation ein.

Staatsvertrag und Ende der Besatzungszeit

Der Unterzeichnung des Staatsvertrages gingen lange Verhandlungen voraus. Entscheidend waren in diesem Zusammenhang die Verhandlungen, die im April 1955 in Moskau geführt und mit dem Moskauer Memorandum vom 15. April 1955 abgeschlossen wurden. Darin wurde die immerwährende internationale Neutralität Österreichs als eine Voraussetzung für den Staatsvertrag festgelegt.

Der österreichische Staatsvertrag wurde am 15. Mai im Marmorsaal des Oberen Belvedere unterzeichnet. Nach der Ratifizierung durch Österreich, der Sowjetunion, den USA, Frankreich und Großbritannien trat er am 27. Juli in Kraft, woraufhin eine Räumungsfrist von neunzig Tagen für die Alliierten galt. Somit endete die Besatzungszeit am 25. Oktober 1955 und Österreich erhielt seine volle Souveränität zurück. Am Tag darauf, den 26. Oktober, beschloss der Nationalrat, dass die österreichische Politik noch lange beeinflussende Bundesgesetz über die Neutralität Österreichs. Dieser Tag wurde zehn Jahre später vom Nationalrat zum österreichischen Nationalfeiertag bestimmt.


Literatur

  • Gustav Bihl, Gerhard Meißl, Lutz Musner: Vom Kriegsende 1945 bis zur Gegenwart. In: Wien. Geschichte einer Stadt. Bd. 3: Von 1790 bis zur Gegenwart. Hg. Von Peter Csendes, Ferdinand Opll. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2006, S. 545-815, hier: 554 f.
  • Karl Fischer: Die Vier im Jeep. Die Besatzungszeit in Wien 1945-1955. Wien: Wiener Stadt- und Landesarchiv 1985 (Wiener Geschichtsblätter, Beiheft 1/1985), S. 3.
  • Peter Fritz: Das alliierte Kontrollsystem in Österreich. In: "Österreich ist frei!" Der Österreichische Staatsvertrag 1955. Beitragsband zur Ausstellung auf Schloss Schallaburg 2005. Hg. von Stefan Karner, Gottfried Stangler. Wien: Verlag Berger 2005, S. 88-94, hier: 88 ff.
  • Manfried Rauchensteiner: Der Sonderfall. Die Besatzungszeit in Österreich 1945 bis 1955. Graz: Styria-Reprint 1995, S. 76, 107 ff., 114, 351 f., 353 ff.
  • Manfred Rauchensteiner: Kriegsende und Besatzungszeit in Wien 1945-1955. In: Wiener Geschichtsblätter 30. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1975, S. 191 ff.
  • Margit Sander: Die französisch-österreichischen Beziehungen während der Besatzungszeit von 1947 bis 1955. Diss. Univ. Wien. Wien 1983, S. 10
  • Felix Schneider: Der Krieg in Österreich, Wettlauf der Armee und Kriegsende. In: "Österreich ist frei!" Der Österreichische Staatsvertrag 1955. Beitragsband zur Ausstellung auf Schloss Schallaburg 2005. Hg. von Stefan Karner, Gottfried Stangler. Wien: Verlag Berger 2005, S. 39-44, hier: 40, 43.
  • Gerald Stourzh: Österreichs Weg zum Staatsvertrag und zur Neutralität. In: Informationen zur Politischen Bildung, Nr. 22, 2004. Frei – Souverän – Neutral – Europäisch. 1945 1955 1995 2005. Hg. von Forum Politische Bildung. Innsbruck et al.: Studien-Verlag 2005, S. 7-21, hier: 7, 18 f.