Alliierter Rat

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Daten zur Organisation
Art der Organisation
Datum von
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 20552
GND
WikidataID
Objektbezug 1945 bis heute
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 22.01.2020 durch WIEN1.lanm09mer

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Der Alliierte Rat stellte eine Einrichtung der Alliierten Besatzungszeit (1945-1955) in Österreich dar, die mit dem Ersten Alliierten Kontrollabkommen geschaffen wurde. Die dort festgehaltene Festigung der Stellung der Besatzungsmächte bedeutete die Einrichtung einer Alliierten Kommission, die neben dem Alliierten Rat an der Spitze aus einem Exekutivkomitee und Abteilungen für verschiedene Bereiche sowie spezifischen Institutionen in Wien (die Wiener Interalliierte Kommandantur und die Interalliierte Militärpatrouille) bestand. Der Alliierte Rat kann aufgrund seiner Zusammensetzung von sowjetischen, US-amerikanischen, britischen und französischen Alliierten zu einem gewissen Maß als ein Abbild der "Großen Politik" im Nachkriegseuropa gesehen werden.

Er setzte sich aus vier Oberbefehlshabern, den Militärkommissaren der Alliierten, die ab dem Zweiten Alliierten Kontrollabkommen (Juni 1946) Hochkommissare bezeichnet wurden, zusammen. Diese stellten die oberste Gewalt in Angelegenheiten, die sich auf ganz Österreich bezogen, dar und handelten nach Weisungen von ihren jeweiligen nationalen Regierungen. Zusätzlich hatte jedes Mitglied des Alliierten Rates die höchste Gewalt in der jeweiligen Besatzungszone inne. Zu Beginn der Besatzungszeit vertrat Marie Emile Béthouart die französische, Richard McCreery die britische, Mark W. Clark die US-amerikanische und Ivan S. Konev die sowjetische Besatzungsmacht.

Als Leitung der Alliierten Kommission war der Alliierte Rat mit folgenden Aufgaben betraut: Diese bestanden darin, die österreichische Unabhängigkeit von Deutschland zu gewährleisten, freie Wahlen und die Errichtung einer österreichischen Zentralverwaltung zu ermöglichen sowie diese bis dahin selbst zu übernehmen.

Zudem musste der Alliierte Rat infolge des Ersten Kontrollabkommens alle vom österreichischen Nationalrat beschlossenen Gesetzen einstimmig akzeptieren. Dies änderte sich erst durch das Zweite Kontrollabkommen – nun war ein einstimmiges Veto nötig, um das Inkrafttreten von Gesetzen zu verhindern. Somit konnten die alliierten Besatzungsmächte die Politik in Österreich zumindest bist zum Zweiten Kontrollabkommen maßgeblich beeinflussen und eigene Schwerpunkte – wie beispielsweise in der Entnazifizierung Österreichs – setzen.

Die Sitzungen des Alliierten Rates fanden vorerst in den Hauptquartieren der sowjetischen, US-amerikanischen und britischen Alliierten in Wien statt: Im Hotel Imperial (1, Kärntner Ring 16), dem Hauptquartier der Sowjetunion, im Gebäude der Österreichischen Nationalbank (9, Otto-Wagner-Platz 3), dem Hauptquartier der USA, und im Schloss Schönbrunn (13, Schönbrunner Schloßstraße), welches das Hauptquartier von Großbritannien darstellte. Später befand sich der Sitz des Alliierten Rates im Haus der Industrie (3, Schwarzenbergplatz 4; April 1946-Juli 1956 Stalinplatz 1). Dort fand auch seine erste offizielle Sitzung am 11. September 1945 statt. Die Zusammentreffen erfolgten an jedem 10., 20. und 30. des Monats sowie ab 25. April 1946 jeden zweiten und vierten Freitag des Monats. Der Vorsitz wechselte monatlich, so dass sich folgender Rhythmus ergab: Die USA stellten im Jänner, Mai und September die Leitung, Großbritannien im Februar, Juni und Oktober, Frankreich im März, Juli und November und die Sowjetunion im April, August und Dezember.

Der Alliierte Rat bestand bis zum Ende der Besatzungszeit 1955.

Literatur

  • Klaus Eisterer: Österreich unter Alliierter Besatzung 1945-1955. In: Österreich im 20. Jahrhundert. Ein Studienbuch in zwei Bänden. Band 2: Vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Hg. von Rolf Steininger, Michael Gehler. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 1997, S. 147-216, hier: 156
  • Karl Fischer: Die Vier im Jeep. Die Besatzungszeit in Wien 1945-1955. Wien: Wiener Stadt- und Landesarchiv 1985 (Wiener Geschichtsblätter, Beiheft 1/1985), S. 5
  • Peter Fritz: Das alliierte Kontrollsystem in Österreich. In: "Österreich ist frei!" Der Österreichische Staatsvertrag 1955. Beitragsband zur Ausstellung auf Schloss Schallaburg 2005. Hg. von Stefan Karner, Gottfried Stangler. Wien: Verlag Berger 2005, S. 88-94, hier: 88
  • Harald Knoll, Barbara Stelzl-Marx: Der Sowjetische Teil der Alliierten Kommission für Österreich. Struktur und Organisation. In: Die Rote Armee in Österreich. Sowjetische Besatzung 1945-1955. Beiträge. Hg. von Stefan Karner, Barbara Stelzl-Marx (=Veröffentlichungen des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, Sonderband 4), S. 179-217, hier: 181
  • Hubert Prigl: "Vienna Mission" – Die Sondierungsmission der drei Westalliierten in Wien vom 3. bis 13. Juni 1945. In: "off limits". Amerikanische Besatzungssoldaten in Wien 1945-1955. Hg. von Hubert Prigl. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 2005, S. 8-15, hier: 14
  • Manfried Rauchensteiner: Der Sonderfall. Die Besatzungszeit in Österreich 1945 bis 1955. Graz: Styria-Reprint 1995, S. 114, 116 f., 351 f.
  • Manfried Rauchensteiner: Die Wiener Interalliierte Kommandantur 1945-1955. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 34 (1978), S. 309 ff., 402, 422
  • Manfred Rauchensteiner: Kriegsende und Besatzungszeit in Wien 1945-1955. In: Wiener Geschichtsblätter 30. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1975, S. 191 ff.
  • Margit Sander: Die französisch-österreichischen Beziehungen während der Besatzungszeit von 1947 bis 1955. Diss. Univ. Wien. Wien 1983, S. 31