Metropoltheater

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Theater
Datum von 1919
Datum bis 1933
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 360280
GND
WikidataID
Objektbezug Theater
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48° 13' 2.51" N, 16° 23' 37.59" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Das Metropoltheater bestand von 1919 bis 1933 im Kaisergarten des Wiener Praters.

Vorgeschichte

Im k. k. Monturdepot (Nr. 4), 2., Prater, Kaisergarten, befand sich ab 1918 das "Bundestheater".

Die Räumlichkeiten waren im Zuge "der Erbauung des Kriegsausstellung im November 1915" auf einem Teil des ehemaligen Venedig in Wien-Areals entstanden, wie aus seinem Schreiben des damaligen Leiters des "Wiener Vergnügungsparks, Wien II., Prater", Gustav Altschul, an das Magistrat Wien, Abt. IV, von 29. März 1920 hervorgeht. Nachdem die Ausstellung beendet war, übernahmen 1918 "Waldmann und Fürst" die Betriebsanlage und eröffneten einen Theaterbetrieb, dessen Gültigkeit mit 1. November 1919 endete.

Erster Direktor war Alfred Hugo Winter, der das Theater als "Bundestheater" führte, jedoch zum Zeitpunkt seines Antrags auf Konzessionsverlängerung wegen Betrugs angezeigt wurde. Gegen ihn und den "verantwortlichen Leiter des Unternehmens, Louis Treumann" wurde im März 1919 eine Anzeige "wegen Verdachtes des Betruges an die Staatsanwaltschaft erstattet".

Das Theater war ein einfacher Holzbau, der "baulich aus drei Teilen u. zw. aus einem aus Gitterständern und -trägern gebildeten Vorbau an der Ausstellungsstraße, einer von drei Bogenbindern überdeckten Halle, die die Bühne und einen Teil des Zuschauerraumes überdeckt und dem eigentlichen Zuschauerraum, dessen Dach von Balken und Gitterträgern auf Holzsäulen getragen wird. Die Umfassungswände bestehen aus innen und außen stukkaturten hölzernen Riegelwänden." (Bescheid des Wiener Magistrats von 9. April 1932)

Eröffnung und Betrieb der ersten Jahre

Ab 1. Mai 1919 wurde das Unternehmen als Metropoltheater weitergeführt.

Die ersten beide Pächter und künstlerischen Leiter, die das Theater in "solidarische Verantwortlichkeit" führten, waren die Schauspieler Gustav Charlé (* 1871 Wien) und Gustav Müller (* 1873 Wien). Bereits im Februar 1920 bat Müller, ihm die Konzession für die kommende Spielzeit alleinverantwortlich zu übertragen, da Charlé ausgeschieden war und Müller nun die Pacht – die Eigentümer des Kaisergartens wurden in diesem Falle von Direktor Alfred H. Winter vertreten – allein übernommen hatte. Dem Antrag wurde per Schreiben vom 16. März 1920 ebenso zugestimmt wie der Bestellung des 1879 in Wien geborenen Wilhelm Uher als "verantwortlicher Stellvertreter" Müllers. Schließlich wurde darauf hingewiesen, dass das Vergnügungsetablissement im ehemaligen englischen Garten bis dahin nur in den Sommermonaten geöffnet gewesen sei, man aber einer Ausweitung auf mehrere Monate nicht entgegenstünde. Die Konzession wurde Müller bis 16. Oktober 1920 zur "Aufführung von Trauer- und Schauspielen, Possen und Schwänken, Lustspielen, Opern, Operetten und Sketsch in deutscher Sprache mit mehrmaligem Szenenwechsel unter Benützung eines Schnürbodens" verliehen.

1921 und 1922 wurde Müllers Lizenz erneut verlängert. 1923 ging die Konzession an Adolf Hirsch (1866–1931), wobei eine Reihe von 40 Sicherheitsauflagen zu erfüllen waren (Schreiben des Wiener Magistrats von 21. März 1923). Adolf Hirsch, "genannt Adolfi", war zu diesem Zeitpunkt "Varieté-Direktor" des Vergnügungsetablissements "Zum Dummen Kerl" in der Mariahilfer Straße 89A (Eingang Kasernengasse) und somit seit mehreren Jahren "Inhaber einer Produktionslizenz", wie aus den Dokumenten hervorgeht. Er hatte das Gymnasium besucht, danach die "Handelsschule Patzelt, das Konservatorium und auch die Schauspielschule dortselbst". Der frühere Theaterkapellmeister und Schauspieler hatte seinen Beruf wegen "drohender Erblindung" aufgegeben und war "Klavierhumorist geworden". Es folgten "populäre Volkslieder", die er im "Verlag Blaha" herausbrachte, daneben war er Obmann der Fachgruppe Varieté im Verein der Vergnügungsetablissementbesitzer, "Gründer der Artistengenossenschaft", "Gründer des Vereins der Varietédirektoren und Produktionslizenzinhaber" sowie Mitglied der Autorengesellschaft. In seinem Konzessionsansuchen, das bereits am 18. Dezember 1922 ausgestellt wurde, argumentierte Hirsch seinen Wunsch, das Theater im Prater neu zu positionieren, folgendermaßen: „Es hat sich gezeigt, dass ein Operettentheater großen Stils im Prater nicht am Platze ist. Ich beabsichtige daher, dieses Theater in ein vornehmer Weise gehaltenes Varieté-Unternehmen umzuwandeln, und zwar – alkoholfrei!“ Das neue Unternehmen sollte „eine Zierde des Praters werden. Streng, dezent, allen Schichten der Bevölkerung zugänglich, ein den höchsten Anforderungen entsprechendes Programm. Da die meisten Praterunternehmungen den Wienern und Fremden – man verzeihe die Kritik – ein provinzmäßiges Bild bieten – außer Leicht und Busch Kino –, wäre dieses Unternehmen geradezu eine Notwendigkeit der Großstadt. Man wird mit Kindern und Töchtern hineingehen können.“

Die Vorstellungen sollten nur je eine Stunde dauern, sodass den anderen Unternehmungen vor Ort "nicht viel Publikum entzogen wird". Zuletzt argumentierte Müller, dass es bislang keine Varieté-Vorstellungen im Prater gebe, sie also ein "Novum" wären, das eine Großstadt brauche: "ALKOHOLLOS, ZOTENLOS und billig!"

Die Umwandlung des Theaterbetriebs im Prater in einen Varietébetrieb sei zwar "nicht erfreulich, in den letzten Jahren gestaltete sich jedoch der Betrieb des Metropoltheaters derart schwierig, dass zum Schlusse der Saison immer als rettende Maßnahme an die Behörde das Ansinnen um Bewilligung von Ringkämpfen gestellt wurde", hieß es im Bescheid des Wiener Magistrats. Daher wäre ein Varietébetrieb "immer noch vorzuziehen, da bei den dermaligen enormen Regien ein auf die kurze Zeit von 4−5 Monaten beschränkter und überdies stark von den Witterungsverhältnissen abhängiger Saisonbetrieb eines Theaters augenscheinlich nicht prosperieren kann."

Hirsch leitete den Betrieb gemeinsam mit Theo Werner (eigentlich Theodor Sternberger) und führte im Sommer dieses Jahres zeitweilig auch Aufführungen der Jüdischen Bühne als Gastspiele auf. Die neue künstlerische Leitung begann mit 31. März 1923; doch schon im Mai war der Geschäftsgang trotz der Neuausrichtung dermaßen schlecht, dass Hirsch darum bat, die Feuerwache von drei auf zwei Mann zu reduzieren und die damit einhergehenden Gebühren von 27.000 auf 20.000 Kronen per Mann zu reduzieren. Schließlich gab Hirsch nach nur einer Saison wieder auf – der neue Konzessionär ab 1924 hieß erneut Gustav Müller. In seinem Schreiben von April 1924 argumentierte Müller, dass ihm bereits im April 1922 die Konzession für den Betrieb erteilt worden war, dass er das Theater vom Eigentümer des Kaisergartens, vertreten durch Alfred H. Winter, gepachtet habe und dass er das Unternehmen "in derselben Form wie in der Saison 1922", also erneut nicht als Varieté, sondern als Theater betreiben wolle. Als seinen Stellvertreter nannte er den Inhaber eines Theaterbüros, Willy Uher, der bereits in den früheren Jahren als Betriebsleiter fungiert hatte. Geplant waren, wie aus einem Schreiben der Wiener Magistrats vom Mai 1924 hervorgeht, "vorläufig mehrere Vorstellungen des Freidenkervereines und sodann ein Gastspiel der tschechischen Nationaloper". Erst am 1. Juli wollte Müller "mit eigenem Personal" spielen – wofür, das das Theater bei schlechtem Wetter nicht zu bespielen war, die Gewerkschaft zur Absicherung eine Kaution von 500 Millionen Kronen verlangte. Im Mai 1924 eröffnete Müller zum zweiten Mal das Metropoltheater als künstlerischer Direktor. Bald schon folgte Alexander Eisenstein auf Uher und garantierte zudem weitere finanzielle Sicherheiten.

Nach Ende der Saison wurde der "zwischen Herrn Direktor Müller und Herrn Direktor Winter geschlossene Pachtvertrag" wieder gelöst, sodass "Herr Direktor Müller keine Berechtigung hat, im Metropoltheater zu spielen, da sämtliche seine Rechte auf das Metropoltheater mit Auflösung des Pachtvertrages erloschen sind", hielt der Eigentümer der Anlage, Winter, in einem Schreiben vom 29. August 1924 fest.

Auch in diesem Jahr gastierte daraufhin nach dem Sommer die Jüdische Bühne im Metropoltheater, da ihr bisheriges Lokal in 2., Taborstraße 12, "renoviert wird und kein anderes Theater derzeit zur Verfügung steht", wie Schulim Podzamcze in einem undatierten Schreiben an das Bezirkskommissariat des 2. Bezirks festhielt. Schulim Podzamcze erhielt die Konzession für die Bespielung des Theaters mit seiner Jüdischen Bühne vom 6. bis 20. September 1924.

In den folgenden Jahren blieb der Betrieb ganzjährig geschlossen. "Das Gebäude ist seit diesem Zeitraum versperrt und nur einem Wachorgan zugänglich", hieß es in einem Schreiben der Direktion des Kaisergartens an das Rechnungsamt der Stadt Wien von 3. Februar 1926.

Letzter Konzessionantrag Gabor Steiners und Abriss des Theaters

Ein letztes Konzessionsansuchen findet sich von 7. März 1930. Damals legte Gabor Steiner, der am selben Ort von 1895 an Venedig in Wien geführt hatte, seinen Antrag vor, das heruntergekommene Sommertheater zu übernehmen und zu renovieren – ein "diesbezügliches Übereinkommen mit dem Eigentümer Alfred Winter" war bereits abgeschlossen worden –, sofern er dafür die Konzession erhalten würde, hieß es im Antrag. Steiner plante, hauptsächlich Operetten und Revuen zu geben. Doch die Reaktionen der Interessenvertretungen waren durchwegs negativ. Der Österreichische Bühnenverein hielt fest, dass "Herr Gabor Steiner vollkommen mittellos ist". Und der Verband der österreichischen Theaterdirektoren "erlaubt sich aufmerksam zu machen, dass Herr Gabor Steiner finanziell zusammengebrochen ist, sodass sogar für ihn gesammelt wurde, dass also die Frage hinsichtlich der Konzessionserteilung im Metropoltheater im Prater wohl erst dann überhaupt erörtert werden kann, wenn die geldliche Sicherheiten des Herrn Gabor Steiner durch eine hohe Kaution, die auch nicht von den Gläubigern angegriffen werden kann, sichergestellt ist". Der Österreichische Musikverband und die Union des Bühnen- und Kinopersonals Österreichs sprachen sich zwar für eine Erteilung der Konzession aus, und Letztere betonte, dass "durch die Errichtung des Metropoltheaters immerhin ungefähr 50 Mitglieder unseres Verbandes über die Sommermonate hinaus Verdienst und Arbeit finden". Doch schließlich zog Steiner selbst mit einem undatierten handschriftlichen Schreiben, das Anfang Juni im Wiener Magistrat einlangte, seinen Antrag zurück.

Auch in diesem und in den Folgejahren blieb das Theater geschlossen, auch wenn Winter als Grundeigentümer betonte, dass man plane, wieder größere Veranstaltungen anzubieten.

Wie ein Bescheid des Wiener Magistrats aus dem April 1932 deutlich macht, war das Holzgebäude zu diesem Zeitpunkt bereits teilweise verfault, sodass es sich teilweise verformte, teilweise auch einzustürzen drohte. Auch die oberen Teile zeigten "Holzschwamm und Fäulnis auf", besonders gelitten hatten die "auf den Besenbindern ruhenden Gitterpfetten, wo stärkere Fäulniserscheinungen und eine Bruchstelle vorhanden sind". Auch die äußeren Riegelwände waren "vermodert", der Vorbau hatte sich von der Haupthalle gelöst "und hängt straßenseitig vor", die Wände waren "stellenweise eingesackt", das gesamte Theatergebäude "als ein baufälliges zu bezeichnen".

Auf Antrag des Eigentümers der Anlage, Alfred H. Winter (1., Operngasse 2), erfolgte per Bescheid des Wiener Magistrats von 29. März 1933 die Bewilligung für den Abriss des Metropoltheaters "auf der Liegenschaft L.Einl.Zl. 234 im II. Bezirk".

Schauspielerinnen und Schauspieler

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 2 Einträge von Personen, die im Metropoltheater engagiert waren.

BildNameBerufGeburtsdatumSterbedatum
Fritzi MassarySchauspielerin
Sängerin
21 März 188230 Januar 1969
Ernst TautenhaynSchauspieler
Sänger
3 April 187330 August 1944

Quellen