Louis Treumann

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Louis Treumann
Daten zur Person
Personenname Treumann, Louis
Abweichende Namensform Pollitzer, Leopold
Titel
Geschlecht männlich
PageID 25151
GND 117416231
Wikidata Q87519
Geburtsdatum 1. März 1872
Geburtsort Wien
Sterbedatum 5. März 1943
Sterbeort Konzentrationslager Theresienstadt
Beruf Schauspieler, Sänger (Operettentenor)
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Theater, Schauspieler, Sänger, Operette, Theater an der Wien (Institution), Carltheater, Film, Treumanngasse
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Louistreumann.jpg
Bildunterschrift Louis Treumann
  • 6., Dürergasse 18 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Künstlerischer Direktor des Tivoli-Theaters in Bremen (1914)

Louis Treumann (eigentlich Leopold Pollitzer), * 1. März 1872 Wien, † 5. März 1943 Konzentrationslager Theresienstadt (Czeike gibt das Sterbedatum mit Juli 1944 an), Schauspieler, Sänger (Operettentenor), Gattin Stefanie (* 1881 Postelberg, † 1942 Konzentrationslager Theresienstadt).

Biographie

Der aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie stammende Louis Treumann, bürgerlich Leopold Pollitzer, besuchte die Handelsschule, bis er sich 17-jährig ganz der Schauspielerei widmete. Er spielte zunächst auf Wanderbühnen, ging 1889 als Inspizient nach Laibach und tingelte dann durch Deutschland, wo er sich zum Gesangskomiker entwickelte. 1890 wurde er am Hamburger Carl-Schulze-Theater engagiert. Franz Jauner holte ihn 1899 vom Grazer Landestheater ans Leopoldstädter Carl-Theater, an dem er bis 1905 als Bonvivant und Charakterkomiker in zahlreichen bekannten Operetten auftrat. Seinen ersten großen Erfolg feierte er in der Rolle des Pfefferkorn in Franz Lehárs Operette "Der Rastelbinder" (1902). Von 1905 bis 1909 spielte Treumann am Theater an der Wien und wurde dort zu einem umjubelten Operettenstar, ein Ruhm, der besonders auf der Verkörperung des Grafen Danilo in Lehárs "Die lustige Witwe" gründete, zu deren Premierenbesetzung Treumann gehörte (1905). Nach einer Klage der Firma Felix Blochs Erben musste Treumann, da er als gefragter Bühnenstar mehrere nicht in Einklang zu bringende Verträge einging, im Jänner 1909 eine Schuldhaft antreten, aus der er wegen Erkrankung bereits nach einem Tag entlassen wurde. Von 1909 bis 1912 spielte Treumann am Johann-Strauß-Theater unter der Direktion von Leopold Müller. 1913 nahm er selbst eine leitende Stelle an und wurde künstlerischer Direktor des Tivoli-Theaters in Bremen. 1916 ging er nach Berlin ans Operettentheater, bis er – trotz der Intervention mehrerer Theaterdirektoren – eingezogen wurde und nach einer Offiziersausbildung unter anderem mit der 3. Kompagnie des k. k. Landsturm Etappen Bataillons Nr. 233 in Albanien stationiert war. Nach dem Krieg ging Treumann wieder ans Carl-Theater und blieb dort bis 1926. In den 1920er Jahren wirkte er zudem in mehreren Operetten- und Spielfilmen mit, beispielsweise in der österreichisch-tschechoslowakischen Produktion "Der Rastelbinder" (1926), in "Spiel um den Mann" (1929) oder in "Die Warschauer Zitadelle" (1929/1930) in der Rolle des Chefs der Geheimpolizei Oberst Kornikoff.

Treumann schränkte ab 1926 seine Engagements und Auftritte sukzessive ein, war in der Spielzeit 1930/1931 noch einmal als Schauspieler, Sänger und Regisseur an den Rotter-Bühnen in Berlin tätig und kehrte 1933 nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland nach Wien zurück. Sein letzter belegter Auftritt fand 1935 auf der Bühne des Theaters an der Wien statt. Nach dem "Anschluss" Österreichs an Hitler-Deutschland war Treumann ständig von Haft und Deportation bedroht. Er fand in Franz Lehár und Theo Lingen einflussreiche Unterstützer, die es aber letztlich nicht verhindern konnten, dass Treumann und seine Frau Stefanie ins KZ Theresienstadt deportiert wurden. Dort starb er ein Jahr nach seiner Frau am 5. März 1943.

Die Wienbibliothek im Rathaus bewahrt den vier Archivboxen füllenden Teilnachlass Louis Treumann auf.

1955 wurde im 13. Wiener Gemeindebezirk die Girardigasse in Treumanngasse umbenannt.

Quellen

Literatur

  • Marcel Atze: Louis Treumann posiert im Land der Skipetaren. In: Marcel Atze und Kyra Waldner [Hg.]: "Es ist Frühling, und ich lebe noch". Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs in Infinitiven. Von Aufzeichnen bis Zensieren. St. Pölten / Salzburg / Wien: Residenz 2014, S. 98-102
  • Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933-1945. Berlin: Metropol 2008, S. 351 f.
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982, S. 294
  • Rathaus-Korrespondenz, 28.02.1972
  • Kurt Dieman-Dichtl: Musik in Wien. Wien [u.a.]: Molden 1970, S. 156
  • Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) 17 (1962), S. 311
  • Louis Treumann: Die Wiener Operette und Ich. In: Wiener Theater- und Musik-Magazin 1 (1928), Heft 5
  • Haftentlassung des Schauspielers Treumann, in: Arbeiter-Zeitung, 16.01.1909, S. 6
  • Schauspieler Treumann in Exekutionshaft, in: Neues Wiener Tagblatt, 15.01.1909, S. 9
  • Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Band 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902
  • Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon, Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Wien: Daberkow 1889-1892


Louis Treumann im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks