Kirchenbau im schwarzen Wien

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Zubau zur Gertrudkirche in Währing, 1935
Daten zum Eintrag
Datum von 1934
Datum bis 1938
Objektbezug Schwarzes Wien, Bautätigkeit im schwarzen Wien, Siedlungsbau im schwarzen Wien, Seipel-Dollfuß-Gedächtniskirche, Clemens Holzmeister, Ständestaat, Wiener Assanierungsfonds
Quelle
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Letzte Änderung am 30.11.2022 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Zubau_Gertrudkirche.jpg
Bildunterschrift Zubau zur Gertrudkirche in Währing, 1935

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Die Wiener Bürgerschaft verfolgte unter dem nicht demokratisch gewählten Bürgermeister Richard Schmitz von 1934 bis 1938 eine Politik der Rekatholisierung der Wiener Bevölkerung. Die Allianz der katholischen Kirche mit dem diktatorischen Dollfuß-/Schuschnigg-Regime zeigte sich neben der Errichtung sogenannter Notkirchen, die im schwarzen Wien in und um die Wohnhausanlagen und Siedlungen des Roten Wien entstanden, vor allem in der Begünstigung des Kirchenneubaus.

Die Kirchen könnten als erste Repräsentativbauten des Regimes gewertet werden. Ihre Bedeutung wird durch den am Kirchenbau beteiligten „StaatsarchitektenClemens Holzmeister unterstrichen. Weitere wichtige Architekten des Sakralbaus im Schwarzen Wien waren Robert Kramreiter und Karl Holey. Die stilistische Erneuerung des Kirchenbaus der 1920er-Jahre hatte eine starke Vorbildwirkung in Österreich.

Kirchenneubauten in Wien

Die Kirchenneubauten wurden von der Stadt Wien nicht direkt durch öffentlicher Gelder, sondern durch die Bereitstellung billiger Grundstücke und die Einnahme symbolischer Mietzinse unterstützt. Ein erstes Neubauprojekt war die 1933/34, nach Plänen von Clemens Holzmeister, errichtete Seipel-Dollfuß-Gedächtniskirche im 15. Bezirk. Weitere katholische Kirchenneubauten entstanden zwischen 1934 und 1938 mit der Friedenskirche (10. Bezirk), der Hubertus- und Christophorus-Kirche (13) , der Sandleitenkirche (16), der Floridsdorfer Kirche (21) und der Eßlinger Kirche (22). Die Maurer Kirche (23) wurde im während des schwarzen Wien noch nicht eingemeindeten Bezirk Liesing ausgeführt. Umgebaut und erweitert wurde die Währinger Kirche (18). 1935 bis 1937 konnte in 15., Schweglerstraße 39 die evangelische Zwinglikirche (H.B.) errichtet werden. Auch in den Stadtrandsiedlungen sollten Siedlerkirchen als religiöse Zentren im Eigentumshaus-Gartenstadtgürtel entstehen, beispielsweise Kramreiters katholische Kirche Bruckhaufen.

Monumentalbauten des Regimes

Die schon 1935 geplante Frontführerschule der Vaterländischen Front sollte als Repräsentativbau des Dollfuß-/Schuschnigg-Regimes Denkmal und Sportstätte verbinden. Clemens Holzmeister integrierte 1936 seine Seipel-Dollfuß-Gedächtniskirche in den Entwurf. Robert Kramreiter sah eine Verschmelzung von Sakralbau und Kaderschule vor. Eine Kapelle für religiöse Zeremonien sollte das Zentrum der Anlage bilden.

Wohnbau

Im schwarzen Wien wurden mehrere Wohnbauten katholischer Institutionen mittels öffentlicher Gelder des Wiener Assanierungsfonds gefördert, beispielsweise die Wohnhausanlage der Elisabethinen in 3., Invalidenstraße 17, sowie der Umbau des Dominikanerkonvents und des Wohnbaus des Ordens der Dominikaner in 1., Postgasse 2.

Kapellen, Klöster

Auch in den Arbeitsprogrammen zeigte sich die Allianz zwischen Kirche und Staat. Die römisch-katholische Auferstehungskapelle am Friedhof der Namenlosen (11) entstand im Zuge der Donau-Schutzdammerneuerung von 1933 bis 1935 mit Unterstützung des Freiwilligen Arbeitsdienstes. 11., Albern war im schwarzen Wien noch nicht eingemeindet und Teil Niederösterreichs. In 11., Hasenleitengasse 9 entstand ein Klostergebäude/Fürsorgerinnenheim für die Städtische Wohnhausanlage Hasenleiten.

Siehe auch

Literatur

  • Barbara Feller: Baupolitik in Wien im Austrofaschismus. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 1991
  • Alexander Grabner: Die Kirchenbauten und Kirchenentwürfe der Architekten Siegfried Theiß und Hans Jaksch. Diplomarbeit. Universität Wien. Wien 2002, S. 66-70, 92, Abb. 90.
  • Magistrat der Stadt Wien [Hg.]: Wien im Aufbau. Band: Drei Jahre neues Wien. Wien: Magistrat 1937
  • Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017