Imre Bekessy

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Daten zur Person
Personenname Bekessy, Imre
Abweichende Namensform Bekessy, Emmerich; Békessy, Imre
Titel
Geschlecht männlich
PageID 368720
GND 127442405
Wikidata Q1660488
Geburtsdatum 13. Oktober 1887
Geburtsort Budapest 4008684-7
Sterbedatum 14. März 1951
Sterbeort Budapest 4008684-7
Beruf Journalist, Verleger, Publizist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 2.04.2024 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Imre Bekessy (auch Emmerich Békessy), * 13. Oktober 1887 Budapest, † 14. März 1951 Budapest, Journalist, Verleger.

Biografie

Bekessy wurde am 13. Oktober 1887 in einer jüdischen Familie in Budapest geboren. 1910 konvertierte er zum Christentum (evangelisch). Im gleichen Jahr heiratete er die Volksschullehrerin Bianca Marton. 1920 verlegte er seinen Wohnsitz nach Wien und 1923 erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft.

In Wien gründete er mithilfe finanzieller Unterstützung von Camillo Castiglioni zunächst 1920 die wirtschaftliche Zeitschrift "Die Börse". 1922 gründete Bekessy – erneut finanziell von Castiglioni unterstützt – einen Verlag, der die Herstellung und Verbreitung der Zeitschrift befördern sollte, den Kronos-Verlag. Im Jahr 1923 folgte die illustrierte Tageszeitung "Die Stunde", eine der ersten Boulevardzeitungen des Landes. Die erfolgreiche Zeitung verfolgte zwar eine linksliberale, demokratische Richtung, zeichnete sich aber durch zahlreiche Skandal- und Enthüllungsreportagen aus. Eine ähnliche Linie verfolgte die 1924 ebenfalls von ihm ins Leben gerufene Zeitschrift "Die Bühne".

Nach einem Kuraufenthalt in Frankreich kehrte Bekessy 1926 nicht mehr nach Wien zurück, verkaufte im selben Jahr seine Anteile am Kronos-Verlag an ein Konsortium unter Führung der Vernay Verlags AG und ließ sich vorerst in Paris nieder, später in Ungarn. Dort war er in den 1930er-Jahren erneut als Journalist und Zeitungsherausgeber tätig und abermals mit Erpressungsmethoden erfolgreich. Ab 1938 lebte er im Schweizer Exil in Genf und emigrierte schließlich 1940 in die USA.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er nach Ungarn zurück, konnte jedoch unter den neuen politischen Verhältnissen nicht mehr an seine publizistische Karriere vor dem Krieg anknüpfen. Er unternahm mehrere Suizidversuche, wobei der letzte 1951 in Budapest zusammen mit seiner Frau stattfand. Hans Habe, sein Sohn, ebenfalls erfolgreicher Schriftsteller und Journalist, beschrieb in "Ich stelle mich. Meine Lebensgeschichte" 1954 die suizidale Neigung seines Vaters.

Auseinandersetzung mit Karl Kraus

Aufgrund der Art und des Stils der angesprochenen Enthüllungsreportagen wurde Karl Kraus einer der lautesten und vehementesten Gegner Békessys. Wiederholt griff Kraus Bekessy und besonders "Die Stunde" in seiner eigenen Zeitschrift "Die Fackel" an und wurde mit zahlreichen Artikeln des Chefredakteurs Friedrich Austerlitz in der Arbeiter-Zeitung unterstützt. Die "Stunde" wehrte sich gegen Kraus durch Falschmeldungen, retuschierte Fotografien und herabsetzende Fotomontagen. Eine weitere Maßnahme der "Stunde" waren von Anton Kuh verfasste Schmähartikel. Kraus versuchte gemeinsam mit seinem Anwalt Oskar Samek Kuh später separat vor Gericht zu bringen. Auch gegen andere Mitarbeiter des Blattes gingen Kraus und Samek rechtlich vor. Die juristische Seite der Auseinandersetzung wurde durch publizierte Polemiken und deren wiederholten Vortrag in Vorlesungen Kraus’ begleitet. So machte er etwa den Aufruf "Hinaus aus Wien mit dem Schuft!" zu einem geflügelten Wort und konnte nach längerem Kampf Bekessys Flucht aus Wien tatsächlich erreichen. Dies ist als einer der größten Erfolge Kraus’ zu verstehen, denn Bekessy hatte zuvor auch Unterstützung von Politikern erhalten, die von seiner Bereitschaft, Tabus anzugreifen, profitiert hatten.

Literatur


Imre Bekessy im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.