Gerd Bacher

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ORF-Generalintendant Gerd Bacher am Abend der Wiener Gemeinderatswahl 1969 (27.4.1969)
Daten zur Person
Personenname Bacher, Gerd
Abweichende Namensform Bacher, Gerhart Angelo Roman
Titel
Geschlecht männlich
PageID 35537
GND 122609905
Wikidata Q1510399
Geburtsdatum 18. November 1925
Geburtsort Salzburg
Sterbedatum 27. Juni 2015
Sterbeort Salzburg
Beruf Journalist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 28.04.2024 durch DYN.rabus
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33G, Nummer 6
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Gerd bacher.jpg
Bildunterschrift ORF-Generalintendant Gerd Bacher am Abend der Wiener Gemeinderatswahl 1969 (27.4.1969)

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Chefredakteur der Boulevardzeitung "Bild-Telegraf" (1954 bis 1958)
  • Chefredakteur des "Express" (1958 bis 1960)
  • Manager des Molden-Verlages (1962 bis 1967)
  • Generalintendant des Österreichischen Rundfunks (09.03.1967 bis 31.10.1974)
  • Generalintendant des Österreichischen Rundfunks (09.12.1978 bis 13.10.1986)
  • Herausgeber der "Presse" (02.10.1989 bis 30.09.1990)
  • Generalintendant des Österreichischen Rundfunks (11.10.1990 bis 12.08.1994)

  • Ehrenring des Landes Salzburg (Übernahme: 21. Oktober 1974)
  • Goldenes Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich (Verleihung: 1985)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 11. Februar 1986, Übernahme: 19. März 1990)
  • René-Marcic-Preis des Landes Salzburg (Verleihung: 1995)
  • Bürger der Stadt Salzburg (Verleihung: 1999)
  • Goldene Julius-Raab-Medaille (Verleihung: 2006)
  • Concordia-Medienpreis (Verleihung: 2014)
  • Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern
  • Großer Verdienstorden des Landes Südtirol (Verleihung: 2008)


Gerd Bacher, * 18. November 1925 Salzburg, † 27. Juni 2015 Salzburg, Journalist, ORF-Generalintendant.

Biografie

Gerd Bacher besuchte in seiner Heimatstadt Salzburg das Realgymnasium. Bachers Eltern – die Mutter war Lehrerin, der Vater in der Holzbranche – waren jahrelang arbeitslos. Er selbst schloss sich schon bald nach dem "Anschluss" der Hitlerjugend und später der NSDAP an, was er zeit seines Lebens nie verheimlicht hat – ebenso wie er erklärt hat, beeindruckt von den Kriegsschäden bald nach 1945 überzeugter Demokrat geworden zu sein. Nach der Matura meldete sich Gerd Bacher im Jahr 1943 zum Reichsarbeitsdienst. Im Anschluss an seinen Dienst bei der Deutschen Wehrmacht kehrte er 1945 aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft nach Salzburg zurück und begann im Jahr darauf seine journalistische Laufbahn als Reporter bei der "Salzburger Volkszeitung". Unter deren Chefredakteur Luis Grundner und deren Lokalredakteur Alfred Adrowitzer erlernte er das journalistische Handwerk.

1950 wechselte Bacher als Lokalchef zu den "Salzburger Nachrichten", bei der Zeitung arbeitete er damals unter anderem mit Viktor Reimann, Alfons Dalma, Hans Thür-Porta, Ilse Leitenberger und René Marcic zusammen.

Im Frühjahr 1953 wurde er von Gustav A. Canaval, dem Mitbegründer der "Salzburger Nachrichten" und des "Bild-Telegrafs", als Chefredakteur letzterer Zeitung nach Wien geholt. Nach dem berühmten (und berüchtigten) "Wiener Zeitungskrieg" übernahm er 1958 die Mitbegründung und Chefredaktion des "Express". 1961 wurde Gerd Bacher Geschäftsführer des neu errichteten Pressehauses Fritz Molden, der damals größten Zeitungsdruckerei Österreichs, und Mitbegründer und Verlagsleiter des Buchverlages Fritz Molden. Gleichzeitig arbeitete er als Leitartikler und politischer Korrespondent für "Die Presse", die "Wochenpresse" und die deutsche Illustrierte "Stern".

"Unabhängige" Tages- und Wochenzeitungen starteten im Juli 1964 als erstes Volksbegehren in Österreich das "Rundfunk-Volksbegehren" mit dem Ziel, den ORF dem Einfluss der politischen Parteien zu entziehen. Es wurde im Zeitraum vom 5. bis 12. Oktober 1964 von insgesamt 832.353 Wahlberechtigten unterstützt. Nach der Beschlussfassung des Rundfunkgesetzes am 8. Juli 1966 mit den Stimmen der ÖVP und der FPÖ und dessen Inkrafttreten am 1. Jänner 1967 wurde Gerd Bacher mit 9. März 1967 zum Generalintendanten des Österreichischen Rundfunks bestellt.

Nach umfangreichen personellen und verwaltungstechnischen Reformen, bei denen es zu heftigen Konfrontationen Gerd Bachers mit Parteien und der Gewerkschaft kam, erfolgte die völlige Umstrukturierung des Rundfunks. Zahlreiche Neuerungen hielten damals ihren Einzug, und am 11. März 1967 erschien in der "Presse" die berühmte Karikatur Gustav Peichls, die Bacher den Beinamen "Tiger" verschaffte.

Die wichtigsten, damals erstellten Reformpläne waren der Ausbau der völlig veralteten Sende- und Studioeinrichtungen, beginnend mit dem ORF-Zentrum am Küniglberg, fortgesetzt mit dem Bau der Landesstudios, dem Ausbau bzw. der völligen Neugestaltung der Nachrichtensendungen mit stündlichen Nachrichten und den "Journalen". Ernst Grissemann beauftragte er mit dem Aufbau eines Unterhaltungssenders, der als Ö3 der erfolgreichste Radiosender des ORF werden sollte.

Nicht friktionsfrei war Gerd Bachers Beziehung zu Bundeskanzler Kreisky. Als das Rundfunkgesetz 1974 die Befugnisse des Generalintendanten stark beschnitt, musste Bacher dem SPÖ-nahen Medienjuristen Otto Oberhammer weichen.

1976 wirkte Gerd Bacher als Berater der CDU und Helmut Kohls für die deutsche Bundestagswahl. Diese Partei erzielte damals das beste Wahlergebnis, das jemals eine Oppositionspartei in der Bundesrepublik Deutschland erreicht hatte.

Vom Herbst 1976 bis zum Herbst 1978 arbeitete Bacher in Salzburg als Direktor des bekannten Druck- und Verlagshauses Kiesel, das jedoch schließlich liquidiert werden musste.

Nachdem Gerd Bacher am 28. September 1978 vom ORF-Kuratorium mit der vorläufigen Führung der Geschäfte des Generalintendanten mit Wirkung vom 11. Oktober 1978 betraut worden war, wurde er schließlich am 19. Dezember 1978 definitiv zum neuen Generalintendanten bestellt. Neuerlich erfolgte eine Reformwelle mit neuen Programmschemata, der Errichtung von "Blue Danube Radio" (am 23. August 1979), des "Teletexts" am 21. Jänner 1980 sowie mit den Vorbereitungen zur Fernseh-Regionalisierung im Juni 1980. Der Anfang der 1980er Jahre stand aber auch unter dem Zeichen des beginnenden Kabel- und Satellitenzeitalters und am 24. Mai 1982 startete das erste europäische Satellitenversuchsprogramm.

Am 22. September 1982 wurde Gerd Bacher bereits im ersten Wahlgang mit Zwei-Drittel-Mehrheit für eine weitere vierjährige Funktionsperiode zum Generalintendanten bestellt. Neben zahlreichen weiteren Neuerungen ist hier der Eintritt des ORF in das Satellitenzeitalter durch den Sendebeginn von "3SAT" am 1. Dezember 1984 hervorzuheben. Viel beachtet wurden auch die umfangreichen historischen Dokumentationsreihen "Österreich I" und "Österreich II" von Hugo Portisch und Sepp Riff. Diese insgesamt dritte Periode Gerd Bachers als Generalintendant endete am 13. Oktober 1986. Prominente Autoren wie Peter Turrini, Michael Scharang, Felix Mitterer, Peter Henisch, Franz Innerhofer, Gernot Wolfgruber, Helmut Zenker und andere lieferten Drehbücher für Fernsehspiele, die der ORF mit nicht minder prominenten Regisseuren realisierte.

Gerd Bacher übernahm am 2. Oktober 1989 als Nachfolger Otto Schulmeisters für kurze Zeit die Herausgeberschaft der Tageszeitung "Die Presse".

Mit dem 11. Oktober 1990 trat Bacher neuerlich die Position des Generalintendanten des ORF an, im März 1994 wurde er von Gerhard Zeiler abgelöst.

Werke

  • Michael Schmolke [Hg.]: Der Generalintendant. Gerd Bachers Reden, Vorträge, Stellungnahmen aus den Jahren 1967 bis 1994. Wien: Böhlau 2000
  • Gerd Bacher [Hg.]: Standort Österreich. Über Kultur, Wirtschaft und Politik im Wandel [für Josef Krainer zum 60. Geburtstag]. Graz / Wien: Styria 1990

Literatur

Weblinks