Peter Henisch

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Daten zur Person
Personenname Henisch, Peter
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 39732
GND 118850237
Wikidata Q134026
Geburtsdatum 27. August 1943
Geburtsort Wien
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
Objektbezug Popgeschichte
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Literaturpreis des Wiener Kunstfonds (Verleihung: 1971)
  • Förderungspreis zum Österreichischen Staatspreis für Literatur (Verleihung: 1971)
  • Luitpold-Stern-Preis (Verleihung: 1973)
  • Förderungspreis für Literatur des Theodor-Körner-Stiftungsfonds (Verleihung: 1973)
  • Förderungspreis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 1975)
  • Sonderpreis des Landes Salzburg zum Rauriser Literaturpreis (Verleihung: 1976)
  • Anton-Wildgans-Preis (Verleihung: 1977)
  • UNDA-Preis der Internationalen katholischen Vereinigung für Rundfunk und Fernsehen Monte Carlo (Verleihung: 1981)
  • Buchprämie des BM für Unterricht und Kunst (Verleihung: 1986)
  • Würdigungspreis des Landes Niederösterreich (Verleihung: 2005)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 2009)
  • Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien (Verleihung: 19. Mai 2009, Übernahme: 18. Jänner 2010)
  • Österreichischer Kunstpreis für Literatur (Verleihung: 2014)
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 2014)


  • Lokalredakteur der Wiener "Arbeiter Zeitung" (1965 bis 1966)
  • Mitbegründer der Literaturzeitschrift "Wespennest" (1969)
  • Literaturredakteur der Zeitschrift des Theaters der Jugend "Neue Wege" (1972 bis 1975)

Peter Henisch, * 27. August 1943 Wien, Schriftsteller.

Biografie

Peter Henisch kam 1943 in Wien zur Welt, wo er in den Bezirken Landstraße und Favoriten eine, wie er selbst sagt, "Nachkriegskindheit" und "Wiederaufbaupubertät" verlebte. Der Kontrast zwischen Wiens "ziegelroter" Peripherie und "kaisergelbem" Zentrum ist für Henischs literarische Arbeit ebenso bedeutungsvoll wie seine tschechisch-jüdische Herkunft.

Henisch studierte in den 1960er Jahren Philosophie, Psychologie, Geschichte und Germanistik an der Universität Wien, eine Dissertation über Ernst Bloch blieb unvollendet. 1965/1966 machte er erste redaktionelle Erfahrungen in der Lokalredaktion der "Arbeiterzeitung", für die sein Vater Walter Henisch als Fotograf tätig war. Zusammen mit Helmut Zenker gründete Henisch 1969 die Literaturzeitschrift "Wespennest", an der er als Redakteur bis zum zehnten Heft (1973) mitarbeitete; von 1972 bis 1980 war er Literaturredakteur der Kulturzeitschrift "Neue Wege". Henisch gehörte darüber hinaus dem "Arbeitskreis österreichischer Literaturproduzenten" an, der in der ersten Hälfte der 1970er Jahre den Versuch unternahm, einen von Autorinnen und Autoren selbst gesteuerten Verlag zu gründen.

Seine erste selbstständige Buchveröffentlichung war der Kurzprosa-Band "Hamlet bleibt" (1971), mit dem er gleich bei S. Fischer in Frankfurt unterkam. Es folgten im selben Verlag das Buch "Vom Baronkarl" (1972), dessen Untertitel "Peripheriegeschichten" auf deren vorstädtische Schauplätze verweist, und der autobiografische Roman "Die kleine Figur meines Vaters" (1975). Darin entfaltete Henisch im Gespräch mit seinem Vater dessen Lebensgeschichte rund um die zentralen Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft, in denen es Walter Henisch trotz jüdischer Abstammung zum gefeierten Kriegsfotografen gebracht hatte. Peter Henisch erarbeitete zwei Neufassungen des Buches (1987 und 2003), Wolfgang Glück verfilmte die Geschichte für das Fernsehen. 2004 zeigte das Wien Museum eine Ausstellung über Walter Henischs Kriegsfotografien unter dem Titel "Brutale Neugier".

Peter Henisch konzentrierte sich in den folgenden Erzählwerken auf die Sehnsüchte und Irrtümer seiner eigenen Generation, die sich besonders an das Jahr 1968 und die Studentenbewegung knüpften. 1978 erschien der Roman "Der Mai ist vorbei", 1981 "Bali oder Swoboda steigt aus" und 1986 schließlich "Pepi Prohaska Prophet". In den Romanen "Hoffmanns Erzählungen. Aufzeichnungen eines verwirrten Germanisten" (1983) und "Morrisons Versteck" (1991) entwickelte Henisch alternative, in die Erzählgegenwart reichende Biografien des romantischen Schriftstellers und Komponisten E. T. A. Hoffmann beziehungsweise von "The Doors"-Frontman Jim Morrison. "Vom Wunsch, Indianer zu werden" (1994) imaginiert wiederum eine fiktive Begegnung zwischen Franz Kafka und Karl May auf dem Weg nach Amerika. 2000 erschien mit dem Roman "Schwarzer Peter" Henischs bisher gewichtigstes Werk, in dem Wien aus der Perspektive eines Besatzungskindes geschildert und einem Zuhörer in New Orleans nahegebracht wird. Es folgten 2005 die Road Novel "Die schwangere Madonna", die motivisch auf den 2009 veröffentlichten Text "Der verirrte Messias" vorausweist, und 2007 der autobiografische Roman "Eine sehr kleine Frau" über die prägende Figur der Großmutter. Nach den Romanen "Großes Finale für Novak" (2011) und "Mortimer & Miss Molly" (2013) erschienen mit "Suchbild mit Katze" (2016) und "Siebeneinhalb Leben" (2018) weitere autobiografische beziehungsweise autofiktionale Texte, in denen er – wie schon in "Eine sehr kleine Frau" – mit der Schriftstellerfigur Paul Spielmann ein Alter Ego einsetzt. Henischs intertextuelles Spiel mit eigenen und fremden Texten gipfelt in dem 2021 publizierten Buch "Der Jahrhundertroman", der die Konstruktionsidee des durcheinandergeratenen Manuskripts von E. T. A. Hoffmanns "Lebens-Ansichten des Katers Murr" aufnimmt und nebenbei eine anekdotische Geschichte der österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts liefert.

Zu Peter Henischs Gesamtwerk zählen, neben dem großen Komplex der fiktionalen und autobiografischen Erzählprosa, dramatische Texte, wie etwa das von Nestroy inspirierte Stück "Lumpazimoribundus" (1974), politische und literaturkritische Essays sowie Features fürs Fernsehen und Radio. Henisch trat aber vor allem auch als Lyriker und Liedermacher hervor. 1975 brachte er mit "Wiener Fleisch und Blut" − die gleichnamige Musikgruppe hatten Henisch und Thomas Declaude im Jahr 1972 gegründet − seinen ersten Lyrikband heraus. "Hamlet, Hiob, Heine" (1989) fasst mehrere Gedichtzyklen Henischs zusammen und auch ein "Podium"-Porträt von 2003 enthält eine kleine Lyrik-Auswahl, darunter die "Toskanischen Gedichte". Seine Songtexte und seine Lyrik sind in den Bänden "Black Peter’s Songbook" (2001) sowie "Das ist mein Fenster. Fast alle Gedichte und Songs" (2018) versammelt.

Peter Henisch ist Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung, der IG Autoren Autorinnen und im Literaturkreis PODIUM. Er erhielt zahlreiche Förderpreise und Stipendien und wurde vielfach geehrt, beginnend mit dem Luitpold-Stern-Preis 1973 bis zum Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse im Jahr 2014.

Umfangreiche Teile seines Vorlasses werden im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt, darunter auch jene Interview-Tonbänder, die die Grundlage des Buches "Die kleine Figur meines Vaters" bildeten.


Werke (Auswahl)

  • Peter Henisch: Hamlet bleibt. Frankfurt am Main: S. Fischer 1971
  • Peter Henisch: Vom Baronkarl. Peripheriegeschichten und andere Prosa. Frankfurt am Main: S. Fischer 1972
  • Peter Henisch: Lumpazimoribundus. Antiposse mit Gesang. Eisenstadt: Edition Roetzer [1974]
  • Peter Henisch: Die kleine Figur meines Vaters. Frankfurt am Main: S. Fischer 1975
  • Peter Henisch: Wiener Fleisch und Blut. Wien: Jugend und Volk 1975
  • Peter Henisch: Der Mai ist vorbei. Frankfurt am Main: S. Fischer 1978
  • Peter Henisch: Bali oder Swoboda steigt aus. Roman. München: Langen Müller 1981
  • Peter Henisch: Hoffmanns Erzählungen. Aufzeichnungen eines verwirrten Germanisten. Roman. München: Nymphenburger Verlagshandlung 1983
  • Peter Henisch: Pepi Prohaska Prophet. Roman. Salzburg / Wien: Residenz 1986
  • Peter Henisch: Steins Paranoia. Roman. Salzburg: Residenz 1988
  • Peter Henisch: Hamlet, Hiob, Heine. Gedichte. Salzburg: Residenz 1989
  • Peter Henisch: Morrisons Versteck. Roman. Salzburg / Wien [u. a.]: Residenz 1991
  • Peter Henisch: Vom Wunsch, Indianer zu werden. Wie Franz Kafka Karl May traf und trotzdem nicht in Amerika landete. Salzburg / Wien: Residenz 1994
  • Peter Henisch: Schwarzer Peter. Roman. Salzburg / Wien: Residenz 2000
  • Peter Henisch: Black Peter's Songbook. Salzburg / Wien: Residenz 2001
  • Peter Henisch: Ausgewählte Gedichte. St. Pölten: Podium 2003 (Podium Porträt 14)
  • Peter Henisch: Die kleine Figur meines Vaters. Roman. Mit Fotos von Walter Henisch sen. Salzburg / Wien / Frankfurt: Residenz 2003
  • Peter Henisch: Die schwangere Madonna. Roman. St. Pölten / Salzburg: Residenz 2005
  • Peter Henisch: Eine sehr kleine Frau. Roman. Wien: Deuticke 2007
  • Peter Henisch: Der verirrte Messias. Roman. Wien: Deuticke 2009
  • Peter Henisch: Großes Finale für Novak. Roman. St. Pölten / Salzburg: Residenz 2011
  • Peter Henisch: Mortimer & Miss Molly. Roman. Wien: Deuticke 2013
  • Peter Henisch: Außenseiter aus Passion. Texte zu Politik, Literatur und Gesellschaft aus vier Jahrzehnten. Mit einem Nachwort von Walter Famler. Wien: Sonderzahl 2013
  • Peter Henisch: Suchbild mit Katze. Roman. Wien: Deuticke 2016
  • Peter Henisch: Siebeneinhalb Leben. Roman. Wien: Deuticke 2018
  • Peter Henisch: Das ist mein Fenster. Fast alle Gedichte und Songs. Wien: Sonderzahl 2018
  • Peter Henisch: Der Jahrhundertroman. Roman. Salzburg / Wien: Residenz 2021

Literatur

  • Martin Kubaczek / Daniel Terkl [Hg.]: Spurensuche im Möglichkeitsraum. Die Erzählwelten des Peter Henisch. Wien: Sonderzahl 2015
  • Walter Grünzweig und Gerhard Fuchs [Hg.]: Peter Henisch. Graz / Wien: Literaturverlag Droschl 2003 (Dossier, 21)
  • Franz Schuh [Hg.]: Figurenwerfen. Der Peter-Henisch-Reader. Unter Mitarbeit von Christian Gastgeber. Salzburg / Wien / Frankfurt am Main: Residenz 2003
  • Eva Schobel: Peter Henisch. Eine Monographie. 2 Bde. Wien: VWGÖ 1988 (Dissertationen der Universität Wien, 191)

Weblinks