Bruno Kreisky

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Bruno Kreisky
Daten zur Person
Personenname Kreisky, Bruno
Abweichende Namensform
Titel . Dr. iur.
Geschlecht männlich
PageID 18688
GND 118566512
Wikidata Q44517
Geburtsdatum 22. Jänner 1911
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 29. Juli 1990
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Politiker, Jurist, Diplomat
Parteizugehörigkeit Revolutionäre Sozialisten, Sozialistische Partei Österreichs
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 7. August 1990
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32C, Nummer 21B
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Bruno Kreisky.jpg
Bildunterschrift Bruno Kreisky
  • 19., Armbrustergasse 15 (Wohnadresse)
  • 5., Schönbrunner Straße 122 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Staatssekretär im Bundeskanzleramt (02.04.1953 - 16.07.1959) zuständig für die Auswärtigen Angelegenheiten)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (08.06.1956 - 30.09.1983)
  • Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten (16.07.1959 - 19.04.1966)
  • Landesparteiobmann der SPÖ Niederösterreich (04.06.1966 - 1967)
  • Bundesparteivorsitzender der SPÖ (01.02.1967 - 29.10.1983)
  • Bundeskanzler (21.04.1970 - 24.05.1983)
  • Ehrenparteivorsitzender der SPÖ (29.10.1983)

  • Großes Silbernes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 15. Juli 1957)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 2. Dezember 1964)
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 11. Dezember 1975)
  • Martin Luther King-Friedenspreis (Verleihung: 1989)

Bruno Kreisky, * 22. Jänner 1911 Wien, † 29. Juli 1990 Wien, Jurist, Diplomat, Politiker, Gattin (23. April 1942 Stockholm) Vera Alice Fürth (* 30. Dezember 1916 Stockholm, † 5. Dezember 1988).

Biografie

Als Sohn eines Industriellen kam Kreisky aus bürgerlichen Verhältnissen, schloss sich aber bereits als Gymnasiast (1927) der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) an und wurde bald deren Wiener Obmann sowie Leiter der niederösterreichischen Gebietsorganisation. Ab 1933 fungierte er als Obmann des Reichsbildungsausschusses der SAJ. 1930 bis 1938 studierte er auf Anraten Otto Bauers an der Universität Wien Rechtswissenschaften (Ablegung des letzten Rigorosums am 14. März 1938, während sich die Gestapo bereits in seiner Wohnung befand). Nach dem Februar 1934 befand er sich im Widerstand gegen das autoritäre Dollfuß-Schuschnigg-Regime, gründete nach dem Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) gemeinsam mit Roman Felleis die Revolutionäre Sozialistische Jugend, lebte im Untergrund (mehrere Auslandsreisen), wurde jedoch am 30. Jänner 1935 verhaftet und im "RS-Prozess" am 16. März 1936 zu einem Jahr Kerker verurteilt, jedoch bereits im Mai 1936 enthaftet. Nach Studienverbot und weiterer illegaler Betätigung konnte er ab 1938 weiterstudieren und am 14. März 1938 sein Studium abschließen. Bereits am 15. März 1938 verhaftet, wurde er im August 1938 des Landes verwiesen und begab sich am 29. September 1938 nach Schweden (Arbeit in der Konsumgenossenschaft und als Auslandskorrespondent). 1940 traf er erstmals mit dem späteren deutschen Bundeskanzler und langjährigen SPD-Vorsitzenden Willy Brandt zusammen.

Unmittelbar nach Kriegsende nahm Kreisky im Auftrag der schwedischen Regierung Kontakte mit Österreich auf, kehrte im Mai 1946 nach Wien zurück, ging aber bereits im Juli an die österreichische Gesandtschaft nach Stockholm zurück (1947 Legationsrat Erster Klasse). 1951 kehrte er als außenpolitischer Berater von Bundespräsident Theodor Körner endgültig nach Österreich zurück, wurde 1953 Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten und war im April 1955 mit Julius Raab (Bundeskanzler), Adolf Schärf (Vizekanzler) und Leopold Figl (Außenminister) Mitglied der österreichischen Delegation, die von 12. bis 15. April in Moskau erfolgreich über den Staatsvertrag verhandelte. 1956 wurde Kreisky in den Nationalrat und in den Parteivorstand der SPÖ gewählt, 1959 avancierte er zum stellvertretenden Parteivorsitzender der Sozialistischen Partei Österreichs (SPÖ). 1959 bis 1966 war Kreisky als Außenminister in verschiedenen Koalitionsregierungen tätig und sorgte für eine Neugestaltung der österreichischen Außenpolitik. Nach dem Ausscheiden der SPÖ aus der Bundesregierung übernahm Kreisky am 1. Februar 1967 von Bruno Pittermann den Parteivorsitz.

Als er bei der Nationalratswahl vom 1. März 1970 die relative Mehrheit für die SPÖ errang (48,42 Prozent, in Wien 58,66 Prozent der gültigen Stimmen), bildete er mit Zustimmung von Bundespräsidenten Franz Jonas als Bundeskanzler eine Minderheitsregierung, die von der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) stillschweigend geduldet wurde (danach "Kleine Wahlrechtsreform" vom 24. November 1970, die die Chancen der FPÖ bei Wahlen erhöhte); die Erfolge der Regierung wurden ihm bei der Nationalratswahl am 10. Oktober 1971 mit der absoluten Mehrheit honoriert (50,04 Prozent, in Wien 59,49 Prozent der gültigen Stimmen), die er bei den darauffolgenden Nationalratswahlen (1975, 1979) noch ausbauen konnte. Kreisky wirkte von 4. November 1971 bis 24. April 1983 als Bundeskanzler an der Spitze von sozialistischen Alleinregierungen. Innenpolitische Reformen wie etwa Familienrechtsreform, Strafrechtsreform, Schulbuchaktion, Reform der Gewerbeordnung, Mutter-Kind-Pass, Heirats- und Geburtenbeihilfen, Liberalisierung des Schulwesens, höhere Dotierung des Bildungswesens, Einrichtung eines Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, Hochschulgesetz, Volksanwaltschaft, Einführung der Mehrwertsteuer, Volksgruppengesetz, Pflegeurlaub oder die Bewältigung der Wirtschaftskrise nach dem "Ölschock" wurden um erhöhte außenpolitische Aktivitäten (ab 1974 Engagement im Nahostkonflikt, "aktive Neutralitätspolitik") ergänzt, jedoch auch durch interne Differenzen (Kontroversen mit Hannes Androsch, AKH-Skandal) überschattet. 1976 wurde Kreisky zudem Vizepräsident der Sozialistischen Internationalen.

Die Abstimmung über die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Zwentendorf (5. November 1978) führte zu einer ersten politischen Niederlage (15. Dezember 1978 Atomsperrgesetz), die Debatten (samt Volksbegehren 1982) über den Bau des Konferenzzentrums schädigten das Image. Als die SPÖ am 24. April 1983 die absolute Mehrheit verlor, trat Kreisky als Bundeskanzler zurück und wurde am 29. Oktober 1983 zum Ehrenvorsitzenden der SPÖ gewählt. 1987 legte er den Ehrenvorsitz aus Protest gegen die Ressortverteilung nach der Nationalratswahl zurück). Ab den späten 1970er Jahren kämpfte Kreisky in steigendem Maß mit gesundheitlichen Problemen. In Wien bewohnte er eine Villa in 19., Armbrustergasse 15 (heute Sitz des "Kreisky-Forums für internationalen Dialog"), während des Sommers hielt er sich in seinem Landhaus in Mallorca auf. 1986 veröffentlichte er seine Erinnerungen unter dem Titel "Zwischen den Zeiten. Erinnerungen aus fünf Jahrzehnten", denen 1988 ein zweiter und posthum ein dritter Band folgten.

Bruno Kreisky war Träger zahlreicher höchster Auszeichnungen, darunter der Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien (1975). Die Bruno-Kreisky-Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte verleiht regelmäßig einen Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechtspreis. Am Geburtshaus des Politikers in Wien-Margareten, Schönbrunner Straße 122, wurde im Jänner 1992 eine Gedenktafel angebracht, eine weitere Gedenktafel am 15. Mai 1995 in Wien-Simmering, Krausegasse 14, enthüllt. Im (inzwischen überdachten) Innenhof des [[Wien Museum]s wurde am 3. September 1996 eine von Hubert Wilfan 1995 für die Wiener Städtische Versicherung geschaffene und von dieser dem Museum übergebene Bronzebüste Kreiskys enthüllt. 2000 folgte eine Büste Bruno Kreiskys vor dem Haus Armbrustergasse 8.

Der Sozialdemokrat ist darüber hinaus Namensgeber des Bruno-Kreisky-Hofs in Wien-Hernals (1995; mit Stele des Politikers), der Bruno-Kreisky-Gasse in der Wiener Innenstadt (1991), des Bruno-Kreisky-Platzes vor dem Austria Center Vienna (1991), der Bruno-Kreisky-Schule (1998) und des Bruno-Kreisky-Parks (2005) in Wien-Margareten.

Werke

  • Bruno Kreisky: Erinnerungen. Das Vermächtnis des Jahrhundertpolitikers. Hg. von Oliver Rathkolb. Wien/Graz/Klagenfurt: Styria 2014
  • Bruno Kreisky: Memoiren. Hg. von Oliver Rathkolb. 3 Bände. Wien [u.a.]: Kremayr & Scheriau 2000

Quellen

Literatur

  • Christoph Kotanko: Kult-Kanzler Kreisky. Mensch und Mythos. Wien: Ueberreuter 2020
  • Isabella Ackerl/Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Karl R. Stadler: Bruno Kreisky. In: Friedrich Weissensteiner / Erika Weinzierl (Hgg.): Die österreichischen Bundeskanzler. Leben und Werk. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1983, S. 380 ff.
  • Karl R. Stadler: Vertriebene Vernunft. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft. 2. Internationales Symposion, 19. bis 23. Oktober 1987 in Wien. Wien [u.a.]: Jugend u. Volk 1988, S. 1091
  • Erich Bielka / Peter Jankowitsch / Hans Thalberg [Hg.]: Die Ära Kreisky. Schwerpunkte der österreichischen Außenpolitik. Wien [u. a.]: Europaverlag 1983
  • Heinz Fischer [Hg.]: Bruno Kreisky. Reden 1936-1980. 2 Bände, 1981
  • Paul Lendvai / Karl Heinz Ritschel: Kreisky. Porträt eines Staatsmannes. Düsseldorf / Wien: Econ-Verlag / Wien [u. a.]: Zsolnay 1974
  • Margaretha Kopeinig / Wolfgang Petritsch: Das Kreisky-Prinzip. Im Mittelpunkt der Mensch. Wien: Czernin-Verlag 2009
  • Robert Kriechbaumer: Die Ära Kreisky. Österreich 1970-1983 in der historischen Analyse, im Urteil der politischen Kontrahenten und in Karikaturen von Ironimus. Wien [u.a.]: Böhlau 2004 (Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für Politisch-Historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg 22)
  • Barbara Liegl/Anton Pelinka: Chronos und Ödipus. Der Kreisky-Androsch-Konflikt. Wien: Braumüller 2004
  • Wolfgang Petritsch: Bruno Kreisky. Die Biografie. St. Pölten/Salzburg: Residenz-Verlag 2010
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 74
  • Gerhard Roth: Ein Tag im Leben des Bruno Kreisky. In: Die Zeit. Zeitmagazin, 16.01.1981, S. 4 ff.

Nachrufe (Auswahl)

  • Die Zeit, 03.08.1990
  • Neue Arbeiter Zeitung, 30.07.1990
  • Neue Arbeiter Zeitung, 09.08.1990
  • Standard, 30.07.1990
  • Standard, 31.07.1990
  • Standard, 01.08.1990
  • Standard, 08.08.1990
  • Kurier, 30.07.1990
  • Kurier, 04.08.1990
  • Kurier, 08.08.1990
  • Wochenexpress, 03.08.1990
  • Profil, 06.08.1990