Zur goldenen Krone (7)

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Das Haus "Zur goldenen Krone" (zuvor "Restaurant Schöner") um 1960.
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Bürgerhaus zur Goldenen Krone
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Relief einer Krone in der Fassade an der Vorderseite.
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 55947
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 4.05.2020 durch WIEN1.lanm08wen
Bildname Haus Goldene Krone mit ehemals Restaurant Schöner-Foto 1960.jpg
Bildunterschrift Das Haus "Zur goldenen Krone" (zuvor "Restaurant Schöner") um 1960.
  • 7., Siebensterngasse 19

Frühere Adressierung

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

Die Karte wird geladen …

48° 12' 7.87" N, 16° 21' 12.75" E  zur Karte im Wien Kulturgut

An der Stelle in der Siebensterngasse 19 bestand ab 1632 nahe dem "Spitalberg" mit dem Bürgerspital (heute Spittelberg) gelegen ein Weinhaus - Einkehrgasthof - umgeben von Viehweiden, Äcker und Weingärten. Zusammen mit der Pfarre St. Ulrich bot die noch unverbaute Umgebung der Vorstadt von Wien einen guten Ausblick auf die Stadt Wien, den schon Kara Mustafa und auch Napoleon zu nutzen wussten. Im Bereich der unteren Siebensterngasse in Höhe Haus Nummer 19 und Stiftgasse 23 befanden sich die Gefechtsstände der Belagerungstruppen.

Um 1692 an der Chaosischen Gasse gelegen, entstand das nach den Türkenkriegen ab 1700 erbaute, bis heute erhaltene, zwei Stockwerke hohe Bürgerhaus "Zur goldenen Krone" mit einer Gastwirtschaft im Erdgeschoß. Das Bürgerhaus hatte rund um einen geräumigen Innenhof gelegene Wohnungen, und einen Garten im Hinterhof, in dem ein später ein Hinterhaus errichtet wurde. Im Hinterhaus befanden sich nach einem Umbau um 1900 weitere Gästezimmer, ein Garten, und ein Kino. Die Kino-Film-Anlage und der Vorhang, der die 10 Meter breite und hohe Leinwand verdeckte waren noch 1982 vorhanden. Das Haus Siebensterngasse 19 bildet ca. 300 Jahre nach der Erbauung mit dem unter Denkmalschutz stehenden Haus Nummer 17 ("Zur grünen Säule") ein Beispiel barocker Vorstadtverbauung mit spätbarocker Fassade.

Restaurant Schöner

Die an der Adresse bereits bestehende Gastwirtschaft wurde ab 1873 von Andreas und Juliana Schöner übernommen und als Gasthaus "Zur Goldenen Krone" zum Stammtisch des Bürgermeisters Karl Lueger. Andreas Schöner wurde 1890 Besitzer des Hauses und engagierte sich ab etwa 1897 als Bezirksrat in Neubau. Danach übertrug er die Gastwirtschaft an seinen Sohn Andreas Carl und dessen Ehefrau Lina. Diese ließen den Betrieb erst umbauen und eröffneten 1903 das "Restaurant Schöner", das im Verlauf der nächsten Jahre der Stammsitz der gesamten Gastronomenfamilie Schöner sowie der Schwiegereltern Eder wurde. Das Bürgerhaus "Zur Goldenen Krone" wurde nicht nur als Gastwirtschaftsbetrieb, sondern auch als Wohnhaus der Familie Schöner genutzt. Im Hof wurde erst Jahre später eine neue Küche errichtet. Das "Restaurant Schöner" erlangte im Laufe der Zeit als "Vorstadt-Sacher" Bekanntheit. Das bis etwa 1992 bestehende "Restaurant Schöner" (auch das "Schöner") war auch durch den seit der Monarchie bekannten "Schöner-Garten" sehr beliebt. Neben diesem Garten, der noch heute besteht, gab es bis etwa 1990 Zimmer, die in verschiedenen Stilrichtungen eingerichtet waren: das Königszimmer, das Rote, das Weiße, das Grüne und das Blaue Gästezimmer, sowie das Spiegelzimmer, das noch 1985 Treffpunkt der Familie Habsburg war. Das Restaurant Schöner hatte auch einen Hotelbetrieb mit einigen Gästezimmern im Biedermeierstil, unter anderem dem "Windsor Zimmer". Es war benannt nach dem Herzog von Windsor, dem späteren König Edward VII., der 1903 nach einer Aussage des Autors Milan Dubrovic nach einem Besuch bei Kaiser Franz Joseph I. im Restaurant Schöner speiste und sich nach dem Essen in diesem Gästezimmer im ersten Stock ausruhte. Weitere prominente Gäste im "Schöner" waren König Alfons XIII. von Spanien, Engelbert Dollfuß, Kurt Schuschnigg oder Baldur von Schirach.

Im Restaurant Schöner traf sich in der NS-Zeit aber auch eine Gruppe des Widerstands gegen das NS-Regime, die "Dienstag-Gesellschaft", die im Tagebuch von Josef Schöner und vor allem auch in den Memoiren Eduard Heinls, der sowohl in der Ersten als auch in der Zweiten Republik Handelsminister war, erwähnt wird. Heinl erinnerte sich hier des Restaurants Schöner als eines Ortes, an dem sich von den Nationalsozialisten verfolgte ehemalige politischen Funktionäre trafen, und das er nach seiner Befreiung im April 1945 wieder betreten konnte: "Ich kehrte ein und wurde nicht enttäuscht […]. Die alte Atmosphäre des Widerstandes schlug dem Besucher entgegen […] rasch war man über den genauen Stand der politischen und militärischen Lage informiert […] reichlich gestärkt an Leib und Seele, begab ich mich in meine Wohnung […]."

Als Folge der Ansiedlung der Sascha-Film in der Siebensterngasse 31 entstand im Gartensaal des Restaurants Schöner ein Kino. Im ersten Stock des Hauses "Zur goldenen Krone" war von 1949 bis 1982 die Niederlassung der "Austria Film und Video GmbH", besser bekannt als "Austria Wochenschau", untergebracht, weshalb die Inhaber das Haus bis circa 1992 "Filmhaus" nannten.

Das Haus "Zur goldenen Krone" wurde zunächst 1890, dann wieder 1907 und um 1965 umfangreich renoviert, wobei 1965 zwei Dachwohnungen gebaut wurden. Am 3. Dezember 1907 fiel ein Teil des Dachstuhls einem Brand zum Opfer. <ref>Neues Wiener Journal - 3 Dezember 1907

1992 übernahm die Siebensternbräu Betriebs Ges.m.b.H. das Restaurant und es erfolgten Anpassungen der Innenräume und die Einrichtung einer Bierbrauanlage im ehemaligen "Gartensaal". Die Fassade blieb hingegen im Original erhalten.

Der als Fundament bei der Erbauung genutzte mittelalterliche Weinkeller - Überreste des Weinhauses aus dem Jahr 1632 - existierte noch 1985 in seinem Originalzustand. Der zwei Räume umfassende Keller war aus Ziegelmauerwerk und Bogengewölbe erbaut und hatte zehn große, mit Schotter gefüllte und mit Ziegel gemauerte Nischen, deren Geräumigkeit auf die Nutzung durch einen Weinbaubetrieb schließen lässt. Dieser Weinkeller lag tief unter dem Haus und war über einen langgezogenen Weg erreichbar, an dessen Ende ein Torbogen und zehn Stufen folgten.

Literatur

  • Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien [u.a.]: Böhlau 1992
  • Eduard Heinl: Über ein halbes Jahrhundert - Zeit und Wirtschaft. Wien: Wilhelm Braumüller 1948

Einzelnachweise