Moritz Schlick

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Daten zur Person
Personenname Schlick, Moritz
Abweichende Namensform Schlick, Friedrich Albert Moritz
Titel o. Univ.Prof., Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 9291
GND 118608193
Wikidata
Geburtsdatum 14. April 1882
Geburtsort Berlin
Sterbedatum 22. Juni 1936
Sterbeort Wien
Beruf Philosoph
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Vienna Circle Foundation Amsterdam/Haarlem, Universitätsarchiv Wien
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 17.08.2017 durch WIEN1.lanm09bum
Begräbnisdatum 1. Jänner 1937
Friedhof Friedhof Pötzleinsdorf
Grabstelle Gruppe B, Reihe 22, Nummer 187
Ehrengrab ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
  • 1., Universitätsring 1 (Sterbeadresse)
  • 4., Prinz-Eugen-Straße 68 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Professor an der Universität Rostock (1911 bis 1921)
  • Professor an der Universität Kiel (1921 bis 1922)
  • Professor an der Universität Wien (1922 bis 1936)
  • Herausgeber "Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung" (1929 bis 1936)
  • Vorsitzender "Verein Ernst Mach" (1928 bis 1934)

Moritz Schlick, * 14. April 1882 Berlin, † 22. Juni 1936 (Ermordung) Wien 1, Universitätsring 1 (sog. "Philosophenstiege" der Universität), Philosoph.

Biographie

Bereits zu seiner Schulzeit interessierte sich Schlick für philosophische und ästhetische Fragestellungen. Er studierte dennoch Naturwissenschaften und Mathematik an den Universitäten Berlin (1900-1904), Heidelberg (1901) und Lausanne (1902) und dissertierte bei Max Planck mit einer physikalischen Arbeit "Über die Reflexion des Lichtes in einer inhomogenen Schicht" (Dr. phil. 1904).

Es folgten Forschungsaufenthalte in Göttingen, Heidelberg und Berlin, anschließend Psychologiestudium in Zürich. 1907 Heirat mit Blanche Hardy. 1911 habilitierte er sich in Rostock, 1917 folgte der Professorentitel und 1921 der Titel außerordentlichen Professor; 1921 wurde er ordentlicher Professor an der Universität Kiel.

Durch die Vermittlung von Hans Hahn wurde Schlick 1922 Nachfolger von Ludwig Boltzmann und Ernst Mach an der Universität Wien. Er übernahm den Lehrstuhl für Philosophie der induktiven Wissenschaften. Schlick begründete hier den Neopositivismus, eine streng logische, objektiv wissenschaftliche Form der Philosophie, die sich besonders mit sprachwissenschaftlichen und logischen Problemen beschäftigte. Diese philosophische Strömung wurde eine der bedeutendsten des 20. Jahrhunderts. Der Bitte seiner Assistenten Herbert Feigl und Friedrich Waismann um den Austausch intellektueller und wissenschaftlicher Ideen in einem entsprechenden Rahmen folgend, veranstaltete Schlick ab 1924 - zuerst privat, später im Mathematischen Institut der Universität Wien - eine Diskussionsgruppe, die als Wiener Kreis bekannt wurde.

In Österreich setzte Schlick zudem sein aktives Engagement für eine Hochschulreform und seine Tätigkeiten innerhalb der Volksbildung fort. Er war Mitglied der "Ethischen Gesellschaft" und übernahm von 1928 bis zu seiner Auflösung 1934 den Vorsitz im Verein Ernst Mach.

Um 1927 intensivierte er den Kontakt mit Ludwig Wittgenstein, dessen Überlegungen ihn maßgeblich beeinflusst haben.

1929 lehnte er eine Berufung nach Bonn ab. Gastprofessuren brachten ihn nach Stanford und Berkeley, wo er internationale Kontakte pflegte und die Ideen des Wiener Kreises verbreitete. Zusammen mit Philipp Frank war er Herausgeber der Reihe "Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung", die 1937 eingestellt wurde.

Zu seinen Dissertanten zählten unter anderem Albert Blumberg, Egon Brunswik, Rudolf Ekstein, Herbert Feigl, Else Frenkel-Brunswik, Walter Hollitscher, Bela Juhos, Heinrich Neider, Karl Popper, Rose Rand, Josef Schächter und Friedrich Waismann.

Als Antwort auf das metaphysische Argument, dass es "absolute Werte" gäbe, schrieb Schlick das Werk "Fragen der Ethik" (1930), in dem es vor allem um Gefühle und Individualität ging. Der Wiener Kreis wurde zunehmend von den Austrofaschisten, Konservativen und Deutschnationalen angegriffen, insbesondere wegen der Internationalen Ausrichtung und Anerkennung der beteiligten Wissenschaftler.

Am 22. Juni 1936 wurde Schlick auf den Stufen der Wiener Universität von seinem ehemaligen Studenten Hans Nelböck erschossen. Damit endete auch der Wiener Kreis, der bis 1938 nur noch in kleineren Zirkeln fortgesetzt wurde.

Gedenktafel am Wohnhaus 4, Prinz-Eugen-Straße 68 (enthüllt 9. April 1991) und in der Wiener Universität 1, Universitätsring 1, "Philosophenstiege".

Literatur

  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Neue österreichische Biographie ab 1815. Große Österreicher. Begr. von Anton Bettelheim. Band 19. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1977
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
  • Friedrich Stadler: Der Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des Logischen Empirismus im Kontext. Überarbeitete Auflage. Cham: Springer 2015 (Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, 20) [1. Aufl. 1997]
  • Profil, 16.06.1986, S. 48 ff.
  • Die Presse, 16.12.1982
  • Arbeiter-Zeitung, 20.08.1981
  • Rathaus-Korrespondenz, 12.04.1957; 21.06.1961; 09.04.1982