Wiener Kreis

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1922
Datum bis 1938
Benannt nach
Prominente Personen Moritz Schlick, Otto Neurath, Carl Menger, Viktor Kraft, Herbert Feigl, Rudolf Carnap, Hans Hahn, Gustav Bergmann, Philipp Frank, Kurt Gödel, Olga Hahn-Neurath, Bela von Juhos, Felix Kaufmann, Richard Mises, Rose Rand, Josef Schächter, Friedrich Waismann, Edgar Zilsel
PageID 9826
GND
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Objektbezug Zwischenkriegszeit
Quelle
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Letzte Änderung am 19.08.2022 durch WIEN1.lanm08uns
  • 9., Boltzmanngasse 5

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48° 13' 18.28" N, 16° 21' 20.57" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Wiener Kreis (Wiener Schule) bezeichnet eine Gruppe von PhilosophInnen, die in der Zeit von 1922 bis 1938 in Wien wirkten und deren philosophische Position als Logischer Empirismus, Neopositivismus und Logischer Positivismus bezeichnet wird.

Geschichte

Initiiert wurde der Wiener Kreis durch die Berufung von Moritz Schlick 1922 nach Wien, wo er zunächst Diskussionsrunden mit Hans Hahn und anderen Mathematikern veranstaltete. Angestoßen durch Schlicks Studenten Herbert Feigl und Friedrich Waismann wurde daraus ein wöchentlicher Diskussionskreis - der sogenannte "Schlick-Zirkel" -, der sich jeden Donnerstagabend im Mathematischen Institut in der Boltzmanngasse 5 traf. Der Wiener Kreis verstand sich hierbei als eine interdisziplinäre Plattform, an der neben etablierten WissenschaftlerInnen auch DoktorandInnen und Studierende teilnehmen durften. Zudem wurden immer wieder Gäste aus dem Ausland eingeladen. Ludwig Wittgenstein und Karl Raimund Popper hatten ein Naheverhältnis zum Wiener Kreis, waren jedoch nie aktive Protagonisten dieses philosophischen Vereins.

1929 wurde die programmatische Schrift "Wissenschaftliche Weltauffassung. Der Wiener Kreis" veröffentlicht. In weiterer Folge wurden die Zeitschrift "Erkenntnis" und die Buchreihen "Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung" bzw. "Einheitswissenschaft" herausgegeben.

Bereits im Ständestaat wurde die Arbeit des Wiener Kreises massiv behindert. Die Tätigkeiten erhielten durch den Tod Hahns 1934 und die Ermordung Schlicks 1936 einen weiteren Dämpfer. Vor allem mit Schlick verstarb ein wesentlicher Ideengeber und Organisator der Diskussionsrunden, die nur noch sporadisch und mit deutlich weniger TeilnehmerInnen stattfanden. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 löste sich der Wiener Kreis auf und viele VertreterInnen emigrierten in angelsächsische Länder.

Das 1991 in Wien begründete "Institut Wiener Kreis" beschäftigt sich mit der Dokumentation, Erforschung und Weiterentwicklung des Wiener Kreises. 2015 wurde vom Institut an der Universität Wien die erste Ausstellung zum "Wiener Kreis" überhaupt veranstaltet.

Philosophische Position

Der Wiener Kreis bemühte sich, alle wissenschaftlichen Aussagen in eine umfassende formale Sprache zu übersetzen, um die Objekte der Philosophie darzustellen. Trotz der unterschiedlichen Forschungsfelder, aus denen die ProtagonistInnen stammen, eint sie dieser Gedanke. Neben grundsätzlichen Fragestellungen zur Basis, von der aus Wissenschaften wie Logik, Mathematik oder Naturwissenschaft überhaupt erst betrieben werden können, wurde der Empirismus durch logische Überlegungen angereichert. Zentral ist zudem die Suche nach einem Unterscheidungskriterium von sinnvollen und sinnlosen Aussagen und die Kritik an jeglicher Form von Metaphysik.

Die philosophischen Abhandlungen des Wiener Kreises trugen maßgeblich zur Konstitution der gegenwärtigen Wissenschaftsheorie und der Analytischen Philosophie bei.

Literatur

  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Viktor Kraft: Der Wiener Kreis. Der Ursprung des Neopositivismus ; ein Kapitel der jüngsten Philosophiegeschichte. 3. Aufl. Wien: Springer 1997 (Texte zur wissenschaftlichen Weltauffassung, 1) [1. Aufl. 1950]
  • Paul Kruntorad [Hg.]: Jour Fixe der Vernunft. Der Wiener Kreis und die Folgen. Wien: Hölder-Pichler-Tempsky 1991 (Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, 1)
  • Manfred Geier: Der Wiener Kreis mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 4. Aufl. Reinbek: Rowohlt 2004 [1. Aufl. 1992]
  • Rudolf Haller: Neopositivismus. Eine historische Einführung in die Philosophie des Wiener Kreises. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1993
  • Friedrich Stadler: Der Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des Logischen Empirismus im Kontext. Überarbeitete Auflage. Cham: Springer 2015 (Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, 20) [1. Aufl. 1997]

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