Moritz Schlick

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Moritz Schlick (1930)
Daten zur Person
Personenname Schlick, Moritz
Abweichende Namensform Schlick, Friedrich Albert Moritz
Titel o. Univ.Prof., Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 9291
GND 118608193
Wikidata Q57193
Geburtsdatum 14. April 1882
Geburtsort Berlin
Sterbedatum 22. Juni 1936
Sterbeort Wien
Beruf Philosoph
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Vienna Circle Foundation Amsterdam/Haarlem, Universitätsarchiv Wien
Objektbezug Zwischenkriegszeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 1. Jänner 1937
Friedhof Friedhof Pötzleinsdorf
Grabstelle Gruppe B, Reihe 22, Nummer 187
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Schlick sitting.jpg
Bildunterschrift Moritz Schlick (1930)
  • 1., Universitätsring 1 (Sterbeadresse)
  • 4., Prinz-Eugen-Straße 68 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Professor an der Universität Rostock (1911, bis: 1921)
  • Professor an der Universität Kiel (1921, bis: 1922)
  • Professor an der Universität Wien (1922, bis: 1936)
  • Herausgeber "Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung" (1929, bis: 1936)
  • Vorsitzender "Verein Ernst Mach" (1928, bis: 1934)

Moritz Schlick, * 14. April 1882 Berlin, † 22. Juni 1936 Wien, Philosoph.

Biografie

Bereits zu seiner Schulzeit interessierte sich Moritz Schlick für philosophische und ästhetische Fragestellungen. Er studierte dennoch Naturwissenschaften und Mathematik an den Universitäten Berlin (1900–1904), Heidelberg (1901) und Lausanne (1902) und dissertierte bei Max Planck mit einer physikalischen Arbeit "Über die Reflexion des Lichtes in einer inhomogenen Schicht" (1904).

Es folgten Forschungsaufenthalte in Göttingen, Heidelberg und Berlin, anschließend absolvierte Schlick zwei Semester Psychologie in Zürich. 1907 heiratete er die Amerikanerin Blanche Hardy, das Paar bekam zwei Kinder.

Moritz Schlick habilitierte sich 1911 in Rostock mit der Schrift "Das Wesen der Wahrheit nach der modernen Logik" zum Privatdozenten, 1917 folgte der Professorentitel und 1921 die Ernennung zum außerordentlichen Professor für Ethik und Naturphilosophie; 1921 wurde er ordentlicher Professor an der Universität Kiel. Seine "Allgemeine Erkenntnislehre", die als sein Hauptwerk gilt, veröffentlichte er 1918.

Durch die Vermittlung von Hans Hahn wurde Schlick 1922 Nachfolger von Ludwig Boltzmann und Ernst Mach an der Universität Wien und übernahm den Lehrstuhl für Philosophie der induktiven Wissenschaften. Schlick begründete hier den Neopositivismus, eine streng logische, objektiv wissenschaftliche Form der Philosophie, die sich besonders mit sprachwissenschaftlichen und logischen Problemen beschäftigte. Diese philosophische Strömung wurde eine der bedeutendsten des 20. Jahrhunderts. Der Bitte seiner Assistenten Herbert Feigl und Friedrich Waismann um den Austausch intellektueller und wissenschaftlicher Ideen in einem entsprechenden Rahmen folgend, veranstaltete Schlick ab 1924 – zuerst privat, später im Mathematischen Institut der Universität Wien – eine Diskussionsgruppe, die als Wiener Kreis bekannt wurde.

Zudem setzte Schlick sein aktives Engagement für eine Hochschulreform in Österreich sowie seine Tätigkeiten innerhalb der Volksbildung fort. Er war Mitglied der "Ethischen Gesellschaft" und übernahm von 1928 bis zu seiner Auflösung 1934 den Vorsitz im Verein Ernst Mach, einem vom Freidenkerbund gegründeten Bildungsverein.

Um 1927 intensivierte Schlick den Kontakt mit Ludwig Wittgenstein, dessen Überlegungen ihn maßgeblich beeinflussten. Schlick war der erste Philosoph, der sich mit Einsteins Relativitätstheorie auseinandersetzte.

1929 lehnte er eine Berufung nach Bonn ab. Gastprofessuren brachten ihn nach Stanford und Berkeley, wo er internationale Kontakte pflegte und die Ideen des Wiener Kreises verbreitete. 1932 lehrte er in London. Zusammen mit Philipp Frank fungierte er als Herausgeber der Reihe "Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung", die 1937 eingestellt wurde.

Zu seinen Dissertanten zählten unter anderem Albert Blumberg, Egon Brunswik, Rudolf Ekstein, Herbert Feigl, Else Frenkel-Brunswik, Walter Hollitscher, Bela Juhos, Heinrich Neider, Karl Popper, Rose Rand, Josef Schächter und Friedrich Waismann.

Als Antwort auf das metaphysische Argument, dass es "absolute Werte" gäbe, schrieb Schlick das Werk "Fragen der Ethik" (1930), in dem es vor allem um Gefühle und Individualität ging. Der Wiener Kreis wurde zunehmend von den Austrofaschisten, Konservativen und Deutschnationalen angegriffen, insbesondere wegen der Internationalen Ausrichtung und Anerkennung der beteiligten Wissenschaftler.

Am 22. Juni 1936 wurde Schlick auf den Stufen der Wiener Universität von seinem ehemaligen Studenten Hans Nelböck erschossen. Damit endete auch der Wiener Kreis, der bis 1938 nur noch in kleineren Zirkeln fortgesetzt wurde.

Gedenktafeln:

Werke (Auswahl)

  • Moritz Schlick: Lebensweisheit: Versuch einer Glückseligkeitslehre. München: Beck 1908
  • Moritz Schlick: Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie. Berlin: Springer 1917
  • Moritz Schlick: Vom Sinn des Lebens. Berlin: Weltkreis-Verlag 1927
  • Moritz Schlick: Fragen der Ethik. Wien: Springer 1930

Quelle

Literatur

  • Karl Sigmund: Sie nannten sich Der Wiener Kreis. Exaktes Denken am Rand des Untergangs. Wiesbaden: Springer 2018
  • Karl Sigmund: Die Verfolgung und Ermordung des Moritz Schlick. In: der Standard, 22.06.2015 [Stand: 26.082020]
  • Anna Siegetsleitner: Ethik und Moral im Wiener Kreis. Zur Geschichte eines engagierten Humanismus. Wien: Böhlau 2014
  • Johannes Friedl: Konsequenter Empirismus. Die Entwicklung von Moritz Schlicks Erkenntnistheorie im Wiener Kreis. Wien: Springer 2013
  • Elisabeth Nemeth [Hg.]: Die europäische Wissenschaftsphilosophie und das Wiener Erbe. Wien: Springer 2013
  • Mathias Iven: Moritz Schlick. Die frühen Jahre (1882–1907). Berlin: Parerga 2008

Weblinks