Philipp Frank

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Philipp Frank
Daten zur Person

Philipp Frank, * 20. März 1884 Wien, † 21. Juli 1966 Cambridge (Massachusetts, USA), Physiker, Philosoph.

Biografie

Philipp Frank zählte, zusammen mit Hans Hahn und Otto Neurath, zu den Aktivisten einer regelmäßigen Wiener Kaffeehaus-Diskussionsrunde in den Jahren (1907-1912) vor dem Ersten Weltkrieg, die als Protozirkel des Wiener Kreises betrachtet werden kann. Sein Bruder war der bekannte Architekt Josef Frank (auch Mitarbeiter von Otto Neuraths Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum in Wien). Ab 1934 wirkte er gemeinsam mit Otto Neurath und Rudolf Carnap theoretisch und praktisch in der Unity-of-Science-Bewegung, die er auch im Exil in den USA prägte. Frank erforschte das Grenzgebiet zwischen den Naturwissenschaften und der Philosophie.

Philipp Frank wurde am 20. März 1884 in Wien geboren, wo er auch das Gymnasium besuchte. Er studierte unter anderem bei Ludwig Boltzmann, Felix Klein und David Hilbert, Friedrich Hasenöhrl und Wilhelm Wirtinger Physik und Mathematik an den Universitäten Wien und Göttingen, und schloss 1906 mit seiner Dissertation „Über die Kriterien für die Stabilität der Bewegung eines materiellen Punktes und ihren Zusammenhang mit dem Prinzip der kleinsten Wirkung" ab. Nach seiner Habilitation für theoretische Physik an der Universität Wien („Die Stellung des Relativitätsprinzips der Mechanik und Elektrodynamik“) arbeitete er dort zunächst als Privatdozent, 1912 wurde er dann an der Deutschen Universität Prag als außerordentlicher Professor Nachfolger seines Freundes Albert Einstein (dessen Biografie er 1947 veröffentlichte). Von 1917 bis zur seiner Emigration 1938 fungierte Frank dort als ordentlicher Professor und Direktor des Institutes für Theoretische Physik. Im Jahr 1918 erhielt er die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft; 1920 heiratete er Hania Frank. Philipp Frank wirkte als geistiges und organisatorisches Zentrum des Frank-Kreises mit Philosoph*innen, Wissenschaftler*innen und Literat*innen („Prager Kreis“ um Max Brod). Er setzte sich dafür ein, dass in Prag eine Professur für Wissenschaftsphilosophie geschaffen wurde. Hans Reichenbach lehnte diese Stelle 1929 ab, 1931 wurde Rudolf Carnap nach Prag berufen. Gemeinsam mit Carnap galt Frank als Zentralfigur der „Prager Filiale“ des Logischen Empirismus; er kehrte aber immer wieder zu wissenschaftlichen Diskussionen nach Wien zurück.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme Österreichs 1938 war Frank, vor allem wegen seiner jüdischen Herkunft und politischen Haltung, gezwungen ins Exil zu gehen. Nachdem er zunächst eine Vortragsreihe über moderne Physik an amerikanischen Universitäten hielt (Harvard University und Cambridge, Massachusetts), blieb er als Lecturer dort. Bis 1953 war Frank an der Harvard University tätig, zuletzt als Hooper Fellow. Zwischenzeitlich wirkte er als Gastprofessor an zahlreichen amerikanischen Universitäten. Ein Angebot der Universität Istanbul, wo sein Freund und Mitarbeiter Richard Mises seit 1933 wirkte, lehnte er wegen eines Vertrages mit einem amerikanischen Verleger für ein Buch über Physik ab.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Frank von 1945 bis 1965 als Begründer und Direktor des Institute for the Unity of Science an der Harvard University geistiger Mittelpunkt für die Fortsetzung des Wiener Enzyklopädie-Programms im Exil und prägte damit seine Mitarbeitenden und Schüler*innen maßgeblich (etwa Gerald Holton, Robert S. Cohen, Ernest Nagel). Frank beteiligte sich an Konferenzen über Wissenschaft, Philosophie und Religion, am Harvard Shop on the Science of Science, am Colloquium for the Philosophy of Science Boston und war Mitglied der American Academy of Arts and Science. Mit Richard Mises gab er das Standardwerk Differential- und Integralgleichungen der Mechanik und Physik heraus. In der von ihm und Moritz Schlick herausgegebenen Reihe Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung erschien 1932 sein bekanntestes Werk Das Kausalgesetz und seine Grenzen.

Philipp Frank starb am 21. Juli 1966 in Cambridge, Massachusetts.

Quellen

Literatur

  • Christoph Limbeck-Lilienau / Friedrich Stadler: Der Wiener Kreis. Texte und Bilder zum Ursprung des Logischen Empirismus. Wien: LIT Verlag 2015
  • Friedrich Stadler: Der Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des Logischen Empirismus im Kontext. Überarbeitete Auflage. Cham: Springer 2015 (Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, 20) [1. Aufl. 1997]
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • [Joseph] Kürschners deutscher Gelehrtenkalender. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. Band 9. Berlin: de Gruyter / München: Saur 1961
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 18.03.1954, 18.03.1964
  • Wiener Zeitung, 19.03.1954


Philipp Frank im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks