Moritz Schlick: Unterschied zwischen den Versionen

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Moritz Schlick, * 14. April 1882 Berlin, † 22. Juni 1936 (Ermordung) Wien 1, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1 (Haupttreppe der Universität), Philosoph. Studierte an den Universitäten Berlin (1900-1904), Heidelberg (1901) und Lausanne (1902) und dissertierte bei Max Planck mit einer philosophischen Arbeit "Über die Reflexion des Lichtes in einer inhomogenen Schicht" (Dr. phil. 1904). 1911 habilitierte er sich in Rostock (ao. Prof. 1921), wurde 1921 o. Prof. in Kiel und 1922 (auf Initiative von H. Hahn) o. Prof. an der Universität Wien (wo er von [[Ernst Mach den Lehrstuhl für Philosophie der induktiven Wissenschaft übernahm. Schlick begründete hier den Neopositivismus, eine streng logische, objektiv wissenschaftliche Form der Philosophie, die sich besonders mit sprachwissenschaftlichen und logischen Problemen beschäftigte. Diese philosophische Strömung, die vor allem der "Wiener Kreis" (dem Schlick angehörte) vertrat, wurde eine der bedeutendsten des 20. Jahrhunderts. Als Antwort auf das metaphysische Argument, daß es "absolute Werte" gäbe, schrieb Schlick das Werk "Fragen der Ethik" (1930), in dem es vor allem um Gefühle und Individualität ging. Der Wiener Kreis
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Moritz Schlick, * 14. April 1882 Berlin, † 22. Juni 1936 Wien, Philosoph.  
wurde zunehmend von den Austrofaschisten, Konservativen und Deutschnationalen angegriffen, insbesondere wegen der Internationalen Ausrichtung und Anerkennung der beteiligten Wissenschaftler. Der Student Johann Nelböck, der Schlick 1936 erschoß, wurde 1938 von den Nationalsozialisten freigelassen. Gedenktafel am Wohnhaus
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4, Prinz-Eugen-Straße 68 (enthüllt 9. April 1991).
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== Biografie ==
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Bereits zu seiner Schulzeit interessierte sich Moritz Schlick für philosophische und ästhetische Fragestellungen. Er studierte dennoch Naturwissenschaften und Mathematik an den Universitäten Berlin (1900–1904), Heidelberg (1901) und Lausanne (1902) und dissertierte bei Max Planck mit einer physikalischen Arbeit "Über die Reflexion des Lichtes in einer inhomogenen Schicht" (1904).  
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Es folgten Forschungsaufenthalte in Göttingen, Heidelberg und Berlin, anschließend absolvierte Schlick zwei Semester Psychologie in Zürich. 1907 heiratete er die Amerikanerin Blanche Hardy, das Paar bekam zwei Kinder.
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Moritz Schlick habilitierte sich 1911 in Rostock mit der Schrift "Das Wesen der Wahrheit nach der modernen Logik" zum Privatdozenten, 1917 folgte der Professorentitel und 1921 die Ernennung zum außerordentlichen Professor für Ethik und Naturphilosophie; 1921 wurde er ordentlicher Professor an der Universität Kiel. Seine "Allgemeine Erkenntnislehre", die als sein Hauptwerk gilt, veröffentlichte er 1918. 
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Durch die Vermittlung von [[Hans Hahn]] wurde Schlick 1922 Nachfolger von [[Ludwig Boltzmann]] und [[Ernst Mach]] an der [[Universität Wien (Institution)|Universität Wien]] und übernahm den Lehrstuhl für Philosophie der induktiven Wissenschaften. Schlick begründete hier den Neopositivismus, eine streng logische, objektiv wissenschaftliche Form der Philosophie, die sich besonders mit sprachwissenschaftlichen und logischen Problemen beschäftigte. Diese philosophische Strömung wurde eine der bedeutendsten des 20. Jahrhunderts. Der Bitte seiner Assistenten [[Herbert Feigl]] und [[Friedrich Waismann]] um den Austausch intellektueller und wissenschaftlicher Ideen in einem entsprechenden Rahmen folgend, veranstaltete Schlick ab 1924 – zuerst privat, später im Mathematischen Institut der Universität Wien – eine Diskussionsgruppe, die als [[Wiener Kreis]] bekannt wurde.
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Zudem setzte Schlick sein aktives Engagement für eine Hochschulreform in Österreich sowie seine Tätigkeiten innerhalb der Volksbildung fort. Er war Mitglied der "Ethischen Gesellschaft" und übernahm von 1928 bis zu seiner Auflösung 1934 den Vorsitz im Verein Ernst Mach, einem vom [[Freidenkerbund]] gegründeten Bildungsverein.
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Um 1927 intensivierte Schlick den Kontakt mit [[Ludwig Wittgenstein]], dessen Überlegungen ihn maßgeblich beeinflussten. Schlick war der erste Philosoph, der sich mit [[Albert Einstein|Einsteins]] Relativitätstheorie auseinandersetzte.
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1929 lehnte er eine Berufung nach Bonn ab. Gastprofessuren brachten ihn nach Stanford und Berkeley, wo er internationale Kontakte pflegte und die Ideen des Wiener Kreises verbreitete. 1932 lehrte er in London. Zusammen mit [[Philipp Frank]] fungierte er als Herausgeber der Reihe "Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung", die 1937 eingestellt wurde.
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Zu seinen Dissertanten zählten unter anderem Albert Blumberg, [[Egon Brunswik]], [[Rudolf Ekstein]], Herbert Feigl, [[Else Frenkel-Brunswik]], Walter Hollitscher, [[Bela von Juhos|Bela Juhos]], [[Heinrich Neider]], [[Karl Raimund Popper|Karl Popper]], [[Rose Rand]], [[Josef Schächter]] und Friedrich Waismann.
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Als Antwort auf das metaphysische Argument, dass es "absolute Werte" gäbe, schrieb Schlick das Werk "Fragen der Ethik" (1930), in dem es vor allem um Gefühle und Individualität ging. Der Wiener Kreis wurde zunehmend von den Austrofaschisten, Konservativen und Deutschnationalen angegriffen, insbesondere wegen der Internationalen Ausrichtung und Anerkennung der beteiligten Wissenschaftler.
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Am 22. Juni 1936 wurde Schlick auf den Stufen der Wiener Universität von seinem ehemaligen Studenten Hans Nelböck erschossen. Damit endete auch der Wiener Kreis, der bis 1938 nur noch in kleineren Zirkeln fortgesetzt wurde.  
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Gedenktafeln:
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*[[Gedenktafel Moritz Schlick (Prinz-Eugen-Straße)|am Wohnhaus 4., Prinz-Eugen-Straße 68]]
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*[[Gedenktafel Moritz Schlick (Universität Wien)|am Todesort, Wiener Universität 1., Universitätsring 1, "Philosophenstiege"]]
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==Werke (Auswahl)==
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*Moritz Schlick: Lebensweisheit: Versuch einer Glückseligkeitslehre. München: Beck 1908
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*Moritz Schlick: Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie. Berlin: Springer 1917
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*Moritz Schlick: Vom Sinn des Lebens. Berlin: Weltkreis-Verlag 1927
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*Moritz Schlick: Fragen der Ethik. Wien: Springer 1930
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==Quelle==
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*[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/annoshow?call=tag|19360623|3|100.0|0 Der Philosoph Moritz Schlick von einem Schüler erschossen. In: Der Tag, 23.06.1936, S. 3]
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
* Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
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*Karl Sigmund: Sie nannten sich Der Wiener Kreis. Exaktes Denken am Rand des Untergangs. Wiesbaden: Springer 2018
* Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 19. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag (?)
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*[https://www.derstandard.at/story/2000039508140/die-verfolgung-und-ermordung-des-moritz-schlick Karl Sigmund: Die Verfolgung und Ermordung des Moritz Schlick. In: der Standard, 22.06.2015] [Stand: 26.082020]
* Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.  
+
*Anna Siegetsleitner: Ethik und Moral im Wiener Kreis. Zur Geschichte eines engagierten Humanismus. Wien: Böhlau 2014
* Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
+
*Johannes Friedl: Konsequenter Empirismus. Die Entwicklung von Moritz Schlicks Erkenntnistheorie im Wiener Kreis. Wien: Springer 2013
* Profil, 16.06.1986, S. 48 ff.
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*Elisabeth Nemeth [Hg.]: Die europäische Wissenschaftsphilosophie und das Wiener Erbe. Wien: Springer 2013
* Die Presse, 16.12.1982
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*Mathias Iven: Moritz Schlick. Die frühen Jahre (1882–1907). Berlin: Parerga 2008
* Arbeiter-Zeitung, 20.08.1981
 
* Rathaus-Korrespondenz, 12.04.1957; 21.06.1961; 09.04.1982
 
  
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==Weblinks==
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*[https://geschichte.univie.ac.at/de/artikel/der-mord-prof-moritz-schlick Universität Wien: Der Mord an Prof. Moritz Schlick. Attentat im Hauptgebäude der Universität Wien]
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*[https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_S/Schlick_Moritz_1882_1936.xml Österreichisches Biographisches Lexikon: Moritz Schlick]
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*[https://www.deutsche-biographie.de/sfz74726.html Deutsche Biografie: Moritz Schlick]
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*[http://moritz-schlick-gesellschaft.eu/index.html Moritz-Schlick-Projekt]
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*[https://de.wikipedia.org/wiki/Moritz_Schlick Wikipedia: Moritz Schlick]

Aktuelle Version vom 3. November 2023, 15:57 Uhr

Moritz Schlick (1930)
Daten zur Person
Personenname Schlick, Moritz
Abweichende Namensform Schlick, Friedrich Albert Moritz
Titel o. Univ.Prof., Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 9291
GND 118608193
Wikidata Q57193
Geburtsdatum 14. April 1882
Geburtsort Berlin
Sterbedatum 22. Juni 1936
Sterbeort Wien
Beruf Philosoph
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Vienna Circle Foundation Amsterdam/Haarlem, Universitätsarchiv Wien
Objektbezug Zwischenkriegszeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 1. Jänner 1937
Friedhof Friedhof Pötzleinsdorf
Grabstelle Gruppe B, Reihe 22, Nummer 187
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Schlick sitting.jpg
Bildunterschrift Moritz Schlick (1930)
  • 1., Universitätsring 1 (Sterbeadresse)
  • 4., Prinz-Eugen-Straße 68 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Professor an der Universität Rostock (1911 bis 1921)
  • Professor an der Universität Kiel (1921 bis 1922)
  • Professor an der Universität Wien (1922 bis 1936)
  • Herausgeber "Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung" (1929 bis 1936)
  • Vorsitzender "Verein Ernst Mach" (1928 bis 1934)

Moritz Schlick, * 14. April 1882 Berlin, † 22. Juni 1936 Wien, Philosoph.

Biografie

Bereits zu seiner Schulzeit interessierte sich Moritz Schlick für philosophische und ästhetische Fragestellungen. Er studierte dennoch Naturwissenschaften und Mathematik an den Universitäten Berlin (1900–1904), Heidelberg (1901) und Lausanne (1902) und dissertierte bei Max Planck mit einer physikalischen Arbeit "Über die Reflexion des Lichtes in einer inhomogenen Schicht" (1904).

Es folgten Forschungsaufenthalte in Göttingen, Heidelberg und Berlin, anschließend absolvierte Schlick zwei Semester Psychologie in Zürich. 1907 heiratete er die Amerikanerin Blanche Hardy, das Paar bekam zwei Kinder.

Moritz Schlick habilitierte sich 1911 in Rostock mit der Schrift "Das Wesen der Wahrheit nach der modernen Logik" zum Privatdozenten, 1917 folgte der Professorentitel und 1921 die Ernennung zum außerordentlichen Professor für Ethik und Naturphilosophie; 1921 wurde er ordentlicher Professor an der Universität Kiel. Seine "Allgemeine Erkenntnislehre", die als sein Hauptwerk gilt, veröffentlichte er 1918.

Durch die Vermittlung von Hans Hahn wurde Schlick 1922 Nachfolger von Ludwig Boltzmann und Ernst Mach an der Universität Wien und übernahm den Lehrstuhl für Philosophie der induktiven Wissenschaften. Schlick begründete hier den Neopositivismus, eine streng logische, objektiv wissenschaftliche Form der Philosophie, die sich besonders mit sprachwissenschaftlichen und logischen Problemen beschäftigte. Diese philosophische Strömung wurde eine der bedeutendsten des 20. Jahrhunderts. Der Bitte seiner Assistenten Herbert Feigl und Friedrich Waismann um den Austausch intellektueller und wissenschaftlicher Ideen in einem entsprechenden Rahmen folgend, veranstaltete Schlick ab 1924 – zuerst privat, später im Mathematischen Institut der Universität Wien – eine Diskussionsgruppe, die als Wiener Kreis bekannt wurde.

Zudem setzte Schlick sein aktives Engagement für eine Hochschulreform in Österreich sowie seine Tätigkeiten innerhalb der Volksbildung fort. Er war Mitglied der "Ethischen Gesellschaft" und übernahm von 1928 bis zu seiner Auflösung 1934 den Vorsitz im Verein Ernst Mach, einem vom Freidenkerbund gegründeten Bildungsverein.

Um 1927 intensivierte Schlick den Kontakt mit Ludwig Wittgenstein, dessen Überlegungen ihn maßgeblich beeinflussten. Schlick war der erste Philosoph, der sich mit Einsteins Relativitätstheorie auseinandersetzte.

1929 lehnte er eine Berufung nach Bonn ab. Gastprofessuren brachten ihn nach Stanford und Berkeley, wo er internationale Kontakte pflegte und die Ideen des Wiener Kreises verbreitete. 1932 lehrte er in London. Zusammen mit Philipp Frank fungierte er als Herausgeber der Reihe "Schriften zur wissenschaftlichen Weltauffassung", die 1937 eingestellt wurde.

Zu seinen Dissertanten zählten unter anderem Albert Blumberg, Egon Brunswik, Rudolf Ekstein, Herbert Feigl, Else Frenkel-Brunswik, Walter Hollitscher, Bela Juhos, Heinrich Neider, Karl Popper, Rose Rand, Josef Schächter und Friedrich Waismann.

Als Antwort auf das metaphysische Argument, dass es "absolute Werte" gäbe, schrieb Schlick das Werk "Fragen der Ethik" (1930), in dem es vor allem um Gefühle und Individualität ging. Der Wiener Kreis wurde zunehmend von den Austrofaschisten, Konservativen und Deutschnationalen angegriffen, insbesondere wegen der Internationalen Ausrichtung und Anerkennung der beteiligten Wissenschaftler.

Am 22. Juni 1936 wurde Schlick auf den Stufen der Wiener Universität von seinem ehemaligen Studenten Hans Nelböck erschossen. Damit endete auch der Wiener Kreis, der bis 1938 nur noch in kleineren Zirkeln fortgesetzt wurde.

Gedenktafeln:

Werke (Auswahl)

  • Moritz Schlick: Lebensweisheit: Versuch einer Glückseligkeitslehre. München: Beck 1908
  • Moritz Schlick: Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Zur Einführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie. Berlin: Springer 1917
  • Moritz Schlick: Vom Sinn des Lebens. Berlin: Weltkreis-Verlag 1927
  • Moritz Schlick: Fragen der Ethik. Wien: Springer 1930

Quelle

Literatur

  • Karl Sigmund: Sie nannten sich Der Wiener Kreis. Exaktes Denken am Rand des Untergangs. Wiesbaden: Springer 2018
  • Karl Sigmund: Die Verfolgung und Ermordung des Moritz Schlick. In: der Standard, 22.06.2015 [Stand: 26.082020]
  • Anna Siegetsleitner: Ethik und Moral im Wiener Kreis. Zur Geschichte eines engagierten Humanismus. Wien: Böhlau 2014
  • Johannes Friedl: Konsequenter Empirismus. Die Entwicklung von Moritz Schlicks Erkenntnistheorie im Wiener Kreis. Wien: Springer 2013
  • Elisabeth Nemeth [Hg.]: Die europäische Wissenschaftsphilosophie und das Wiener Erbe. Wien: Springer 2013
  • Mathias Iven: Moritz Schlick. Die frühen Jahre (1882–1907). Berlin: Parerga 2008

Weblinks