Karl Seitz: Unterschied zwischen den Versionen

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Am 6. September 1929 verlieh der Gemeinderat Karl Seitz anlässlich seines 60. Geburtstages den Titel [[Ehrenbürger]] der Stadt Wien. 1946 wurde er zum Ehrenvorsitzenden der Sozialistischen Partei ernannt.
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Er wurde am 12. November 1950 in einem [[Ehrengräber|Ehrengrab]] auf dem [[Zentralfriedhof]] (Gruppe 24, Reihe 5, Nr. 2) bestattet.

Version vom 20. Oktober 2017, 10:16 Uhr

Karl Seitz (1946)
Daten zur Person
Personenname Seitz, Karl
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 16179
GND 119184745
Wikidata
Geburtsdatum 4. September 1869
Geburtsort Wien
Sterbedatum 3. Februar 1950
Sterbeort Wien
Beruf Lehrer, Politiker
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Partei
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wiener Stadt- und Landesarchiv, VGA
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 20.10.2017 durch WIEN1.lanm08son
Begräbnisdatum 12. November 1950
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 24, Reihe 5, Nummer 2
Ehrengrab ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
Bildname Karlseitz.jpg
Bildunterschrift Karl Seitz (1946)
  • 9., Nußdorfer Straße 18 (Geburtsadresse)
  • 19., Himmelstraße 43 (Sterbeadresse)
  • 16., Thaliastraße 4 (Wohnadresse)
  • 7., Burggasse 117 (Wohnadresse)
  • 5., Schönbrunner Straße 119 (Wohnadresse)
  • 1., Rathausstraße 13 (Wohnadresse)
  • 19., Himmelstraße 43 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 6. September 1929)

  • Bürgermeister (30.11.1923 bis 12.02.1934)
  • Reichsratsabgeordneter (1901 bis 1918)
  • Präsident des Staatsrates (05.03.1919 bis 09.11.1920)
  • 2. Präsident des Nationalrates (15.12.1920 bis 20.11.1923)
  • Obmann der Sozialdemokratischen Partei (1920 bis 1934)
  • Präsident der Provisorischen Nationalversammlung (21.10.1918 bis 16.02.1919)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (10.11.1920 bis 17.02.1934)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (19.12.1945 bis 02.02.1950)
  • Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei (1945)

  • 1.Gattin Emilie Seitz, geb. HeindlDie Verwendung von „1.Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.
  • 2. Gattin Emma Seitz, geb. SeidelDie Verwendung von „2. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.

Karl Seitz, * 4. September 1869 Wien, † 3. Februar 1950 Wien. Lehrer, Politiker, Bürgermeister.

Biographie

Karl Seitz war eines von sieben Kindern des Holzhändlers Karl Borromäus Seitz (1826-1875) und seiner Frau, der Gastwirtstochter Barbara (Betty), geb. Kaiser. Nach dem Tod des Vaters 1876 versuchte die Mutter, das Einkommen der Familie als Näherin zu sichern, musste die beiden jüngsten Kinder Karl und Josef jedoch schließlich im städtischen Waisenhaus in Wien 9, Galileigasse 8, unterbringen. Der liberale Gemeinderat Wilhelm Bächer verschaffte Karl einen Freiplatz im Lehrerseminar in St. Pölten, wo er seine Ausbildung 1888 abschloss. Bereits als Sprecher des Absolventenjahrgangs 1888 setzte sich Seitz in Gegensatz zur konservativen Schulbehörde und wurde auch während seiner Tätigkeit an verschiedenen Wiener Volksschulen mehrmals mit Verweisen bedacht.

Am 12. November 1900 heiratete Karl Seitz die Lehrerin Emilie Heindl (* 19. November 1868 Wien, † 21. Juni 1943 Wien).

1895/1896 war er Herausgeber der "Freien Lehrerstimme"; 1896 initiierte er die Gründung des sozialdemokratischen Zentralvereins der Wiener Lehrerschaft, zu dessen Obmann er 1897 gewählt wurde. Im selben Jahr wurde er Vertreter der Lehrerschaft im Bezirksschulrat; in den "Elementarkursen der Arbeiterschaft" sprach er über zentrale Probleme von Staat, Arbeiterschaft und Schule, was seinen Ruf als hervorragender Redner begründete. Er schloss sich der radikaldemokratischen Lehrervereinigung "Die Jungen" an und arbeitete am ersten sozialdemokratischen Bildungsprogramm mit.

1901 wurde Karl Seitz in den Reichsrat gewählt; ein Jahr später zog er in den niederösterreichischen Landtag ein. 1907 wurde er Führer der sozialdemokratischen Fraktion im Reichsrat und engster parlamentarischer Mitarbeiter Victor Adlers.

1918 war Karl Seitz, als Nachfolger von Engelbert Pernerstorfer, zunächst Vizepräsident des Abgeordnetenhauses im Reichsrat. Am 30. Oktober 1918 wurde er einer der drei Präsidenten der Provisorischen Nationalversammlung und 1919 bis 1920 Präsident der Konstituierenden Nationalversammlung. Als solcher fungierte er, ohne eine darauf Bezug nehmende Funktionsbezeichnung zu führen, gleichzeitig als Staatsoberhaupt, bis im November 1920 auf Grund der am 1. Oktober 1920 beschlossenen Bundesverfassung der erste Bundespräsident gewählt wurde. Von 1920 bis 1934 war Karl Seitz Abgeordneter zum Nationalrat (bis 1923 als Zweiter Präsident).

Nach dem Tod von Victor Adler im November 1918 war Karl Seitz Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei und Leiter des Parlamentsklubs geworden. Im November 1923 wurde er als Nachfolger von Jakob Reumann Bürgermeister von Wien. In dieser Funktion war Seitz federführend für das kommunale Modernisierungsprojekt des Roten Wien, das weltweite Anerkennung finden sollte. Gestützt auf die Finanzpolitik von Stadtrat Hugo Breitner, waren die wesentlichen Elemente dieses beispielhaften Reformprogramms der soziale Wohnbau, die Gesundheits- und Fürsorgepolitik unter Julius Tandler und die Schulreform Otto Glöckels.

1927 kam es nach der Eröffnung des Schneepalasts zu einem Attentat auf Karl Seitz, das dieser und seine Begleiter unbeschadet überstanden. Siehe: Schneepalast.

Am 12. Februar 1934 wurde Karl Seitz in seinen Amtsräumen verhaftet. Er blieb bis Dezember in Haft; der Vorwurf des Hochverrats wurde jedoch schließlich fallengelassen.

1938 wurde Seitz durch die Nationalsozialisten kurzfristig inhaftiert. 1944 erfolgte eine erneute Verhaftung wegen angeblicher Mitarbeit in der Widerstandsbewegung um Stauffenberg, gefolgt von der Internierung im Konzentrationslager Ravensbrück. Anfang März 1945 wurde Seitz nach Plaue (Thüringen) verbannt, von wo er im Juni 1945 nach Wien zurückkehren konnte. Danach übernahm Seitz für kurze Zeit den Vorsitz in der SPÖ und war ab 1945 wieder Abgeordneter zum Nationalrat. In dieser Funktion appellierte er im März 1946 in einer aufsehenerregenden Rede im Parlament an die Besatzungsmächte, die Demokratie auf dem Boden Österreichs zu sichern und Österreich die Freiheit wiederzugeben.

Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete der Politiker am 17. August 1945 Emma Seidel (* 9. März 1895), die Tochter der Politikerin Amalie Seidel.

Ehrungen

Am 6. September 1929 verlieh der Gemeinderat Karl Seitz anlässlich seines 60. Geburtstages den Titel Ehrenbürger der Stadt Wien. 1946 wurde er zum Ehrenvorsitzenden der Sozialistischen Partei ernannt.

Er wurde am 12. November 1950 in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof (Gruppe 24, Reihe 5, Nr. 2) bestattet.

Eine große städtische Wohnhausanlage in Wien Floridsdorf, errichtet während seiner Amtszeit als Bürgermeister, wurde 1951 nach ihm benannt: der Karl Seitz-Hof, wo auch ein von Gustinus Ambrosi geschaffenes Denkmal aufgestellt wurde. Der Platz davor trägt seit 10. Februar 1998 seinen Namen: Karl-Seitz-Platz. Ein Denkmal im Rathauspark wurde am 28. April 1962 enthüllt.

Werke

(Auswahl)

  • Herr Dr. Lueger in der Klemme. Die erste Schuldebatte im neuen Parlament. Reden der Abgeordneten Seitz, Lueger und Schreiter. Wien: Volksbuchhandlung Ignaz Brand 1901
  • Volksschule oder Pfaffenschule? Rede des Reichsraths-Abgeordneten Karl Seitz. Wien: Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand 1902
  • Krieg und Absolutismus. Friede und Recht. Zwei Parlamentsreden von Seitz und Renner, in der Budgetdebatte des österreichischen Abgeordnetenhauses vom 14. und 16. Juni 1917. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1917
  • Arbeiter oder Soldaten? Rede des Reichsratsabgeordneten Karl Seitz (Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 6. November 1917). Wien: Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand 1917
  • Die Schmach von Genf und die Republik. Reden der Abgeordneten Renner und Seitz in der Sitzung des Nationalrates am 12. Oktober 1922
  • Sichert die österreichische Demokratie! Rede des Abg. Seitz in der 11. Sitzung des Nationalrates am 20. März 1946. Wien: Sozialistische Partei Österreichs o. J. [1946]

Nachlass

  • Wiener Stadt- und Landesarchiv. Wolfgang Mayer: Nachlässe. Wien: Eigenverlag 1988 (Wiener Stadt und Landesarchiv, Reihe A, Serie 3, Heft 2), S. 24-25
  • Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung, Teilnachlass: Bearbeitung 2006, Karton 1-3, Mappen 1-12. Inhalt: Korrespondenz, persönliche Dokumente, Zeitungsausschnitte, Notizen, Fotos u. a.

Literatur

(Auswahl)

  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon. Wien: Ueberreuter 1992, S. 446-447
  • Franz Blaha: Mann des Volkes, Mann der Herzen. Eine Bilderschrift. Wien: Blaha 1945
  • Felix Czeike: Wirtschafts- und Sozialpolitik der Gemeinde Wien in der Ersten Republik (1919-1934). Wien: Jugend und Volk, I. Teil 1958, II. Teil 1959
  • Felix Czeike: Karl Seitz (1869-1950). In: Österreich in Geschichte und Literatur, Jahrgang 6, Folge 4 (1962), Arbeitskreis für österreichische Geschichte [Hg.], S. 151-166
  • Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u. a.]: Jugend und Volk 1974, S. 384-390
  • Julius Deutsch: Karl Seitz (1869-1950). In: Neue Österreichische Biographie ab 1815. Band 12. Wien [u. a.]: Amalthea 1957, S. 128-139
  • Harald D. Gröller: Karl Seitz. Dipl.-Arb. Karl-Franzens-Universität Graz. Graz 2002
  • Harald D. Gröller: Karl Seitz 1869-1950. Ein Leben an Bruchlinien. Wien: Schmid 2005
  • Jacques Hannak: Männer und Taten. Zur Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1963, S. 33-36
  • Stella Klein-Löw: Menschen um mich. Porträts in Worten. Wien / München: Jugend und Volk 1982, S. 82-89
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild. Namen, Daten, Fakten. Wien: Kremayr & Scheriau 1987, S. 496
  • Wolfgang Maderthaner [et al.]: Karl Seitz. Bürgermeister des Roten Wien. Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung. Dokumentation 1/2000
  • Wolfgang Maderthaner: Seitz Karl. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 12. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, S. 146-147
  • Alfred Magaziner: Karl Seitz, der meistgegrüßte Wiener. In: Alfred Magaziner: Die Wegbereiter. Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung. Wien: Volksbuchverlag 1975, S. 124-127
  • Rudolf Neck: Karl Seitz und seine Mitarbeiter. In: Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3: Der Parlamentarismus und die beiden Republiken. Wien: Jugend und Volk 1974, S. 274-291
  • Rudolf Neck: Karl Seitz. In: Friedrich Weissensteiner [Hg.]: Die österreichischen Bundespräsidenten. Leben und Werk. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1982, S. 24-44
  • Andreas Pittler: Karl Seitz 1869-1950. Wien: Gerold 2012 (Edition Wiener Bürgermeister)
  • Karl Renner: Der Partei- und Staatsmann Karl Seitz. In: Dem Vorkämpfer der Freiheit unseres Volkes Karl Seitz zu seinem 60. Geburtstag. Der Sozialdemokrat. Monatsschrift der Organisation Wien, 11. Jahrgang, September 1929
  • Bruno Sokoll: Seitz Karl. In: Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971, S. 286-287
  • Rudolf Spitzer: Karl Seitz. Waisenknabe – Staatspräsident – Bürgermeister von Wien. Zum 125. Geburtstag. Wien: Deuticke 1994 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 25)
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u. a.]: Jugend und Volk 1988, S. 368-370
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 68-69
  • Anton Tesarek [Red.]: Unser Seitz. Zu seinem achtzigsten Geburtstag. Beitrag zu einer Biographie. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1949
  • Anton Tesarek: Karl Seitz. In: Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 381-389
  • Gerda Irene Wondratsch: Karl Seitz als Schulpolitiker. Die Zeit bis zum Ersten Weltkrieg. Diss. Univ Wien. Wien 1978

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