Kaiserin-Elisabeth-Spital: Unterschied zwischen den Versionen

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Kaiserin-Elisabeth-Spital ([[15]]., [[Huglgasse]] 1-3). Das 1857 in Fünfhaus erbaute öffentliche [[Krankenhaus]] („Bezirkskrankenhaus Sechshaus") war für die Gemeinden des Bezirkes [[Sechshaus (Vorort)|Sechshaus]] ein öffentliches Krankenhaus. Es wurde auf dem Areal dreier Bürgerhäuser erbaut ([[Sechshauser Hauptstraße (15)|Sechshauser Hauptstraße]] 58, 59 und 60), die Bürgermeiseter Plunker ([[Plunkergasse]]) gehörten, und hatte 80 Betten. Trotz einer 1867-1872 vorgenommenen Erweiterung (Zukauf der Häuser Nummer 56, 57 und 61) und Aufstockung machten sich infolge der durch die Industrialisierung ausgelösten starken Zuwanderung Missstände bemerkbar, die einen Neubau notwendig erscheinen ließen. 1878 wurde das Spital geschlossen.  
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Das Kaiserin-Elisabeth-Spital ([[15]]., [[Huglgasse]] 1-3) bestand von 1890 bis 30. November 2012.  
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==Vorgängerbau==
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In der Gemeinde [[Sechshaus]] wurde 1857 das öffentliche [[Bezirkskrankenhaus Sechshaus]] auf dem Areal dreier Bürgerhäuser in der [[Sechshauser Hauptstraße (15)|Sechshauser Hauptstraße]] (Sechshaus Nr. 58, 59 und 60), die dem Bürgermeister Johann Plunker ([[Plunkergasse]]) gehörten, errichtet und mit 80 Betten in Betrieb genommen. Nach einer Erweiterung 1867-1872 durch den Kauf dreier weiterer Grundstücke (Sechshaus Nr. 56, 57 und 61; gesamtes Areal entspricht [[Sechshauser Straße]] 71-75) wurde die Bettenzahl auf 320 aufgestockt. Das [[Spital]] umfasste eine medizinische und eine [[Chirurgie|chirurgische]] Abteilung, die Pflege wurde von den [[Barmherzige Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul|Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul]] besorgt.
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==Das neue Spital==
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Wegen der, bei einer Überprüfung festgestellten, zu dichten Belegung der Zimmer wurde ein Neubau geplant, der zunächst an der Stelle des bisherigen Spitalsbaues nach Entwürfen von [[Eugen Sehnal]] vorgesehen war. Aufgrund der ungünstigen Lage und Infrastruktur, vor allem die mangelhafte Wasserversorgung betreffend, wurde stattdessen ein Neubau südlich der [[Schmelz]] realisiert. Wiederum nach Plänen von Eugen Sehnal wurde 1889-1890 das neue Spital im Pavillonsystem errichtet und am 25. November 1890 unter dem Namen "Kaiser-Franz-Josef-Bezirkskrankenhaus in Rudolfsheim" eröffnet. Die Umbenennung in "K. k. Kaiserin-Elisabeth-Spital" erfolgte 1892, nach der [[Eingemeindung]] der [[Vororte]], wegen des in [[Favoriten]] bereits bestehenden [[Kaiser-Franz-Josef-Spital]]s. Zeitgleich wurde das neue Spital in den k. k. [[Krankenanstaltenfonds|Wiener Krankenanstaltenfonds]] übernommen. Das frühere Bezirkskrankenhaus Sechshaus wurde 1893 abgebrochen und an dessen Stelle eine [[Bürgerschule]] (heute [[MS Sechshauser Straße 71]]) errichtet. Eine im ersten Hof errichtete Büste Kaiser [[Franz Joseph I.|Franz Josephs I.]] wurde gegen eine von [[Viktor Tilgner]] 1879 geschaffene Büste der [[Kaiserin Elisabeth]] ausgetauscht.
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[[Datei:Elisabethspital1.jpg|390px|thumb|right|Büste der Kaiserin [[Elisabeth (Österreich, Kaiserin)|Elisabeth]] im Kaiserin-Elisabeth-Spital]]
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==Bettina-Pavillon==
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Bereits kurze Zeit nach der Eröffnung wurde eine Vergrößerung des Spitals notwendig. Für diese Erweiterung wurde das südlich an das Spital anschließende Grundstück für den Bau eines weiteren Pavillons, eines Administrations- und eines Wohngebäudes für die weiterhin für die Pflege zuständigen Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul erworben. Finanziert wurde der neue Bau durch die "Bettina-Stiftung“ von [[Albert Salomon Anselm von Rothschild|Albert Salomon Anselm Freiherr von Rothschild]] in der Höhe von 1,100.000 Kronen. Der Krankentrakt wurde 1894-1896 für die Aufnahme von 60 Frauen eingerichtet und in Erinnerung an die an Brustkrebs verstorbene [[Bettina de Rothschild]], Albert Rotschilds Gattin, „[[Bettina-Pavillon]]“ benannt. Im Stiegenhaus des Pavillons wurde 1897 die Marmorskulptur "Die Pflege" von [[Josef Kassin]] errichtet.
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[[Datei:Elisabethspital2.jpg|390px|thumb|right|Skulptur "Die Pflege" im Bettina-Pavillon des Kaiserin-Elisabeth-Spitals]]
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==Entwicklung im 20. Jahrhundert – Medizinische Schwerpunkte==
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Um 1900 umfasste das Spital 550 Betten in drei Medizinischen Abteilungen, einer Chirurgischen Station und der Gynäkologischen Abteilung im Bettina-Pavillon. 1898 wurde der erste Röntgenapparat in Betrieb genommen und [[Ernst Wertheim]], Primararzt der [[Gynäkologie]], führte im selben Jahr die erste Radikaloperation bei einem Uteruskarzinom durch (Wertheim-Meigs-Operation). Bedeutung erlangte die Chirurgische Abteilung besonders durch die Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen. Mit den Chirurgen [[Paul Albrecht]], [[Fritz Kaspar]] und [[Paul Huber]] erlangte das Krankenhaus für seine Spezialisierung auf Strumaoperationen enorme Bedeutung, im Volksmund wurde es auch "Kropfspital" genannt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Schwerpunkt der Schilddrüsenbehandlung, -diagnostik und -chirurgie weiter ausgebaut und unter anderem ein eigenes Nuklearmedizinisches Institut gegründet.
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==NS-Zeit und Nachkriegszeit==
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1939 wurde das Spital der Stadt Wien angegliedert und 1941-1945 in [[Johann Peter Frank]]-Krankenhaus umbenannt. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] zerstörten mehrere [[Bombenangriffe|Bombentreffer]] die Gebäude stark, die Patienten mussten in andere Krankenhäuser gebracht werden. Nach Kriegsende wurden die Gebäude zunächst als russisches Lazarett verwendet, erst nachdem die Verwundeten in das [[Sanatorium Purkersdorf]] verlegt worden waren, konnte der Spitalsbetrieb wieder aufgenommen werden. Ein ab Ende der 1950er Jahre geplanter Neubau wurde nicht realisiert, jedoch erfolgten in den 1960er Jahren einige kleinere Umbauten und die Errichtung eines Operationstraktes.
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==Übergabe an weltliche Krankenpflege==
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Nachdem die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul wegen der rückgängigen Zahl der Ordensschwestern die Pflege nicht weiter ausüben konnten, wurde diese ab 1973 von weltlichen Krankenschwestern übernommen und zugleich eine Krankenpflegeschule eingerichtet.
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[[Datei:Elisabethspital3.jpg|390px|thumb|right|Großküche Elisabethspital]]
  
Ein Neubau mit dem Namen "Kaiser Franz-Josef-Bezirkskrankenhaus Rudolfsheim" entstand 1883-1890. Die Planung stammte von [[Eugen Sehnal]] mit Hilfe der ausführenden Baumeister Karl Schönbichler, Franz Schulz und Richard Frauenfeld. Die Betriebsaufnahme erfolgte am 25. November 1890. Es entstand eine weitläufige späthistoristische Anlage im Pavillonsystem (15, Huglgasse 1-3). Nach der [[Eingemeindung]] der [[Vororte]] (1890) wurde das Spital (wie alle Krankenhäuser der bis dahin selbständig gewesenen Ortsgemeinden) in das Eigentum des Krankenanstaltenfonds übernommen (1891), musste jedoch im Hinblick auf das im Entstehen begriffene „[[Kaiser-Franz-Joseph-Spital]]" in Favoriten (10) - in „K. k. Kaiserin-Elisabeth-Spital" umbenannt werden. Eine Erweiterung erfolgte 1894-1900 (in Zusammenarbeit mit Franz Berger) auf dem benachbarten, jedoch durch die Goldschlagstraße vom Altbau getrennten Areal um den „Bettina-Stiftungspavillon". Dieser entstand 1896 mit finanzieller Unterstützung von Albert von [[Rothschild (Familie)|Rothschild]]. 1939 wurde das Spital wie die anderen Fondsspitäler der Verwaltung der Stadt Wien unterstellt (Johann-Peter-Frank-Krankenhaus). Nach der Beseitigung von Kriegsschäden wurde es in den 1960er Jahren durch Umbauten und durch teilweisen Neubau modernisiert. Vor allem wurde ein neuer Chirurgischer Pavillon (samt Zentrallabor) errichtet. Im Internatstrakt ist die Spitalskapelle untergebracht. Die beiden Glasfenster („Ölberg" und „Auferstehung") wurden im 19. Jahrhundert von Dipl.-Ing. Franz Katlein gestiftet. Vor Pavillon I wurde 1890 eine von [[Viktor Tilgner]] 1879 geschaffene Büste der [[Kaiserin Elisabeth]] aufgestellt, im Stiegenhaus des Bettina-Pavillons 1897 die Marmorskulptur „Die Pflege" von [[Josef Kassin]].
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==Schließung==
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Am 31. Mai 1996 wurde zunächst die Abteilung Gynäkologie und Geburtenhilfe und mit 30. November 2012 das gesamte Spital im Zuge der Spitalsreform geschlossen. Die Chirurgische Abteilung mit dem Schwerpunkt Schilddrüsenbehandlung übersiedelte in die Krankenanstalt [[Rudolfstiftung]].
  
Am Kaiserin-Elisabeth-Spital waren zahlreiche große Arztpersönlichkeiten tätig (darunter [[Rudolf Schmidt]], [[Wilhelm Falta]], [[Fritz Kaspar]], dessen erfolgreiche Strumachirurgie dem Spital in der Bevölkerung bald den Namen „Kropfspital" eintrug, und [[Ernst Wertheim]], der hier die erste, später nach ihm benannt Radikaloperation beim Collumkarzinom durchführte). Am Ende des Ersten Weltkriegs hatte das Spital die höchste erreichte Bettenzahl (570), im Zweiten Weltkrieg erlitt es durch Bomben schwere Schäden (am 21. Februar 1945 wurde Pavillon 4 zerstört und Pavillon 1 schwer beschädigt).
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==Quellen==
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Best++++00000100ma8Invent#Best____00000100ma8Invent Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 209.4 - Kaiserin-Elisabeth-Spital]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Ser+++++00002004ma8Invent#Ser_____00002004ma8Invent Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 212, B18/5 - Kaiserin-Elisabeth-Spital: Totenverzeichnisse]
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*[https://sammlung.wienmuseum.at/suche/?iconclasses=1071498 Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zum Kaiserin-Elisabeth-Spital]
  
== Literatur ==
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==Literatur==
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Allgemein:
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*Günther Berger: Kaiserin Elisabeth-Denkmäler in Wien. Frankfurt am Main / Wien [u.a.]: Lang 2002, S. 79, 129f.
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*Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien 1996, S. 349
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*Felix Czeike: XV. Rudolfsheim-Fünfhaus. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 15), S. 21f.
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*Kurt Keminger: Das Kropfspital in Rudolfsheim. Kaiserin-Elisabeth-Spital 1890-1990. Wien/München/Bern: Maudrich 1990
 
*F. Kubicek: 100 Jahre Kaiserin-Elisabeth-Spital der Stadt Wien. 1890-1990. In: Österreichische Ärztezeitung. Organ der Österreichischen Ärztekammer 45 (1990), Heft 22, S. 1 ff.
 
*F. Kubicek: 100 Jahre Kaiserin-Elisabeth-Spital der Stadt Wien. 1890-1990. In: Österreichische Ärztezeitung. Organ der Österreichischen Ärztekammer 45 (1990), Heft 22, S. 1 ff.
*Kurt Keminger: Zur Geschichte des Kaiserin-Elisabeth-Spitals. In: Österreichische Ärztezeitung. Organ der Österreichischen Ärztekammer, IV f.
+
*Magistrat der Stadt Wien – PID [Hg.]: Kaiserin Elisabeth Spital. [Eigenverlag, o.J.]
*Kurt Keminger: Das Kropfspital in Rudolfsheim. Kaiserin-Elisabeth-Spital 1890-1990 (1990; Liste der ärztlichen Direktoren und Primarärzte: S. 51 f.)
+
*Karl Heinz Tragl: Chronik der Wiener Krankenanstalten. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2007, S. 404-428
*Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 231 f.
+
 
*Felix Czeike: XV. Rudolfsheim-Fünfhaus. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 15), S. 21 f.
+
 
*Hertha Wohlrab: Wien in alten Ansichtskarten 14/15, S. 78 ff.
+
[[Wiener Gesundheitsarchitekturen]]:
*Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien 1996, S. 349
+
 
*Günther Berger: Kaiserin Elisabeth-Denkmäler in Wien. Frankfurt am Main / Wien [u.a.]: Lang 2002, S. 79, 129 f.
+
*Ludwig Teleky. Zur Geschichte der Tuberkulosebekämpfung in Österreich. In: Der Stand der Tuberkulosebekämpfung in Österreich Ende 1917. Hg. von Österreichisches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose. Wien: 1918, S. 8

Aktuelle Version vom 27. September 2023, 14:12 Uhr

Kaiserin-Elisabeth-Spital (1979)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Spital
Datum von 1890
Datum bis 30. November 2012
Benannt nach Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach
Prominente Personen
PageID 24571
GND
WikidataID Q1721654
Objektbezug Spital, Spitäler, Gesundheitswesen, Wiener Gesundheitsarchitekturen
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 27.09.2023 durch WIEN1.lanm08krd
Bildname Elisabethspital.jpg
Bildunterschrift Kaiserin-Elisabeth-Spital (1979)
  • 15., Huglgasse 1-3

Frühere Adressierung
  • Kaiser-Franz-Josef-Bezirkskrankenhaus in Rudolfsheim (1890, bis: 1892)
  • Johann-Peter-Frank-Krankenhaus (1941, bis: 1945)

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48° 11' 43.00" N, 16° 19' 30.96" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Das Kaiserin-Elisabeth-Spital (15., Huglgasse 1-3) bestand von 1890 bis 30. November 2012.

Vorgängerbau

In der Gemeinde Sechshaus wurde 1857 das öffentliche Bezirkskrankenhaus Sechshaus auf dem Areal dreier Bürgerhäuser in der Sechshauser Hauptstraße (Sechshaus Nr. 58, 59 und 60), die dem Bürgermeister Johann Plunker (Plunkergasse) gehörten, errichtet und mit 80 Betten in Betrieb genommen. Nach einer Erweiterung 1867-1872 durch den Kauf dreier weiterer Grundstücke (Sechshaus Nr. 56, 57 und 61; gesamtes Areal entspricht Sechshauser Straße 71-75) wurde die Bettenzahl auf 320 aufgestockt. Das Spital umfasste eine medizinische und eine chirurgische Abteilung, die Pflege wurde von den Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul besorgt.

Das neue Spital

Wegen der, bei einer Überprüfung festgestellten, zu dichten Belegung der Zimmer wurde ein Neubau geplant, der zunächst an der Stelle des bisherigen Spitalsbaues nach Entwürfen von Eugen Sehnal vorgesehen war. Aufgrund der ungünstigen Lage und Infrastruktur, vor allem die mangelhafte Wasserversorgung betreffend, wurde stattdessen ein Neubau südlich der Schmelz realisiert. Wiederum nach Plänen von Eugen Sehnal wurde 1889-1890 das neue Spital im Pavillonsystem errichtet und am 25. November 1890 unter dem Namen "Kaiser-Franz-Josef-Bezirkskrankenhaus in Rudolfsheim" eröffnet. Die Umbenennung in "K. k. Kaiserin-Elisabeth-Spital" erfolgte 1892, nach der Eingemeindung der Vororte, wegen des in Favoriten bereits bestehenden Kaiser-Franz-Josef-Spitals. Zeitgleich wurde das neue Spital in den k. k. Wiener Krankenanstaltenfonds übernommen. Das frühere Bezirkskrankenhaus Sechshaus wurde 1893 abgebrochen und an dessen Stelle eine Bürgerschule (heute MS Sechshauser Straße 71) errichtet. Eine im ersten Hof errichtete Büste Kaiser Franz Josephs I. wurde gegen eine von Viktor Tilgner 1879 geschaffene Büste der Kaiserin Elisabeth ausgetauscht.

Büste der Kaiserin Elisabeth im Kaiserin-Elisabeth-Spital

Bettina-Pavillon

Bereits kurze Zeit nach der Eröffnung wurde eine Vergrößerung des Spitals notwendig. Für diese Erweiterung wurde das südlich an das Spital anschließende Grundstück für den Bau eines weiteren Pavillons, eines Administrations- und eines Wohngebäudes für die weiterhin für die Pflege zuständigen Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul erworben. Finanziert wurde der neue Bau durch die "Bettina-Stiftung“ von Albert Salomon Anselm Freiherr von Rothschild in der Höhe von 1,100.000 Kronen. Der Krankentrakt wurde 1894-1896 für die Aufnahme von 60 Frauen eingerichtet und in Erinnerung an die an Brustkrebs verstorbene Bettina de Rothschild, Albert Rotschilds Gattin, „Bettina-Pavillon“ benannt. Im Stiegenhaus des Pavillons wurde 1897 die Marmorskulptur "Die Pflege" von Josef Kassin errichtet.

Skulptur "Die Pflege" im Bettina-Pavillon des Kaiserin-Elisabeth-Spitals

Entwicklung im 20. Jahrhundert – Medizinische Schwerpunkte

Um 1900 umfasste das Spital 550 Betten in drei Medizinischen Abteilungen, einer Chirurgischen Station und der Gynäkologischen Abteilung im Bettina-Pavillon. 1898 wurde der erste Röntgenapparat in Betrieb genommen und Ernst Wertheim, Primararzt der Gynäkologie, führte im selben Jahr die erste Radikaloperation bei einem Uteruskarzinom durch (Wertheim-Meigs-Operation). Bedeutung erlangte die Chirurgische Abteilung besonders durch die Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen. Mit den Chirurgen Paul Albrecht, Fritz Kaspar und Paul Huber erlangte das Krankenhaus für seine Spezialisierung auf Strumaoperationen enorme Bedeutung, im Volksmund wurde es auch "Kropfspital" genannt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Schwerpunkt der Schilddrüsenbehandlung, -diagnostik und -chirurgie weiter ausgebaut und unter anderem ein eigenes Nuklearmedizinisches Institut gegründet.

NS-Zeit und Nachkriegszeit

1939 wurde das Spital der Stadt Wien angegliedert und 1941-1945 in Johann Peter Frank-Krankenhaus umbenannt. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten mehrere Bombentreffer die Gebäude stark, die Patienten mussten in andere Krankenhäuser gebracht werden. Nach Kriegsende wurden die Gebäude zunächst als russisches Lazarett verwendet, erst nachdem die Verwundeten in das Sanatorium Purkersdorf verlegt worden waren, konnte der Spitalsbetrieb wieder aufgenommen werden. Ein ab Ende der 1950er Jahre geplanter Neubau wurde nicht realisiert, jedoch erfolgten in den 1960er Jahren einige kleinere Umbauten und die Errichtung eines Operationstraktes.

Übergabe an weltliche Krankenpflege

Nachdem die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul wegen der rückgängigen Zahl der Ordensschwestern die Pflege nicht weiter ausüben konnten, wurde diese ab 1973 von weltlichen Krankenschwestern übernommen und zugleich eine Krankenpflegeschule eingerichtet.

Großküche Elisabethspital

Schließung

Am 31. Mai 1996 wurde zunächst die Abteilung Gynäkologie und Geburtenhilfe und mit 30. November 2012 das gesamte Spital im Zuge der Spitalsreform geschlossen. Die Chirurgische Abteilung mit dem Schwerpunkt Schilddrüsenbehandlung übersiedelte in die Krankenanstalt Rudolfstiftung.

Quellen

Literatur

Allgemein:

  • Günther Berger: Kaiserin Elisabeth-Denkmäler in Wien. Frankfurt am Main / Wien [u.a.]: Lang 2002, S. 79, 129f.
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien 1996, S. 349
  • Felix Czeike: XV. Rudolfsheim-Fünfhaus. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 15), S. 21f.
  • Kurt Keminger: Das Kropfspital in Rudolfsheim. Kaiserin-Elisabeth-Spital 1890-1990. Wien/München/Bern: Maudrich 1990
  • F. Kubicek: 100 Jahre Kaiserin-Elisabeth-Spital der Stadt Wien. 1890-1990. In: Österreichische Ärztezeitung. Organ der Österreichischen Ärztekammer 45 (1990), Heft 22, S. 1 ff.
  • Magistrat der Stadt Wien – PID [Hg.]: Kaiserin Elisabeth Spital. [Eigenverlag, o.J.]
  • Karl Heinz Tragl: Chronik der Wiener Krankenanstalten. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2007, S. 404-428


Wiener Gesundheitsarchitekturen:

  • Ludwig Teleky. Zur Geschichte der Tuberkulosebekämpfung in Österreich. In: Der Stand der Tuberkulosebekämpfung in Österreich Ende 1917. Hg. von Österreichisches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose. Wien: 1918, S. 8