Jakob Reumann

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Jakob Reumann
Daten zur Person
Personenname Reumann, Jakob
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 26281
GND
Wikidata
Geburtsdatum 31. Dezember 1853
Geburtsort Wien Margareten
Sterbedatum 29. Juli 1925
Sterbeort Klagenfurt
Beruf Bürgermeister
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 27.02.2017 durch WIEN1.lanm08son
Begräbnisdatum
Friedhof Ehrenhain Wiener Krematorium
Grabstelle
Bildname JakobReumann.jpg
Bildunterschrift Jakob Reumann
  • 4., Schönbrunner Straße 30 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 21. Dezember 1923)

  • Erster Sekretär der Sozialdemokratischen Partei )
  • Vorsitzender des Bundesrates )
  • Bürgermeister der Stadt Wien (22.05.1919 bis 23.11.1923)
  • Gemeinderat der Stadt Wien (1900)
  • Obmann d.Verbandes d.Gen.Krankenkasse )
  • Reichsratsabgeordneter (1907)
  • Stadtrat (12.06.1917)
  • Vorsitzender des Klubs der sozialdemokratischen Gemeinderäte (1906)

Reumann Jakob, * 31. Dezember 1853 Wien Margareten (damals 4., seit 1861 5. Bezirk, Schönbrunner Straße 30), † 29. Juli 1925 Kärnten (auf einem in Klagenfurt anlegenden Wörtherseeschiff oder während der Beförderung ins Krankenhaus in Klagenfurt; Ehrenhain Wiener Krematorium; kubischer Steinblock in der Mitte des Arkadenhofs der Feuerhalle, enthüllt 26. Dezember 1929), Bürgermeister, Gattin (10. April 1880) Katharina Kustner (* 11. August 1859).

Als Sohn einer aus Mödling stammenden Handarbeiterin wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf, besuchte die nahegelegene „Taubenschule" (sein Lehrer war der Vater des späteren Bürgermeisters Weiskirchner) und trat 1867 als Drechslerlehrling in eine Meerschaumpfeifenfabrik ein (1871 Geselle). Reumann gründete die erste Gewerkschaft seines Berufs (Fachverband der Drechsler; Obmann und leitender Redakteur des Fachblatts). Auf Fachtagungen vertrat er in Referaten und Diskussionen die Ansicht, dass sich die gewerkschaftlichen Organisationen nicht auf die gelernten Arbeiter beschränken dürfe.

Viktor Adler wurde auf ihn aufmerksam und holte ihn (da ihn die Wiener Unternehmer auf die „schwarze Liste" gesetzt hatten, war er nach München ausgewandert) nach Wien zurück. Nach dem Hainfelder Parteitag wurde Reumann erster Sekretär der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei; auf dem ersten Wiener Parteitag 1890 führte er den Vorsitz. Im Einklang mit einem später von Franz Schuhmeier entworfenen Kommunalprogramm stellte Reumann die Forderung nach dem Bau leistbarer gesunder Wohnungen auf. Aufgrund der Erweiterung des Wahlrechts (für das er sich ständig eingesetzt hatte) wurde Reumann (neben Franz Schuhmeier) am 31. Mai 1900 in der vierten Kurie in den Gemeinderat gewählt, 1907, nach der Einführung des allgemeinen, gleichen Männerwahlrechts im Gesamtstaat, in den Reichsrat. In beiden Funktionen konzentrierte er sich auf den Arbeiterschutz, die Lebensmittelversorgung und die Verbesserung der Kranken- und Unfallversicherung.

Als sich Bürgermeister Weiskirchner im Ersten Weltkrieg entschloss, den von Karl Lueger zu einem speziellen Instrument gestalteten Stadtrat zu erweitern, gehörte Reumann diesem ab 1917 als einziger Sozialdemokrat an. Im provisorischen Gemeinderat (1918) war er einer der drei Vizebürgermeister, nach der Gemeinderatswahl vom 4. Mai 1919 wurde er am 22. Mai vom Gemeinderat zum Bürgermeister gewählt. Reumann fand in Hugo Breitner (Finanzen), Julius Tandler (Gesundheit und Soziales) und Karl Hartl (Verwaltungsreform) ausgezeichnete Mitarbeiter. In seine Amtszeit fiel neben den unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg anstehenden Problemen (Lebensmittel- und Energieversorgung, Wirtschafts- und Finanzsanierung) vor allem die Trennung Wiens von Niederösterreich. Am 10. November 1920 wurde Wien in der an diesem Tag in Kraft getretenen Bundesverfassung als eigenständiges Land anerkannt. Unter Reumann wurde am gleichen Tag die Wiener Stadtverfassung beschlossen, die am 18. November 1920 in Kraft trat. Weitere wichtige Agenden Reumanns waren die Einführung der Wohnbausteuer (1. Februar 1923), das erste städtische Wohnbauprogramm (21. September 1923) und die Legitimierung der Feuerbestattung. Am 30. November 1923 übergab Reumann das Bürgermeisteramt an seinen gewählten Nachfolger Karl Seitz. Am 21. Dezember 1923 wurde Reumann Ehrenbürger der Stadt Wien.

Jakob Reumann wohnte 1919 bis 1923 in der damaligen Bürgermeister-Dienstwohnung im Rathaus (Halbstock, Lichtenfelsgasse), danach 13., Trauttmansdorffgasse 21, wenige Häuser von Alban Bergs und Helene Bergs Wohnung auf Nr. 27.

Siehe auch:

Literatur

  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Band 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 325 ff.
  • Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 378 ff.
  • Alfred Magaziner: Die Wegbereiter. Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung. Wien: Volksbuchverlag 1975, S. 120 ff.
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 67 f.
  • Handbuch der Stadt Wien. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1935-2005. Band 98 (1983/1984), II/S. 228
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 165