Caroline Leopoldine Schöner

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Daten zur Person
Personenname Schöner, Caroline Leopoldine
Abweichende Namensform Schöner, Lina; Eder, Caroline Leopoldine
Titel Kommerzialrat
Geschlecht weiblich
PageID 55841
GND
Wikidata
Geburtsdatum 9. Oktober 1882
Geburtsort Wien
Sterbedatum 28. Dezember 1965
Sterbeort Wien
Beruf Gastwirtin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Letzte Änderung am 24.02.2018 durch DYN.michaelaleo
Begräbnisdatum 7. Jänner 1966
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle
Ehrengrab nein„nein“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
  • 7., Siebensterngasse 19 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Caroline Leopoldine ("Lina") Schöner, * 1882 Wien, † 1965 Wien, Gastwirtin.

Biographie

Lina Schöner gründete nach Ihrer Hochzeit mit dem Gastwirtesohn Andreas Carl Schöner im Mai 1903 ein Wiener Gastronomie-Imperium, an dessen Anfang das ca. 1750 gegründete Bürgerhaus "Zur Goldenen Krone" in der Siebensterngasse 19 im Bezirk Neubau stand. Das Ehepaar Schöner wurde im Verlauf der nächsten Jahre Inhaber des Hauses Siebensterngasse 17 "Zur Grünen Säule". Dieses Haus steht heute unter Denkmalschutz und ist zusammen mit Haus Nummer 19 ein Beispiel barocker Vorstadtverbauung mit spätbarocke Fassade.


Das 1903 in der Siebensterngasse 19 neueröffnete "Restaurant Schöner" war ursprünglich ein Einkehrgasthof, gegründet 1632 als Weinhaus, umgeben von Viehweiden und Weingärten nahe St. Ulrich und dem Spitalberg, heute Spittelberg. Lina Schöner erlangte mit ihrem Lokal als "Vorstadtsacher" Berühmtheit und Erfolge. Einer der ersten Besucher des Jahres 1903 war Edward VII., König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, auf Staatsbesuch in Wien. Die "Kleine Chronik" des Hauses erwähnt außerdem den Wiener Schauspieler Alexander Girardi, Sascha Kolowrat-Krakowsky, Begründer der österreichischen Filmindustrie ("Sascha-Film"), Eduard Heinl, österreichischer Minister als Gäste.

1904 wurde der einzige Sohn, Josef Schöner geboren, der sich 1934 für eine Karriere als Diplomat der Regierung Engelbert Dollfuß entschied, und seinen wohl größten Beruflichen Erfolg als Mitglied der Delegation zum Österreichischer Staatsvertrag von Wien, und als Österreichischer Botschafter in Bonn hatte.

Der Ruf als "Vorstadtsacher" beruht darauf, dass sich die beiden Damen Anna Sacher und Lina Schöner in einen gastronomischen Wettbewerb herausforderten. Ein Ölgemälde einer "Dame mit Zigarre", war noch Mitte der 1980er Jahre im "Roten Zimmer" mit holzvertäfelten Wänden des Restaurants Schöner zu sehen, galt aber eindeutig nicht als Bildnis der Frau Schöner.

Die "Schöner-Betriebe" wurden 1918 mit dem Café Casa piccola in der Mariahilfer Straße 1b in Wien-Mariahilf gegründet. 1927 folgten das Café Carlton (Maysedergasse 2), 1932 dass Café Fenstergucker (Kärntner Straße 47) und dass Café Heinrichhof (Opernring 3), alle in der Inneren Stadt. Zu den Familienbetrieben gehörten auch Pachtbetriebe wie die namentlich um 1920 genannte " Meierei Krieau " [1]in der Krieau, einem Teil des Prater, sowie die Restaurantbetriebe im Wiener Stadion, im Stadionbad, und das Buffet im Messepalast. Ab 1939 wurde aus die " Schöner Betriebe " das Unternehmen " Schöner & Sohn ". Josef Schöner musste 1938 auf Grund des politischen Wandels seine Funktionen im Auswärtigen Dienst zurücklegen und wurde in die Frühpension versetzt. ab 1939 bis 1945 war der Sohn Josef Schöner damit Teilhaber der Familienbetriebe.

Das Zentralbüro der Schöner-Betriebe befand sich im ersten Stock des Hotels Astoria, gleich gegenüber dem Hotel Sacher. Einige Räume wurden von Lina Schöner und Maria Hanl, Betreiberin des Hotels Astoria, gemeinsam genutzt. Zum Wiener Opernball 1935 organisierte Lina Schöner das Buffet. Auch bei der Weltausstellung 1935 in Brüssel war die Gastronomin mit einem gastronomischen Beitrag vertreten.

Nach 1945 wurde in Folge von schweren Bombenschäden wie die Meierei Krieau und der Heinrichhof nur das Cafe Casa Piccola bis 1962, und das Stammhaus Restaurant Schöner bis 1950 durch die Familie Schöner weitergeführt. Ein Gast des Restaurants Schöner, Eduard Heinl, ehemals Handelsminister und Mitglied in der ersten Regierung von Leopold Figl gehörte bis zu seiner Verhaftung durch die GESTAPO knapp vor 1945 zum Kreis der legendären „Dienstag-Gesellschaft „. 1948 beschrieb Heinl in einem seiner Bücher, die Atmosphäre bei Schöner, als eine Erinnerung die in ihm nach seiner Freilassung am 9 April 1945 auf dem Weg durch die damals genannte „Straße der Julikämpfer „wiederkehrte. Heinl stand auf dem Weg durch die Siebensterngasse die Zeit vor die Augen, in welcher das renommierte Gasthaus Schöner der Mittelpunkt einer großen Gemeinschaft der von Nationalsozialisten verfolgten politischen Funktionäre war. So fand man sich unauffällig bei Frau Schöner im Gasthaus ein wo man Freunde und Gleichgesinnte traf und über das Schicksal anderer erfahren konnte. Eduard Heinl schreibt in seinem Buch "über ein halbes Jahrhundert"... „Ich kehrte ein und wurde nicht enttäuscht. „Die alte Atmosphäre des Widerstandes schlug dem Besucher entgegen…. rasch war man über den genauen Stand der politischen und militärischen Lage informiert und, reichlich gestärkt an Leib und Seele, begab ich mich in meine Wohnung…. „

Das Stammhaus in der Siebensterngasse wurde durch die US Armee beschlagnahmt und war von 1945 bis 1949 ein Militär-Restaurant der in der nahe liegenden Stiftskaserne untergebrachen Armee. Nach der Freigabe durch das US-Militär im Jahr 1949 wurde das Schöner ab 1950 an einen neuen Betreiber verpachtet. Es bestand mit dem Namen als Restaurant Schöner bis 1992. Ab 1992 entstand an der Stelle nach einer Neuübernahme und einen Umbau das " Siebensternbräuhaus ".

Siebensterngasse 17, um 1900
Café im Haus Casa Piccola, 1903


Quellenachweise

  • Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien u. a.: Böhlau 1992 (Bildteil ab Siete 209 - Foto Zerstörte Meierei Krieau)
  • Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien u. a.: Böhlau 1992.

    Literatur

    Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien u. a.: Böhlau 1992