Caroline Leopoldine Schöner: Unterschied zwischen den Versionen

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Caroline Leopoldine ("Lina") Schöner, * 1882 Wien, † 1965 Wien, Gastwirtin.
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Caroline Leopoldine ("Lina") Schöner, geborene Eder, * 1882 Wien, † 1965 Wien, Gastwirtin.
  
 
==Biographie==
 
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Lina Schöner gründete nach Ihrer Hochzeit mit dem Gastwirtesohn [[Andreas Carl Schöner]] im Mai 1903 ein Wiener Gastronomie-Imperium, an dessen Anfang das ca. 1750 gegründete Bürgerhaus "[[Zur goldenen Krone (7)|Zur Goldenen Krone]]" in der Siebensterngasse 19 im Bezirk [[Neubau]] stand. Das Ehepaar Schöner wurde im Verlauf der nächsten Jahre Inhaber des Hauses Siebensterngasse 17 "[[Zur grünen Säule|Zur Grünen Säule]]". Dieses Haus steht heute unter Denkmalschutz und ist zusammen mit Haus Nummer 19 ein Beispiel barocker Vorstadtverbauung mit spätbarocke Fassade.
 
  
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Lina Schöner gründete nach Ihrer Hochzeit mit dem Gastwirtesohn [[Andreas Carl Schöner]] im Mai 1903 ein Wiener Gastronomie-Imperium, an dessen Anfang das ca. 1750 gegründete Bürgerhaus "[[Zur goldenen Krone (7)|Zur Goldenen Krone]]"mit einer Gastwirtschaft in der Siebensterngasse 19 im Bezirk [[Neubau]] stand. Das Ehepaar Schöner wurde im Verlauf der nächsten Jahre Inhaber des Hauses Siebensterngasse 17 "[[Zur grünen Säule|Zur Grünen Säule]]". Dieses Haus steht heute unter Denkmalschutz und ist zusammen mit Haus Nummer 19 ein Beispiel barocker Vorstadtverbauung mit spätbarocke Fassade.
  
Das 1903 in der Siebensterngasse 19 neueröffnete "[[Restaurant Schöner]]" war ursprünglich ein Einkehrgasthof, gegründet 1632 als Weinhaus, umgeben von Viehweiden und Weingärten nahe St. Ulrich und dem Spitalberg, heute [[Spittelberg (Vorstadt)|Spittelberg]]. Lina Schöner erlangte mit ihrem Lokal als "Vorstadtsacher" Berühmtheit und Erfolge. Einer der ersten Besucher des Jahres 1903 war Edward VII., König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, auf Staatsbesuch in Wien. Die "Kleine Chronik" des Hauses erwähnt außerdem den Wiener Schauspieler [[Alexander Girardi]], [[Alexander Josef Kolowrat-Krakowsky|Sascha Kolowrat-Krakowsky]], Begründer der österreichischen Filmindustrie ("Sascha-Film"), [[Eduard Heinl]], österreichischer Minister als Gäste.
 
  
1904 wurde der einzige Sohn, [[Josef Schöner]] geboren, der sich 1934 für eine Karriere als Diplomat der Regierung [[Engelbert Dollfuß]] entschied, und seinen wohl größten Beruflichen Erfolg als Mitglied der Delegation zum Österreichischer Staatsvertrag von Wien, und als Österreichischer Botschafter in Bonn hatte.
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Das 1903 in der Siebensterngasse 19 neueröffnete "[[Restaurant Schöner]]" war ursprünglich ein Einkehrgasthof, gegründet 1632 als Weinhaus, umgeben von Viehweiden und Weingärten nahe St. Ulrich und dem Spitalberg, heute [[Spittelberg (Vorstadt)|Spittelberg]]. Lina Schöner erlangte mit ihrem „Schöner“ als "Vorstadtsacher" Berühmtheit und Erfolge. Einer der ersten Besucher des Jahres 1903 war Edward VII., König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, auf Staatsbesuch in Wien. Die "Kleine Chronik" des Hauses erwähnt außerdem den Wiener Schauspieler [[Alexander Girardi]], [[Alexander Josef Kolowrat-Krakowsky|Sascha Kolowrat-Krakowsky]], Begründer der österreichischen Filmindustrie ("Sascha-Film"), [[Eduard Heinl]], österreichischer Minister als Gäste. Der Filmpionier und Feinschmecker „ Sascha „ trug dazu bei, das sich das Interesse am Schöner im Filmviertel Neubau verbreitete.
  
Der Ruf als "Vorstadtsacher" beruht darauf, dass sich die beiden Damen [[Anna Sacher]] und Lina Schöner in einen gastronomischen Wettbewerb herausforderten. Ein Ölgemälde einer "Dame mit Zigarre", war noch Mitte der 1980er Jahre im "Roten Zimmer" mit holzvertäfelten Wänden des Restaurants Schöner zu sehen, galt aber eindeutig nicht als Bildnis der Frau Schöner.  
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1904 wurde der einzige Sohn, [[Josef Schöner]] geboren, der sich 1934 für eine Karriere als Diplomat der Regierung [[Engelbert Dollfuß]] entschied, und seinen wohl größten beruflichen Erfolg als Mitglied „Gesandter Schöner der Delegation zum Österreichischer Staatsvertrag von Wien, und danach als Österreichischer Botschafter in Bonn hatte.
  
Die "Schöner-Betriebe" wurden 1918 mit dem Café [[Casa piccola]] in der Mariahilfer Straße 1b in Wien-Mariahilf gegründet. 1927 folgten das [[Café Carlton]] (Maysedergasse 2), 1932 dass [[Café Fenstergucker]] (Kärntner Straße 47) und dass [[Café Heinrichhof]] (Opernring 3), alle in der Inneren Stadt. Zu den Familienbetrieben gehörten auch Pachtbetriebe wie die namentlich um 1920 genannte " Meierei Krieau " <ref>Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien u. a.: Böhlau 1992 (Bildteil ab Siete 209 - Foto Zerstörte Meierei Krieau) </ref>in der [[Krieau]], einem Teil des [[Prater]], sowie die Restaurantbetriebe im Wiener [[Stadion]], im [[Stadionbad]], und das Buffet im [[Messepalast]].
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Der Ruf als "Vorstadtsacher" beruht darauf, dass sich die beiden Damen [[Anna Sacher]] und Lina Schöner in einen gastronomischen Wettbewerb herausforderten. Ein Ölgemälde einer "Dame mit Zigarre", war noch Mitte der 1980er Jahre im "Roten Zimmer" mit holzvertäfelten Wänden des Restaurants Schöner zu sehen, galt aber eindeutig nicht als Bildnis der Frau Schöner. Ein weiterer Erfolg der Gastwirtschaft ergab die Entwicklung des Wien-Films, mit bekannte Schauspieler wie Hörbiger, Hans Moser und andere. Noch vor dem ersten Weltkrieg entstand das Filmviertel Neubau mit der bekannten Sascha Film-Industrie, mit Sitz auf Siebensterngasse 31. Nationale wie auch Internationale Filmgesellschaften und Filmverleihunternehmen siedelten sich rund um die Siebensterngasse an. Im Restaurant Schöner wurde ein Filmhaus gegründet. Noch 1985 diente der große Gartensaal als Kinosaal, mit einer Kinofilm-Anlage im ersten Stock, und mit einer großen Kinoleinwand, die mit einem schweren Vorhang verdeckt wurde. Je nach Bedarf wurden die Tische und Sessel für Gäste der jeweiligen Veranstaltung angepasst.
Ab 1939 wurde aus die " Schöner Betriebe " das Unternehmen " Schöner & Sohn ". Josef Schöner musste 1938 auf Grund des politischen Wandels seine Funktionen im Auswärtigen Dienst zurücklegen und wurde in die Frühpension versetzt. ab 1939 bis 1945 war der Sohn Josef Schöner damit Teilhaber der Familienbetriebe.
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Auch die Ansiedelung der Austria Film und Video Gmbh im 1. Stock des Hauses Siebensterngasse 19 - die auch an dieser Adresse die bekannte Austria Wochenschau produzierte - trug zum Erfolg des Schöners im Filmhaus bei. Noch 1985 nannte man Eddy Arent, Kurt Weinzierl, Jose Carreras, Gianna Nannini und Robert Mitchum als Gäste. Auch Arnold Schwarzenegger war mit Vertreter der Universal Film zu Besuch in Frau Schöners Weißen Zimmer. Auch die Familie Habsburg war bei Schöner bekannt, da jedes Jahr in die ersten Dezemberwochen ihre traditionelle Weihnachtsfeier im „Spiegelzimmer „stattfand
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Die "Schöner-Betriebe" wurden 1918 mit dem Café [[Casa piccola]] in der Mariahilfer Straße 1b in Wien-Mariahilf gegründet. 1927 folgten das [[Café Carlton]] (Maysedergasse 2), 1932 dass [[Café Fenstergucker]] (Kärntner Straße 47) und dass [[Café Heinrichhof]] (Opernring 3), alle in der Inneren Stadt. Zu den Familienbetrieben gehörten auch Pachtbetriebe wie die namentlich um 1920 genannte " Meierei Krieau " <ref>Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945 – Bilder von Josef Schöner ab Seite 209. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien u. a.: Böhlau 1992 (Bildteil ab Seite 209 - Foto Zerstörte Meierei Krieau) </ref>in der [[Krieau]], einem Teil des [[Prater]], sowie die Restaurantbetriebe im Wiener [[Stadion]], im [[Stadionbad]], und das Buffet im [[Messepalast]].
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Ab 1939 entstand aus die " Schöner Betriebe " das Unternehmen " Schöner & Sohn ". Josef Schöner musste nach 1938 auf Grund des politischen Wandels seine Funktionen im Auswärtigen Dienst zurücklegen und wurde in die Frühpension versetzt. Von 1939 bis 1945 war der Sohn, Josef Schöner Teilhaber der Familienbetriebe.
  
 
Das Zentralbüro der Schöner-Betriebe befand sich im ersten Stock des [[Hotel Astoria|Hotels Astoria]], gleich gegenüber dem Hotel Sacher. Einige Räume wurden von Lina Schöner und Maria Hanl, Betreiberin des Hotels Astoria, gemeinsam genutzt. Zum Wiener [[Opernball]] 1935 organisierte Lina Schöner das Buffet. Auch bei der Weltausstellung 1935 in Brüssel war die Gastronomin mit einem gastronomischen Beitrag vertreten.  
 
Das Zentralbüro der Schöner-Betriebe befand sich im ersten Stock des [[Hotel Astoria|Hotels Astoria]], gleich gegenüber dem Hotel Sacher. Einige Räume wurden von Lina Schöner und Maria Hanl, Betreiberin des Hotels Astoria, gemeinsam genutzt. Zum Wiener [[Opernball]] 1935 organisierte Lina Schöner das Buffet. Auch bei der Weltausstellung 1935 in Brüssel war die Gastronomin mit einem gastronomischen Beitrag vertreten.  
  
Nach 1945 wurde in Folge von schweren Bombenschäden wie die Meierei Krieau und der Heinrichhof nur das Cafe Casa Piccola bis 1962, und das Stammhaus Restaurant Schöner bis 1950 durch die Familie Schöner weitergeführt. Ein Gast des Restaurants Schöner, [[Eduard Heinl]], ehemals Handelsminister und Mitglied in der ersten Regierung von [[Leopold Figl]] gehörte bis zu seiner Verhaftung durch die GESTAPO knapp vor 1945 zum Kreis der legendären „[[Dienstag-Gesellschaft]] „. 1948 beschrieb Heinl in einem seiner Bücher, die Atmosphäre bei Schöner, als eine Erinnerung die in ihm nach seiner Freilassung am 9 April 1945 auf dem Weg durch die damals genannte „[[Straße der Julikämpfer]] „wiederkehrte. Heinl stand auf dem Weg durch die [[Siebensterngasse]] die Zeit vor die Augen, in welcher das renommierte Gasthaus Schöner der Mittelpunkt einer großen Gemeinschaft der von Nationalsozialisten verfolgten politischen Funktionäre war. So fand man sich unauffällig bei Frau Schöner im Gasthaus ein wo man Freunde und Gleichgesinnte traf und über das Schicksal anderer erfahren konnte. Eduard Heinl schreibt in seinem Buch "über ein halbes Jahrhundert"...  „Ich kehrte ein und wurde nicht enttäuscht. „Die alte Atmosphäre des Widerstandes schlug dem Besucher entgegen…. rasch war man über den genauen Stand der politischen und militärischen Lage informiert und, reichlich gestärkt an Leib und Seele, begab ich mich in meine Wohnung…. „
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Nach 1945 wurde in Folge von schweren Bombenschäden die Meierei Krieau und der Heinrichhof nicht weiterbetrieben. Nur das Café Casa Piccola wurde bis 1962, und das Stammhaus Restaurant Schöner bis 1950 durch die Familie Schöner weitergeführt. Ein Gast des Restaurants Schöner, [[Eduard Heinl]], ehemals Handelsminister und Mitglied in der ersten Regierung von [[Leopold Figl]] gehörte bis zu seiner Verhaftung durch die GESTAPO knapp vor 1945 zum Kreis der legendären „[[Dienstag-Gesellschaft]] „.
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1948 beschrieb Heinl in einem seiner Bücher, die Atmosphäre bei Schöner, als eine Erinnerung die in ihm nach seiner Freilassung am 9 April 1945 auf dem Weg durch die damals genannte „[[Straße der Julikämpfer]] „wiederkehrte. Heinl stand auf dem Weg durch die [[Siebensterngasse]] die Zeit vor die Augen, in welcher das renommierte Gasthaus Schöner der Mittelpunkt einer großen Gemeinschaft der von Nationalsozialisten verfolgten politischen Funktionäre war. So fand man sich unauffällig bei Frau Schöner im Gasthaus ein wo man Freunde und Gleichgesinnte traf und über das Schicksal anderer erfahren konnte. Eduard Heinl schreibt in seinem Buch "Über ein halbes Jahrhundert"...  „Ich kehrte ein und wurde nicht enttäuscht. „Die alte Atmosphäre des Widerstandes schlug dem Besucher entgegen…. rasch war man über den genauen Stand der politischen und militärischen Lage informiert und, reichlich gestärkt an Leib und Seele, begab ich mich in meine Wohnung…. „
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Das Stammhaus in der Siebensterngasse wurde durch die US Armee beschlagnahmt und war von 1945 bis 1949 ein Militär-Restaurant der nahe liegenden von der US Armee genutzten Stiftskaserne. Nach der Freigabe durch das US-Militär im Jahr 1949 wurde das Schöner von Frau Lina ab 1951 an einen neuen Betreiber verpachtet.  Das Schöner bestand mit seinem Namen als „Restaurant Schöner – im Filmhaus „bis ca. 1990. Ab 1992 entstand nach einer Neuübernahme und einem Umbau der Innenräume das " Siebensternbräuhaus ". Ein Gründungsmitglied des Braugasthofes war der Wiener Peter Zgonc mit einer Beteiligung von 2%. Von Frau Linas „Schöner„ ist auf Siebensterngasse 19 nach einer Renovierung des Hauses im Jahr 1965 nur mehr der „Schöner-Garten „ und die Barocke Fassade des Hauses erhalten.
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[[Datei:HMW_024244.jpg|390px|thumb|right|Siebensterngasse 17, um 1900 ]]
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Quellenachweise
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* <references /> Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien u. a.: Böhlau 1992.
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==Literatur==
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Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien u. a.: Böhlau 1992
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Das Stammhaus in der Siebensterngasse wurde durch die US Armee beschlagnahmt und war von 1945 bis 1949 ein Militär-Restaurant der in der nahe liegenden Stiftskaserne untergebrachen Armee. Nach der Freigabe durch das US-Militär im Jahr 1949 wurde das Schöner ab 1950 an einen neuen Betreiber verpachtet.  Es bestand mit dem Namen als Restaurant Schöner bis 1992. Ab 1992 entstand an der Stelle nach einer Neuübernahme und einen Umbau das " Siebensternbräuhaus ".
 
  
 
[[Datei:HMW_024244.jpg|390px|thumb|right|Siebensterngasse 17, um 1900 ]]  
 
[[Datei:HMW_024244.jpg|390px|thumb|right|Siebensterngasse 17, um 1900 ]]  

Version vom 24. Februar 2018, 14:12 Uhr

Daten zur Person
Personenname Schöner, Caroline Leopoldine
Abweichende Namensform Schöner, Lina; Eder, Caroline Leopoldine
Titel Kommerzialrat
Geschlecht weiblich
PageID 55841
GND
Wikidata
Geburtsdatum 9. Oktober 1882
Geburtsort Wien
Sterbedatum 28. Dezember 1965
Sterbeort Wien
Beruf Gastwirtin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 24.02.2018 durch DYN.michaelaleo
Begräbnisdatum 7. Jänner 1966
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle
Ehrengrab nein„nein“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
  • 7., Siebensterngasse 19 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Caroline Leopoldine ("Lina") Schöner, geborene Eder, * 1882 Wien, † 1965 Wien, Gastwirtin.

Biographie

Lina Schöner gründete nach Ihrer Hochzeit mit dem Gastwirtesohn Andreas Carl Schöner im Mai 1903 ein Wiener Gastronomie-Imperium, an dessen Anfang das ca. 1750 gegründete Bürgerhaus "Zur Goldenen Krone"mit einer Gastwirtschaft in der Siebensterngasse 19 im Bezirk Neubau stand. Das Ehepaar Schöner wurde im Verlauf der nächsten Jahre Inhaber des Hauses Siebensterngasse 17 "Zur Grünen Säule". Dieses Haus steht heute unter Denkmalschutz und ist zusammen mit Haus Nummer 19 ein Beispiel barocker Vorstadtverbauung mit spätbarocke Fassade.


Das 1903 in der Siebensterngasse 19 neueröffnete "Restaurant Schöner" war ursprünglich ein Einkehrgasthof, gegründet 1632 als Weinhaus, umgeben von Viehweiden und Weingärten nahe St. Ulrich und dem Spitalberg, heute Spittelberg. Lina Schöner erlangte mit ihrem „Schöner“ als "Vorstadtsacher" Berühmtheit und Erfolge. Einer der ersten Besucher des Jahres 1903 war Edward VII., König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, auf Staatsbesuch in Wien. Die "Kleine Chronik" des Hauses erwähnt außerdem den Wiener Schauspieler Alexander Girardi, Sascha Kolowrat-Krakowsky, Begründer der österreichischen Filmindustrie ("Sascha-Film"), Eduard Heinl, österreichischer Minister als Gäste. Der Filmpionier und Feinschmecker „ Sascha „ trug dazu bei, das sich das Interesse am Schöner im Filmviertel Neubau verbreitete.

1904 wurde der einzige Sohn, Josef Schöner geboren, der sich 1934 für eine Karriere als Diplomat der Regierung Engelbert Dollfuß entschied, und seinen wohl größten beruflichen Erfolg als Mitglied „Gesandter Schöner „ der Delegation zum Österreichischer Staatsvertrag von Wien, und danach als Österreichischer Botschafter in Bonn hatte.

Der Ruf als "Vorstadtsacher" beruht darauf, dass sich die beiden Damen Anna Sacher und Lina Schöner in einen gastronomischen Wettbewerb herausforderten. Ein Ölgemälde einer "Dame mit Zigarre", war noch Mitte der 1980er Jahre im "Roten Zimmer" mit holzvertäfelten Wänden des Restaurants Schöner zu sehen, galt aber eindeutig nicht als Bildnis der Frau Schöner. Ein weiterer Erfolg der Gastwirtschaft ergab die Entwicklung des Wien-Films, mit bekannte Schauspieler wie Hörbiger, Hans Moser und andere. Noch vor dem ersten Weltkrieg entstand das Filmviertel Neubau mit der bekannten Sascha Film-Industrie, mit Sitz auf Siebensterngasse 31. Nationale wie auch Internationale Filmgesellschaften und Filmverleihunternehmen siedelten sich rund um die Siebensterngasse an. Im Restaurant Schöner wurde ein Filmhaus gegründet. Noch 1985 diente der große Gartensaal als Kinosaal, mit einer Kinofilm-Anlage im ersten Stock, und mit einer großen Kinoleinwand, die mit einem schweren Vorhang verdeckt wurde. Je nach Bedarf wurden die Tische und Sessel für Gäste der jeweiligen Veranstaltung angepasst. Auch die Ansiedelung der Austria Film und Video Gmbh im 1. Stock des Hauses Siebensterngasse 19 - die auch an dieser Adresse die bekannte Austria Wochenschau produzierte - trug zum Erfolg des Schöners im Filmhaus bei. Noch 1985 nannte man Eddy Arent, Kurt Weinzierl, Jose Carreras, Gianna Nannini und Robert Mitchum als Gäste. Auch Arnold Schwarzenegger war mit Vertreter der Universal Film zu Besuch in Frau Schöners Weißen Zimmer. Auch die Familie Habsburg war bei Schöner bekannt, da jedes Jahr in die ersten Dezemberwochen ihre traditionelle Weihnachtsfeier im „Spiegelzimmer „stattfand

Die "Schöner-Betriebe" wurden 1918 mit dem Café Casa piccola in der Mariahilfer Straße 1b in Wien-Mariahilf gegründet. 1927 folgten das Café Carlton (Maysedergasse 2), 1932 dass Café Fenstergucker (Kärntner Straße 47) und dass Café Heinrichhof (Opernring 3), alle in der Inneren Stadt. Zu den Familienbetrieben gehörten auch Pachtbetriebe wie die namentlich um 1920 genannte " Meierei Krieau " [1]in der Krieau, einem Teil des Prater, sowie die Restaurantbetriebe im Wiener Stadion, im Stadionbad, und das Buffet im Messepalast. Ab 1939 entstand aus die " Schöner Betriebe " das Unternehmen " Schöner & Sohn ". Josef Schöner musste nach 1938 auf Grund des politischen Wandels seine Funktionen im Auswärtigen Dienst zurücklegen und wurde in die Frühpension versetzt. Von 1939 bis 1945 war der Sohn, Josef Schöner Teilhaber der Familienbetriebe.

Das Zentralbüro der Schöner-Betriebe befand sich im ersten Stock des Hotels Astoria, gleich gegenüber dem Hotel Sacher. Einige Räume wurden von Lina Schöner und Maria Hanl, Betreiberin des Hotels Astoria, gemeinsam genutzt. Zum Wiener Opernball 1935 organisierte Lina Schöner das Buffet. Auch bei der Weltausstellung 1935 in Brüssel war die Gastronomin mit einem gastronomischen Beitrag vertreten.

Nach 1945 wurde in Folge von schweren Bombenschäden die Meierei Krieau und der Heinrichhof nicht weiterbetrieben. Nur das Café Casa Piccola wurde bis 1962, und das Stammhaus Restaurant Schöner bis 1950 durch die Familie Schöner weitergeführt. Ein Gast des Restaurants Schöner, Eduard Heinl, ehemals Handelsminister und Mitglied in der ersten Regierung von Leopold Figl gehörte bis zu seiner Verhaftung durch die GESTAPO knapp vor 1945 zum Kreis der legendären „Dienstag-Gesellschaft „. 1948 beschrieb Heinl in einem seiner Bücher, die Atmosphäre bei Schöner, als eine Erinnerung die in ihm nach seiner Freilassung am 9 April 1945 auf dem Weg durch die damals genannte „Straße der Julikämpfer „wiederkehrte. Heinl stand auf dem Weg durch die Siebensterngasse die Zeit vor die Augen, in welcher das renommierte Gasthaus Schöner der Mittelpunkt einer großen Gemeinschaft der von Nationalsozialisten verfolgten politischen Funktionäre war. So fand man sich unauffällig bei Frau Schöner im Gasthaus ein wo man Freunde und Gleichgesinnte traf und über das Schicksal anderer erfahren konnte. Eduard Heinl schreibt in seinem Buch "Über ein halbes Jahrhundert"... „Ich kehrte ein und wurde nicht enttäuscht. „Die alte Atmosphäre des Widerstandes schlug dem Besucher entgegen…. rasch war man über den genauen Stand der politischen und militärischen Lage informiert und, reichlich gestärkt an Leib und Seele, begab ich mich in meine Wohnung…. „

Das Stammhaus in der Siebensterngasse wurde durch die US Armee beschlagnahmt und war von 1945 bis 1949 ein Militär-Restaurant der nahe liegenden von der US Armee genutzten Stiftskaserne. Nach der Freigabe durch das US-Militär im Jahr 1949 wurde das Schöner von Frau Lina ab 1951 an einen neuen Betreiber verpachtet. Das Schöner bestand mit seinem Namen als „Restaurant Schöner – im Filmhaus „bis ca. 1990. Ab 1992 entstand nach einer Neuübernahme und einem Umbau der Innenräume das " Siebensternbräuhaus ". Ein Gründungsmitglied des Braugasthofes war der Wiener Peter Zgonc mit einer Beteiligung von 2%. Von Frau Linas „Schöner„ ist auf Siebensterngasse 19 nach einer Renovierung des Hauses im Jahr 1965 nur mehr der „Schöner-Garten „ und die Barocke Fassade des Hauses erhalten.

Siebensterngasse 17, um 1900
Café im Haus Casa Piccola, 1903


Quellenachweise

  • Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945 – Bilder von Josef Schöner ab Seite 209. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien u. a.: Böhlau 1992 (Bildteil ab Seite 209 - Foto Zerstörte Meierei Krieau)
  • Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien u. a.: Böhlau 1992.

    Literatur

    Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien u. a.: Böhlau 1992


    Siebensterngasse 17, um 1900
    Café im Haus Casa Piccola, 1903


    Quellenachweise

    • Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien u. a.: Böhlau 1992.

    Literatur

    Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien u. a.: Böhlau 1992