Augebiete: Unterschied zwischen den Versionen

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Augebiete gab es beiderseits der (unregulierten) Donau (einschließlich des Donaukanals und der Donauinseln [Haufen]) und des Wienflusses; nur Teile ([[Lobau]]) haben sich nach der [[Donauregulierung]] bis heute erhalten. Nach der Pflanzenwelt unterscheidet man Weiden-, Grauerlen-, Pappel- und Mischauen. Ortsnamen sowie von diesen oder vom Augebiet direkt abgeleitete Straßennamen erinnern daran, dass im Mittelalter, teilweise auch noch im 19. Jahrhundert, in den Bezirken 2, 9, 20, 21 und 22 weite Flächen von Auen bedeckt waren. Das Augebiet reichte im Mittelalter bis nahe ans Siedlungsgebiet im Bereich des Römerlagers heran; Jans Enenkel berichtet, dass der [[Berghof (1)|Berghof]] allein über den Donauauen stand. Im neunten Bezirk sind neben der Lagebezeichnung [[Oberer Werd (9)|Oberer Werd]] die [[Roßau (Vorstadt)|Roßau]] ([[Liechtensteinpalais (3)|Liechtensteinpalais]] am Rand der Donauauen) und die [[Spittelau]], aber auch die [[Augasse, 9. Bezirk|Augasse]] zu nennen; die Begrenzung des Augebiets ist bis heute durch den Verlauf der Liechtensteinsstraße und Porzellangasse (ursprünglich ein Donaulauf) erkennbar geblieben. Die große Donauinsel (2. und 20. Bezirk) trug die Bezeichnung [[Unterer Werd (2, 20)|Unterer Werd]] (2) beziehungsweise [[Brigittenau]] (20; ursprünglich Wolfsau, größere Rodungen 1846 zwecks Gewinnung von Land für Gärtnereien), doch finden sich auch einzelne Aubezeichnungen (etwa Praterau [ [[Prater]] ] oder [[Venediger Au]]; außerdem wurde im heutigen zweiten Bezirk der [[Augarten]] angelegt. Am linken Ufer der Donau (21, 22) sind neben [[Leopoldau]] auch der (heutige) Floridsdorfer, Hirschstettner und Jedleseer Aupark sowie die [[Äugelgasse]] zu nennen. Am Wienfluss erinnern der [[Auhof]] (13) und die Gastwirtschaft "[[Zum Wolf in der Au (14)|Zum Wolf in der Au]]" (14), in Rodaun eine Aumühle ([[Aumühlstraße]]) an Augebiete; es gab auch eine Penzinger Au. Weder bei der Projektierung der Donauregulierung noch im Zuge der Schaffung des [[Wald- und Wiesengürtel|Wald- und Wiesengürtels]] wurde eine Erhaltung der Augebiete zur Diskussion gestellt; noch nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Augebiete in der [[Lobau]] durch die Anlage des Ölhafens stark vermindert. Im "Acht-Punkte-Programm des sozialen Städtebaues in Wien" (1952) werden erste Maßnahmen zur Sicherung der Donauauen als wichtige städtebauliche Aufgabe definiert, seit den 1980er Jahren wird den Augebieten aus Gründen des Umwelt- und Gewässerschutzes erhöhte Beachtung geschenkt.
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Augebiete gab es beiderseits der (unregulierten) [[Donau]] (einschließlich des [[Donaukanal]]s und der Donauinseln [Haufen]) und des [[Wienfluss]]es; nur Teile ([[Lobau]]) haben sich nach der [[Donauregulierung]] bis heute erhalten. Nach der Pflanzenwelt unterscheidet man Weiden-, Grauerlen-, Pappel- und Mischauen. Ortsnamen sowie von diesen oder vom Augebiet direkt abgeleitete Straßennamen erinnern daran, dass im Mittelalter, teilweise auch noch im 19. Jahrhundert, in den [[Bezirk]]en [[2]], [[9]], [[20]], [[21]] und [[22]] weite Flächen von Auen bedeckt waren. Das Augebiet reichte im Mittelalter bis nahe ans Siedlungsgebiet im Bereich des Römerlagers heran; Jans Enenkel berichtet, dass der [[Berghof (1)|Berghof]] allein über den Donauauen stand. Im neunten Bezirk sind neben der Lagebezeichnung [[Oberer Werd (9)|Oberer Werd]] die [[Roßau (Vorstadt)|Roßau]] ([[Liechtensteinpalais (3)|Liechtensteinpalais]] am Rand der Donauauen) und die [[Spittelau]], aber auch die [[Augasse, 9. Bezirk|Augasse]] zu nennen; die Begrenzung des Augebiets ist bis heute durch den Verlauf der Liechtensteinsstraße und Porzellangasse (ursprünglich ein Donaulauf) erkennbar geblieben. Die große Donauinsel (2. und 20. Bezirk) trug die Bezeichnung [[Unterer Werd (2, 20)|Unterer Werd]] (2) beziehungsweise [[Brigittenau]] (20; ursprünglich Wolfsau, größere Rodungen 1846 zwecks Gewinnung von Land für Gärtnereien), doch finden sich auch einzelne Aubezeichnungen (etwa Praterau [ [[Prater]] ] oder [[Venediger Au]]; außerdem wurde im heutigen zweiten Bezirk der [[Augarten]] angelegt. Am linken Ufer der Donau (21, 22) sind neben [[Leopoldau]] auch der (heutige) Floridsdorfer, Hirschstettner und Jedleseer Aupark sowie die [[Äugelgasse]] zu nennen. Am Wienfluss erinnern der [[Auhof]] (13) und die Gastwirtschaft "[[Zum Wolf in der Au (14)|Zum Wolf in der Au]]" (14), in Rodaun eine Aumühle ([[Aumühlstraße]]) an Augebiete; es gab auch eine Penzinger Au. Weder bei der Projektierung der Donauregulierung noch im Zuge der Schaffung des [[Wald- und Wiesengürtel|Wald- und Wiesengürtels]] wurde eine Erhaltung der Augebiete zur Diskussion gestellt; noch nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurden die Augebiete in der [[Lobau]] durch die Anlage des Ölhafens stark vermindert. Im "Acht-Punkte-Programm des sozialen Städtebaues in Wien" (1952) werden erste Maßnahmen zur Sicherung der Donauauen als wichtige städtebauliche Aufgabe definiert, seit den 1980er Jahren wird den Augebieten aus Gründen des Umwelt- und Gewässerschutzes erhöhte Beachtung geschenkt.
  
== Literatur ==  
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==Nationalpark==
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Ab 1973 gab es erste Planungen für einen Nationalpark Donau-March-Thaya-Auen. 1978 wurde die [[Lobau]] zum Naturschutzgebiet erklärt. Vier Jahre später wurden die Donau-March-Thaya-Auen in Niederösterreich zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. 1983 wurden die Donau-March-Thaya-Auen sowie die Untere Lobau als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung eingestuft.
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Die offizielle Gründung des Nationalparks Donau-Auen erfolgte am 27. Oktober 1996. Zwischen der Republik Österreich und den Bundesländern [[Wien]] und [[Niederösterreich]] wurde ein Staatsvertrag zur Errichtung und Erhaltung eines Nationalpark Donau-Auen von Umweltminister Martin Bartenstein, [[Bürgermeister]] [[Michael Häupl]] und Landeshauptmann Erwin Pröll unterzeichnet.
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2007 wurde der Wiener Teil zum Europaschutzgebiet erklärt.
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Der gesamte Nationalpark erstreckt sich auf eine Fläche von mehr als 9.300 Hektar, davon ca. 65% Auwald-, 15% Wiesen- und 20% Wasserflächen und ist der Lebensraum von mehr als 800 Arten höherer Pflanzen sowie mehr als 30 Säugetier-, 100 Vogel-, 8 Reptilien-, 13 Amphibien- und rund 60 Fischarten.
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Im Wiener Teil des Nationalpark Donau-Auen befindet sich das "nationalparkhaus wien-lobAU".
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==Literatur==  
 
* Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 75 ff. (Lobau), S. 81 (Pflanzenwelt)
 
* Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 75 ff. (Lobau), S. 81 (Pflanzenwelt)
 
* Ferdinand Starmühlner / Friedrich Ehrendorfer: Naturgeschichte Wiens. Band 2. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1972, S. 499 ff. (Die Aulandschaft; Hydrologie, Geologie, Bodenkunde: S. 499 ff; Pflanzen- und Tierwelt: S. 531 ff. [Donau], S. 577 ff. [Altwässer]; Tierwelt: S. 659 ff.; Pflanzenwelt: S. 675 ff)
 
* Ferdinand Starmühlner / Friedrich Ehrendorfer: Naturgeschichte Wiens. Band 2. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1972, S. 499 ff. (Die Aulandschaft; Hydrologie, Geologie, Bodenkunde: S. 499 ff; Pflanzen- und Tierwelt: S. 531 ff. [Donau], S. 577 ff. [Altwässer]; Tierwelt: S. 659 ff.; Pflanzenwelt: S. 675 ff)
 
* weitere Literatur bei den einzelnen Stichwörtern
 
* weitere Literatur bei den einzelnen Stichwörtern
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==Links==
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*[http://www.donauauen.at/ Nationalpark Donauauen]

Version vom 23. Mai 2017, 09:52 Uhr

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Augebiete gab es beiderseits der (unregulierten) Donau (einschließlich des Donaukanals und der Donauinseln [Haufen]) und des Wienflusses; nur Teile (Lobau) haben sich nach der Donauregulierung bis heute erhalten. Nach der Pflanzenwelt unterscheidet man Weiden-, Grauerlen-, Pappel- und Mischauen. Ortsnamen sowie von diesen oder vom Augebiet direkt abgeleitete Straßennamen erinnern daran, dass im Mittelalter, teilweise auch noch im 19. Jahrhundert, in den Bezirken 2, 9, 20, 21 und 22 weite Flächen von Auen bedeckt waren. Das Augebiet reichte im Mittelalter bis nahe ans Siedlungsgebiet im Bereich des Römerlagers heran; Jans Enenkel berichtet, dass der Berghof allein über den Donauauen stand. Im neunten Bezirk sind neben der Lagebezeichnung Oberer Werd die Roßau (Liechtensteinpalais am Rand der Donauauen) und die Spittelau, aber auch die Augasse zu nennen; die Begrenzung des Augebiets ist bis heute durch den Verlauf der Liechtensteinsstraße und Porzellangasse (ursprünglich ein Donaulauf) erkennbar geblieben. Die große Donauinsel (2. und 20. Bezirk) trug die Bezeichnung Unterer Werd (2) beziehungsweise Brigittenau (20; ursprünglich Wolfsau, größere Rodungen 1846 zwecks Gewinnung von Land für Gärtnereien), doch finden sich auch einzelne Aubezeichnungen (etwa Praterau [ Prater ] oder Venediger Au; außerdem wurde im heutigen zweiten Bezirk der Augarten angelegt. Am linken Ufer der Donau (21, 22) sind neben Leopoldau auch der (heutige) Floridsdorfer, Hirschstettner und Jedleseer Aupark sowie die Äugelgasse zu nennen. Am Wienfluss erinnern der Auhof (13) und die Gastwirtschaft "Zum Wolf in der Au" (14), in Rodaun eine Aumühle (Aumühlstraße) an Augebiete; es gab auch eine Penzinger Au. Weder bei der Projektierung der Donauregulierung noch im Zuge der Schaffung des Wald- und Wiesengürtels wurde eine Erhaltung der Augebiete zur Diskussion gestellt; noch nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Augebiete in der Lobau durch die Anlage des Ölhafens stark vermindert. Im "Acht-Punkte-Programm des sozialen Städtebaues in Wien" (1952) werden erste Maßnahmen zur Sicherung der Donauauen als wichtige städtebauliche Aufgabe definiert, seit den 1980er Jahren wird den Augebieten aus Gründen des Umwelt- und Gewässerschutzes erhöhte Beachtung geschenkt.

Nationalpark

Ab 1973 gab es erste Planungen für einen Nationalpark Donau-March-Thaya-Auen. 1978 wurde die Lobau zum Naturschutzgebiet erklärt. Vier Jahre später wurden die Donau-March-Thaya-Auen in Niederösterreich zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. 1983 wurden die Donau-March-Thaya-Auen sowie die Untere Lobau als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung eingestuft.

Die offizielle Gründung des Nationalparks Donau-Auen erfolgte am 27. Oktober 1996. Zwischen der Republik Österreich und den Bundesländern Wien und Niederösterreich wurde ein Staatsvertrag zur Errichtung und Erhaltung eines Nationalpark Donau-Auen von Umweltminister Martin Bartenstein, Bürgermeister Michael Häupl und Landeshauptmann Erwin Pröll unterzeichnet.

2007 wurde der Wiener Teil zum Europaschutzgebiet erklärt.

Der gesamte Nationalpark erstreckt sich auf eine Fläche von mehr als 9.300 Hektar, davon ca. 65% Auwald-, 15% Wiesen- und 20% Wasserflächen und ist der Lebensraum von mehr als 800 Arten höherer Pflanzen sowie mehr als 30 Säugetier-, 100 Vogel-, 8 Reptilien-, 13 Amphibien- und rund 60 Fischarten.

Im Wiener Teil des Nationalpark Donau-Auen befindet sich das "nationalparkhaus wien-lobAU".

Literatur

  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 75 ff. (Lobau), S. 81 (Pflanzenwelt)
  • Ferdinand Starmühlner / Friedrich Ehrendorfer: Naturgeschichte Wiens. Band 2. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1972, S. 499 ff. (Die Aulandschaft; Hydrologie, Geologie, Bodenkunde: S. 499 ff; Pflanzen- und Tierwelt: S. 531 ff. [Donau], S. 577 ff. [Altwässer]; Tierwelt: S. 659 ff.; Pflanzenwelt: S. 675 ff)
  • weitere Literatur bei den einzelnen Stichwörtern

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