Adelheid Popp

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Meldezettel von Adelheid Popp aus dem Bestand des Wiener Stadt- und Landesarchivs.
Daten zur Person
Personenname Popp, Adelheid
Abweichende Namensform Dworak, Adelheid
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 16473
GND 118595792
Wikidata
Geburtsdatum 11. Februar 1869
Geburtsort Inzersdorf bei Wien
Sterbedatum 7. März 1939
Sterbeort Wien
Beruf Politikerin, Arbeiterin, Journalistin, Schriftstellerin
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
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Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Adelheid Popp.jpg
Bildunterschrift Meldezettel von Adelheid Popp aus dem Bestand des Wiener Stadt- und Landesarchivs.
  • 13., Wolkersbergenstraße 1 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Mitglied des Provisorischen Gemeinderates der Stadt Wien (3.12.1918 bis 22.5.1919)
  • Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (22.5.1919 bis 10.11.1920)
  • Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (10.11.1920 bis 13.11.1923)
  • Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung (4.3.1919 bis 9.11.1920)
  • Abgeordnete zum Nationalrat (10.11.1920 bis 17.2.1934)
  • Mitglied des sozialdemokratischen Frauenreichskomitees (1898)
  • Mitglied des Parteivorstandes der SDAP (1918 bis 1933)

Adelheid Popp, geborene Dwořak, * 11. Februar 1869 Inzersdorf bei Wien, † 7. März 1939 Wien, Journalistin, Politikerin.

Biografie

Adelheid Popp wurde am 11. Februar 1869 als Adelheid Dwořak in Inzersdorf bei Wien geboren. Sie stammte aus schwierigsten sozialen Verhältnissen. Ihr Vater Adalbert war alkoholkranker Weber, ihre Mutter Anna nach der Geburt von 15 Kindern früh gealtert. Zehn Geschwister starben bereits im Kinderalter. Adelheid musste bereits mit zehn Jahren die Schule verlassen, um als Dienstmädchen und später als Heim- und Fabrikarbeiterin zum Familienunterhalt beizutragen. Durch die Arbeit in einer Fabrik für Bronzeerzeugnisse erkrankte die 13-Jährige schwer und kam im Spital – nach eigenen Angaben – erstmals zur Ruhe. 1909 veröffentlichte sie anonym unter dem Titel "Die Jugendgeschichte einer Arbeiterin" ihre Kindheitserinnerungen, die in zehn Sprachen übersetzt wurden.

Durch einen Kollegen ihres Bruders kam sie früh mit sozialdemokratischen Ideen in Berührung, las sozialdemokratische Zeitungen und begann mit aktiver Propaganda. Bereits mit 17 Jahren hielt sie eine leidenschaftliche Rede über die unerträgliche Situation von Arbeiterinnen. Führende Sozialisten wie Friedrich Engels, August Bebel, Jakob Reumann und Viktor Adler, dessen Frau Emma ihr Sprach- und Rechtschreibunterricht gab, wurden auf die begabte Agitatorin aufmerksam. Adelheid Popp wurde die erste Berufspolitikerin Österreichs, die aufgrund ihres Engagements von ihrer Partei angestellt wurde. Ab 1890 sprach Adelheid Popp in allen Teilen der Monarchie. Sie wurde Mitglied des Wiener Arbeiterinnen-Bildungsvereins und 1893 Vorsitzende des Lese- und Diskutierclubs "Libertas – Lese- und Diskutierclub".

Von 1892 bis 1933 nahm sie an allen Parteitagen der Sozialdemokraten (außer 1901, als die Geburt ihres Sohnes Felix kurz bevorstand) teil. Im Oktober 1892 schied sie aus der Korkfabrik, in der sie bis zuletzt gearbeitet hatte, aus und wurde Redakteurin der sozialdemokratischen Arbeiterinnen-Zeitung. Als das Blatt 1895 wegen "Herabwürdigung der Ehe und Familie" angeklagt wurde, wurde Adelheid Popp als verantwortliche Redakteurin zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

1893 beteiligte sie sich an der Organisation eines der ersten Frauenstreiks. 700 Arbeiterinnen forderten in einem dreiwöchigen Streik eine Verkürzung der Arbeitszeit und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. 1893 heirate sie den sozialdemokratischen Funktionär Julius Popp, mit dem sie zwei Söhne hatte, die beide jung starben.

1901 wurde Adelheid Popp Vorstand des Vereins der Heimarbeiterinnen von Wien-Ottakring. Gegen den erheblichen Widerstand der eigenen Parteispitze initiierte Adelheid Popp mit Therese Schlesinger 1902 den Verein sozialdemokratischer Frauen und Mädchen. Ab 1907 war sie Mitglied des Internationalen Sozialdemokratischen Frauenkomitees, dessen Vorsitz sie 1916 übernahm. In Amalie Seidel und Lotte Glas-Pohl fand sie Mitstreiterinnen beim Kampf um die politische Gleichberechtigung von Frauen. Bei den Friedenskundgebungen im Jänner und Februar 1917 in Wien war Adelheid Popp neben Therese Schlesinger die einzige Rednerin und sprach auch als einzige Frau im Konzerthaussaal am 11. November 1917 bei der Feier zum Sieg der Russischen Revolution. Nach dem Ersten Weltkrieg forderte Adelheid Popp die Wiederbelebung der Sozialistischen Internationalen.

Adelheid Popp war eine der führenden Politikerinnen in der Ersten Republik. Sie gehörte den Provisorischen Gemeinderat der Stadt Wien nach dem Ersten Weltkrieg an und kandidierte für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei im 16. Bezirk. Popp war von 1919 bis 1920 Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien, von 1920 bis 1923 Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. Zudem gehörte sie der Konstitutierenden Nationalversammlung an und war von 1920 bis 1934 Abgeordnete zum Nationalrat. Adelheid Popp, welche bereits am Parteitag 1896 eine Form der Quotenregelung forderte und sich maßgeblich für das aktive und passive Frauenwahlrecht einsetzte, zählte somit zu den ersten weiblichen Abgeordneten Österreichs. Auch als Parlamentsabgeordnete widmete sie sich vor allem Frauenthemen wie der Reform des Eherechts, forderte gleiche Löhne für Männer und Frauen und drängte auf eine Novellierung des Hausgehilfengesetzes sowie die Straffreistellung des Schwangerschaftsabbruchs.

Adelheid Popp, Wienbibliothek im Rathaus / Tagblattarchiv, Fotosammlung [Signatur:TF-008353

1933 schied sie aus gesundheitlichen Gründen aus dem sozialdemokratischen Parteivorstand aus. Während des Aufstandes des Republikanischen Schutzbundes im Februar 1934 befand sich Adelheid Popp im Spital und entging so der Verhaftung durch das Dollfuß-Schuschnigg-Regime. Ab 1934 lebte sie zurückgezogen in Wien und starb am 7. März 1939.

Die in den Jahren 1932/33 nach Plänen von Karl Ehn errichtete städtische Wohnhausanlage Adelheid-Popp-Hof in Ottakring wurde 1949 nach ihr benannt. 2011 wurde die Adelheid-Popp-Gasse in Floridsdorf und der Adelheid-Popp-Park in Hernals nach der Politikerin benannt.

Werke (Auswahl)

  • Adelheid Popp. Die Jugendgeschichte einer Arbeiterin von ihr selbst erzählt. München: E. Reinhardt 1909
  • Adelheid Popp: Die Arbeiterin im Kampf ums Dasein. Wien: J. Brand 1911
  • Adelheid Popp: Gedenkbuch. 20 Jahre österreichische Arbeiterinnenbewegung. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1912
  • Adelheid Popp: Erinnerungen. Aus meinen Kindheits- und Mädchenjahren. Stuttgart. J. H. W. Dietz 1915
  • Adelheid Popp: Frauen der Arbeit, schließt euch an! Ein Mahnruf. Wien: Brand 1919
  • Adelheid Popp: Der Weg zur Höhe. Die sozialdemokratische Frauenbewegung Österreichs – ihr Aufbau, ihre Entwicklung und ihr Aufstieg. Wien: Frauenzentralkomitee der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs 1929

Quellen

Literatur

  • Ilse Korotin: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3: P – Z. Wien [u. a.]: Böhlau 2016
  • Gabriella Hauch: Frauen bewegen Politik. Österreich 1848 – 1938. Innsbruck [u. a.]: Studienverlag 2009 (= Studien zur Frauen- und Geschlechterforschung, Band 10)
  • Edith Leisch-Prost [Hg.]: "Die Partei hat mich nie enttäuscht...". Österreichische Sozialdemokratinnen. Wien : Verlag für Gesellschaftskritik 1989
  • Sibylle Hamann: Eine muss die Erste sein. In: Falter 9/19, 27.02.2019, S. 20 - 21
  • Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1926. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963
  • Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918-1934. Wien: 1995

Links