Attila Hörbiger
Attila Hörbiger, *21. April 1896 Budapest, † 27. April 1987 Wien, Schauspieler, Kammerschauspieler, erste Gattin (1924) Consuela Martinez (* 1898), Sängerin, zweite Gattin (23. Dezember 1935) Paula Wessely, Schauspielerin.
Biografie
Nachdem er nach dem Ersten Weltkrieg als Leutnant abgerüstet hatte, inskribierte der Sohn des Technikers Johann Hörbiger zunächst an der Universität für Bodenkultur. Schon bald aber wählte er wie sein älterer Bruder Paul den Schauspielerberuf. Sein Bühnendebüt gab er am 9. Oktober 1919 in Wiener Neustadt in der Edmund-Eysler-Operette "Der fidele Geiger". Es folgten Jahre an kleineren Provinzbühnen, daneben spielte Attila Hörbiger bereits in den 1920er Jahren in Filmen mit. 1924 heiratete er die zwei Jahre jüngere Sängerin Consuelo Martinez, die er seit Kindertagen kannte. Die Ehe scheiterte aber bereits nach kurzer Zeit.
1928 erhielt Attila Hörbiger ein Engagement ans Theater in der Josefstadt, dessen Ensemble er bis 1949 angehören sollte. Gastspiele führten den Schauspieler unter anderem nach Berlin und zu den Salzburger Festspielen, wo er 1935 bis 1938 und 1947 bis 1951 den Jedermann gab.
Nach der Scheidung von Consuelo Martinez heiratete Attila Hörbiger am 23. Dezember 1935 seine Kollegin Paula Wessely. Am 8. Februar 1936 wurde die erste gemeinsame Tochter Elisabeth geboren. Sie ergriff ebenso wie ihre beiden jüngeren Schwestern Christiane und Maresa den Bühnenberuf.
Attila Hörbigers Position im "Dritten Reich" gilt als durchaus ambivalent. Er war Mitglied der NSADP (Mitgliedsnummer 6.295.909) und wirkte wie seine Frau Paula Wessely im NS-Propaganda-Film "Heimkehr" des Regisseurs Gustav Ucicky mit. Andererseits wurde das Eintreten des Ehepaares für jüdische Freunde und Kollegen von Joseph Goebbels mit Argwohn registriert. 1943 ehrte man Attila Hörbiger mit dem Titel "Staatsschauspieler". Das letzte Kriegsjahr verbrachte die Familie in Tirol. Nach dem Krieg konnten Hörbiger und Wessely hier in der französischen Besatzungszone als "Minderbelastete" auftreten, während sie in Wien Berufsverbot hatten.
Nach einem Entnazifizierungsverfahren kehrte Attila Hörbiger wieder ans Theater in der Josefstadt zurück und nahm auch seine Tätigkeit beim Film wieder auf. So stand er etwa in Karl Hartls "Der Engel mit der Posaune" mit seiner Frau und seinem Bruder vor der Kamera. Später arbeitete der Schauspieler auch für das Fernsehen.
Attila Hörbiger wurde 1950 Ensemblemitglied des Burgtheaters, das damals das Ausweichquartier im Ronacher nutzte. Im selben Jahr erhielt er den Titel Kammerschauspieler. Attila Hörbiger verfügte über ein breites Repertoire, das von Klassikern über das Wiener Volksstück (Ferdinand Raimund, Johann Nestroy) bis zur Moderne reichte. 1955 verkörperte Hörbiger bei der Wiedereröffnungspremiere im Haus am Ring Rudolf von Habsburg, 1971 wurde er Ehrenmitglied. Als Winter in Raimunds "Der Diamant des Geisterkönigs" nahm Attila Hörbiger 1985 Abschied von der Bühne.
Literatur
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
- Edda Fuhrich / Gisela Prossnitz [Hg.]: Paula Wessely, Attila Hörbiger. Ihr Leben, ihr Spiel. München: Langen-Müller 1985
- Angelika Hager: Wie österreichische Publikumslieblinge sich mit dem NS-Regime arrangierten. In: Profil, 23.02.2010 [Stand: 16.07.2020]
- Georg Markus: Die Hörbigers. Biografie einer Familie. Wien: Amalthea 2006
- Elisabeth Orth: Märchen ihres Lebens. Meine Eltern Paula Wessely und Attila Hörbiger. Wien: Molden 1975
- Gertrude Pichel: Paul und Attila Hörbiger. Diss. Univ. Wien. Wien 1949
- Schauspieler des Burgtheaters 1776–1976. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1976 (Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 43)