Paul Hörbiger

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Paul Hörbiger (r.) mit Stadtrat Hans Mandl anlässlich der Verleihung der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien (22.4.1964)
Daten zur Person
Personenname Hörbiger, Paul
Abweichende Namensform
Titel Kammerschauspieler, Staatsschauspieler
Geschlecht männlich
PageID 2838
GND 118552155
Wikidata Q647830
Geburtsdatum 29. April 1894
Geburtsort Budapest
Sterbedatum 5. März 1981
Sterbeort Wien
Beruf Schauspieler
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug NS-Zeit, Theater, Burgtheater (Institution), Burgtheatergalerie, Schauspieler, Film, Paul-Hörbiger-Weg, Ehrenmedaille
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 27.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 13. März 1981
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32 C, Nummer 52
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Paul hoerbiger.jpg
Bildunterschrift Paul Hörbiger (r.) mit Stadtrat Hans Mandl anlässlich der Verleihung der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien (22.4.1964)

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Nestroy-Ring (Verleihung: 1980, Übernahme: 6. Dezember 1980)
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 23. April 1974, Übernahme: 30. April 1974)
  • Deutscher Filmpreis (Verleihung: 1969)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 28. März 1977, Übernahme: 1. September 1977)
  • Girardi-Ring (Übernahme: 28. Juni 1972)
  • Goldene Kamera (Übernahme: 21. Februar 1977)
  • Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold (Verleihung: 20. März 1964, Übernahme: 22. April 1964)

Paul Hörbiger, * 29. April 1894 Budapest, † 5. März 1981 Wien, Schauspieler, Gattin (11. September 1921) Josepha "Pipa" Gettke (1895-1989).

Biografie

Paul Hörbiger kam am 29. April 1894 als dritter Sohn des Technikers Hanns und der ehemaligen Handschuhverkäuferin Leopoldine Hörbiger (geborene Janak) zur Welt. 1896 wurde sein Bruder Attila geboren.

Aus beruflichen Gründen übersiedelte Hanns Hörbiger mit seiner Familie 1902 nach Wien. Paul Hörbiger absolvierte die Schule am Benediktinerstiftsgymnasium St. Paul im Lavanttal und begann nach der Matura an der Technischen Hochschule Chemie zu studieren. Aufgrund seines Kriegsdienstes im Ersten Weltkrieg blieb das Studium ohne Abschluss.

Nach dem Krieg besuchte Paul Hörbiger die Theaterschule Otto. Er begann seine schauspielerische Laufbahn 1919 in Reichenberg als Schneider Zwirn in Nestroys "Lumpazivagabundus". 1920 kam er nach Prag, wo er sechs Jahre lang dem "Neuen Deutschen Theater" angehörte und sich als Charakterkomiker einen Namen machte. Von 1926 bis 1940 war Paul Hörbiger Mitglied des "Deutschen Theaters" in Berlin. 1935 gründete Paul Hörbiger mit Karl Künzel in Berlin die "Algefa-Film", in der als Regisseur Emo wirkte.

Schon am Ende der Stummfilmära war Hörbiger auch beim Film tätig. Unter den 23 Stummfilmen, die er in den Jahren 1928 und 1929 drehte, waren etwa Fritz Langs Abenteuerfilm "Spione" und das Drama "Der Sträfling aus Stambul" in der Regie von Gustav Ucicky. 1930 wandte sich Hörbiger dem Tonfilm zu. Bis 1938 spielte er in Streifen wie "Zwei Herzen im ¾ Takt" (1930), "Die Försterchristl", "Die lustigen Weiber von Wien", "Berge in Flammen", "Der verjüngte Adolar" (alle 1931), "Walzerkrieg" (1933), "Frühjahrsparade" (1934), "Lumpazivagabundus" und "Fiakerlied" (1936). Hörbiger verstand es, Dienstmänner, Hausmeister, Schuster ebenso gut zu verkörpern wie Ärzte, Kavaliere oder den Kaiser Franz Joseph. Max Ophüls vertraute Hörbiger 1933 in seiner "Liebelei"-Verfilmung die Rolle des alten Weiring an. In einer kleinen Nebenrolle war in dieser Produktion auch Hans Moser zu sehen. In der Kriegszeit spielte Paul Hörbiger in einer Reihe von Filmen mit österreichischer Thematik ("Opernball", "Wiener Geschichten", "Operette", "Schrammeln").

Anfänglich hegte der Künstler Sympathie für den "Anschluss" an Hitlerdeutschland. Gleich zahlreichen anderen Künstlerinnen und Künstlern stellte sich Paul Hörbiger nach dem durch Einmarsch der Wehrmacht vollzogenen Anschluss für Propagandazwecke zur Vorbereitung der "Volksabstimmung" am 10. April 1938 zur Verfügung. In seinen Lebenserinnerungen gibt Hörbiger an, trotz vorangegangener Anschlussempfehlung mit seiner Frau Josepha mit Nein gestimmt zu haben.

Nachdem sich Hörbiger mit seinem Eintreten für zwei jüdische Kollegen den Groll von Joseph Goebbels zugezogen hatte, musste er 1940 Berlin verlassen und kehrte nach Wien zurück. Lothar Müthel holte ihn ans Burgtheater. Sein Debüt gab Hörbiger in Hermann Bahrs Drama "Franzl" als Franz Stelzhammer. Es folgten 1941 der Schnoferl in Nestroys "Mädl aus der Vorstadt", 1942 Fortunatus Wurzel in Raimunds "Der Bauer als Millionär" und 1943 "Die Zwillinge von Venedig" von Goldoni. Außerdem trat Hörbiger 1943 als Papageno bei den Salzburger Festspielen auf.

In dieser Zeit sympathisierte der Schauspieler mit einer Widerstandsgruppe. Von Jänner bis April 1945 war Paul Hörbiger inhaftiert und wurde wegen Hochverrats und Wehrkraftzersetzung in Haft zum Tode verurteilt. Mit Kriegsende kam er frei. Am 23. April 1945 gehörte er (mit Leopold Arzt und anderen Persönlichkeiten sowie Vertretern aller politischen Parteien) zu den Gründern der Zeitung "Neues Österreich" und wurde außerdem Präsident des Fußballklubs "Vienna".

Neben seiner Theatertätigkeit widmete sich Paul Hörbiger auch nach dem Zweiten Weltkrieg hauptsächlich dem Film. 1947 produzierte Willi Forst "Hofrat Geiger" mit Hans Moser, Maria Andergast und Waltraut Haas in weiteren Hauptrollen. In "Der Engel mit der Posaune" (1948) nach dem Roman von Ernst Lothar standen die Brüder Paul und Attila Hörbiger sowie dessen Gattin Paula Wessely das einzige Mal gemeinsam vor der Kamera. Hörbigers Mitwirken im britischen Thriller "Der dritte Mann" (1949) trug wahrscheinlich neben Anton Karas' Musik wesentlich zur Popularität des Films in Österreich bei. Der Streifen "Hallo, Dienstmann" (1952 in der Regie Franz Antels) beruhte auf einer Idee Hörbigers. Es folgten "Mädchenjahre einer Königin" (1954) sowie "Die Deutschmeister" (1955).

Hörbiger fand in Hans Moser einen kongenialen Partner; beide bildeten mit Rudolf Carl, Fritz Imhoff und Leo Slezak, die wichtige Nebenrollen spielten, in der Hochblüte des Wiener Films ein erfolgreiches Quintett.

Der Schauspieler verkörperte in den rund 300 Filmen, die seine Popularität festigten, sympathische Volkstypen (Fiaker, Heurigensänger, Hausknechte, Dienstmänner und Handwerker), aber auch Künstler wie Johann Strauss (Vater), Lanner, Schrammel, Raimund, Grillparzer und Schubert.

Ernst Haeusserman holte ihn aus Berlin 1965 wieder ans Burgtheater. In seiner Antrittsvorstellung spielte er in Raimunds "Der Alpenkönig und der Menschenfeind" den Alpenkönig. Bühnenpartner war sein Bruder Attila als Rappelkopf. Im Alter entdeckte ihn auch das Fernsehen. So wirkte er in den Serien "Der alte Richter" und "Hallo – Hotel Sacher …Portier!" mit.

Der Volksschauspieler nahm auch einige Tonträger auf. Besondere Popularität erlangte seine Interpretation des Fiakerlieds.

2009 wurde der Paul-Hörbiger-Weg im 13. Bezirk nach dem Schauspieler benannt.

Werke

  • Paul Hörbiger: Ich hab für euch gespielt. Erinnerungen. München [u. a]: Herbig 1979

Quelle

Literatur

  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Walter Fritz: Kino in Österreich 1929−1945. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1991
  • Michael Horowitz: Paul Hörbiger. Lebensbilder. Wien: J & V − Edition Wien / Dachs-Verlag 1993
  • Georg Markus: Die Hörbigers. Biografie einer Familie. Wien: Amalthea 2006
  • Curt Riess: Das gab's nur einmal. Wien: Molden 1977
  • Friedrich Weissensteiner: Publikumslieblinge. Wien: Kremayr & Scheriau 1993
  • Herwig Würtz [Hg.]: Paul Hörbiger, Hans Moser. Zwei Wiener Schauspiel-Legenden. [Katalog 228. Wechselausstellung der Wiener Stadt und Landesbibliothek]. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1994

Weblinks